abhängige Variablen (AV) siehe S. 62
Faktoren, welche die Auswirkungen des Einflusses symbolisieren, werden als abhängige Variablen (AV) bezeichnet, während Faktoren, denen innerhalb von Phänomenen ein Einfluss zugeschrieben wird, in den empirischen Sozialwissenschaften unabhängige Variablen (UV) heißen. Hypothetische Wirkungen werden in empirischen Untersuchungen mittels AVs charakterisiert, hypothetische Ursachen mittels → unabhängiger Variablen (UV).
Abhängigkeit siehe S. 119
Meint hier die psychische oder physiologische Abhängigkeit (»craving«) als Folge des Drogenkonsums. Die Abhängigkeit von Drogen oder anderen psychoaktiven Substanzen erklärt man sich durch ihre starke »Belohnungswirkung« auf das Gehirn sowie durch eine »Bestrafungswirkung« in Form von Entzugserscheinungen, wenn sie nicht mehr konsumiert werden.
Abruf von Wissen siehe S. 237
Die Wiedergewinnung des gespeicherten Wissens wird von mehreren Aspekten beeinflusst: dem → Abrufmodus-Effekt, dem → Retrieval-Cue-Effekt und dem → Schematisierungseffekt.
Abrufmodus-Effekt siehe S. 237
Effekt, der den → Abruf von Wissen beeinflusst. Hierbei handelt es sich um die Art, wie die gespeicherten Inhalte abgefragt bzw. angewendet werden; sie entscheidet über die zu erwartenden Gedächtnisleistungen. Dabei wird zwischen impliziter und expliziter Gedächtnisleistung unterschieden. Eine implizite Testung von Wissen bedeutet dessen Nutzung in der Wahrnehmung (z. B. durch Musterergänzen), im Denken (z. B. durch assoziatives Priming) oder im Verhalten (z. B. beim Signallernen, Fertigkeiten), womit also im weitesten Sinne seine Verhaltensumsetzung gemeint ist (z. B. Schachspielen, Gutachten erstellen, Sprechen einer Fremdsprache). Die explizite Testung von Wissen kann einerseits durch Wiedererkennen (»recognition«) erfolgen oder durch Wiedergabe (»recall«, Mandler, 1980). Es fällt leichter zu entscheiden, ob der Speicherinhalt einer Erfahrung auf eine neue Erfahrung zutrifft, als die Speicherung selbst zu reproduzieren (Bruce & Cofer, 1967): Bei bloßem Wiedererkennen von Speicherobjekten sind also im Allgemeinen höhere Leistungen zu erwarten als bei aktiver Wiedergabe, bei Letzterer kann ohne (»free recall«) oder mit (»cued recall«) leistungsverbessernden Erinnerungshilfen gearbeitet werden.
Abrufstörung siehe S. 215
Ursache für Vergessensprozesse: Auch wenn Wissensinhalte optimal aufgenommen und gut gefestigt sind, können sie oft nicht wiedergegeben werden. Dies ist dann der Fall, wenn zwischen Abrufinhalten (z. B. der Art der Fragen) und gespeicherten Wissensinhalten keine passenden assoziativen Verknüpfungen vorhanden sind. Ein gutes Beispiel dafür ist das »Tip-of-the-tongue« Phänomen, bei dem einem ein Wort »auf der Zunge liegt«. Am leichtesten gelingt der Abruf aus dem Gedächtnis dann, wenn der Kontexteffekt stark ist, das heißt, wenn zwischen der Situation des Einprägens und jener der Prüfung eine möglichst große Übereinstimmung der psychischen und physischen Merkmale gegeben ist.
