Anhang 2: Geschwisterrollen bei Erwachsenen 148
Der Wandel der Sozialisationsthemen 148
Talent oder Tugend 149
Frank J. Sulloway: «Der Rebell in der Familie» 150
Anhang 3: Ein dynamisches Konzept der Polarität 155
Polaritäten, Zyklen, Rhythmen 155
Der dritte Aspekt der Pole: Die Wechselwirkung des Zyklus 157
Einige statistische Resultate - Christine Bruchez 163
1 Die Entwicklung der vergleichenden Befragung 163
2 Ergebnisse 167
Bedingungen 167
Charakteristische Zeichen und deren Vergleich 169
3 Grenzen und Schlussfolgerung 187
Impressum
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek:
Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie.
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© 2021 novum publishing
ISBN Printausgabe: 978-3-99107-264-5
ISBN e-book: 978-3-99107-265-2
Lektorat: Elisabeth Pfurtscheller
Umschlagfoto: Zagorodnaya | Dreamstime.com
Umschlaggestaltung, Layout & Satz: novum publishing gmbh
Innenabbildungen: Ingo F. Schneider, Seite 171, 172: Aline Fleury
www.novumverlag.com
Vorwort
Ein besonderer Dank gilt hier Gérard Savournin, Arzt anthroposophischer Orientierung und mein Praxispartner in Lausanne.
In jahrelanger Zusammenarbeit konnten wir unsere Erfahrungen und Ideen über das Geschwisterthema und deren Dreigliederigkeit austauschen sowie die Beschreibungen der verschiedenen Geschwister durch Karl König weiterführen.
Danksagung
meinen Kindern, Serafina und Ellio
meiner Frau Mile Arnold und ihrer Familie
meinen Eltern und meinen Geschwistern
meinen Patienten
Dieses Buch entstand während 20 Jahren unter der Beteiligung von zahlreichen Freunden, Bekannten und Kollegen mit ihrer Kritik, ihren Anregungen und Vorschlägen. Ich möchte hier all diesen «Koautoren» meinen Dank aussprechen und erwähne unter ihnen folgende Namen:
Meine Lehrer Hiroshi Nosaki, Dina Rees, und Akinobu Kishi
Marcel Brander
François Fleury
Michel Heller
Nicole Aiassa
Christine Bruchez
Marc Schäfer
Urs D. Büttikofer
Alice Arnold
Ilse und Alissa Mangold
Nadine Fleury
Gérard Savournin
Vorwort
Warum versucht Anna schon früh, wie Vater und Mutter, mit Messer und Gabel zu essen, während ihre kleine Schwester noch lange mit der Hand isst? Warum bleibt ein ältestes Kind, wenn Besuch kommt, erst einmal auf Distanz und beobachtet, während der kleinere Bruder ohne Scham mit dem Besucher spricht. Warum sorgt sich ein erstgeborener Erwachsener darum, ob man ihn erkennt, anerkennt und ob man ihn respektiert, während sich ein Zweitgeborener eher fragt, ob man ihn sympathisch, lieb und lustig findet. Immer wieder treffen wir in unserem Alltag auf solche Verschiedenheiten, sowohl wir Erwachsene, wenn wir uns mit unserer Umgebung vergleichen, als auch die Eltern, die solche Unterschiede bei ihren Kindern feststellen.
Eltern sind immer wieder beeindruckt von der reichhaltigen Verschiedenheit ihrer Kinder. Dabei wird gern übersehen, dass gerade diese Verschiedenartigkeit der Kinder ein grosses kreatives Potenzial in der Dynamik geschwisterlicher Beziehungen darstellt. Oft taucht die Frage auf, woher diese Verschiedenheit kommen könnte. Gelegentlich erkennt man bei dem einen oder anderen Kind Gesichtszüge, Körperhaltungen oder Verhaltensweisen des Vaters, der Mutter, der Grosseltern, Onkel und Tanten, und man erkennt genetische Bestimmungen. Auch an geschlechtliche Unterschiede wird gedacht, oder es werden elterliche Erlebnisse während Schwangerschaft und Geburt diskutiert.
Aber besonders in der Erziehung werden Erklärungen für die Verschiedenheit der Geschwister gesucht. Dann stellen sich Eltern oft bange Fragen, was sie wohl bei dem einen oder anderen Kind anders gemacht haben. Ein wichtiges Anliegen der Eltern ist ja, gerecht zu sein, was oft dazu führt, dass sie versuchen, die Kinder gleich zu behandeln. Sie sind aber mit der Tatsache konfrontiert, dass dies grundsätzlich gar nicht möglich ist, denn zum einen sind die Kinder verschieden alt, was unterschiedliche Verhaltensweisen erfordert, und zum anderen machen die Eltern bei jedem Kind neue Erfahrungen, die ihr Verhalten bei den nächsten Kindern ändern.
Bei diesem Zwiespalt zwischen der Sorge um Gerechtigkeit in der Erziehung einerseits und der Verschiedenheit der Geschwister anderseits ist es naheliegend, dass der Stellung des Kindes innerhalb der Geschwisterreihe auch eine Bedeutung zukommt. In meiner Arbeit mit zahlreichen Familien setzte sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass jedes Kind bei seiner Ankunft eine andere Situation vorfindet und dass diese Situation ebenso wie andere Einflüsse für seine weitere Entwicklung verantwortlich ist. Es ist, unabhängig vom Einfluss der Erziehung, nicht das Gleiche, ob ein ankommendes Kind nur seine beiden Eltern vorfindet oder ob schon ein oder sogar mehrere Kinder anwesend sind. Es zeigte sich, dass dem Kind bei seiner Ankunft gar keine andere Möglichkeit bleibt, als die Rolle seiner Stellung in der Geschwisterreihe zu übernehmen.
Das Wissen um die Unausweichlichkeit der Rollenübernahmen erleichtert die Eltern häufig, da ihnen damit ein Teil der elterlichen Verantwortung abgenommen wird. Besonders in der weitverbreiteten Situation der modernen Kleinfamilie, in der beide Eltern arbeiten, ist es nicht verwunderlich, dass junge Eltern ihre Kinder in einer Stimmung erziehen müssen, in der Ängste und Schuldgefühle vorherrschen. Das ständige sich Anklammern an Normen, Erziehungsideale und ein «objektiv-richtiges» Verhalten lässt immer weniger Platz für freie Gefühlsäusserungen und für die unbelastete Freude an den Kindern. Mit dem Erkennen der, jeder Familie innewohnenden, Rollenübernahmen der Kinder können die Eltern viel leichter jedes Kind in seiner Eigenart erkennen, begleiten und es in seiner Entwicklung unterstützen.
Auch für Erwachsene ist das Erkennen ihrer eigenen Rollen oft eine Erleichterung. So ist es für einen Erstgeborenen