Achtsames Selbstmitgefühl unterrichten. Кристин Нефф. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Кристин Нефф
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Зарубежная психология
Год издания: 0
isbn: 9783867813242
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der CFT (Compassion Focused Therapy), insbesondere das CFT-Modell der Emotionsregulation und mitfühlenden Imagination, mit der Positiven Psychologie und säkularen Adaptionen traditioneller buddhistischer kontemplativer Praktiken wie der Metta- und Tonglen-Meditation. Wichtige informelle Praktiken sind bei MBCL die Atemräume der Freundlichkeit und des Mitgefühls, die vom Drei-Minuten-Atemraum der MBCT adaptiert wurden. Ähnlich wie bei MSC geht es bei MBCL explizit um die Kultivierung von Qualitäten wie Güte, Mitgefühl, dankbarer Freude und Gleichmut/Gelassenheit. Einige Elemente von MSC, die man auch bei MBCL findet, sind »Die Selbstmitgefühlspause«, »Der Sinnesgenuss-Spaziergang«, der »Bodyscan mit Mitgefühl«, das »Selbstmitgefühl im Alltag« und das Konzept des Backdrafts. Vielleicht ist der besondere Fokus auf die Kultivierung von Selbstmitgefühl bei MSC das Merkmal, das die beiden Methoden am deutlichsten unterscheidet. Erwähnenswert ist, dass sowohl MBCL als auch MSC überwiegend von der Achtsamkeitstradition beeinflusst wurden, während die anderen Mitgefühlstrainingsprogramme einen stärkeren tibetischen »Touch« haben. Früher galt, dass man zuerst einen MBSR- oder MBCT-Kurs absolvieren musste, bevor man an MBCL teilnehmen konnte, aber inzwischen wurde diese Regel gelockert.

      Bei einer Pilotstudie mit ambulanten Psychiatriepatienten, die nach Absolvierung eines MBCT-Kurses in einem örtlichen Achtsamkeitszen­trum an dem neun Sitzungen umfassenden MBCL-Programm teilnahmen, berichteten die Teilnehmenden von einer Zunahme an Selbstmitgefühl (13 Prozent) und Achtsamkeit sowie einem Rückgang von Depressionen (Bartels-Velthuis et al., 2016). Eine zweite Pilotstudie (Schuling et al., 2018) mit Teilnehmern mit rezidivierenden Depressionen ergab ebenfalls, dass MBCL das Selbstmitgefühl steigerte (14 Prozent). Frühe Ergebnisse einer randomisierten kontrollierten Studie (Schuling, 2018; Schuling et al., 2016) zeigen zudem, dass Personen mit rezidivierenden Depressionen, die nach einem MBCT-Kurs am MBCL-Programm teilnahmen, im Vergleich mit einer Gruppe, die die übliche Behandlung erhielt, von einer signifikanten Steigerung des Selbstmitgefühls (15 Prozent), der Achtsamkeit und der Lebensqualität sowie einem Rückgang depressiver Symptome und Grübelei berichteten.

      Compassion-focused Therapy (CFT)

      CFT wurde von dem renommierten britischen Psychologen Paul Gilbert (2000, 2005, 2009) entwickelt, um das Problem der Selbstkritik und Scham bei stationären Psychiatriepatienten anzugehen. CFT basiert auf der Evolutionspsychologie, der kognitiven Verhaltenstherapie und der tibetisch-buddhistischen Psychologie. CFT schließt eine breite Palette von Praktiken ein, die unter dem Begriff Compassionate Mind Training bekannt sind (CMT; Gilbert und Proctor, 2006; Matos, Duarte, Duarte, Gilbert und Pinto-Gouveia, 2018) und in erster Linie darauf abzielen, Selbstmitgefühl zu entwickeln, wie wir es von einem klinischen Programm erwarten können, bei dem die Linderung persönlicher Not im Vordergrund steht. Bei CFT wird Achtsamkeit genutzt, um die Aufmerksamkeit für das Mitgefühlstraining zu stabilisieren und um zu beleuchten, wie der menschliche Geist – besonders angesichts von Bedrohungen – funktioniert. Diese Form der Behandlung hilft Klienten, die Fähigkeiten und Eigenschaften eines selbstmitfühlenden Geistes zu entwickeln, vor allem, wenn sie gewohnheitsmäßig dazu neigen, sich selbst zu beschämen und anzugreifen.

      CFT hilft, sich automatischer emotionaler Reaktionen (wie beispielsweise Selbstkritik), die sich im Laufe der Zeit entwickelt haben, bewusster zu werden, zu verstehen und zu erkennen, wie diese Muster oft in der frühen Kindheit verstärkt wurden. Die wichtigsten Prinzipien der CFT bestehen darin, Menschen zu helfen, auch sich selbst Herzenswärme und Verständnis entgegenzubringen, sie zu motivieren, für ihr eigenes Wohlbefinden zu sorgen, und sie dabei zu unterstützen, ihre eigenen Bedürfnisse sensibel wahrzunehmen, persönliche Schwierigkeiten zu tolerieren und die Neigung zur Selbstverurteilung zu verringern (Gilbert, 2009). Obwohl CFT eine Form der Einzeltherapie ist, wird sie manchmal in einem zeitlich begrenzten Gruppentherapieformat vermittelt, das von vier bis zu sechzehn Wochen dauern kann.

