Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956178986
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gehorchen.

      »Ja«, nickte er zurückhaltend.

      »Was soll denn ... Mein Sohn ist doch tot.«

      »Tot?«, echote er verwirrt.

      »Hans ist vor zehn Jahren ertrunken.«

      »Nein!«

      »Wussten Sie das nicht?«

      »Nei..,ein«, stotterte Rogge. An ihren Worten zweifelte er nicht, dazu hatte sie zu entsetzt und zu spontan geantwortet.

      »Wie kommen Sie dazu - was ist denn passiert?«

      So geriet man in Klemmen und jetzt musste Rogge aufpassen, dass er sich einigermaßen elegant herauswand: »Nein, das wusste ich nicht, Frau Zinneck. Es tut mir Leid, ich wollte nicht ..,«

      »Das ist lange her«, unterbrach sie ihn würdevoll. Der Dackel gähnte.

      »Es muss sich um ein Missverständnis handeln. Ich suche einen Hans Zinneck, von dem ich nur weiß, dass er in Lindau geboren worden ist.«

      »Hans ist in Lindau zur Welt gekommen«, sagte sie, jetzt zeigte sie ihren Argwohn offen.

      »Ja«, stimmte er schnell zu, »aber mein Hans Zinneck hat vor zwei Jahren noch gelebt.«

      »Dann ist er nicht mein Sohn«, behauptete sie fest. Der Dackel konnte ihre Gedanken lesen und schob sich leise knurrend ins Haus. »Auf Wiedersehen.«

      »Auf Wiedersehen«, erwiderte Rogge betäubt und rührte sich nicht, bis er hörte, dass sie den Schlüssel im Schloss drehte. Drinnen verabschiedete sich der Dackel mit einem unfreundlichen Wuff, Rogge drehte sich um und stakste zur Straße zurück. Also hatte Charlotte wohl doch die Wahrheit ... Rogge erstarrte, eine Hand noch am Griff des Törchens.

      Zwei Männer, wie aus dem Boden emporgewachsen, versperrten ihm den Weg und musterten ihn finster. Der linke mochte Mitte zwanzig sein und die Natur hatte ihm wohl mehr Muskeln als Grips mitgegeben. Dagegen besaß der rechte, gut zehn Jahre älter und kleiner, ein intelligentes, aber gemeines Gesicht.

      »Wer sind Sie? Was machen Sie hier?«, fuhr der Gemeine Rogge an.

      Wäre dieser arrogante Tonfall nicht gewesen, hätte Rogge versucht, sich herauszuschwindeln oder sie mit einem Bluff abzuschütteln, doch jetzt schoss die Wut wie eine Hitzewelle in ihm hoch,

      »Ich hab Sie was gefragt!«

      Wenn es sein musste, funktionierten die Reflexe immer noch. Mit aller Wucht trat Rogge dem Arroganten zwischen die Beine und traf, der Mann klappte laut aufschreiend wie ein Taschenmesser nach vorn, der Schläger, eine Sekunde lang von dem plötzlichen Angriff überrumpelt, bewegte sich schon vorwärts, doch Rogge tänzelte bereits zur Seite, aus der Reichweite des Brüllenden, der sich zu Boden fallen ließ, und riss die Pistole aus dem Halfter. Wieder zögerte der Bullige, der über seinen sich windenden Kumpel hinwegsteigen musste, gerade ausreichend lange, dass Rogge entsichern und durchladen konnte. Zwei, drei Sekunden standen sie wie die biblischen Salzsäulen einander gegenüber, der andere wimmerte und presste beide Hände auf seinen Unterleib. Dann senkte Rogge die Waffe auf den Mann am Boden.

      »Zurück!«, befahl er und selbst der Schläger begriff, dass es hier jemand ernst meinte. Millimeterweise schob er sich zurück.

      »Noch weiter. Schneller.«

      Der Mann gehorchte, Rogge wechselte die Pistole in die linke Hand und bückte sich zu dem Arroganten, presste ihm die Waffe an den Kopf: »Sag deinem Freund, dass er abhauen soll, und zwar ganz schnell und ganz weit.«

      »Was soll... ich kann ...«

      »Ich zähle bis drei. Eins ...«

      »Hau ab! Los!« Vor Angst schrillte seine Stimme, der Schläger kratzte sich unschlüssig am Kopf und Rogge rief laut: »Zwei...«

      »Nun mach schon, du Idiot!«

      Langsam drehte sich der andere um und entfernte sich, verfiel in einen merkwürdigen Zockeltrab.

