Afrika - Leben, Lachen, frei sein. Silas Jäkel. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Silas Jäkel
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783962298029
Скачать книгу
Vordermann endlich weiterging. Richie und ich saßen noch auf unseren Plätzen. Wir hatten gerade andere Probleme.

      „Pardon?“ Verständigungsprobleme. Richie hatte mich schon wieder nicht verstanden. Ich war gerade dabei, ihm meinen Namen zu buchstabieren, bisher jedoch ohne Erfolg. Immer hörte er einen anderen Buchstaben heraus. Ich versuchte es anders:

      „Siegfried, Ida, Leon, Anton, Siegfried, Joachim …“

      „Wow, wow, wooow. Bro, that is your Instagram name? So many names?“

      „Jesus, no.“ Beim Gedanken an so einen Namen und den dazu von den Behörden auszustellenden Personalausweis musste ich lachen. „I’m only trying to spell my name. Silas - S like Siegfried, I like Ida …“ Richie verstand und tippte den Namen in seinen Notizen auf dem Handy ab.

      „Alright, I will add you.“ Er stand auf, stellte sich in den Gang und warf sich seinen Rucksack auf den Rücken. Zusammen trotteten wir mit unseren Rucksäcken hinter den anderen aus dem Flugzeug. Auf dem Gang zu der Passkontrolle verabschiedeten wir uns:

      „Enjoy your time in Africa. It was really nice to meet you.“

      „I will let you know on insta in my story. All the best for you. Bye Richie.“

      „Bye Siles.“ Siles? Hatte er gerade Siles gesagt? Ich musste lachen. Klang irgendwie witzig und lässig - Siles. Entspannt und gut gelaunt schlenderte ich mit meiner Herbstjacke hinter den anderen Fluggästen her über den fliesenbedeckten Flughafengang. Neugierig schaute ich mich um. An den Wänden hingen überall große Bilder und Werbeplakate. Banken, SIM-Kartenanbieter und Safariunternehmen warben mit Tierporträts von den Big Five oder lachenden Kindern für ihre Produkte.

      „Get Connected. Explore South Africa.“ Ja, eine Safari würde ich auch gerne mal machen, dachte ich mir, als ich vor einem Nashorn stehenblieb, das mich von der Wand anschaute. Irgendwann mal, wenn sich die Möglichkeit dazu ergibt …

      Vor der Passkontrolle bildete sich bereits eine lange Schlange. Nur langsam ging es voran. Die Kontrolleure schienen es nicht eilig zu haben und scannten jeden Ausweis mehr als gründlich. Es dauerte bestimmt fünfundvierzig Minuten, bis ich endlich den ersten afrikanischen Stempel in meinem Reisepass begrüßen durfte. Um ehrlich zu sein, war es auch der erste Stempel im gesamten Pass, schließlich war dieser erst wenige Monate alt und noch nie genutzt worden. Es war zwölf Uhr Ortszeit und ich beschloss, erst mal weiter durch den Flughafen zu laufen. Ich hatte ja keinen Zeitdruck. Der Flug nach Windhoek sollte erst in zweieinhalb Stunden gehen. Vielleicht gab es hier ja ein paar Souvenirläden und Restaurants zu entdecken. War ja auch schon Mittag. Erleichtert stellte ich fest, dass die Restaurants geöffnet waren. Langsam bekam ich auch schon wieder Hunger. Ohne wirkliches Ziel lief ich erst mal den anderen Fluggästen nach und ließ mich in ihrem Sog mit durch die Gänge ziehen. Immer wieder starrte ich beim Laufen auf mein Handy und versuchte, mich mit dem Flughafen-WLAN zu verbinden. Schließlich hatte ich meinen Eltern ja versprochen, mich zu melden, sobald ich in Afrika gelandet war. Doch leider scheiterte es jedes Mal bei der Anmeldung. Nachdem fünften Log-in-Versuch stopfte ich es leicht genervt zurück in die Hosentasche und schaute mich um. Von den anderen Passagieren, die gerade noch eilig vor mir hergelaufen waren, fehlte jede Spur. Ich musste in den letzten Minuten echt schneckenartig unterwegs gewesen sein. Irgendwo würde ich schon gleich rauskommen. Mein Blick fiel auf einen dunkelhäutigen Mann, der sich an eine Säule lehnte. Er trug eine orangefarbene Weste und wie ich eine lange Jeanshose. Er grinste mich freundlich an. Ich grinste zurück und machte mit meiner Hand eine grüßende Bewegung. Wahrscheinlich gehörte er zum Flughafenpersonal und half als Servicekraft umherirrenden Fluggästen, die unter Zeitdruck nach dem nächsten Gate suchten und vor lauter Stress komplett den Überblick verloren. Zum Glück gehörte ich denen in beiderlei Hinsicht nicht an. Der Mann hatte mein Winken gesehen und steuerte mit schnellen Schritten auf mich zu. Bestimmt dachte er, dass ich Hilfe brauchte und ihm deswegen zugewunken hatte.

