Akteur-Beobachter-Verzerrung siehe S. 337
Die Akteur-Beobachter-Verzerrung besteht darin, dass Personen, die aktiv in einen sozialen Prozess (z. B. eine Diskussion) eingebunden sind, ihr eigenes Verhalten eher durch Situationseinflüsse erklären, während Beobachter des gleichen Prozesses diesen eher durch Dispositionseinflüsse (Persönlichkeit, Einstellung, Motivation) verursacht sehen (Storms, 1973). Aus der Perspektive der Mitarbeiter (Akteure) werden somit eher Situationsinformationen (z. B. Arbeitsbedingungen) zur Interpretation von Misserfolgen herangezogen, aus der Perspektive des Vorgesetzten (Beobachters) hingegen eher Dispositionsinformationen (z. B. Unfähigkeit). Die Akteur-Beobachter-Verzerrung bewirkt auch Diskrepanzen in der Einschätzung der Handlungsfreiheit, indem etwa die Beobachter stärker als die Akteure vermuten, dass Letztere sich in Zukunft ebenso verhalten werden wie bisher (Nisbett et al., 1973), oder indem Vorgesetzte ihren eigenen Freiheitsspielraum wesentlich eingeschränkter sehen als ihre Untergebenen (Gurwitz & Panciera, 1975). Aus Kulturvergleichen kann der Schluss gezogen werden, dass zumindest zwischen Ost und West (»Kollektivismus« – »Individualismus«) ebenfalls unterschiedliche Tendenzen in der Ursachenzuschreibung existieren.
Aktivationstheorie siehe S. 300
Eine Emotionstheorie, die der Formatio reticularis im Hirnstamm eine emotionssteuernde Rolle zuschrieb.
Aktivierung siehe S. 170
Hier ist der Grad der Aktivierung des zentralen Nervensystems gemeint (engl. »arousal«). Wenn organismusinterne oder -externe Reize auftreten, die vermutlich oder tatsächlich Lebensrelevanz besitzen (z. B. Umweltveränderungen, Anblick von Nahrung, Schmerzen, Bedrohungen), erhöht sich das Niveau der allgemeinen Aktivierung im Zentralnervensystem und damit einhergehend die Intensität der neuronalen Informationsverarbeitung. Einen experimentellen Hinweis auf die lernfördernde Wirkung eines erhöhten neuronalen Aktivierungsniveaus liefert das »Brain-Trigger-Design« (Guttmann & Bauer, 1984), mittels dessen die Vorgabe von Lernmaterialien in Phasen erhöhter neuronaler Aktivierung um 25 % bessere Merkleistungen nachweisbar waren. Bei den meisten höher entwickelten Lebewesen befindet sich im Stammhirn ein entsprechendes → Aktivierungssystem, welches sowohl auf Veränderungen in der Umwelt (Wahrnehmungssituation) als auch auf Änderungen im Organismus
(Bedürfnislage) anspricht und eine Steigerung der Aktivierungslage im Zentralnervensystem auslöst (»Orientierungsreaktion«).
Aktivierungsmanagement siehe S. 109
Einem sinnvollen »Aktivierungsmanagement« für den Alltag kommt große Bedeutung zu, da die geistige und körperliche Leistungsfähigkeit des Menschen entscheidend von der Bewusstseinslage abhängt.
