Abbildungen 3, 4: Titelseiten seiner zwei bekanntesten Werke in jeweils 4. Auflage (BUTIN 2011 und BUTIN et al. 2010)
Bei den Blattpilzen gibt es eine ganze Reihe, die zwar nicht immer zu großen Schäden führen, aber auffällige Symptome verursachen, welche den ästhetischen Wert der Baumarten gerade in den Städten mindern können. Das Interesse an einer Reihe auffälliger Blattpilze an Ahorn (BUTIN 1981d; BUTIN & WULF 1987) ermöglichte in der Folgezeit die Habilitationsschrift des Nachfolgers von PROF. BUTIN am Institut für Pflanzenschutz im Forst, PROF. DR. ALFRED WULF (WULF 1994). In der Folgezeit und nach der Pensionierung von PROF. BUTIN entstanden Publikationen zu neuen und neu bewerteten Erregern an Ahorn (BUTIN & KEHR 2008; BUTIN et al. 2013), Linde (BUTIN & KEHR 1995; BUTIN & KEHR 1999), Robinie (KEHR & BUTIN 1998), Platane (BUTIN & KEHR 1998), Rosskastanie (BUTIN & KEHR 2002b), Weißdorn (BUTIN & KEHR 2002a; KEHR & BUTIN 2002), Weide (BUTIN 1992a; BUTIN & KEHR 2004) und Lorbeer-Kirsche (BUTIN 2003; BUTIN & KEHR 2005).
Fachbücher
Auch als Autor von Fachbüchern ist PROF. BUTIN bekannt geworden. Ein erstes, vor allem für seine Studenten nützliches Lehrbuch zur Forstpathologie erschien 1973, damals noch zusammen mit H. ZYCHA (BUTIN & ZYCHA 1973). Im Jahr 1983 erschien dann die erste Auflage seines – heute in vierter Auflage vorliegenden – Standardwerks „Krankheiten der Wald- und Parkbäume“ (BUTIN 1983, 2011b), das von DAVID LONSDALE auch ins Englische übersetzt wurde (BUTIN 1995). Zusammen mit G. HARTMANN und F. NIENHAUS erschien 1988 der inzwischen in dritter Auflage vorliegende „Farbatlas Waldschäden“ (HARTMANN et al. 1988, 2007). Hier konnten Leser, nach den bedeutsamsten Waldbaumarten geordnet, die wesentlichen Krankheiten und später auch Schädlinge unserer Waldbäume im Überblick sehen. Als Ergänzung und deutliche Erweiterung des Farbatlas Waldschäden gibt es seit 1992 den „Farbatlas Gehölzkrankheiten“ (NIENHAUS et al. 1992), bei dem PROF. BUTIN seit der dritten Auflage der Erstautor ist (BUTIN et al. 2003, 2010). Das Buch wurde inzwischen in zahlreiche Sprachen übersetzt, wobei bedauerlicherweise Englisch (noch) fehlt.
4 Besonderheiten des Wirkens für die Gehölzpathologie
Der Werdegang von PROF. BUTIN zeigt wechselnde Schwerpunkte in der Gehölzpathologie im Laufe von nunmehr sechs Jahrzehnten. Durch eine breite naturwissenschaftliche Basis und die solide botanischmykologische Ausbildung, vor allem in der heute eher vernachlässigten Pilzmorphologie, war es ihm möglich, neue Krankheiten zu diagnostizieren und zu bekannten Krankheiten neue Erkenntnisse zu gewinnen. Über die Zeit hat PROF. BUTIN aber immer noch Anschluss an sein botanisches Dissertationsthema von 1954 gehalten, denn epiphytische Lebewesen auf Bäumen und auch die Grenzgänger zwischen Epiphyt und Parasit waren stets Forschungsthemen. Beispielsweise befasste er sich auch mit dem Wirtskreis der Laubholz-Mistel (SCHWARZ & BUTIN 1970).
Viele der Arbeiten haben für die Baumpflege hohe Relevanz. Zum einen entstanden Fachartikel mit Übersichten über Krankheiten und Schäden an häufigen Stadtbäumen wie der Platane (WULF & BUTIN 1987). Zum anderen aber trug die Forschung von PROF. BUTIN zur Aufklärung einer ganzen Reihe von auffälligen Blatt- und Nadelkrankheiten an zahlreichen auch seltener eingesetzten Baum- und Straucharten bei. Solche Krankheiten können den Zierwert der Pflanzen erheblich mindern und daher ist deren Kenntnis für diejenigen von Belang, die z. B. Pflanzpläne erarbeiten oder Baumpflanzungen vorbereiten müssen. Der diagnostische Zugang zu diesen Erkrankungen wird sowohl dem Fachpublikum als auch interessierten Laien vor allem durch den „Farbatlas Gehölzkrankheiten“ ermöglicht.
