„Yes, thank you Dossie“, sagte Marlene.
„Nice to hear.“ Dossie lächelte. „McKenzie nice to see you. How are you, my friend?“
„Hi Dossie. I am good. Thänks.“
„Nice that you are here guys. There is a lot of work on the farm, and we really appreciate your help.“ Anna und Joschka nickten. Ihren dreckigen Beinen und Armen zufolge hatten sie heute schon ordentlich angepackt.
„Did Anna and Joschka already tell you something about the rules and the AM-Tour?“
„The English rule?“
„Exactly.“
„They did, but not about the AM-Tour.“
„Alright. You must know that we have people from all over the world here. People from France, New Zeeland, Norway, Germany, Switzerland and Namibia. I really thank you when you respect it. Speak English. That’s the language everyone understands.“ Wir nickten brav, wobei wir uns keine Illusionen über unsere mangelnden Sprachkenntnisse machten.
„Tomorrow you will be part of the AM-Tour. Anna, did you tell them about the breakfast time?“
„No. Do you want?“
„You can do it.“
„Okay. McKenzie, I guess you know the times, right? McKenzie?“
„Hä?“ McKenzie war mit seiner Aufmerksamkeit schon wieder woanders. Er hatte Rico entdeckt, der gerade neugierig um unseren Bus schlich und nach Nahrung suchte. Wahrscheinlich hatte er den Geruch von Eiweiß aufgenommen. Ich schaute auf seine aufgepumpten, muskulösen Beine. Ein Tritt von ihm und ich hätte mein afrikanisches Tattoo.
„The times, yes. I can remember.“
„Perfect. Breakfast is always from seven to quarter to eight. After breakfast, all volunteers have a meeting with Dossie and her team. In the meeting we normally speak about the day, the upcoming work and yes …“ Sie überlegte, ob sie irgendwas vergessen hatte.
„… the AM-Tour tomorrow.“
„Ah yes, thanks, Dossie. As Dossie said before all of you will be part of the AM-Tour tomorrow. Please be at quarter to six at the farm. My advice: Wake up against five, then you have enough time to walk over.“ Fünf Uhr. Ich schaute zu Jessi, die wie ich mit Ausschlafen morgen gerechnet hatte. Zumindest sehnten wir uns jetzt schon danach, auch wenn wir noch keinen Tag gearbeitet hatten. Das Volontär- und Farmleben - nichts für Langschläfer.
„How the tour looks like you will see tomorrow.“ Ich war beeindruckt von ihrem einwandfreien, flüssigen Englisch. Beim Koffertragen zu unseren Schlafplätzen erzählte uns Anna später, dass sie schon seit Weihnachten auf der Farm lebe. Davor war sie für mehrere Wochen in Kapstadt gewesen und hatte dort ein Kinderprojekt betreut. Kein Wunder also, dass sie so gut Englisch sprach.
Dossie reichte uns Neuankömmlingen jeweils einen Umschlag mit der Bitte, das Schreiben darin unterschrieben samt Umschlag bis spätestens Montag im Farmoffice abzugeben. Irgendein Schreiben mit einer Einverständniserklärung. Das Schreiben fasste mehrere Seiten. Neben dem Schriftstück, das bestimmt in Schriftgröße 6 verfasst war, lag in dem Umschlag eine Karte, die unser Zahlungsmittel für all unsere Käufe auf der Farm sein sollte.
„You have to pay 500 Rand when you lose your card“, ergänzte Dossie und schaute in meine Richtung. Sie schien zu ahnen, wer von uns Neuen wahrscheinlich am ehesten seine Karte verlieren würde. Damit lag sie auch gar nicht mal so falsch. Neben Schlüsseln, die ich auch gerne mal im Haustürschloss von draußen stecken ließ, ging mir meistens irgendwas verloren. Vorsichtig steckte ich die Karte erst mal zurück in den Umschlag.
„Anna und Joschka will show you the accommodations where you sleep. After that you will meet all volunteers and the staff by dinner. I think that’s all information for this moment.“ Sie kontrollierte ihre Liste. „Oh no. Maybe one word to the rooms. Marlene, you share a room with Jessi, Adelle and Flo. And Silas you …“ Gespannt schaute ich zu ihr. „You will share your room with Mckenzie. Alright?“ Bitte nicht … Mir schossen sofort die beiden Erdnussbuttergläser in den Kopf. Ich konnte nur drauf hoffen, dass McKenzie keine Erdnussbutterunverträglichkeit hatte. Aber er war Amerikaner. Stolzer Amerikaner. Er konnte Erdnussbutter bestimmt gut ab. McKenzie grinste mich glücklich an.
