Zur kontroversen Debatte um die sog. „Nadelröte“, also der Rötung und dem vorzeitigen Abwurf der Nadeln bei der Fichte, hat er klärend beigetragen, indem er nachwies, dass es hier neben einigen beteiligten Pilzarten vor allem auch eine abiotische Komponente geben muss (BUTIN & WAGNER 1985). In diese Phase fiel auch die Herausgeberschaft der „Waldschutzmerkblätter“, zu denen er als Autor beitrug (BUTIN & KOWALSKI 1989).
Kooperation mit Lateinamerika
Bereits ab Mitte der 1960er entstanden aus der Kooperation mit der Universidad Austral de Chile in Valdivia Arbeiten zu Pilzen an chilenischen Koniferenarten und an den dort angebauten fremdländischen Kiefernarten. Beispielsweise fand Butin mehrere Pilzarten, die als Verursacher einer Stammholzbläue an Araucaria araucana und A. angustifolia auftreten (BUTIN 1967, 1978). Insgesamt ergaben sich durch die Forschungsaufenthalte in Chile zahlreiche Erkenntnisse zur Pilzflora der dort heimischen Baumarten, viele davon auf Spanisch (BUTIN 1967, BUTIN & PEREDO 1968, BUTIN 1971, BUTIN 1973b, BUTIN & PEREDO 1986). Dabei ist auch zu erwähnen, dass die Leitung des Instituts für Forstschutz an der Universidad Austral de Chile mit zum Aufbau der dortigen Forstlichen Fakultät beitrug. Das DAAD-Forschungsvorhaben an der Forstlichen Fakultät der Universidad Autónoma de Nuevo León in Linares, Mexiko, brachte neue Erkenntnisse zu den Pilzen vor allem an den dortigen Koniferen (MARMOLEJO & BUTIN 1990). Es ergab sich aber auch ein schöner Anschluss an die hiesigen Arbeiten zum „Rindenschorf“ der Buche, denn in Mexico konnte eine neue Ascodichaena-Art,nämlich A. mexicana, als Erreger der „Warzenkrankheit“ an einer heimischen Eiche gefunden werden (BUTIN & MARMOLEJO 1990). HEINZ BUTIN hat auch den Lebenszyklus von Mikronegeria fagi aufgeklärt, einem sehr ursprünglichen Rostpilz, der auf Nothofagus, Araucaria und Austrocedrus lebt und der für das Verständnis der Evolution dieser Pilzgruppe von sehr großer Bedeutung ist (BUTIN 1969; BUTIN & PEREDO 1986).
Forschung zur Ursache von Stammrissen zusammen mit ALEX SHIGO
Während seiner Forschungsaufenthalte Anfang der 1980er an der Northeastern Forest Experiment Station in Durham, New Hampshire (USA) arbeitete PROF. BUTIN zusammen mit ALEX SHIGO vor allem an dem Phänomen der Rissbildung („Frostrisse“) an Bäumen. Eine gemeinsame Veröffentlichung zeigte den Zusammenhang zwischen Rissbildung und Wunden sowie pathologischen Ereignissen auf (BUTIN & SHIGO 1981) und in der Folge ergaben sich auch in Deutschland weiterführende Arbeiten dazu. ALEX SHIGO, selbst auch als Mikrobiologe und Forstpathologe ausgebildet, hatte während des Forschungsaufenthaltes von PROF. BUTIN in New Hampshire den Verdacht geäußert, dass möglicherweise auch Bakterien an manchen Typen von Kernrissen bei Eiche beteiligt sein könnten. Diese These bewahrheitete sich durch eine eingehende Untersuchung an Stiel-Eichen mit solchen Rissen in Deutschland (SCHMIDT et al. 2001). Für die Baumpflege ergaben diese Arbeiten die Erkenntnis, dass manch ein Stammriss, der leichtfertig als „Frostriss“ oder gar als „Blitzrinne“ bezeichnet wird, in Wahrheit ursprünglich wundbedingt ist bzw. durch bestimmte Krankheitserreger gefördert wird. Ein Wiedersehen der beiden Forscher ergab sich übrigens mehrmals sowohl bei Vortragsveranstaltungen von ALEX SHIGO in Wiesbaden (Herbst 1985) als auch anlässlich der Osnabrücker Baumpflegetage (1999 und 2002).
