Extra Krimi Paket Sommer 2021. A. F. Morland. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: A. F. Morland
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Зарубежные детективы
Год издания: 0
isbn: 9783956178986
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in ihren Haaren, bevor sie trotzig murmelte: »Das meiste haben Sie ja selbst herausgefunden.«

      »Ollis Hehlerei?«

      »Das auch!« Sie schloss die Augen, um sich zu konzentrieren und die Geschichte zurechtzulegen.

      Als sie nach der Schule im Bären anfing, war Martin schon fast vier Jahre alt gewesen.

      Verständnislos starrte er sie an. Wer war Martin? - Richtig, Angis Sohn.

      Olli hasste den Bankert oder Bastard, wie er ihn nannte, und der Junge ging ihm aus dem Weg. Mit Olli kam Gertrud einigermaßen klar, zwar hatte der Wirt prompt versucht, ihr unter den Rock zu greifen, aber sie hatte ihm eine Schnapsflasche an den Kopf geknallt und damit war ihr Verhältnis auf Dauer geregelt. Das war noch, bevor Martin überfahren worden war. Für Angi, die Wirtin, brach eine Welt zusammen, sie veränderte sich, wurde eine Zeit lang richtig komisch. Von Olli hatte sie immer wenig wissen wollen, nun bezog sie ein eigenes Schlafzimmer und er ging seiner eigenen Wege. Gertrud bemühte sich um Angi, weil sie die Chefin gut leiden mochte, und Angi schloss allmählich Freundschaft mit ihr. Deshalb beseitigte Gertrud auch alle Hinweise darauf, dass sich Angi mit einem Liebhaber im Gästeanbau vergnügte, warf der Freundin aber eines Tages vor, sie sei unvorsichtig, und wenn Olli dahinter käme, würde sie in Teufels Küche geraten. Daraufhin hatte ihr Angi eine lange Geschichte erzählt, ganz im Vertrauen, Martins Vater heiße Adalbert Fuhrmann ...

      »Nein! Der Arzt?«

      Ja, der. Monikas Chef. Und das Schlimme war - Angi war damals Fuhrmanns Patientin gewesen. Als sie merkte, dass sie schwanger war, wollte Fuhrmann sie zu einer Abtreibung überreden, aber das hatte Angi verweigert. Und scheiden lassen wollte er sich nicht, er hatte Angst vor einem Skandal, so hatte es Angi dargestellt. Enttäuscht trennte Angi sich von ihm, und als sich später Monikas Vater für sie interessierte - Gertrud machte Angi keine Vorwürfe.

      »Hat Olli gewusst, wer Martins Vater war?«

      Nein. Eines Abends hatte er Gertrud einzuwickeln versucht und mit zwei, dann drei Hundertern gewedelt: Angi hätte ihr doch bestimmt gestanden, wer der Vater des Bankerts wäre. Ziemlich wütend hatte Gertrud ihn abblitzen lassen und danach war er nie wieder auf das Thema zurückgekommen. Dass Olli mit anderen Frauen schlief, verhehlte er nicht, aber brüstete sich auch nicht mit seinen Eroberungen, schließlich hatte sie - Gertrud - den Eindruck gewonnen, dass er nur ein Dach über dem Kopf gesucht und die Frau Angi als lästiges Übel mit in Kauf genommen hatte. Aber sein Handwerk als Wirt verstand er, daran gab es keinen Zweifel, rechnen und feilschen konnte er, du meine Güte, da unterlagen die meisten Lieferanten. Allerdings ging Olli für seine Person sehr großzügig mit dem Geld um, Angi klagte mehr als einmal, dass Olli spiele und auf Pferde wette und sich mit merkwürdigen Freunden herumtreibe.

      »Von seinen Frauengeschichten hat sie nichts geahnt?«

      Doch, doch, Angi war zwar schweigsam, aber nicht dumm; solange Olli sich nicht in Angis Bett drängte und nach außen den Schein wahrte, durfte er herumbumsen, mit wem er wollte.

      Ja, und dann hatten alle Gäste im Bären über diese Fernseh-Sendung geredet. In der gefragt wurde, wie die Frau heiße, die oben auf dem Parkplatz Feltenwiese gefunden worden war. Das führte zu einer Art Dorfversammlung an einem Samstag, Gertrud kam mit dem Bedienen nicht mehr nach, Angi half aus und ausgerechnet bei diesem Hochbetrieb war der verdammte Olli nach hinten verschwunden. Die Gäste riefen nach Bier, wütend war Gertrud in die Küche gelaufen, aber da war er nicht, und als sie nach hinten raste, zur Treppe in die Wohnung über dem Lokal, hörte sie Stimmen. Benno und Olli, sie stritten sich. Oben, vor der Wohnungstür, Bevor Gertrud rufen konnte, hatte sie gehört, wie Olli rumtobte: »Welchen Scheiß hast du denn da wieder angerichtet? Jetzt sind wir schon im Fernsehen.« Benno brüllte zurück: »Mit der Frau hab ich nichts zu tun, merk dir das, ich hab nur den Wagen genommen, und du passt besser auf und hältst die Klappe, denn in der Geschichte steckst du mit drin, vergiss das lieber nicht.« - »Willst du mir drohen?« - »Nee, aber denk lieber dran, was Angi tun wird, wenn ihr einer was von deinen Nebengeschäften erzählt.« »Das lass man meine Sorge sein, die Angi hab ich fest in der Tasche, kümmere du dich lieber um deine Andrea, damit die nicht hopsgenommen wird.« - »Lass Andrea aus dem Spiel, ich kümmere mich auch nicht um deine bekloppte Lene. Und vergiss nicht, der alte Vogt hat dir Angi und den Bären überlassen, damit du auf den Bankert aufpasst. Was ja wohl nicht geklappt hat - oder?«

