Sie trafen endlich ein, die neun - eine traurige Gruppe, ihrer Gewänder beraubt und sicher gefesselt. Cesare, der Fürst Borgia, blickte sie prüfend an. Dann machte er ein Zeichen, dass man sie näher herbrachte und auf die Knie zwang; wieder studierte er ihre Gesichter. Er beugte sich vor, um zu ihnen zu sprechen. »Wusstet ihr nicht, dass dies das Lager des Fürsten Borgia ist, eh?... Und doch raubtet ihr die Leichen seiner Gefallenen!... Schweine! Wisset, dass ihr jetzt sterben müsst; macht euch bereit, vor euren schwarzen Meister zu treten.« Er zeigte auf die Männer. »Kleidet sie ganz aus und nagelt sie an die Kreuze... achtet darauf, dass ihre Köpfe nicht die Erde berühren.« Dann wandte er sich an René. »Nimm ihre schwarzen Hostien und mach sie mit deinem Zauber weiß.«
Der Magier verbeugte sich und schlurfte fort.
«Sorgt dafür, dass auf jedes Kreuz ein Stück von den Talgkerzen gestellt wird, die diese Schweine benutzt haben«, befahl der Fürst seinen Männern. »Sie müssen so hingestellt und angezündet werden, dass jeder einzelne heiße Talgtropfen das Gesicht der Männer darunter streift; es soll sie an ihre Ewigkeit erinnern.« Plötzlich erschien René wieder, in seinen Händen neun weiße Oblaten, die noch einen Augenblick zuvor schwarz gewesen waren. Diese reichte er Cesare und trat zur Seite, um die weiteren Befehle des Fürsten Borgia zu erwarten.
»Um diese Aasgeier zu bestrafen«, murmelte Cesare, »kann ich entweder Weiße oder Schwarze Magie benutzen... und ich habe das Vergnügen, die Schwarze zu nehmen. Glaubt Ihr nicht auch, dass die Schwarze passender ist, René?«
»Hoheit weiß es am besten.« Der Magier neigte den Kopf. »Schwarz ist auch gefährlicher.«
»Umso besser«, sagte Cesare und schritt nach vorn. »Kommt!« Gehorsam folgte ihm René. Der Fürst Borgia blieb vor dem ersten der neun stehen und presste eine der ungeweihten weißen Oblaten in den Mund des Mannes. Im selben Augenblick murmelte René ein kurzes lateinisches Ritual. Cesare wartete, bis der Magier fertig war; dann ging er zum zweiten, wiederholte den Vorgang, und wieder sagte der Magier das Ritual auf. So wurden alle neun abgefertigt. Dann wandte sich Cesare wieder an seine Gefolgsleute.
»Bringt mir die Schädel, die diese Aasgeier benutzt haben.« Zwei Männer brachten die Schädel, die der Magier vorsichtig in beide Hände nahm. Der Fürst Borgia ging zu ihm und tauchte seine Hände in die Flüssigkeit, die sich in den Schädeln befand; dann wandte er sich um und begann, die Körper an den Kreuzen mit der Flüssigkeit zu bespritzen. Das vollendet, schritt er zur Seite und übergab dem Magier die Leitung des Rituals.
René warf die Schädel von sich, so dass sie vor den Kreuzen niederfielen und die nassen Gesichter der neun noch mehr von Flüssigkeit benetzt wurden. Dann nahm er von einem der Gefolgsleute eines der schwarzen Gewänder entgegen, die im Hain getragen worden waren, und zog es über seine Kleidung. Nun fing er plötzlich an, zu gestikulieren und zu rufen und wiederholte schließlich mit unglaublicher Schnelligkeit das gesamte Ritual der Schwarzen Messe von hinten und verkündete danach mit lauter Stimme siebenmal den Namen Beelzebub.
Der Klang seiner Stimme war kaum erstorben, als aus den Tiefen des Himmels auch schon eine dichte schwarze Wolke hervorbrach, die stark an ein großes, stumpfschwarzes Samttuch erinnerte, das in der Luft aufgehängt war. Sie schwebte einen Augenblick über den Kreuzen; senkte sich dann plötzlich herab, und sofort wurde der Schwefelgestank, mit dem die Luft gesättigt war, unerträglich. Instinktiv drängten sich die Soldaten zusammen und entfernten sich; aber René wich keinen Schritt. Einen Augenblick umhüllte die schwarze Wolke die Kreuze, wand und krümmte sich um sie; dann entstand plötzlich ein bläulicher Schein, und unvermittelt schoss eine helle Flamme empor... und war wieder fort.
Dann sahen die betroffenen Soldaten, dass die Kreuze zwar genauso unversehrt geblieben waren, wie man sie gemacht hatte, dass die Körper der neun aber verschwunden waren, und mit ihnen die Schädel und die Talgkerzen - doch unter jedem Kreuz lag ein winziger Haufen Asche!
»Meine Messe ist vorbei«, sagte Cesare, Fürst Borgia. »Und ich bin sehr müde... und du, Midi? Komm.«
Die beiden Männer entfernten sich gemeinsam, und hinter ihnen glitt die zusammengekrümmte, erschöpfte Gestalt des Magiers durch das Schweigen.
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