Das Collier der Lady Ira. Mara Laue. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Mara Laue
Издательство: Bookwire
Серия: Ein Edinburgh-Krimi mit Glen Kincaide
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783948483500
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traurig. »Leider ist Eifersucht – krankhaft oder nicht – nicht strafbar.«

      »Leider!«, stimmte er ihr nachdrücklich zu.

      Sie schüttelte den Kopf. »Okay, Harrington ist höchstwahrscheinlich nicht der Täter. Hoffen wir, dass die Assistentin mehr weiß.«

      ***

      Fiona Gall, eine Mittdreißigerin mit blauen Augen und einer flammenroten Lockenpracht, die an das Mädchen aus dem Film »Merida« erinnerte, war sichtlich mitgenommen vom Tod ihrer Chefin. Das Gesicht blass, der Ausdruck tieftraurig, die Bewegungen fahrig, und ihre Hand zitterte, als sie sich Tee einschenkte, den sie auch Morven und Durie anbot, die aber beide dankend ablehnten.

      »Wer tut denn so was?«, fragte sie und trank einen Schluck Tee, an dem sie sich den Mund verbrannte, die Tasse klirrend auf die Untertasse setzte und auf den Tisch zurückstellte. »Wie kann ich helfen?«

      »Mrs Harrington hat am Abend ihres Todes angeblich einen Kunden erwartet, der noch spät etwas abholen wollte«, antwortete Morven. »Zumindest hat sie das gegenüber ihrem Mann behauptet. Wissen Sie etwas darüber?«

      Fiona Gall nickte. »John MacDonald. Er hatte bei ihr ein Schmuckstück bestellt, das er seiner Frau zum Geburtstag schenken wollte.«

      Morven und Durie sahen einander an. Also hatte es den späten Kunden wohl tatsächlich gegeben.

      »Aber in dem computergeführten Terminkalender war dieser Termin nicht eingetragen«, teilte Durie ihr mit.

      »Was?« Fiona Gall schüttelte den Kopf. »Das kann nicht sein. Ich habe ihn selbst eingetragen, nachdem Mr MacDonald ihn am Tag zuvor telefonisch mit Mrs Harrington vereinbart hatte. Ich habe ihn noch extra rot markiert, weil er so spät war und Mrs Harrington immer sehr pünktlich Feierabend machte. Sie musste – wollte immer sehr pünktlich zu Hause sein.«

      »Wollte sie das oder musste sie, weil sonst ihr Mann einen Eifersuchtsanfall bekommen hätte?«, hakte Durie nach.

      Fiona Gall errötete leicht. »Das wissen Sie also schon.« Sie seufzte. »Sie musste. Mr Harrington hat einmal einen Riesenaufstand gemacht. Wir – also, Mrs Harrington und ich – saßen gemeinsam über dem Jahresabschluss. Irgendwas stimmte nicht, und wir haben verzweifelt den Fehler gesucht, der sich einfach nicht finden lassen wollte. Wir waren so vertieft darin, dass wir nicht auf die Zeit geachtet haben und Mrs Harrington deshalb vergessen hat, ihren Mann anzurufen und ihm Bescheid zu sagen, dass sie sich verspätet.«

      Morven ahnte, wie die Geschichte weiterging.

      »So ungefähr gegen neun Uhr platzte Mr Harrington ins Geschäft und machte eine Szene, weil er glaubte, seine Frau wäre mit einem anderen Mann zusammen.« Fiona Gall schüttelte den Kopf. »Er hat alles durchsucht, wo sich ein Mensch hätte verstecken können. Aber denken Sie bloß nicht, dass er an die Unschuld seiner Frau geglaubt hat, als er keinen nackten Mann im Kleiderschrank fand.« Ihre Stimme triefte vor Sarkasmus, und sie verzog angewidert das Gesicht. »Stattdessen hat er ihr unterstellt, ihr Lover wäre schon gegangen, und er hätte ihn bloß verpasst. Und obwohl ich ihm versichert habe, dass ich die ganze Zeit mit seiner Frau zusammen war und wir wirklich nichts anderes getan haben, als den Fehler zu suchen, hat er das nicht geglaubt und mir ins Gesicht gesagt, dass ich lüge, um seine Frau zu decken.«

      »Haben Sie?«, hakte Durie nach.

      »Himmel, nein!« Fiona Gall hob abwehrend beide Hände. »Für so was gebe ich mich nicht her.« Sie schüttelte den Kopf. »Das würde ich nicht mal für meine beste Freundin tun.«

      Womit sie klargestellt hatte, dass sie nur die Angestellte ihrer Chefin, aber nicht ihre Freundin gewesen war.

      Sie blickte Morven und Durie bedrückt an. »Ich glaube, er hätte sie geschlagen, wenn ich nicht da gewesen wäre.« Sie schnaufte. »Wäre ja nicht das erste Mal gewesen. Mrs Harrington hat schon manches Mal ein blaues Auge gehabt. Und sie hat sich nur nicht scheiden lassen aus Angst, dass er sie dann umbringt.«

      »Hat sie das gesagt?«

      Fiona Gall nickte. »Mehrfach. Und an dem besagten Abend habe ich das auch mit eigenen Ohren gehört. ›Wenn du einen anderen hast oder mich verlässt, bringe ich dich um!‹, hat er gedroht. Und die Faust gegen sie geschüttelt. Wie gesagt: Ich bin mir sicher, dass er sie geschlagen hätte, wenn ich nicht da gewesen wäre.« Sie nickte heftig, um ihren Worten Nachdruck zu verleihen.

