Nichtmedikamentöse Therapie
Als erste Allgemeinmaßnahme wird Ihnen Ihr Arzt zu einer Körpergewichtsreduktion raten, falls Sie übergewichtig sind, um Ihre Gelenke zu entlasten. Physio- und Ergotherapie dienen dazu, Ihre Gelenkbeweglichkeit zu fördern. Dazu werden Ihnen aktive Bewegungsübungen gezeigt und eingeübt. Aber auch passive Maßnahmen der manuellen Therapie können hilfreich sein. Physikalische Therapien, zu denen die Anwendung von Massagen, Wärme- und Kälteanwendungen zählen, verbessern beispielsweise die Durchblutung der Gewebe. Auch der Einsatz von Hilfsmitteln wie zum Beispiel Gehstützen, orthopädische Einlagen oder maßgefertigte orthopädische Schuhe kann zur Entlastung Ihrer Gelenke beitragen.
Spritzen und andere interventionelle Verfahren
Mit einer Spritze kann die schmerzlindernde Substanz relativ einfach an den Ort der Entstehung gebracht werden. Verwendet werden dafür örtliche Betäubungsmittel oder auch eine Mischung aus diesen und einem Kortisonpräparat. Die Spritzen bringen Ihnen keine Heilung, aber sie befreien Sie von den akuten Schmerzen und ermöglichen Ihnen damit die Teilnahme an intensiven Bewegungsprogrammen. Der Schmerz oder die Arthrose lässt sich nicht »wegspritzen«, aber Sie gewinnen eine Zeit der Schmerzfreiheit oder -dämpfung. Nutzen Sie diese Zeit nach der Spritze, um aktiver zu werden. Nehmen Sie an Rücken- oder Gelenkschulungen teil, vereinbaren Sie Physiotherapietermine, führen Sie Übungen im Bewegungsbad durch oder gehen Sie walken.
Multimodale Schmerztherapie
Falls Sie schon an chronischen Schmerzen leiden, das heißt, wenn Ihre Schmerzen schon länger als drei Monate andauern, sollten Sie sich in kompetente schmerztherapeutische Behandlung begeben. Es gibt Programme, die zeitgleich mit verschiedenen Ansätzen das Problem angehen und somit die Abwärtsspirale aufhalten können.
Ein multimodales Behandlungsprogramm stellt Ihnen therapeutische Ansätze aus verschiedenen Bereichen zur Verfügung. Es handelt sich um eine kombinierte Schmerzbehandlung. Die Therapie kann Bewegung, medizinische Trainingstherapie, physio- und ergotherapeutische Maßnahmen, Schulungen, Erlernen und Anwenden von Entspannungstechniken und medikamentöse Behandlungen einschließen.
Alternativen nutzen
Die naturheilkundliche Therapie stellt letztendlich einen Teilbereich der konservativen Therapie dar. Viele der alternativmedizinischen Methoden sind jedoch noch nicht wissenschaftlich belegt. Es konnte weder ein plausibler Wirkmechanismus noch eine Wirkung nachgewiesen werden. Daher wird die Alternativmedizin auch als Komplementärmedizin bezeichnet, die eben als Alternative oder Ergänzung zur Schulmedizin zu verstehen ist. Inzwischen wurden aber auch schon einige Methoden, wie etwa die Akupunktur, weiter wissenschaftlich untersucht und die Wirkungen für bestimmte Erkrankungen in Studien bewiesen (mehr zur Alternativmedizin in Kapitel 14).
Wie Hausmittel helfen
Sie müssen nicht immer gleich zu Medikamenten greifen. Manchmal können Sie sich auch mit einfachen Hausmitteln erste Linderung verschaffen. Wickel aus Quark, Bockshornklee oder Kohl sind geeignet, um Schmerzen an Gelenken zu behandeln.
