„Und worin mag eine solche solide Basis bestehen, Herr Talbot?“
„Ihr müsst Euch selbst gegenüber Härte beweisen. Ihr müsst Euer Leben riskieren und kämpfen. So wie in der Schlacht gegen die Scorpios.“
Siralen strich sich die Haare zurück und trat hinter dem Schreibtisch hervor. „Ich verstehe.“
Talbot presste die Hände an seinen Körper und hob erneut das Kinn. Offenbar hatte er nichts weiter zu sagen. Und augenscheinlich war ihm irgendetwas unangenehm, denn seine Wangen erröteten leicht.
„Ist alles in Ordnung?“
„Ja … Nein, um ehrlich zu sein, nicht.“ Er straffte sich, schien nach den rechten Worten zu suchen.
„Ich hatte von den Plänen des Brigadiers Ragna MacGythrun gehört“, sagte er so leise, dass sie sich nach vorne beugen musste, um ihn zu verstehen. Dann festigte sich seine Stimme. „Ich ahnte, was passieren würde, und habe Euch nicht gewarnt. Das wäre meine Pflicht gewesen. Es tut mir leid.“
Siralen musterte ihn, seine plötzlich unsichere Haltung, das gequälte Gesicht … die Jungenhaftigkeit, die den erwachsenen Soldaten unkenntlich machte.
„Nun, jetzt seid Ihr hier, um diesen Fehler wieder gut zu machen. Das habt Ihr allen anderen, die davon wussten, voraus, oder nicht?“
„Wenn Ihr es so sagt …“
„Dann freue ich mich, Euch als meinen Adjutanten zu haben. Ich werde das Kommando morgen von Eurem Amtsantritt in Kenntnis setzen.“
Er salutierte. „Vielen Dank. Ich werde mich des Postens würdig erweisen.“
„Davon gehe ich aus. Ihr könnt wegtreten.“
Als Orsen Talbot gegangen war, löste Siralen träge den Webgürtel von ihren Hüften, schälte sich aus ihrer Tunika und den Wildlederbeinlingen und schlüpfte in das Nachthemd, das ihr in weichen Falten den Körper hinabfiel. Tauron würde erst spät von seinen Pflichten zurückkehren. Dann eben alleine in den Schlaf gleiten.
Armer Orsen. Jetzt steckte der junge Krieger mit beiden Füßen im Morast zwischen den Fronten seiner Kameraden. Und es stand zu befürchten, dass ihre Gegner bei weitem mehr waren als ihre Befürworter. Es würde also nicht einfach für ihn werden. Orsen Talbot ein Freiwilliger … Einer, der sie unterstützen wollte. Ein zum Gehorsam verpflichteter Berater hätte auch keinen Sinn ergeben.
Wie auch immer, sie hatte endlich ihren Adjutanten – ein kleiner Lichtblick. Und dann war da ja auch noch der große Lichtblick. Bald würden sie und Tauron Hochzeit feiern. Sie wollten auf der Weiterfahrt um die Nordspitze des Kontinents nach einem geeigneten Ort dafür Ausschau halten. Der druidische Teil der Hochzeit sollte ja an Land stattfinden.
All das hob Siralens Stimmung. Da war nur eines, das sich vehement gegen das Hochgefühl sträubte. Chara … Der Vertrauensmissbrauch der Assassinin saß ihr wie ein Alb auf dem Herzen.
Seufzend schlüpfte Siralen unter die Bettdecke. Sie wollte gerade nach ihrem Tagebuch greifen, als ihre Hand erstarrte.
Ein Stück Pergament lag zusammengefaltet auf ihrem Nachttisch und neigte sich wie ein sterbendes Vögelchen zur Seite. Irgendetwas sagte Siralen, dass es sich dabei nicht um eine Nachricht Taurons handelte. Das Zittern, mit dem ihre Hand nach dem Pergamentschnipsel griff, wurde zum Zeugen dieser Befürchtung. Es war, als wäre die Dunkelheit der Nacht mit einem Mal auf ihre Schlafstatt gefallen. Während Siralen die Nachricht entfaltete, lauschte sie ihrem Herzschlag, der laut in ihren Ohren widerhallte. Dann begann sie zu lesen. Sie las die erste Zeile, die zweite, noch einmal die erste … und schloss resigniert die Augen. Ein Schauer der Angst und Scham lief ihr den Rücken hinab. Dann war sie also die nächste Zielperson.
Was wollt Ihr?
Wir können euch helfen.
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