      Die Entwicklung von CFT ging der von MSC voraus, und eine Reihe von Elementen der CFT haben Eingang in MSC gefunden – darunter die Erkenntnis, dass die Physiologie des Mitgefühls bei allen Säugetieren im System der Fürsorge für den Nachwuchs verankert ist (siehe Kapitel 10), oder das Visualisieren eines idealen mitfühlenden Bildes, um Mitgefühl zu aktivieren (Kapitel 17, Meditation »Der mitfühlende Freund/die mitfühlende Freundin«), sowie das Einstimmen auf den beruhigenden Rhythmus des Atems (Kapitel 11, Meditation »Liebevolles Atmen«). Bei der CFT gibt es drei verschiedene Ansätze, um Mitgefühl zu wecken, die es auch bei MSC gibt: nämlich Mitgefühl vom Selbst zum anderen (zum Beispiel: »Wie würdest du einen Freund behandeln?«), Mitgefühl vom anderen zum Selbst (zum Beispiel: »Was würde eine mitfühlende Freundin zu dir sagen?«) und Mitgefühl vom Selbst zum Selbst (zum Beispiel: »Was würde dein mitfühlendes Selbst jetzt zu dir sagen?«). Psychotherapeuten, die MSC lehren, sind in der Regel auch mit CFT vertraut.

      Es existiert eine umfangreiche empirische Literatur über CFT, die an dieser Stelle nicht ausreichend behandelt werden kann (für Rezensionen siehe Kirby, 2017; Leaviss und Uttley, 2015). Diese Forschungen legen nahe, dass CFT das Selbstmitgefühl effektiv steigern kann und eine wirksame Behandlungsmethode für Menschen mit unterschiedlichsten klinischen Beschwerdebildern ist. So ergab beispielsweise eine randomisierte kontrollierte Studie mit ambulanten Patienten, die an Essstörungen litten, dass eine zwölfwöchige CFT zu einem höheren Zuwachs an Selbstmitgefühl (34 Prozent) und einer deutlicheren Verringerung von Scham und Essstörungspathologien führte als herkömmliche Behandlungsmethoden (Kelly et al., 2017). Eine weitere randomisierte Studie (Gharraee, Tajrishi, Farani, Bolhari und Farahani, 2018) ergab, dass nach zwölf Wochen CFT der Selbstmitgefühls-Level (28 Prozent) und die Lebensqualität gestiegen waren, während Ängste bei Personen mit Sozialphobien abgenommen hatten. Eine Studie von Parry und Malpus (2017) zeigte, dass eine achtwöchige CFT das Selbstmitgefühl erhöhte (32 Prozent) und Depressionen und Ängste bei Personen mit chronischen Schmerzen verringerte.

      Brähler und Kollegen (2013) führten eine randomisierte kontrollierte Studie durch, bei der sechzehn CFT-Sitzungen mit einer herkömmlichen Behandlung bei Patienten mit Schizophrenie verglichen wurden, und stellten fest, dass die CFT-Gruppe mehr Mitgefühl in Bezug auf schmerzliche Aspekte ihrer Psychose und deutlichere klinische Verbesserungen zeigte und gleichzeitig einen Rückgang depressiver Symptome und wahrgenommener gesellschaftlicher Ausgrenzung erlebte. Zusammenfassend kann man sagen, dass CFT eine vielversprechende Methode ist, um Menschen mit unterschiedlichsten klinischen Störungen zu helfen, Selbstmitgefühl zu entwickeln, selbst wenn ihre gewohnheitsmäßige Art, mit sich selbst in Kontakt zu treten, maladaptiv ist.

      Untersuchungen legen nahe, dass CMT-Praktiken auch bei nichtklinischen Populationen wirksam sind. Beaumont, Rayner, Durkin und Bowling (2017) fanden heraus, dass Psychotherapeuten in Ausbildung, die an sechs CMT-Sitzungen teilnahmen, sich danach als selbstmitfühlender erlebten (12 Prozent). Auch Matos und Kollegen (2018) stellten fest, dass bereits zwei CMT-Sitzungen plus zwei Wochen des Praktizierens signifikante positive Effekte mit sich brachten, wie beispielsweise eine verbesserte Herzfrequenzvariabilität, und mehr Mitgefühl für sich selbst und andere sowie einen signifikanten Rückgang der Scham und Selbstkritik, der Angst vor Mitgefühl und der Stresssymptome bewirkten (zur Messung des Selbstmitgefühls wurde anstelle der SCS die CEAS verwendet).

      Forschungen zum MSC-Programm

      Obwohl das MSC-Programm, das in diesem Manual vorgestellt wird, noch am Anfang steht, gibt es immer mehr Hinweise darauf, dass es wirksam Selbstmitgefühl und andere Aspekte des psychischen Wohlbefindens steigert und dass die im MSC-Training erlernten Skills dauerhaft aufrechterhalten werden. Auf diese Forschungsergebnisse gehen wir hier etwas ausführlicher ein, da sie das Programm, wie es im weiteren Verlauf dieses Buches beschrieben wird, empirisch untermauern.

      Wir führten mit dem MSC-Programm zunächst eine kleine Pilotstudie (Neff und Germer, 2013) mit 21 Teilnehmenden durch (95 Prozent weiblich, Durchschnittsalter = 51,26 Jahre). Dabei stellten wir fest, dass die Teilnahme am Programm zu einer signifikanten Steigerung des Selbstmitgefühls (34 Prozent), der Achtsamkeit, der sozialen Verbundenheit, der Lebenszufriedenheit und des Glücksempfindens führte und Depressionen, Angstzustände sowie Stress verringerte. Auf der Grundlage dieser ermutigenden Ergebnisse führten wir als Nächstes eine randomisierte kontrollierte Studie mit dem MSC-Programm durch (Neff und Germer, 2013),