Ab Mai 1958 bekleidete DR. BUTIN dann eine Planstelle als wissenschaftlicher Mitarbeiter am (nun umbenannten) Institut für Forstpflanzenkrankheiten in Hann. Münden. An der Georg-August-Universität Göttingen erfolgte im Jahr 1964 die Habilitation und die Übertragung der dortigen venia legendi (Lehrbefugnis) für das Fach Mykologie.
Unterbrochen wurden diese Tätigkeiten ab 1966 für etwas mehr als zwei Jahre, in denen DR. BUTIN Leiter des Instituts für Forstschutz an der Universidad Austral de Chile in Valdivia/Chile war. Es handelte sich dabei um ein Partnerschaftsabkommen zwischen der Universität Göttingen und der Universidad Austral de Chile, das zum Aufbau der dortigen, inzwischen international anerkannten Forstlichen Fakultät beitrug (BUTIN & RACK 1975).
Ab August 1968 übernahm DR. BUTIN dann die Leitung des Instituts für Forstpflanzenkrankheiten der BBA in Hann. Münden, und gut ein Jahr später wurde er zum außerplanmäßigen Professor an der Forstlichen Fakultät der Georg-August-Universität in Göttingen ernannt. In der Folgezeit bildete HEINZ BUTIN neben seinen Aufgaben an der Biologischen Bundesanstalt bis 1993 Generationen von Studierenden der Forstwissenschaft in der forstlichen Mykologie und Pathologie in Göttingen aus. Manch einer seiner Schüler wird sich, wie der Erstautor dieses Artikels, gerne an seine Kunst erinnern, mit Leichtigkeit und Präzision beidhändig an der Tafel zu zeichnen. Seine hervorragenden Zeichenfähigkeiten, unterstützt durch die Grafikerin ANGELIKA KRISCHBIN, machen übrigens den besonderen wissenschaftlichen und didaktischen Reiz seines Lehrbuchs „Krankheiten der Wald- und Parkbäume“ aus (BUTIN 2011b).
Abbildung 2: PROF. BUTIN bei seiner Lieblingsbeschäftigung, dem Sammeln und Bestimmen von Pflanzenproben
Die verantwortungsvolle Leitung des Instituts für Forstpflanzenkrankheiten der BBA (später Institut für Pflanzenschutz im Forst, siehe dazu WULF & BUTIN 1999) wurde immer wieder durch kürzere Forschungsaufenthalte unterbrochen, welche die internationale Ausrichtung dokumentieren. So hat er in den Jahren 1979 bis 1981 drei mehrmonatige Forschungsaufenthalte der DFG an der Northeastern Forest Experiment Station in Hamden, Connecticut sowie in Durham, New Hampshire (USA) absolviert, wo er auch ALEX SHIGO kennen und schätzen lernte.
Im Jahr 1983 war PROF. BUTIN nochmals in Lateinamerika, nämlich in Chile für eine Gastdozentur des DAAD und zur Durchführung eines Forschungsvorhabens gemeinsam mit Doktoranden der Universidad Austral de Chile in Valdivia und der Universidad Bio-Bio in Concepción. Ein DAAD-Forschungsvorhaben an der Forstlichen Fakultät der Universidad Autónoma de Nuevo León in Linares, Mexiko, führte ab 1985 neben der Betreuung mehrerer Doktoranden zu wichtigen Erkenntnissen über die dortige Pilzflora an Koniferen und Eichen.
Zu mehreren europäischen Nachbarländern gab es ebenfalls enge Kontakte, insbesondere zu Polen. Dieser entstand durch die Kooperation mit dem Humboldtstipendiaten DR. TADEUSZ KOWALSKI, der bis April 1983 in München und in Hann. Münden forschte. Im Jahr 1984 wurde PROF. BUTIN nach Krakau, an das Institut für Forstschutz der Universität Krakau, eingeladen, und in der Folgezeit entstand eine außerordentlich fruchtbare Zusammenarbeit mit T. KOWALSKI. Es entstanden zahlreiche wegweisende gemeinsame Publikationen zu den Pilzen, die an der „natürlichen Astreinigung“ bei Bäumen beteiligt sind. Weiterhin erforschten beide die Rolle von Ceratocystis- und Ophiostoma-Arten, die mit der Komplexkrankheit Eichensterben assoziiert sind (KOWALSKI & BUTIN 1989a, b). Mit Österreich verbindet PROF. BUTIN neben zahlreichen Forschungsreisen und -expeditionen auch eine Gastprofessur an der Universität für Bodenkultur Wien, Fachgruppe Forst- und Holzwirtschaft, während des Sommersemesters 1991. Von 1989 bis 1993 wirkte HEINZ BUTIN als wissenschaftlicher Direktor des Institutes für Pflanzenschutz im Forst.
PROF. BUTIN ist seit 1969 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Mykologie und damit eines der langjährigsten Mitglieder dieser Vereinigung, deren Präsident er zudem 1984 bis 1986 war. Seit 2012 ist er Ehrenmitglied der Gesellschaft.
