Wenn Ihr Euch als Täter fühlt, überschüttet Ihr Euch in der Regel mit Eurem eigenen Hohn und Spott und zermürbt Euch in beißenden Schuldgefühlen. Wo sich das Opfer in Selbstmitleid wälzt, da ergeht sich der Täter in Selbstverachtung. Die eigene Lichtseite wird vollkommen verleugnet. Doch das eine hat so wenig mit der Wirklichkeit der Dinge zu tun wie das andere. Wer seiner Täterrolle bis auf den Bodengrund seiner Motivation nachspürt, der wird immer und ausnahmslos Angst entdecken und nichts als Angst. So ist der Täter wie auch das Opfer zutiefst in dieselbe Problematik verstrickt. Doch die Wirklichkeit der Dinge, die Wirklichkeit hinter der Fassade der äußeren Erscheinungen, ist eine andere: Ihr seid immer Täter und seid es doch auch nie und Ihr seid immer Opfer und seid es doch auch nie.
Der Mensch neigt immer zum Entweder-oder und übersieht dabei das Sowohl-als-auch in allem. Ihr seid Schöpfer! Ihr ›spielt‹ mit den unterschiedlichen Rollen zum Zwecke der Selbsterkenntnis. Dabei mögt Ihr die eine oder andere Rolle bevorzugen, je nach persönlicher Disposition und eigenem Erfahrungshintergrund. Wie sonst könntet Ihr das Licht erforschen, wenn nicht durch die Erforschung seiner An- und Abwesenheit. Dadurch definieren sich Euer tapferes Menschsein und Eure zauberhafte Menschlichkeit und Ihr seid wahrlich geehrt, die Ihr den Mut und die Weisheit habt, diesen Weg der Erkenntnis zu gehen.
Sowohl in der Täter- als auch in der Opferrolle spaltet Ihr Euch auf, Ihr verankert Euch in der Dualität, weil Ihr nur ein Fragment der Wirklichkeit seht, nur eine Seite der Medaille. Nehmt Ihr Euch jedoch als Schöpfer wahr, Schöpfer des einen wie auch des anderen, dann verbindet Ihr scheinbare Gegensätze, überführt sie der Heilung und überwindet Dualität. Wir erinnern uns: Geistig erhebst Du Dich über die Dualität, wenn Du nicht wertest. Emotional erhebst Du Dich über die Dualität, wenn Du liebst. Liebe Dich selbst in all Deinen Rollen als ihr ureigener Schöpfer und Du hast viel für Deine Heilung getan und damit auch für die Heilung der Welt.
»Das leichteste Opfer für einen Betrug
ist man selbst.«
Edward G. Earle Lord Bulwer-Lytton
Fragen, die Du Dir nicht stellst
Meine liebe Freundin, mein lieber Freund, wenn Du auf Dich selbst blickst, was siehst Du dann? Wie nimmst Du Dich wahr und wie definierst Du Dich? Menschsein bedeutet, in der Dualität zu leben, sich in ihr zu erfahren, auszudrücken und durch sie zu Reifung und Selbsterkenntnis zu gelangen. Alles, aber auch wirklich alles, hat seine zwei Seiten und nur in der Verschmelzung beider Seiten kann ein Bild entstehen, das ein sinnvolles und harmonisches Ganzes ergibt.
Dies bedeutet aber auch, dass Du als Mensch ein gespaltenes Wesen bist und sein musst. Du kannst Liebe oder auch Angst empfinden, Glück oder auch tiefe Zerknirschung. Die Liebe gebiert alles Wahre, Schöne und Gute, alles, was Dich glücklich macht. Sie ist der wahre Kern Deines Wesens, die Uressenz Deines Seins. Liebe ist das Wesen Gottes und somit ist sie Dein natürliches Erbe. Und sie ist die einzige Möglichkeit, die es jetzt und allzeit geben kann, Dich über die Dualität zu erheben. Liebe ist von ihrer Essenz her vollkommen und somit steht sie über der Dualität. Hier sind Spaltung und Unvollständigkeit auf ewig überwunden. Liebe ist die Natur Deines Wesens, der Stoff, aus dem Du gemacht bist.
Aber wie kannst Du das erkennen? Wie kannst Du es wissen? Wie kannst Du das eine erkennen, wenn es kein anderes gibt? Dies ist die Geburtsstunde des Ego, das Ihr in völliger Verkennung der wirklichen Zusammenhänge so gerne in Bausch und Bogen verdammt und verurteilt. Ego ist heiliges Werkzeug Gottes und das größte aller Geschenke an den Menschen. Ego ist Mittel zum heiligen Zweck der Erkenntnis. Der Weg zur Liebe führt immer und ausnahmslos über das Ego.
Jeder Mensch, der auf Erden wandelt, kennt das Ziel, das Ihr erreichen wollt, ihr alle wollt den Weg zur Liebe. Ihr alle wollt zur Liebe, doch dieser Weg ist ein steiniger, führt er doch über die Drangsale und Kümmernisse des Ego. Die Medizin ist eine denkbar bittere und der Weg ist ein beschwerlicher. Kein Mensch geht auf Erden, der davon nicht ein Klagelied singen könnte. Was, wenn nicht Liebe, Liebe zum Selbst, könnte diesen Weg erleichtern? So wird der Weg zum Ziel und das Ziel zum Weg und beide verschmelzen in wunderbarer Harmonie miteinander.