Das Messer als letzter Ausweg
Sollten die konservativen Maßnahmen keine oder keine ausreichende Wirkung mehr zeigen, bleibt Ihnen, über operative Lösungen nachzudenken. Allerdings gilt: Wenn Sie operiert wurden, sind Sie noch lange nicht geheilt. Auch wenn Ihr Chirurg schon jetzt sehr zufrieden ist, liegt vor Ihnen noch ein langer Weg der Rehabilitation. Jede Operation ist nur so gut wie ihre Nachbehandlung. Mit der operativen Maßnahme schafft Ihr Chirurg sozusagen die Voraussetzungen für die Heilung (mehr zu operativen Eingriffen in Kapitel 15 und 16, zur Nachbehandlung in Kapitel 17).
Nachbehandlungsschema einhalten
Bei vielen orthopädischen Operationen wird Ihnen Ihr Chirurg ein Nachbehandlungsschema aushändigen. An dieses sollten Sie sich strikt halten. Es enthält allgemeine Behandlungsempfehlungen, die sich nach der Operation anschließen. Zusätzlich dazu müssen Sie immer noch Besonderheiten berücksichtigen. Wenn in Ihrer Operation zum Beispiel eine zusätzliche Naht eines Bandes vorgenommen wurde, kann das Folgen für die Nachbehandlung haben. Ihr Operateur sollte dann das Nachbehandlungsschema entsprechend anpassen. Es läuft in der Realität eben nicht immer alles nach Schema. Insbesondere wenn Sie während der Rehabilitationszeit das Gefühl haben, dass Sie stark von dem Schema abweichen, gewisse Ziele nicht erreicht haben oder gewisse Übungen nicht ausführen können, sollten Sie Ihrem Operateur Rückmeldung geben und eine Anpassung des Schemas an Ihre besondere Situation fordern.
Ein Nachbehandlungsschema ist meist in verschiedene Phasen der Nachbehandlung aufgeteilt. Dabei wird angegeben, wie lange die jeweilige Phase andauert und welche Ziele erreicht werden sollen. Zudem sind weitere wichtige Informationen:
welche Belastung Sie Ihrem Gelenk zumuten dürfen
welche Bewegungen Sie schon in welchem Umfang ausüben dürfen
ob Sie irgendwelche Hilfsmittel (Schienen, Bandagen) nutzen müssen
welche Art der Physiotherapie Sie anwenden sollen, aber darum kümmert sich dann Ihr Physiotherapeut
wann Sie wieder Ihren Sport ausüben dürfen
auf welche Sportarten Sie wie lange verzichten müssen
Für Ihren Physiotherapeuten ist das Nachbehandlungsschema auch eine wichtige Grundlage zur korrekten Behandlung. Nehmen Sie ihm daher unbedingt eine Kopie zur ersten Behandlung mit oder lassen Sie ihn eine Kopie erstellen. Wichtig ist, dass Ihnen zu Hause auch das Schema zur Verfügung steht, damit Sie sich ständig danach richten können und sehen, ob Ihre Rehabilitation noch nach Plan verläuft.
Rehabilitative Maßnahmen
Nach manchen Operationen werden Sie noch intensivere Behandlungen benötigen. Bitte nicht mit »invasiven« Maßnahmen verwechseln, diese haben Sie ja mit Ihrer Operation schon hinter sich. Die Behandlungen können Sie gebündelt in Form von ambulanten oder stationären Rehabilitationsmaßnahmen oder Anschlussheilbehandlungen absolvieren. Die Reha hat für Sie große Ziele:
Ihre medizinische Wiederherstellung
Ihre berufliche Wiederbefähigung
Ihre soziale Wiedereingliederung
Das Wichtigste ist sicher erst einmal, dass die Wunden problemlos abheilen. Dafür sollten Sie sich und vor allem Ihrer Narbe Ruhe gönnen. Aber natürlich ist Ihre Heilungsphase noch nicht abgeschlossen, wenn die Haut verheilt ist. Sobald gestattet, freuen sich Ihre Gelenke wieder über Bewegung und Belastung, wenn auch noch gut dosiert. Im Vordergrund steht es dann, die Muskulatur wieder aufzutrainieren und an Koordination und Körperwahrnehmung zu arbeiten. Vieles muss regelrecht neu erlernt werden. Ihr Körper muss sich erst an die neue Situation, die durch die Operation geschaffen wurde, gewöhnen.
Kapitel 2