3 Schwerpunkte der Forschung
Pappel- und Weidenanbau
Mit Beginn seiner Tätigkeit bei der Biologischen Bundesanstalt für Land- und Forstwirtschaft widmete sich PROF. BUTIN zunächst stark der Pappel und ihren Krankheiten (BUTIN 1957), später auch der Weide (BUTIN 1960). Der verstärkte Anbau verschiedener stark wüchsiger Klone einheimischer sowie fremdländischer Pappeln und Weiden bzw. deren Hybride ab den 1950ern hatte teils erhebliche Probleme mit Blatt- und Triebkrankheiten mit sich gebracht. Vor allem PROF. BUTIN ist es zu verdanken, dass einer der wichtigsten pilzlichen Erreger eines Triebsterbens der Schwarzpappel und ihrer Hybriden, nämlich Cryptodiaporthe populea (Nebenfruchtform Dothichiza populea) hinsichtlich der Biologie und Pathogenität erforscht und charakterisiert wurde (BUTIN 1956, 1957a, c, d). Dadurch konnten resistentere Klone für den Anbau identifiziert werden (BUTIN 1957a, BUTIN & V. LOESCHKE 1960, BUTIN 1964). Solche Themen sind auch heute wieder im Rahmen des Anbaus nachwachsender Rohstoffe (Kurzumtriebplantagen, KUP) hochaktuell.
Holzbläue
Anfang der 1960er widmete sich HEINZ BUTIN dem Thema der „Holzbläue“, bei der es zu dunklen Verfärbungen im Splint der Nadelhölzer, vor allem der Kiefer, aber durchaus auch der Laubhölzer kommt. Dieses vorwiegend ästhetische, aber für die Forst- und Holzwirtschaft ökonomisch wichtige Problem wurde oftmals allein dem Handeln der Forstleute angelastet. Es entstand eine Reihe von Arbeiten zu den Entstehungsbedingungen der Bläue und zu den beteiligten Pilzarten. Dabei zeigte sich, dass manche Pilze, die als Nadel- und Triebbewohner bekannt sind, an unterschiedlichen Ausprägungen der Bläue beteiligt sind, einschließlich der „Anstrichbläue“, welche erst nach der Verarbeitung und Oberflächenbehandlung des Holzes entsteht (BUTIN 1961c, 1963, 1965a).
Die Forschung von PROF. BUTIN bewies vor allem, dass es verschiedene Arten und Erreger der Bläue sowie unterschiedliche Entstehungszeiten im Lagerungs- bzw. Verarbeitungsprozess des Holzes gibt, und somit die Forstpartie mitnichten immer allein schuld ist, wenn Holzbläue als unerwünschte Verfärbung auftritt (BUTIN 1961b, c, 1965a). Im Zuge der Forschung entstanden neue Erkenntnisse zur Hitze- und Trockenresistenz der Bläuepilze (ZIMMERMANN & BUTIN 1974). Auch an der Entwicklung und Bewertung von Prüfverfahren zur Bewertung der Anstrichmittel gegen Bläue war PROF. BUTIN beteiligt (BUTIN 1961a, d, 1965b).
Nadel- und Trieberkrankungen
Nadel- und Triebpilze bei Koniferen bildeten durchgängig einen Schwerpunkt in den 1970ern, was u. a. der ökonomischen Bedeutung des Nadelholzanbaus im In- und Ausland geschuldet war. Koniferenkrankheiten mit weltweiter ökonomischer Bedeutung gehörten dabei mit zu den Forschungsthemen, z. B. die „Scleroderris-Krankheit“ der Kiefer (Erreger Gremmeniella abietina, Syn. Scleroderris lagerbergii, BUTIN & HACKELBERG 1978; BUTIN & KOWALSKI 1984) und das „Diplodia-Triebsterben“ der Kiefer (Erreger Diplodia pinea, BUTIN 1984). Die durch Diplodia pinea ausgehende Gefahr für die heimische Kiefer erkannte PROF. BUTIN zuerst (BUTIN 1984), da die damals auftretenden Schäden bereits durch klimatische Veränderungen gefördert wurden, die heute unter dem Begriff des Klimawandels in aller Munde sind.
Eine wichtige Klärung brachte die Erforschung des Pilzes Naemacyclus niveus, welcher mit einer Nadelschütte an der Kiefer in Verbindung steht. Hier zeigte sich, dass es sich um zwei morphologisch unterscheidbare Formen handelt, eine pathogen und die andere nicht, welche somit in zwei separate Arten aufzuspalten waren. Die neue Art wurde Naemacyclus minor genannt (BUTIN 1973a), inzwischen heißt sie Cyclaneusma minus.
Waldsterben
Ab Anfang der 1980er Jahre dominierten die Themen „Waldsterben“ und Luftverschmutzung die öffentliche Diskussion um den Wald in Deutschland. Es gab – je nach beteiligtem Forscher (Bodenkundler, Botaniker, Virologen, Bakteriologen) – teilweise stark voneinander abweichende Meinungen hinsichtlich verschiedener Ursachenhypothesen, manche davon auch monokausal in Bezug auf bestimmte Erregergruppen