Lexikon der Gewebe. Thomas Meyer zur Capellen. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Thomas Meyer zur Capellen
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783866415034
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mit der Bezeichnung „bamboo kun“ gibt es keinen Nachweis durch ein Prüfinstitut (Hohenstein, Testex). Selbst wenn die lebende Bambuspflanze antibakterielle Eigenschaften hätte, wie dies viele lebende Pflanzen natürlicherweise haben, so würden diese durch die Auflösung im Cellulosebad vernichtet werden. Ebenso anzuzweifeln sind angeblich in der Faser enthaltene Anteile von Honigpektin, die sich positiv auf die Haut auswirken sollen. Laboranalysen zeigen, dass Viskosefasern (Filamente) solche Eigenschaften nur durch Additive haben können, wenn diese im Extrusionsprozess beigefügt werden. Der irreführende Name Bambusfaser stellt somit ein marketingstrategisches Instrument dar, das den Kunden glauben machen möchte, es handele sich hier um eine „neue“ Naturfaser. Seit 2011 werden jedoch die sogenannten Bambustextilien mit dem Hinweis ausgezeichnet, dass es sich um Viskose-Produkte handelt, die auf Basis Bambuszellstoff produziert wurden.

      2. Von der Schweizer Firma Litrax wird (in Taiwan, China) durch einen aufwändigen mechanischen, enzymatischen Prozess aus dem Stammmaterial eine Bambusbastfaser gewonnen, mit einer Stapellänge von 70–150 mm. Diese kann auf 88 mm, 65 mm oder durch einen Cottonisierungsprozess auf 38 mm eingekürzt werden. Dabei spielen die Selektion und das Alter der Spezies eine bedeutende Rolle. Da das Endprodukt mit ca. 5,8 dtex relativ steif ist, mischt man es mit Baumwolle, Wolle, Seide oder Lyocell (Tencel von Lenzing). Das Produkt wird unter dem Namen Litrax L1 geführt.

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      Abb.: Bambusfaser

      Litrax versucht die bisherige Forschung nach Europa zu bringen, da die Asiaten eher nicht an Naturfaser-Engineering interessiert sind, sondern nur existierende Waldbestände (Bambus) für die Industrie fördern wollen. Die Firma Litrax will deshalb eine weitere Entwicklung mit geeigneten Partnern in der EU vorantreiben, nicht nur im Bereich Bambus. Allerdings sind Forschungslabors noch sehr zurückhaltend, da der Massenmarkt im Textilbereich Fasern mit feineren Titern bevorzugt. Gemäß Litrax könnten die Fasern bedeutend feiner sein, wenn die Auswahlkriterien enger spezifiziert sind, wie dies auch bei Lyocell-Fasern der Fall ist (Lenzing hat sehr enge Kriterien).

      Für die Bereiche Möbel und Fußböden wird das mechanisch extrahierte Bambusfaserbündel mit Hochdruck und Resin (Kunstharz) wieder zu holzähnlichen Strukturen zusammengepresst, die sich gut verarbeiten lassen, aber, je nach Klima, starke Schwankungen in Stabilität und Endform aufweisen.

      Quelle: www.litrax.com

      Bandhani, Ableitung aus dem Hindi-Wort baandh = Abbinden; diese Handelsbezeichnung weist sowohl auf die Technik als auch auf das fertige Gewebe hin. → Plangi, → Adire, → Shibori.

      Bandstreifengewebe, engl. = rayé fabric; Musterungsart, bei der schärungsbedingt breite, verschiedenfarbige Längsstreifen entstehen. Der Schusseintrag ist uni. Die optische Wirkung kann durch Bindungseffekte verstärkt werden. Dieser Köper wird unterschiedlich aneinandergelegt, sodass die Streifen auch durch die Bindung gekennzeichnet sind.