      Das warf ein neues Licht auf die Sache. Harrington hatte seine Frau vielleicht nicht selbst umgebracht, könnte aber durchaus jemanden dafür engagiert haben. Zum Beispiel Mr John MacDonald.

      »Was ist mit diesem MacDonald?«, fragte Morven aus diesem Gedanken heraus. »Hatten Sie den Eindruck, dass es ein echter Auftrag ist oder nur ein Vorwand?«

      Fiona Gall blickte sie verständnislos an. »Vorwand – wofür?« Sie schüttelte den Kopf. »Ich habe nie mit dem Mann persönlich zu tun gehabt. Er war nur einmal da, um mit Mrs Harrington den Auftrag zu besprechen, und da war ich gerade in der Mittagspause. Und sie hat mir nichts weiter darüber gesagt, außer dass er ein Schmuckstück in Auftrag gegeben hat, dessen Anfertigung eine Weile dauern würde.«

      »Um was für ein Schmuckstück handelte sich?«, hakte Durie nach.

      »Das weiß ich nicht. Mrs Harrington hat mich in die Kundenaufträge nur eingeweiht, nachdem sie das jeweils bestellte Schmuckstück fertig hatte. Dann hat sie es mir gezeigt und nach meiner Meinung gefragt. Aber vorher durfte niemand etwas Konkretes wissen und es erst recht nicht ansehen, bevor es nicht fertig war.« Fiona Gall zuckte mit den Schultern. »Sie war in dem Punkt ein bisschen abergläubisch. Und ich habe auch nie nachgefragt. Ging mich ja nichts an. Aber ich glaube, es muss entweder eine mehrreihige Halskette oder ein dicht an dicht mit kleineren Edelsteinen besetztes Armband gewesen sein, denn andere Anfertigungen dauern – dauerten bei Mrs Harrington in der Regel nicht ›eine Weile‹ in dem Sinn, den sie gemeint hat.«

      »Von welchem Zeitraum sprechen wir?«, erkundigte sich Durie.

      »Mindestens vier Wochen. Und das auch nur, wenn sie die benötigten Zutaten – Materialien – vorrätig hatte oder sie leicht zu besorgen waren. Zum Beispiel das Besorgen eines schwarzen Opals dauert seine Zeit, weil diese Steine nicht nur selten sind, sondern sehr verschieden in der Qualität und natürlich im Grad ihrer Dunkelheit.« Sie lächelte flüchtig. »Denn im Gegensatz zu ihrer Bezeichnung sind schwarze Opale niemals vollständig schwarz. Sie haben immer diesen für Opale typischen perlmuttartigen Farbschimmer, sonst sind es keine Opale. Und natürlich mussten das Material auch schon weitgehend verarbeitungsfertig, also vorgeschliffen sein. Wenn sie zum Beispiel einen Rohdiamanten selbst komplett schleifen musste, dauerte das seine Zeit. Sie hat auch ein Zertifikat als Edelsteinschleiferin und die entsprechenden Gerätschaften in der Werkstatt.«

      Morven empfand einen Anflug von Ungeduld. Sie wollte keinen Vortrag in Edelsteinkunde und deren Verarbeitung, sondern hatte einen Mord aufzuklären.

      Fiona Gall musste ihr das wohl ansehen oder spüren, denn sie wurde ernst und räusperte sich, was verlegen klang. »Aber es gibt Akten über jeden Spezialauftrag«, kam sie wieder zum eigentlichen Thema zurück. »Die sind im Computer hinterlegt. Weil Mr MacDonald seine Bestellung an dem Abend abholen wollte, muss das Schmuckstück ja fertig gewesen sein. Mrs Harrington hat immer akribisch dokumentiert, was die Kunden wünschen, damit hinterher niemand behaupten kann, dass sie etwas nicht so gemacht hat, wie sie beauftragt wurde.«

      »Kam das vor?«, wollte Durie wissen.

      Fiona Gall nickte. »Mindestens einmal, aber das war vor meiner Zeit. Und seitdem hat sie diese Akten geführt, wie sie mir mal sagte. Und von jedem fertigen Schmuckstück hat sie natürlich auch Fotos gemacht und die der Akte beigefügt.« Sie lächelte flüchtig. »Falls mal ein Stück noch im Laden oder später beim Kunden gestohlen wird, hätte sie der Polizei mit dem Foto helfen können.«

      Morven fand das sehr vorausschauend, denn nicht alle Menschen fotografierten für ebenso einen Fall ihre Wertsachen. »Hatte Mrs Harrington Feinde oder Neider, die ihr das Leben schwer gemacht haben?«, stellte sie eine der üblichen Routinefragen.

      »Außer