Der Bürg mit dem Hundehalsband. Helmuth Santler. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Helmuth Santler
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783843500944
Скачать книгу
den Kameras werden, desto mehr wird das Leben der breiten Masse normiert, geregelt, in gesetzliche Watte gepackt. Ich habe mir einst das Mofafahren abgewöhnt, weil gerade, als ich im richtigen Alter dafür war, die Helmpflicht eingeführt wurde. Zweifellos vernünftig und sicher und „gesund“, aber ich kann den Hohlraumschutz (wie mein Vater Helme zu nennen pflegte) einfach nicht ausstehen. Seither fahre ich Rad, das ist ohnehin viel besser. Nur wurde jetzt die Helmpflicht beim Radfahren eingeführt, immerhin zunächst nur für Unter-12-Jährige. Wann folgen die Erwachsenen? Und wann muss auch die Risikogruppe Nr. 1 im Stadtverkehr Helme aufsetzen – die Fußgänger(innen)? Muss es denn für alles eine Vorschrift geben? Warum maßt sich der Staat an, für mich zu entscheiden, was ich konsumieren soll, darf, oder wovon ich gefälligst die Finger zu lassen habe? Und wenn schon – warum stehen dann nicht auf jeder Limoflasche Warnhinweise wie auf den Zigarettenschachteln: Der Konsum stark zuckerhaltiger Getränke kann zu Fettleibigkeit führen, erhöht das Diabetesrisiko und fördert Bluthochdruck. Und Alkohol: „Kann zu Adipositas beitragen, schädigt Gehirnzellen und Organe und führt zu körperlicher Abhängigkeit.“ (Ganz im Gegensatz zu Hanf, nebenbei bemerkt.)

       Wahnsinn Fensterputzen

      Höchst fragwürdig ist bei der ganzen Sache die heuchlerische Irrationalität, die paradoxerweise alle diese so supervernünftig wirkenden Erlässe und Vorschriften und Regeln bestimmt. Ginge es nach einer realistischen Risikoeinschätzung, müssten natürlich die allergefährlichsten Umstände zuerst an die gesetzliche Kandare genommen werden: Autofahren, Sport und Haushalt. „Autofahren kann Sie und Ihre Angehörigen entnerven, verstümmeln oder töten.“ „Sport ist Mord.“ „Fensterputzen kann zu unkontrollierter vertikaler Abwärtsbewegung führen.“ „Sorgen Sie vor dem Besteigen einer Leiter für einen nach ÖNORM 123 vorschriftsmäßig gesicherten Sturzraum.“

      Höhepunkt der paradoxen Irrationalität sind die sogenannten „iatrogenen Infektionen“: Die Krankenhausmedizin, Tempel der staatlich geregelten Gesundheitsvorsorge, ist fünfmal lebensgefährlicher als Autofahren. 5.000 Menschen, wird geschätzt, sterben jährlich in Österreich an ihrer Behandlung im Krankenhaus...

      Das Leben lässt sich nicht regulieren; das Leben folgt seinen eigenen Gesetzen, die seit Milliarden von Jahren Bestand haben, Menschheit hin oder her. Technisierung und Zivilisierung haben uns von der Natur=dem Leben zunehmend entfremdet, und dieser Prozess wird heute in nie dagewesener Beschleunigung vorangetrieben. Zuerst gingen wir unserer Instinkte verlustig, dann des Vertrauens in unser eigenes Urteilsvermögen: Was nützt Intelligenz, wenn sie buchstäblich haltlos, entwurzelt, ist? Vielleicht sollten wir anfangen, wieder ans Überleben im wörtlichen Sinn zu denken: an die Grundlagen, an das, was wirklich von existenzieller Bedeutung ist. Anstatt uns weiterhin die Bürokraten-Version der Existenz aufs Aug' drücken zu lassen – oder uns in immer krassere Extremsituationen zu begeben, um überhaupt noch irgendetwas zu spüren oder die Masse von dem abzulenken, was wirklich zählt. Das könnte uns wieder die Augen für das ganz alltägliche Wunder des Daseins auf diesem Planeten öffnen, das wahrzunehmen das größte Abenteuer überhaupt ist.

      Erschienen in der Zeitschrift „Wege“, Herbst 2011

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAQAAAQABAAD/2wBDAAgGBgcGBQgHBwcJCQgKDBQNDAsLDBkSEw8UHRofHh0a HBwgJC4nICIsIxwcKDcpLDAxNDQ0Hyc5PTgyPC4zNDL/2wBDAQkJCQwLDBgNDRgyIRwhMjIyMjIy MjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjIyMjL/wAARCASiA3oDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwD02ZyZ iRkY61XFlCt59qUEOy7cg1YlOJDxxn86Qk4/kKyLHFsqPb3pd545OKjGeSQKdkADgZzzTAcfvcE5 9KMnceTTWGQCOnrSjrn06UAODEZ5NAYk4po780MOc9KYDtx3D0pdx9Tmm4wfegn+VADgxAPzEihW z9aagAHSlDDnFADt2DmgsSo5NMPzHjtTieKADJIAz705cg9TTckjng0hwDmgB+4g8EmkG7g5NJnP 9KAef50AODHmguQMjk0wE7sY4NKemKAHAnPU8UbmLdaQZB64qKUSsNsWwE9z2oESljn6UoLY6/Sq 8EJhDEuzEnnJqfj8aBhliM5OaATjqaB93B4pvPB7dxQA8E+pNJkk9aM5x6UnfpQA7ccAHOaQsSMK TSHlec0fdHsaAHEnBGenvSBpC5BxswMHNNznP060vIwewoAduYg5JzTQSO54peSOwpD09aAFDHHX OaUsQO9NPHAHNAGemaAFB457UbyQB/OmjnPagdTQAoJPGaduYNnNR/xcGnjdnoKABiwGBzn9KTcc 4yaRgd3FJjjOaAH5OOM0u4jHJxUYbDEHpSnGfYdqAH5J5BNJvcKcde1MBIbGetOBwO1AChmZSTn6 Uu4470lNzkgGgB5Y7c80gYk4J4pB3A5oDcZNAD8ngZNJzg5NNzkjFI3zcZoESZYjqaTcTxu4pMkL Sd8ZoAdvbbwaQsWPU8Ume1ISc8UDHBjzg80is4XBOT3pVGKDzxigA3E85+lN3E9zSgUgBB4HFACq xA6mjJ3E5NHrmkJyPloEKGP940gY5OGNLj1FI