Abweichungsquotient siehe S. 281
Ein altersrelativierter Abweichungsquotient wurde bereits von Lewis Terman (1877–1956) in seinem 1916 publizierten »Stanford-Binet-Test« eingeführt. Dieser bis heute gültige Quotient bezieht die Abweichung der individuellen Testleistung vom Mittelwert auf die Streuung aller Testleistungen der altersentsprechenden Bevölkerung:
Der Quotient wurde eingeführt, nachdem festgestellt worden war, dass ab dem frühen Erwachsenenalter bestimmte Intelligenzleistungen wieder abnehmen (z. B. analytisches Denken, »reasoning«, fluide Intelligenz) und daher der → Intelligenzquotient durch ein anderes Maß ersetzt werden musste.
additive Farbmischung siehe S. 153
Wird rotes, grünes und blaues Licht mit jeweils unterschiedlicher Intensität übereinander geblendet, lassen sich daraus alle Farbnuancen erzeugen, was man als additive Farbmischung bezeichnet.
Adipositas siehe S. 315
Von Adipositas (Fettleibigkeit) spricht man bei einem BMI (»Body-Mass-Index«) von mehr als 30.
Adrenalin siehe S. 299, 415
Stresshormon; wird vom Körper ausgeschüttet, wenn ein Lebewesen mit Stressreizen konfrontiert wird.
Affekt siehe S. 296
Eine kurzfristige, eher undifferenzierte Emotion wird als Affekt (»affect«) bezeichnet, eine langfristige, aber schwach ausgeprägte Emotion dagegen als → Stimmung (»mood«).
Aggression siehe S. 317, 385
Als Aggression bezeichnet man jene Motivation, die sich gegen Individuen oder Objekte richtet, um sie zu schädigen, während → Dominanz das Bedürfnis kennzeichnet, das Verhalten anderer Menschen zu beeinflussen.
Agoraphobie siehe S. 407
Agoraphobien sind multiple Situationsängste wie Klaustrophobie, Höhen-, Reise- und Flugängste, Angst vor Menschenansammlungen. Agoraphobien gehen oft Panikanfälle voraus, die auch zu einer → Panikstörung chronifizieren können.
Ähnlichkeitsurteil siehe S. 269
Das Zustandekommen eines Ähnlichkeitsurteils ist nur scheinbar auf eine einfache Übereinstimmung in den Merkmalsausprägungen der Vergleichsobjekte zurückzuführen. Tversky (1977) konnte nachweisen, dass bei unterschiedlicher Gruppierung von Objekten diese als unterschiedlich ähnlich erlebt werden. Ebenso konnte er zeigen, dass man beim Ähnlichkeitsurteil stärker die Gemeinsamkeiten von Objekten beachtet, während beim → Unähnlichkeitsurteil die Unterschiede stärker gewichtet werden. Allgemein nimmt das Ähnlichkeitsurteil für zwei Objekte in dem Ausmaß zu, in dem ihnen gleiche Merkmale zugeschrieben werden und es ihnen an verschiedenartigen Merkmalen mangelt, wobei allerdings die Auffälligkeit und subjektive Gewichtung der Merkmale eine Rolle spielt (z. B. Intensität, Bekanntheit, Prototypikalität, Informationsgehalt).
akademische Psychologie siehe S. 22
Die Entwicklung der akademischen Psychologie begann vor etwa 150 Jahren und erfuhr in den letzten Jahrzehnten eine rasante Ausweitung in Forschung und Praxis.
Akkomodation siehe S. 139
Akkomodation ist die Scharfstellung des Netzhautbildes durch Kontraktion der Augenlinse, die bis zu einer Distanz von ca. drei Metern als Entfernungsindikator wirksam wird.
Akquisition siehe S. 227
Meint hier die Aufnahme von Wissen, eine Phase der Gedächtnisbildung. Entscheidend für die Gedächtnisleistung sind die Form, in welcher Informationen dem Gedächtnis zugeführt werden (z. B. als Melodien, sprachliche Inhalte, Vorstellungen, Gedanken usw.), und die Bedingungen, unter denen dies geschieht (z. B. Aufmerksamkeit, Bedürfnislage, Kontext, Gliederung der Inhalte, Reihenfolge der Einprägung