Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956178986
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zu einer Scheidung gelangt.«

      »Ja, er ist ein Weichei. Und das hat mich auf eine Idee gebracht. Ich habe mit Monika gesprochen. Mit Monika Ziegler, der Arzthelferin. Nicht amtlich - na ja, oder doch, halb sozusagen. Sie hat bestätigt, dass die Frau des Chefs krankhaft eifersüchtig war. Auch auf sie, bis dann dieser Ökofax auftauchte. Haben Sie das gewusst?«

      »Dass Monika Ziegler mit Johann Thelen ...?«

      »Nein, dass ausgerechnet Marlene so eifersüchtig gewesen ist?«

      »Hatte sie denn Grund dazu?«

      »Gemunkelt wird’s seit langer Zeit. Und bei der Frau ...«

      Mutlos schüttelte Rogge den Kopf. Wibbeke war ans Fenster gegangen und starrte in die Dämmerung hinaus. Jahrelang war scheinbar alles glatt verlaufen, dann kulminierten die Ereignisse, weil ein Fremder wegen einer fremden Sache aufkreuzte. Jemand warf einen Stein ins Wasser und ein Damm brach. Ursache und Wirkung schienen nicht in einem begreifbaren, geschweige denn logischen Verhältnis zu stehen.

      »Von ihrem Jähzorn hatte sie schon einige Kostproben geliefert, Marlene Fuhrmann, meine ich. Einiges hat ihr Mann vertuscht oder mit Geld geregelt, bei anderen Vorfällen bin ich - na ja, wenn man vom Rathaus kommt ...« Nachdrücklich verriegelte Wibbeke das Fenster und drehte sich um: »Der Tod von Angis Sohn ist also weiterhin ungeklärt.«

      »Ja. Hat sich die Wirtin wegen des Artikels bei Ihnen gemeldet?«

      »Nein. Und ich bin dankbar für jede Stunde, die sie damit wartet. Was soll ich ihr denn sagen?«

      »Ich muss gehen, sonst schlafe ich hier ein.«

      »Einen Moment noch, Herr Rogge. Fuhrmann schwört Stein und Bein, er habe nichts von der Pistole gewusst, mit der seine Frau sich erschossen hat. Und auch nichts von dem Gewehr.«

      »Welchem Gewehr?«

      »Das wir in ihrem Zimmer auf dem Kleiderschrank gefunden haben.«

      Rogge brauchte einen Moment, bis er die Bedeutung verstand: »Ein Gewehr? Also hat sie auf mich geschossen?«

      »Benno leugnet stur.« Wibbeke zuckte die Achseln und .Rogge spürte seinen Widerstand.

      Was wussten sie schon, wie es in den Köpfen und Seelen aussah. Fuhrmann würde nie zugeben, dass er jungen Frauen nachstieg, und noch viel weniger, dass seine frustrierte Frau gewalttätige Neigungen besessen hatte. Wenn es überhaupt so gewesen war, wenn sie Martin Lohse getötet und auf Rogge geschossen hatte. Keiner würde jetzt noch etwas zugeben, an der Fassade durfte nicht weiter gekratzt werden. Den Schützen würden sie nie finden und überführen, aber Rogge konnte Wibbeke schlecht erklären, warum er keinen Wert darauf legte.

      »Haben Sie Ihren Fall abgeschlossen?«

      Nach einer Weile schaute Rogge hoch. Hatte er das? War es überhaupt ein Fall gewesen, der eingeleitet und formell abgeschlossen wurde? Eine Minute sinnierte er und grinste endlich verlegen: »Ich weiß es nicht. Wahrscheinlich.«

      Wibbeke zog die Augenbrauen hoch, diese Aussage verstand er nicht, doch als er Rogges Blick auffing, verzichtete er auf weitere Fragen. Widerwillig teilte er mit: »Ilse Matussek vom Stockerboten bittet dringend um einen Anruf.«

      »Ich werd’s nicht vergessen.«

      Kili musste er auch sofort anrufen, wegen der Diskette.