»Aktivierungsmanagement« | Maßnahmen gegen Müdigkeit:
Stark wirksam:
1. Koffeinhaltige Genussmittel (Kaffee, Tee, Softdrinks, Schokolade, Wirkung von 15 Minuten bis 5 Stunden)
2. Kurzschlafphasen (»Schläfchen«, die 10–15 Minuten, maximal aber 45 Minuten dauern sollten)
3. Kernschlaf (mindestens 4 Stunden Schlaf stabilisiert den Biorhythmus und fördert die geistige und körperliche Regeneration)
Begrenzt wirksam:
1. Nikotin (schnelle Aktivierungswirkung, je nach Dosis eventuell bis 30 Minuten; reduziert Schlafqualität)
2. Temperaturreduktion und Ventilation (nur bei Sauerstoffmangel effektiv)
3. Bewegungsübungen (maximal 30 Minuten wirksam)
4. Hintergrundmusik, Konversation u.Ä. (reduziert kurzfristig vorhandene Monotonie)
(Ergebnisse einer Untersuchung des U.S. Department of Transportation an Beschäftigen im Transportwesen; McCallum et al., 2003)
Aktivierungssystem siehe S. 171
Bei den meisten höher entwickelten Lebewesen befindet sich im Stammhirn ein entsprechendes Aktivierungssystem (engl. »activating system«), welches sowohl auf Veränderungen in der Umwelt (Wahrnehmungssituation) als auch auf Änderungen im Organismus (Bedürfnislage) anspricht und eine Steigerung der Aktivierungslage im Zentralnervensystem auslöst (»Orientierungsreaktion«). Eine elektrische Stimulation dieses Aktivierungszentrums bewirkt eine Verschärfung der Wahrnehmung, Steigerung der Aufmerksamkeit, Beschleunigung der Informationsverarbeitung und eine Erhöhung der Reaktionsgeschwindigkeit, während eine Schädigung (z. B. als Folge von Encephalitis lethargica) oder Zerstörung (z. B. durch Verletzung) befristete bzw. dauerhafte Schlafzustände auslöst (Guttmann, 1972).
aktuelles Wohlbefinden siehe S. 375, 391
Gesundheit hat viel mit Wohlbefinden zu tun. Die subjektive Befindlichkeit des Menschen spiegelt jedoch nicht nur seinen physischen und psychischen Zustand, sondern auch seine soziale und ökologische Lebensumwelt wider. Während sich in Äußerungen zum aktuellen Wohlbefinden eher die momentan vorherrschenden Emotionen der Person niederschlagen, ist das → habituelle Wohlbefinden als Bewertung des Befindens über einen längeren Zeitraum hinweg, zumeist von kognitiven Einschätzungen der eigenen Lebenslage bestimmt (Abele & Becker, 1991).
akustische Wahrnehmung siehe S. 154
Wie die visuelle Wahrnehmung zählt auch die akustische Wahrnehmung zu den »Fernsinnen«, das heißt, sie vermittelt Informationen über körperferne Umweltbereiche. Sie dient somit einer frühzeitigen Orientierung und bahnt sehr effektiv (oft reflexartig) die Aufmerksamkeit durch »Richtungshören«.
Alkohol siehe S. 410
Die legale Droge Alkohol ist nicht zu unterschätzen, und zwar auch in ihren Folgewirkungen, wie Verkehrsunfällen, Arbeitsunfällen, Ehekonflikten oder Gewaltakten. Von Schädigungen dieser Art sollen etwa 10 bis 20 % der deutschen Bevölkerung betroffen sein. Bis eine bereits alkoholabhängige Person einer effektiven Therapie zugeführt wird, vergehen durchschnittlich sechs bis zehn Jahre. Die Sterberate ist bei Alkoholkranken verglichen mit der Normalbevölkerung um das Zweibis Fünffache erhöht (ebenso die Selbstmordrate).
Alternativhypothesen siehe S. 80
Da die praktische Bedeutsamkeit eines signifikanten Ergebnisses auch von dessen → Effektstärke abhängt, müssen abgesehen von der → Nullhypothese auch Alternativhypothesen statistisch getestet werden. Der Vorteil einer solchen Vorgangsweise besteht vor allem darin, dass man nicht nur vage auf »Überoder Unterzufälligkeit« von statistischen Ergebnissen schließt, sondern sogar die Wahrscheinlichkeit bestimmen kann, mit der die Daten für die Alternativhypothese sprechen.
altgriechische Seelenlehre siehe S. 17
• Zu einem Körper gehört nur eine Seele (die Seele kann den Körper kurzzeitig verlassen: Schlaf, Ekstase).
• Eine Seele kann nacheinander verschiedenen Körpern angehören – Seelenwanderung.
• Die Seele existiert nach dem Tode (des Körpers) weiter – Unsterblichkeit.
• Seelen können auch ohne Körper leben (z. B. auf der »Insel der Seligen«). Rohde, E. (1898/1980; zit. aus Schönpflug, 2000, 52)
Amnesie siehe S. 213
Gedächtnisverlust, der durch Verletzung, Krankheit, Drogenmissbrauch oder andere Gehirnbeeinträchtigungen hervorgerufen werden kann.
Amygdala siehe S. 301 f.
Diese paarigen Kerne des Zwischenhirns verarbeiten Informationen sowohl aus dem Körperinneren, aus der Umwelt