Nach der Geburt hatte ich sofort wieder mit dem Arbeiten begonnen, da ich während meines Mutterschaftsurlaubs nicht bezahlt wurde. Doch es war mir unmöglich geworden, im Morgengrauen mit zwei kleinen Kindern mit dem Bus zu fahren. Glücklicherweise hatte mir mein Chef erlaubt, ab fünf Uhr abends zu putzen. Mounir schlief in seinem Wagen, während Youns durch den Supermarkt rannte, der sein zweites Zuhause geworden war. Er berührte nichts, was in den Regalen stand. Ich hatte ihm erklärte, dass man die Bonbons erst essen durfte, nachdem man sie an der Kasse bezahlt hatte. Manchmal stand er vor diesem Paradies an Regalen voller Süßigkeiten, die jedes Kind hätten verrückt werden lassen, er stand da und betrachtete sie mit den Händen hinter dem Rücken. Es war, als hätte er Angst, dass ihm seine Hände außer Kontrolle geraten und einfach eine Packung der Bonbons nehmen könnten. Ich sehe ihn noch heute vor mir, in seinen Hosen und dem Hemd und einer von Hand gemachten Weste. Eines Tages hielt mein Chef an und nahm eine Packung mit Schokolade umhüllter Nüsse aus dem Regal, bückte sich hinunter zu Youns und gab sie ihm. Er streichelte ihm über den Kopf, küsste ihn auf die Stirn und sagte: »Du bist ein braver Junge.« Ich sah dies von weitem und sagte: »Besser nicht. Ich möchte nicht, dass es zur Gewohnheit wird, dass er Süßigkeiten bekommt, wenn die Kassen bereits geschlossen sind. Er muss die essen, die ich mit nach Hause bringe, ansonsten muss er warten bis morgen, wenn ich ihm diese kaufe.« Mein Chef antwortete: »Youns kann alles haben, was er sich wünscht. Sie können die leere Verpackung aufbewahren und die Süßigkeiten morgen bezahlen.« Youns lächelte breit, ein Lächeln, das von einem Ohr zum anderen reichte, während er die Schokolade genoss und hörte, dass er ab heute nicht mehr bis zum nächsten Tag warten musste. Er wurde vom ganzen Personal verwöhnt, wie ein Lieblingsplüschtierchen.
Zum Glück half mir Bilal oft beim Putzen oder passte auf die Kinder auf, bis ich mit der Arbeit fertig war. Oder aber er ging zuerst mit den Kindern nach Hause und ich kam um neun Uhr abends nach. Wenn wir zu Hause waren, waren wir todmüde, besonders Bilal, der den ganzen Tag unterwegs war. Doch dies waren leider die Opfer, die wir bringen mussten, um die Schulden abzuzahlen, sowie den Unterhalt für Miriam zu erbringen und Geld an unsere Familien zu schicken. Auch ich hatte damit begonnen, ab und an etwas Geld zu schicken, um die Armut meiner Familie etwas zu mildern.
Mounir wuchs offensichtlich gesund heran, mit Ausnahme eines Ekzems, das ihn fürchterlich juckte. Er hatte entzündete Flecken am ganzen Körper. Er weinte viel und schlief nur wenig, weder er noch ich. Ich verstand, dass er litt, er wollte sich kratzen, war jedoch zu klein, um dies zu tun. Er war vier Monate alt und vollständig von meiner Milch abhängig, von der ich so viel hatte, dass ich zwei oder drei Kinder hätte ernähren können. Eines Tages, während des Essens, schob ich ihm etwas hartgekochtes Eigelb in den Mund. Er zog Grimassen, während er es hinunterschluckte. Ich stillte ihn und legte ihn schlafen. Nach einer Weile spürte ich in meinem Herzen, dass ich nachsehen musste. Ich erschrak mich zu Tode, als ich ihn sah, er war rot und aufgebläht wie ein Ballon. Ich nahm ihn hoch und rannte mit ihm in die Notaufnahme. Nach einer Untersuchung sagte der Arzt, es handle sich um eine Allergie. Daraufhin begann ich damit, ihm Mahlzeiten probieren zu lassen, wie zum Beispiel Gemüse- und Obstpüree. Er reagierte oft allergisch. Der Kinderarzt verschrieb ihm eine Salbe und eine Spezialseife, um ihn von seinem Juckreiz zu befreien. Die allergischen Reaktionen änderten sich ständig, mal waren sie besser und mal schlechter. Mein armer Kleiner war immer unruhig und weinte, manchmal ununterbrochen. So konnte ich weder nachts noch tagsüber gut schlafen, daher weinte auch ich vor Müdigkeit, da es mir sehr schwer fiel, nach schlaflosen Nächten und langen ermüdenden Tagen noch arbeiten zu gehen. Ich konnte es kaum erwarten, müde und ausgelaugt nach Hause zu kommen, um zu essen und mich ins Bett fallen zu lassen, obwohl ich natürlich wusste, dass ich auch diese Nacht wieder nicht gut schlafen würde. Glücklicherweise ging mir Bilal sehr zur Hand, indem er oft abends kochte, wenn er mit den Kindern früher von der Arbeit nach Hause gegangen war, oder auch am Wochenende.
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