      Vor dem Revier rief er Kili über Handy zu Hause an, doch der stöhnte sofort auf: »Nichts, Chef, heute nicht. Heute kriegst du mich nicht hier raus.«

      Trotz seiner Müdigkeit schaltete Rogge sofort. »Das ist Jasmin, die da im Hintergrund so fröhlich trällert.«

      »Sie ist es. Sie hat für uns gekocht. Was sagst du nun?«

      »Gar nichts. Das Glück will ich nicht stören. Ich brauche nur die Diskette, die ich dir gegeben habe. Hast du sie lesen können?«

      »Ich nicht, aber mein Computer. Ein merkwürdiges Zeug.«

      »Kann man es ausdrucken? Und besser noch, kann man die Diskette kopieren?«

      »Aber sicher doch.«

      »Würde beides dein Glück bei Jasmin nachhaltig stören?«

      »Nein, wenn du nicht zu lang bleibst.«

      »Schon kapiert. Ich bringe eine junge Dame zum Essen mit und gleich anschließend verschwinden wir mit Ausdruck und kopierter Diskette.«

      »Der Teufel soll dich holen.«

      »Vorsicht, Kili, noch so ein frommer Wunsch und ich benutze in Jasmins Gegenwart die Wörter Trauzeuge und Standesamt.«

      »Eine solche Gemeinheit würdest du fertig kriegen?«

      »Aber spielend.«

      Ilse Matussek wunderte sich sehr, als Rogge anrief und sie zum Essen bei seinem Kollegen Hain dl einlud. Weil er am Telefon nichts erklären wollte, stimmte sie zu und staunte nicht schlecht, als sie Kilis Domizil betrat.

      »Das kann sich ein Kriminalhauptmeister leisten?«

      »Wenn er den richtigen Onkel hat - jederzeit.«

      Zu Rogges Erstaunen verstanden sich die beiden so gegensätzlichen Frauen auf den ersten Blick und Jasmin Köhler hatte sowieso wieder einmal für eine Kompanie gekocht.

      Als die Journalistin ächzend aufbrach, Ausdruck und Diskette einpackte, warnte Rogge: »Passen Sie auf, dass Sie sich keine einstweilige Verfügung einfangen oder eine Kugel. Sie stochern in einem gefährlichen Hornissennest.«

      XVI.

      Sie trafen sich auf einem Parkplatz im Westerwald und begrüßten sich erst, als die anderen Spaziergänger hinter der Wegbiegung verschwunden waren. Hier oben fächelte um diese Morgenstunde noch ein lausig kalter Wind, aber die Sonne schien aus einem klaren Himmel und im Tal löste sich der Dunst rasch auf. Reineke fröstelte und schlug ein schnelles Tempo an.

      »Tut mir Leid, Jockel, aber es geht nicht mehr ohne Informationen, wenn wir nicht riskieren wollen, dass uns die Kiste völlig aus dem Ruder läuft.«

      »Ich habe alle Aktivitäten einstellen lassen.«

      »Gut, aber die Presse ist wach geworden. So ein winziges Provinz-Käseblättchen aus Herlingen hat gestern Morgen über den Zusammenhang mit einer Organisation namens Liga spekuliert. Unter Berufung auf einen Kriminalbeamten. Wir müssen uns auf eine Sprachregelung zur Schadensbegrenzung einigen.«

      »Das ist eine lange komplizierte Geschichte«, begann Pertz widerwillig. »Ich weiß nicht, ob du die Hintergründe kennst.«

      »Nein, nicht im Zusammenhang.«

      »Dann fange ich am besten bei Adam und Eva an.«

      »Geht’s etwas zügiger?«

      »Doch, lässt sich machen. Am Anfang war der BND.«

      »Du meinst, das Chaos.«

      »Nein, ich rede von dem neuen Spielzeug, Irgendein kluger Kopf hatte beim Abhören der Bänder, die sich wegen eines programmierten Stichworts angeblich automatisch in den Telefonverkehr einschalten, mehrfach das Wort Liga gehört und sich gewundert, was das bedeuten soll.«

      »Wie hieß denn das programmierte Wort?«, fragte Reineke neugierig und Pertz zog den Kopf ein: »Landmaschinen.«

      »Also geriet das Wort Liga auf die Computerliste und die brennende Frage, wer oder was diese Liga war, gab der BND, wie ich mal vermute, an den Verfassungsschutz weiter.«

      »Oder an den Staatsschutz, das weiß ich auch nicht. Da sind die Verbindungen ohnehin enger, als mir gefällt.«

      »Und wenn Liga und Landmaschinen zusammen ertönten, wurde das Zollkriminalamt eingeschaltet.«

      »Du weißt