„Sounds good“, sagte ich diplomatisch. Hoffentlich ging das mit ihm auf einem Zimmer gut …
„Joschka, gehst du mit Silas und McKenzie? Ich zeig dann Marlene und Jessi, wo ihre Hütte ist.“
„Machen wir so.“ Dossie hatte sich mittlerweile von uns verabschiedet. Mit einem weißen Geländewagen fuhr sie schon mal Richtung Farm vor. Wir sollten sie nachher wiedertreffen.
Der Weg, den Joschka einschlug, führte vorbei an mehreren Büschen und Bäumen. Die Holzhütten, die wir passierten, sahen alle gleich aus. Zu jeder Holztür führte eine dreistufige Treppe mit einer Holzreling. Neben den Hütten waren Wäscheleinen gespannt, auf denen Socken und Unterwäsche im Wind hin und her baumelten. Wenn sie nicht schon am Boden im Sand lagen. Jede Hütte hatte ihren eigenen afrikanischen Namen. Manche kamen einem Zungenbrecher gleich. Unsere Hütte hatte einen vergleichsweise einfachen Namen …
„Ovambo ist eure Hütte, Silas.“ Joschka blieb vor einer Hütte stehen, die etwas abseits gelegen war. „Moment: Wo ist McKenzie hin?“
„Keine Ahnung.“ Ich drehte mich um. „War er gerade nicht noch hinter uns? Ah, da ist er ja …“ McKenzie tauchte plötzlich hinter einem Dornenbusch auf. Sichtlich angestrengt zog er seinen Koffer durch den Sand. Seine Körperhaltung sah dabei alles andere als gesund aus. Er machte sich selbst das Leben schwer.
„Carry, McKenzie, carry. Not pulling.“
„What?“
„Not pulling. Carry …“
„Ah.“ Er warf seine Durch-den-Sand-zieh-Taktik über den Haufen, hob den Koffer mit beiden Armen ein Stückchen in die Luft und freute sich, dass er jetzt viel schneller vorankam. „Thääänks for your äädvice, määän.“ Wild schnaubend erreichte er die Treppe, an der Joschka und ich warteten. Ich wollte gar nicht wissen, was McKenzie alles in seinem Koffer hatte.
Die Hütte war gemütlich und einfach eingerichtet. Es gab mehrere Holzbetten und Schränke, sogar der Boden war aus Holz. Er knackte und knarrte bei jedem Schritt. Ich hievte mein Koffer auf das hintere Bett und hing meine verstaubte Jacke auf einem Bügel in den Schrank. Von der Decke hing über jedem der vier Betten ein großes Netz. Ein Blick auf die Glühbirne genügte, um zu wissen, warum sie über den Betten aufgehängt waren. Mehrere Moskitos schwirrten dort wild durcheinander. Die reinste Orgie aus summenden Moskitos. Beim Blick auf die schief im Rahmen hängende Eingangstür ahnte ich, dass es wahrscheinlich noch mehr Mücken werden sollten, wenn wir abends vorm Schlafengehen das Licht anhatten.
„Yes, mosquitos“, sagte Joschka. „Auch wenn ein paar Löcher im Netz sind, möchte man die Netze beim Schlafen nicht missen. Ich zumindest nicht, haha.“
Joschka meinte, wir könnten unsere Koffer später auspacken, schließlich war es gleich sieben Uhr und Zeit fürs Abendessen.
„Damn mosquito bites“, nuschelte McKenzie, während er seinen Koffer ausräumte. Jetzt wusste ich auch, warum dieser so schwer war. Er hatte eine komplette C&A-Filiale in seinem Koffer. Anziehsachen en masse. Hemden, Hosen, T-Shirts, Pullis, elektronische Geräte. Und Erdnussbutter natürlich. Auch im Koffer grinste mich eine Erdnuss mit Sonnenbrille an.
„Wow, McKenzie.“ Joschka rieb sich beim Anblick der vielen bunten Klamotten verwundert die Augen. „Tell me: How long do you want to stay? Crazy.“
Ich hatte ebenfalls mit