      »Dein Glück!«, zischte Rogge.

      »Was ... was wollen Sie?«

      »Erst einmal möchte ich deine Waffe, wenn du eine hast. Und bitte ganz langsam, ich bin sehr nervös.« Seine Stimme zitterte tatsächlich vor Wut.

      »Ich habe - ja ...« Unendlich vorsichtig, als könne er jeden Moment einen empfindlichen Zünder berühren, griff der Arrogante unter die Jacke, Rogge drückte die Pistole fester an seine Schläfe, die Hand bewegte sich noch langsamer zurück. Tatsächlich, eine Pistole. Und kein Finger am Abzug.

      »Gib mir die Waffe, Hand am Lauf.«

      Irgendwo wurde ein Fenster geöffnet, eine Männerstimme rief: »Ist was passiert?«

      »Kann jederzeit geschehen«, zischte Rogge leise.

      »Soll ich den Notarzt rufen?«

      »Der käme zu spät!«, knurrte Rogge und riss dem Arroganten die Waffe aus der Hand, richtete sich auf und trat schnell zwei Schritte zurück, noch immer auf den Liegenden zielend.

      Der Zuschauer vergaß seine staatsbürgerliche Pflicht zur Hilfe und staunte über den Livekrimi in seiner Gasse.

      »Bleib noch liegen. Ich werde dir eine Quittung für die Waffe geben.«

      »Wa...as?« Die Angst hatte den Schmerz betäubt und jetzt siegte die Verblüffung. »Was wollen Sie?«

      Die Marke kannte er nicht, ein großes Kaliber, wahrscheinlich neun Millimeter. Einen Besen samt anhängender Putzfrau wollte Rogge fressen, wenn das eine Dienstwaffe war. Der Mann rollte sich herum, um ihn zu beobachten, das Gesicht immer noch vor Schreck und Schmerz verzerrt, aber er wagte nicht aufzustehen.

      Rogge steckte die Pistole in eine Jackentasche und holte mit einer Hand mühsam Brieftasche und Kugelschreiber hervor, bückte sich wieder, legte das Ledermäppchen auf das Pflaster, holte eine Visitenkarte heraus und schrieb, immer wieder auf den Arroganten schielend: Quittung über eine 9-mm-Pistole. Lindau, 1. Oktober.

      Die Karte legte Rogge vor sich hin, stand auf und zog sich noch weiter zurück.

      »Ich rufe die Polizei!«, drohte der Zuschauer nun mit maximaler Lautstärke.

      »Nimm die Karte und verschwinde. Du hast ja gehört, gleich kommt die Polizei!«

      Auf allen vieren kroch der Typ bis zu der Karte, nahm sie auf, las Vorder- und Rückseite und fletschte die Zähne. Aus hilfloser Wut oder vor Jähzorn?

      Rogge zielte unbewegt auf ihn, der Mann steckte die Karte ein und quälte sich hoch, taumelte, aber den Trick hatte Rogge einkalkuliert und war noch drei Schritte zurückgetreten.

      »Lieber nicht!«, warnte er.

      Damit hatte Rogge ihn wohl endgültig überzeugt, der Arrogante drehte sich um und wankte davon, seinem Kumpel hinterher, der an der nächsten Kreuzung wartete. Zwei Minuten. Die beiden Männer trafen zusammen, drehten sich nach Rogge um, der sich nicht bewegt hatte. Dreißig Sekunden Beratung, dann gondelten sie um die Häuserecke außer Sicht.

      Schnell ging Rogge auf seinen Wagen zu; Charlotte hatte sich tief nach unten rutschen lassen und betrachtete ihn aus weit aufgerissenen Augen, totenbleich, vor Angst wie paralysiert.

      »Später!« Der Motor gehorchte, Rogge wendete in bester Kavaliersmanier mit kreischenden Reifen und gab Gas; im Rückspiegel sah er zwei Gestalten, der eine hoppelte ungeschickt und kam nicht so schnell voran, wie sein Kumpel wünschte, ihr Auto musste in der Nähe des Zinneck-Häuschens parken, aber sie brauchten zu lange; bis sie ihn verfolgen konnten, war Rogge außer Sicht.

      »Wer - wer - was war das?«

      Fünf Minuten raste Rogge kreuz und quer durch Seitenstraßen, landete auf einer Landstraße und missachtete Tempo 100. Erst als sie sich einer Kreuzung mit einer Bundesstraße näherten, vor der Lindau/Zentrum angezeigt war, entspannte er sich.

      »Ich