Du bist ein gespaltenes Wesen. Dies bedeutet im Klartext, dass es in Dir sowohl lichtvolle als auch dunkle Anteile gibt und geben muss. Und an diesem Punkt wird es für Dich unangenehm, denn der Mensch will von Natur aus gut sein. Doch wo Licht ist, ist auch Schatten. Solange Du es nicht wagst, Deine dunkle Seite ans Licht der Erkenntnis zu holen, sie anzusehen, ja mehr noch, sie anzuerkennen als Teil Deiner menschlichen Persönlichkeit und zu Dir gehörend, so lange wird sie ein Schattendasein führen, tief verborgen, auf dem Bodengrund Deiner Psyche. Hier treibt der Schatten des Menschen sein Unwesen, unerkannt und unbemerkt von ihm selbst. Wie wir schon sagten, kann nur die Verschmelzung von Licht und Schatten ein harmonisches Gesamtbild ergeben und Heilung bringen, denn Ganzheit ist Heilung. Wie aber kannst Du das bewerkstelligen? Indem Du mit Liebe auf Deinen Schatten blickst. Niemals kann es eine andere Lösung geben, nie ein anderes Heilmittel, nie einen anderen Weg und niemals eine andere Antwort. Liebe! Liebe baut nicht nur Brücken zwischen Böse und Gut, zwischen Licht und Schatten – Liebe ist diese Brücke.
Im Angesicht der Liebe bist Du in der Lage, allen inneren Stürmen zu trotzen und Dich direkt in das Auge des Sturms zu begeben: Du kannst Dich selbst erforschen, Du kannst Deinen Schatten erkunden und dies ohne jede Angst, Not und Schuld.
Wenn Du Dich selbst liebst, so wie Du bist, dann bist Du so, wie Du sein willst. Das Erkunden des eigenen Schattens wird nur durch die Liebe möglich. Was ohne Liebe in Selbstzerfleischung, Schuldgefühl und Selbstverachtung enden würde und somit mit noch tieferer Spaltung, in der Liebe findet es Heilung. Nur wenn Du den Schatten in Dir ans Licht Deines Bewusstseins bringst, kannst Du ihn dem Licht in Dir überantworten und somit der Heilung überführen. Da Dein freier Wille ewig unantastbar ist, kannst Du unmöglich etwas heilen, von dem Du behauptest, dass es nicht da sei. Du kannst nur heilen, was Du anerkennst. Fürchte Dich nicht vor Deiner Angst, denn mit der Liebe hast Du allzeit einen machtvollen Gegenspieler und der Sieg ist Dir gewiss und auf ewig garantiert.
Der Mensch fürchtet seinen Schatten und dies ist aus seiner dualen Sichtposition heraus betrachtet so legitim wie nachvollziehbar. Unentwegt schwankt er zwischen Liebe zu sich selbst und Angst vor sich selbst. Und so kämpfst Du ständig gegen Dich selbst und dann wunderst Du Dich, dass es immer unentschieden endet: Das ist das Wesen der Dualität und nur im Bewusstsein der Liebe kannst Du ihr entfliehen, besser gesagt, Du überwindest sie. Der Mensch ist sich selbst ein Buch mit sieben Siegeln. Die Reise in die eigenen inneren Welten, die Reise ins Ich, ist das größte Abenteuer, das ein Mensch erleben kann und ein jeder von Euch tritt sie an, ob ihm dies nun bewusst ist oder nicht.
Jede Handlung und jede Reaktion auf Eure Außenwelt sind ein Akt der Selbstdefinition. Ihr alle würdet gut daran tun, auf Eurer Abenteuerreise eine gehörige Portion Humor mitzunehmen. Die heilerische Wirkung des Humors kann gar nicht überschätzt werden, zieht er doch so manch schwieriger Situation den schmerzhaften Stachel. Humor macht Schweres leicht, weil er die Dinge relativiert und an den Platz verweist, an dem sie gehören. Wenn wir Euch den Humor ans Herz legen, dann fordern wir Euch damit erneut dazu auf, Euch selbst mit Liebe zu erforschen und zu erkunden, denn Humor ist einer der zahllosen, wundervollen Aspekte der Liebe. Das Leben ist eine ernste Sache, ernst genug, es nicht ernst zu nehmen und ihm mit Humor zu begegnen. Auch das ist Dualität.
Die Fragen, die Du Dir nicht stellst, die Fragen nach Deinem Schatten, Du stellst sie nicht, weil Du es nicht wagst. Du fürchtest, was Du dort entdecken mögest. Doch alles ist nur halb so schlimm, nein mehr noch, es ist wahrhaft wunderbar, denn immer da und dort, wo Du Schatten siehst und für Dich erkannt hast, da erstrahlt auch Dein Licht.
»Wo viel Licht ist, ist starker Schatten.«
Johann Wolfgang von Goethe