      »Halt’s Maul!«, hatte Olli losgeschrien und vor Wut war seine Stimme übergeschnappt.

      »An dieser Stelle bin ich leise wieder weggeschlichen.«

      Rogge nickte gespannt. »Wer ist diese Lene, Gertrud?«

      »Das weiß ich nicht, Herr Rogge. Die einzige Lene, die ich kenne, ist die Marlene Fuhrmann.«

      »Die Frau des Arztes?«

      »Ja, aber was soll Olli mit der Arztfrau zu tun haben?« Sie schüttelte ratlos den Kopf.

      Und dann kam ein Kommissar in den Bären. Sollte sie ihm erzählen, was sie da belauscht hatte? Olli in Schwierigkeiten bringen? Und mit ihm auch Angi? Dem Benno gönnte sie alles

      Schlechte, aber Benno würde natürlich Olli mit reinreißen. Sie hatte gegrübelt und geknobelt, bis ihr die großartige Idee kam, Benno wegen der Vergewaltigung dranzukriegen. Und wegen seiner Zuhälterei. Also hatte sie bröckchenweise auf die Feltenwiese hingewiesen ... und auf Monika ...

      Ihr Geständnis hatte sie sehr forsch begonnen und war unter Rogges nachdenklichem Blick immer leiser und langsamer geworden. Jetzt verstummte sie und starrte in ihre Tasse.

      »Sie haben mich ganz nett an der Nase herumgeführt«, wies Rogge Gertrud endlich düster zurecht.

      »Es tut mir Leid.«

      Ohne Zorn betrachtet hielt sich der Schaden in Grenzen. Wenn Gertrud nach der Fernsehsendung zur Polizei gegangen wäre, hätte Grem sicherlich in seiner wohlbekannten Manier zugelangt, Olli und Benno mit Gertruds Aussage konfrontiert und wahrscheinlich nur erreicht, dass beide leugneten. Sinnlos, Gertrud Vorwürfe zu machen, sie hatte zum Schluss ja reden wollen und Rogge nur versetzt, weil Michael auftauchte.

      »Was macht Ihr Michael eigentlich?«, fragte Rogge unvermittelt und Gertrud fuhr zusammen.

      »Er ... er ... ist Kunsttischler.«

      »Ach nein! Dann stammt diese schöne Haustür von ihm?«

      Nein, Michael hatte sie nur renoviert. Michael wollte sich selbstständig machen, sie sparten auf seine eigene Werkstatt, und Gertrud hatte Olli nicht - verraten - weil - weil - also, Olli war ein Kotzbrocken, ein Schwein und auch ein Schinder, eine Bedienung für den Bären war einfach zu wenig, aber so musste sie nicht teilen, die Trinkgelder ...

      »Ich verstehe«, murmelte Rogge. »Was wird denn jetzt aus dem Bären?«

      »Ich weiß nicht. Olli ist weg, zu einem Cousin gezogen, und Angi hat eine Aushilfe eingestellt.« Ihre Nase krauste sich besorgt. »Aber der ist nicht gut.«

      »Das Geschäft läuft also nicht mehr so?«

      Sie schüttelte den Kopf und wagte wieder, Rogge anzuschauen.

      »Haben Sie eine Ahnung, was mit Benno geschehen ist?«

      »Nichts. Der fährt seinen Molkereiwagen wie eh und je.«

      »Und Andrea?«

      »Die will weg, aber sie hat nicht gesagt, wann und wohin.« Gertrud zuckte die Achseln, dieser Verlust schmerzte sie nicht.

      Monika Ziegler und Jo Thelen würden sich zusammentun, wenn sie den Mut fand, offen mit ihm zu reden, und er die Kraft aufbrachte, sich mit dem Geschehenen abzufinden. Rogge hatte ihr sein Wort gegeben und wollte es halten, auch wenn das bedeutete, dass Benno in dieser Sache straffrei ausging. Um Gertrud musste er sich keine Sorgen machen und Olli gehörte zu jenen dicken, fetten Katzen, die immer auf die Füße fielen.

      Rogge trank seinen Kaffee aus und zwinkerte ihr zu: »Na, vielen Dank, Gertrud. Alles Gute - und grüßen Sie Ihren Michael von mir.«