      Der Begriff umfasst verschiedene Gewebetypen: den gewöhnlichen Köper (K 3/1) nennt man Croisé-Barchent (→ Croisé), mit feinerem Grat (K 2/1) heißt er Finette-Barchent (→ Finette). Der Finette wird heute überwiegend als gleichseitiger Köper gewebt (K 2/2). Der Atlas-Barchent (5-bindig) ist eine sehr kräftige Gewebeausführung und wurde früher als Futterstoff für die Schwerkonfektion eingesetzt (z. B. Wintermäntel), → Satinette. Der Rauprozess führt aber zu Festigkeitseinbußen. Früher war der Barchent auch unter den Namen Schlosserhemden-Barchent, Kleiderbarchent und Futterbarchent bekannt.

      Der Name Barchent ist heute nur noch selten zu finden, stattdessen ist die Bezeichnung „Wintercotton“, oder Finette üblich geworden.

      Einsatz: Arbeitskleidung, Bettwäsche, Hemden, Winterhosen und Mäntel.

      Anmerkung: Im Mittelalter war Barchent ein Mischgewebe aus Leinen und Baumwolle (Baumwolle allein konnte man noch nicht verspinnen) und konnte sich im 14. Jahrhundert vor allem in Deutschland neben den einheimischen Woll- und Leinengeweben durchsetzen.

      Barège, nach der gleichnamigen Stadt in den Pyrenäen benanntes, leichtes, gazeartiges Seidengewebe; überwiegend in Dreherbindung gewebt und damit weniger schiebeanfällig als der vergleichbare → Chiffon.

      Barré, frz. barre = Stab, Querstange, Querleiste; Bezeichnung für eine Querstreifenmusterung, die bindungstechnisch oder über Farbeffekte konstruiert wird. Teilweise wird auch eine plastische Querrippenmusterung als Barré bezeichnet. „Tarvers“ ist eine andere Bezeichnung für „Barré“, der Gegensatz ist Rayé (→ Zusatzbezeichnungen zu Handelsnamen).

      Basische Farbstoffe (Kationische Farbstoffe), engl. = basic dyestuff; → Farbstoffe Unterpunkt 8.

      Basselisse, engl. = low warp loom, basse-lisse; Begriff aus der Bildteppichweberei. Bei der Basselisse-Technik liegt die Kette waagrecht (Gegensatz: Hautelisse-Technik); → Gobelin.

      Bastfasern, engl. = bast fibers; Weidfasern, Stängelfasern, cellulosische Pflanzenfasern, die im Gegensatz zu Samenfasern (Baumwolle) nicht aus Einzelfasern bestehen, sondern aus Bastfaserbündeln, die durch Pektine verklebt sind. Zu den Bastfasern gehören u. a. → Flachs (Leinen), → Hanf, → Jute.

      Abb.: Bastfasern

      Bastseide, engl. = bast silk, raw silk, ecru silk, unboiled silk, gummed silk; Name nach ind. und chin. Rohseiden des Tussahspinners, die im Handel als → Honan und → Shantung bezeichnet werden. Gemeint sind naturfarbige, aber auch bedruckte Rohseidengewebe in Taftbindung mit krachendem Griff und unregelmäßiger Fadenstruktur. Meist zeigt Bastseide Titerschwankungen in Schussrichtung. Die Bastseide kann auch aus Viskosefaserstoff und Polyester imitiert werden.

      Einsatz: Kostüme, Kleider, Jacken sowie Deko- und Möbelstoffe.

      Batavia, engl. = batavia silk; lat. Name für die Niederlande, bis 1950 Name von Djakarta (Hauptstadt von Indonesien); im Textilbereich eine alte Bezeichnung für ein dichtes Seiden- oder Chemiefasergewebe in 4-bindigem Gleichgratköper, bei dem der Grat auf beiden Seiten klar zum Ausdruck kommt. Batavia zeichnet sich durch einen weichen Griff und einen fließenden Fall aus. Die Ware ähnelt dem → Seidentwill.

      Einsatz: Kleider, Kostüme und Jacken.