SPUK. Howard Phillips Lovecraft. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Howard Phillips Lovecraft
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783752914245
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fühlt sein Herz

      Den scharfen Schmerz;

      Durch sein Mark Bebt die Pein Spitz wie Pfeile.

      Er soll zittern,

      Er soll brennen,

      Er soll keuchen und sich winden

      Doch vergeblich.

      Schmerzen sollen ihn martern,

      Krämpfe ihn schütteln;

      Er soll winseln ohne Kraft,

      Bis er stirbt Elendiglich!

      Als sich die Alte zurückzog, kam eine andere Hexe ans Feuer und hub an:

      Über Berge und Täler, über Wälder und Wüsten,

      Ritten wir auf unseren edlen Besenstielen

      Und kamen in wilder Eile,

      Und der Grund unseres Kommens, ihr kennt ihn wohl,

      Ist die neue Hexe, die sich heut zu uns gesellen soll.

      Dieser Hymne folgte ein wildes Lachen, und jetzt kam ein anderer Hexenmeister und sang:

      Schlag die Wasser, Demdikes Tochter!

      Bis die Stürme über uns brausen;

      Bis der Donner uns begräbt

      Und die Blitze uns beleuchten!

      Schlag die Wasser, Demdikes Tochter!

      Tod und Mord komme über unsere Feinde!

      Während diese Worte erklangen, verließ eine Frau den Kreis, warf den Umhang mit der grauen Kapuze zurück, in den sie eingehüllt war, und zeigte die Züge von Elizabeth Device, einer von Mrs. Nutters Dienerinnen, einer Frau von üblem Ruf. Ihre Anwesenheit in der schrecklichen Versammlung überraschte Alizon nicht, vergrößerte jedoch ihr Entsetzen.

      Als der Mann seinen Gesang beendet hatte, sammelten sich über ihren Köpfen dräuende Wolken, die alle Sterne verdunkelten, welche bisher den Himmel erleuchtet hatten. Dann erhob sich plötzlich ein heftiger Wind, doch statt den Dunst zu vertreiben, schien er ihn nur noch undurchdringlicher zu machen. Ein gegabelter Blitz durchzuckte die Luft, und ein lautes Donnergrollen rollte über ihnen hinweg. Dann sang die ganze Truppe gemeinsam:

      Schlag die Wasser, Demdikes Tochter!

      Sieh, wie sich die Stürme sammeln;

      Blitze zucken - Donner grollen,

      Wilde Winde singen ihren lauten Chor!

      Einige Augenblicke wütete der Sturm furchterregend. Der Wind peitschte um die verfallenen Mauern, doch drinnen fühlte man seinen Atem nicht, und man hörte den Regen sintflutartig niederprasseln, obgleich kein einziger Tropfen durch das offene Dach drang. Der Donner ließ die Wände und Pfeiler des alten Gebäudes erbeben und drohte, sie von ihren Fundamenten zu stürzen, doch sie widerstanden den Stößen. Blitze umspielten den hohen Kirchturm, der sich an dieser Seite des Gottestempels erhob, und Hefen von seiner zersplitterten Spitze bis auf den Boden, ohne Schaden anzurichten. Die roten Keile fuhren harmlos in die Erde, obgleich sie genau zu den Füßen der schrecklichen Versammlung niedergingen, die über den fürchterlichen Tumult ungezügelt lachte. Während der Sturm am schlimmsten tobte, während die Blitze wild zuckten und der Donner laut krachte, ging eine andere Hexe mit einer Wärmpfanne in der Hand auf das Feuer zu, stellte die Pfanne darauf, warf bestimmte Kräuter und Wurzeln hinein und sang dazu:

      Hier ist der Saft geschroterten Mohns,

      Mit schwarzem Nieswurz wohl versetzt;

      Hier ist Alrauns blutende Wurzel,

      Vermischt mit Nachtschattens tödlicher Frucht;

      Viperndrüse voller Gift,

      Aus einem Tier, das noch nicht tot;

      Natternhaut und Rabenfeder,

      Mit Käfernschuppen gut vermischt:

      Drachenkraut und Barbatus,

      Schierling, schwarz und todbringend;

      Hirschhorn und Storaxrot,

      Kiebitzblut, um Mitternacht Brennen in der heißen Pfanne,

      Drehen sich in scharfen Dämpfen,

      Durch die starke Fumigatio

      Höret diese Invocatio,

      Geister! Ich beschwör euch her,

      Jeder, der mich hört, erscheine!