      „Hey, welcome in Johannesburg“, begrüßte er mich und reichte mir seine Hand. Ich schlug dankend ein. „Can I help you, my friend?“ Er dachte wirklich, dass ich Hilfe brauchte.

      „No, thank you.“ Das mit dem Flughafen-WLAN würde ich schon irgendwie allein hinkriegen. Und Schilder konnte ich auch lesen. Ich setzte mich mit meinen Sachen wieder in Bewegung. Zu meiner Überraschung lief er neben mir her.

      „Where are you from, my friend?“

      „Germany.“

      „Ahh Deutzland. Hallo, wie gehts?“ Er grinste. „I speak a little bit Deutsch, haha.“

      „Your German is good. Nice. Why do you speak German?“ Ich wusste, dass viele Einheimische in Namibia deutsch sprachen, doch Südafrika war mir neu. Ich erfuhr von ihm, dass er sich gerne mit deutschen Touristen am Flughafen unterhielt und mit jeder Begegnung neue Wörter lernte. Ich musste mit meinen Augenringen anscheinend ziemlich deutsch ausgesehen haben. Zumindest hatte er mich direkt als Deutscher erkannt. Ich erzählte ihm, dass meine Familie ursprünglich aus Österreich und den Niederlanden kam in der Hoffnung, dass er vielleicht ein paar Brocken Österreichisch auspackte. Das hätte ich mir witzig vorgestellt. Stattdessen bot er an, mich zur Abflughalle zu begleiten

      „What is your gate?“ Ich kramte nach meinem Reisepass, in dem ich die Tickets ja deponiert hatte.

      „Boarding time 2 pm from Gate A18.“

      „Gate A18, alright.“ Wie aus dem Nichts nahm er mir das Ticket aus den Händen.

      „Hey, what are you doing?“

      „I will show you the way. Follow me.“ Er beschleunigte seinen Gang. Ich hatte Mühe, ihm zu folgen und wunderte mich, warum er jetzt so aufs Tempo drückte. Ich hatte doch alle Zeit der Welt und wollte noch gar nicht zum Gate. Doch ich wollte nicht unhöflich sein und sein Angebot ablehnen.

      „What is your job here at the airport?“

      „Helping airport guests is my job“, antwortete er kurz und knapp. Ach echt? Wir steuerten in der Flughalle einen Check-in-Automaten an. Während er sich am Automaten zu schaffen machte, schaute ich mich in der Gegend um. Überall liefen Menschen durch die Gegend, stöberten in Souvenirläden oder blickten gespannt auf die Abflugzeiten auf der Anzeige. Das ganz normale Chaos am Flughafen halt, so wie ich es schon in Düsseldorf erlebt hatte. Nur der Airport Zürich tanzte da aus der Reihe. Insgesamt zählte ich fünf Mitarbeiter mit orangefarbenen Westen, die die Koffer von Passagieren auf Gepäckwagen durch die Gegend rollten. Mein persönlicher Flughafenmitarbeiter tippte derweil noch immer die Flugdaten am Display ein.

      „How many colleagues do you have? I can count only five.“ Ich konnte mich echt glücklich schätzen, dass ich einen abbekommen hatte.

      „I do not know. We are all self employed. Ah yes.“ Er hielt ein frischgedrucktes Ticket in den Händen und zerriss das alte. „Hey, my ticket. Why do you do that?“, entgegnete ich erschrocken.

      „I made the check-in for you. You are welcome.“ Er grinste freundlich und reichte mir das neue Flugticket. Ich nahm es entgegen und steckte es schnell in meine Hosentasche. Sicher ist sicher. „Thank you, but it was not necessary. I already did the check-in in Germany.“

      „You have to do that here as well.“

      „But …“

      „You are welcome. Follow me. I bring you to the gate, my friend.“ Er ergriff meinen Ärmel und zog mich ein Stückchen hinter sich her an den Automaten vorbei. Überrumpelt folgte ich ihm. Wir gingen ein paar Meter und erreichten ein Schild, auf dem mehrere Gates draufstanden.

      „Here we are.“ Er deutete auf das Schild mit Gate A18. Ich schaute ihn überfordert an. Wir standen noch immer in der Abflughalle. Das Schild hätte ich locker auch allein gefunden. „Ähm okay.“ Ich nickte und setzte ein gezwungenes Lächeln auf. „Thank you for your help. Have a nice …“ „What is with a tip?“, unterbrach er mich. Er drehte sich hektisch zu allen Seiten um, als sei er gerade auf der Flucht. „Tipp?“ Warum wollte er den jetzt einen Tipp von mir haben? Und vor allem für was? Ich schaute ihn fragend an. Erst als er seinen Daumen und Zeigefinger aneinanderrieb verstand ich,