PROF. BUTIN hat fachlich stets „über den Tellerrand geschaut“ und interessiert sich für viele Aspekte der Natur. Bereits aus dem Jahr 1957 gibt es z. B. einen Beitrag über einen neuen Fundort eines Höhlenflohkrebses der Gattung Niphargus (BUTIN 1957b). Auch bei der Kastanien-Miniermotte (Cameraria ohridella) war es PROF. BUTIN, und nicht einer der zahlreichen hiesigen Entomologen, der das Erstauftreten in Deutschland meldete (BUTIN & FÜHRER 1994). Hier zeigt sich sein gutes Gespür für neue Entwicklungen und seine Fähigkeit, wie er es häufig ausdrückt, „die Rosinen zu picken“.
In seiner Karriere hat PROF. BUTIN bislang fast 60 neue Pilzarten entdeckt und wissenschaftlich beschrieben. Hinzu kommen vier Gattungsneukombinationen, z. B. für den Erreger des Pappeltriebsterbens, Cryptodiaporthe populea (Sacc.) BUTIN oder für den Blattpilz an Linde mit dem Namen Asteromella tiliae BUTIN & KEHR. Zu Ehren von PROF. BUTIN wurde auch die für ein Nadelsterben an Fichte verantwortliche neue Rhizoctonia-Art nach ihm benannt, nämlich als Rhizoctonia butinii Oberw., R. BAUER, GARNICA & R. KIRSCHNER.
PROF. BUTIN hat in seinen Vorlesungen an der Universität Göttingen zahllose angehende Forstleute beeindruckt und beeinflusst, und er war dabei stets ein fairer Prüfer. Mit seiner internationalen Vernetzung hat er auch im Ausland zur Ausbildung zahlreicher Studierender und Doktoranden beigetragen. Andererseits ist er in seiner Heimatstadt auch an der mykologischen „Basis“ aktiv: Er hat dort den Verein „Der Fliegenpilz“ gegründet und dessen Arbeit wesentlich geprägt, berät Laien und Interessierte über essbare und giftige Pilze und ist bis heute in Fragen von Pilzvergiftung Ansprechpartner für das dortige Krankenhaus.
Bereits im April 1993 wurde PROF. BUTIN in den „Ruhestand“ versetzt. In seinem Abschiedsbeitrag prognostizierte der damalige Präsident der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft, PROF. DR. FRED KLINGAUF, sehr zielsicher: „Dabei ist allen bewusst, dass seine mykologischen Forschungen – mit dem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst nunmehr von administrativen Bürden befreit – sicher nicht beendet sein werden“ (KLINGAUF 1993). Nun sind tatsächlich inzwischen mehr als 20 Jahre vergangen, in denen PROF. BUTIN – für einen Mykologen und Gehölzpathologen aus Leidenschaft selbstverständlich –mit der gleichen Intensität weiter geforscht und publiziert hat! Zum Glück unterstützt seit fast 25 Jahren seine Ehefrau, DR. BÄRBEL SCHÖBER-BUTIN, selbst eine Phytopathologin, seine Forscherleidenschaft mit ebensolcher Begeisterung.
Die Autoren wünschen PROF. BUTIN und seiner Frau weiterhin gute Gesundheit und Schaffenskraft und freuen sich auf die angekündigten neueren Artikel sowie auf die neue Auflage des Farbatlas Gehölzkrankheiten.
Zitierte Literatur mit einer Auswahl wichtiger Beiträge von PROF. BUTIN
ARX, J. A. VON; MÜLLER, E., 1975: A re-evaluation of the bitunicate ascomycetes with keys to families and genera. Studies in Mycology No. 9, 159 S.
BRAND, T.; BUTIN, H., 2014: Erstnachweis von Lophodermium cedrinum in Deutschland – Erreger einer Nadelschütte an Cedrus spp. Journal für Kulturpflanzen 66, 307 – 311.
BRAND, T.; BUTIN, H., 2015: Neue Nadelschütte an Zedern entdeckt. Deutsche Baumschule 1/2015, 52 – 53.
BUTIN, H., 1954: Physiologisch-Ökologische Untersuchungen über den Wasserhaushalt und die Photosynthese bei Flechten. Biolog. Zentralbl. 73, 459 – 502.
BUTIN, H., 1955: Über den Einfluß des Wassergehaltes der Pappel auf ihre Resistenz gegenüber Cytospora chrysosperma (Pers.) Fr. Phytopath. Z. 24, 254 – 264.
BUTIN, H., 1956: Beobachtungen über das vorjährige Auftreten der Dothichiza-Krankheit der Pappel. Nachrichtenbl. Deutsch. Pflanzenschutzd. 8, 55 – 58.
BUTIN, H., 1957a: Untersuchungen über Resistenz und Krankheitsanfälligkeit der Pappel gegenüber Dothichiza populea Sacc. et Br. Phytopath. Zeitschr. 28, 353 – 374.
BUTIN, H., 1957b: Ein neuer Fundort des Höhlenflohkrebses Niphargus aquilex aquilex Schiödte. Beitr. Naturkunde Niedersachsens 10, 20 – 22.
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