      Nach einem Augenblick Pause begann sie von neuem:

      Klosterbrüder in weißen Roben,

      Deren Schritte einst in den kalten Mauern klangen

      Und die heute unter diesen Platten schlafen,

      Stehet auf.

      Äbte! Gefürchtet von den Schwachen,

      Verehrt von den Leichtgläubigen,

      Die dies mächtige Bauwerk errichteten!

      Stehet auf!

      Und du letzter Schuldiger!

      Durch die Lust schlummernder Macht,

      Von den Genossen noch im Tod gefürchtet!

      Stehe auf!

      Und du, Schöne, die missachtet

      Die Gelübde, die deine Lippen vortäuschten;

      Die befleckte ihre schneeigen Gewänder!

      Stehe auf!

      Während dieser Beschwörung verstummte die freudig erregte Versammlung, und die Anwesenden blickten sich in lautloser Erwartung des Ergebnisses um. Dann glitt eine lange Prozession von Mönchsgestalten in weißen Kutten langsam die Seitenschiffe entlang und sammelte sich um den Altar. Die kupferbedeckten Steine im Presbyterium hoben sich, als hingen sie an Scharnieren, und aus den gähnenden Gräbern unter ihnen stiegen feierliche Gestalten, sechzehn an der Zahl, mit Mitren auf den Häuptern und Bischofsstäben in den Händen, die sich in ähnlicher Prozession zum Altar begaben. Dann hörte man einen lauten Schrei, und aus einer Seitenkapelle kam die Mönchsgestalt in wehendem Gewand, die Dorothy die Kapelle hatte betreten sehen, und die sich zu ihren Brüdern am Altar gesellen wollte, doch diese winkten sie drohend hinweg. Ein Weiterer durchdringender Schrei folgte, und eine weibliche, wie eine Nonne gekleidete Gestalt von überirdischer Schönheit kam aus der gegenüberliegenden Kapelle und schwebte zum Feuer. Zufrieden über diesen Beweis ihrer Macht winkte die Hexe mit der Hand, und der lange Zug der Schatten glitt fort, wie er gekommen war. Die geisterhaften Äbte kehrten in ihre Gräber zurück, und die Steine schlossen sich wieder über ihnen.

      Der Sturm hatte fast aufgehört, der Donner grollte nur noch in Abständen, und dann und wann leckte ein Blitz an den Wänden. Die schreckliche Menge hatte ihre Rituale wieder aufgenommen, als plötzlich die Tür der Sakristei aufflog und eine große weibliche Gestalt herauskam.

      Alizon wusste nicht, ob sie ihren Augen trauen sollte. Konnte die fürchterliche Frau in der eigenartig geschnittenen weißen Robe, gegürtet mit einem schmiedeeisernen Reifen, in den geheimnisvolle Buchstaben gegraben waren, mit einer langen, glänzenden Klinge in der Hand, teuflische Wut in ihren wild rollenden Augenkreisen, den bleichen Hauch des Todes auf den Wangen und das rote Brandmal auf den Brauen - konnte diese furchterregende Frau mit den schwarzen, aufgelösten Flechten, die ihr über die Schultern wogten, diese Frau mit den herrischen Gesten, konnte sie Mrs. Nutter sein? Denn eine Mutter war sie nicht mehr, wenn sie es wirklich war! Wie kam sie zu dieser schrecklichen Versammlung? Warum grüßte man sie so unterwürfig, fiel vor ihr auf die Knie und küsste den Saum ihres Gewandes? Warum stand sie so stolz in der Mitte der Anwesenden und streckte die messerbewehrte Hand über ihnen aus? War sie ihre oberste Gebieterin, und beugten sie sich deshalb so tief, als sie nahte, und erhoben sich deshalb so andächtig auf ihr Geheiß? War diese furchtbare Frau, die jetzt