Parasitäre Rindenschäden
Seit Beginn seiner Forschung über die Krankheiten der Pappel interessierte sich HEINZ BUTIN für Rindenkrankheiten, welche je nach Ausprägung als „Rindenbrand“, „Triebsterben“ oder „Baumkrebs“ bezeichnet werden können. Bei der Pappel wies er bereits in den 1950er Jahren den wichtigen Zusammenhang zwischen dem Wassergehalt der Rinde und der Anfälligkeit gegen parasitäre Rindenpilze nach (BUTIN 1955). Damit hat er als einer der ersten auf die Bedeutung der Wirtsvitalität und Prädisposition für die Krankheitsanfälligkeit gegenüber Schwächeparasiten hingewiesen. In der Folge erschienen zahlreiche Beiträge zu Rindenkrankheiten der Pappel, vor allem zum Schwarzpappel-Triebsterben durch Cryptodiaporthe populea, welche bereits weiter oben zitiert wurden.
Wichtige Beiträge erschienen zu den Erregern von Rindenkrankheiten an Eiche (BUTIN 1981b) sowie zu Krebserkrankungen an der nicht heimischen, im forstlichen Versuchsanbau befindlichen Pinus contorta (STEPHAN & BUTIN 1981). Auch die Bedeutung des weltweit an Nadelhölzern verbreiteten Pilzes Phomopsis juniperovora hat BUTIN erkannt und ihn 1974 erstmals in der Bundesrepublik Deutschland nachgewiesen, an Juniperus virginiana (BUTIN & PAETZHOLDT 1974).
Anfang der 1980er Jahre eröffnete eine erste Untersuchung über eine neue Rindenkrankheit an der Amerikanischen Rot-Eiche (BUTIN & DOHMEN 1981) letztlich dem Erstautor dieses Artikels seine Dissertation zum „Pezicula-Krebs“ an dieser Baumart (KEHR 1991, 1992).
Epiphyten, Endophyten und Hyperparasiten
Ein weiterer Interessens- und Forschungsschwerpunkt waren epiphytische Pilze, die z. T. ja das Rindenbild unserer Bäume prägen (BUTIN & KEHR 2009). Eingehender bearbeitet wurden beispielsweise der Weiße Rindenpilz, Athelia epiphylla (BUTIN 1978a), und der Schwarze Rindenschorf der Buche, Ascodichaena rugosa, welcher einen Übergang zwischen Epiphyt und Parasit darstellt und erstmals eingehend erforscht und charakterisiert wurde (BUTIN 1977, 1979a, 1981a, BUTIN & PARAMESWARAN 1980). In späteren Jahren führte das Interesse an solchen Organismen dann auch zu einer verstärkten Hinwendung zu den „Endophyten“, also den symptomlos in grünem Gewebe vorkommenden Organismen, welche in vielen Fällen offenbar auch eine mutualistische Beziehung zu ihrem Wirt haben (BUTIN 1986, BUTIN 1992b, BUTIN et al. 1992, HALMSCHLAGER et al. 1993). Im Rahmen eines DFG-Projekts des Doktoranden LEO PEHL konnte nachgewiesen werden, dass manche pilzlichen Blattendophyten eine Rolle bei der Unterdrückung von Insektengallen an Bäumen spielen (BUTIN 1992; BUTIN et al. 1992; PEHL & BUTIN 1994; BUTIN & PEHL 1995).
Auch Hyperparasiten, also Pilze, die auf parasitischen Pilzen vorkommen und diese in ihrer Auswirkung auf den Wirt zu beeinträchtigen vermögen, gehörten zum Forschungsinteresse. Neue Erkenntnisse gab es hier beispielsweise zu Hyperparasiten auf Ascodichaena rugosa, dem Schwarzen Rindenschorf der Buche (BUTIN 1979b, 1981a), auf Rhabdocline pseudotsugae, dem Erreger der Rostigen Douglasienschütte (BUTIN et al. 2000) und auf Chrysomyxa abietis, dem Fichtennadelrost (BUTIN 2011a).
Natürliche Astreinigung
Eine ganze Serie von Arbeiten zusammen mit T. KOWALSKI beschäftigte sich mit den Pilzen, die zur „natürlichen Astreinigung“ der Bäume und damit wesentlich auch zur Steigerung der Stammholzqualität beitragen (z. B. BUTIN & KOWALSKI 1983a, b, 1986, 1990, 1992). Viele dieser zu den Askomyzeten (Schlauchpilzen) gehörenden „Astreiniger-Pilze“ sind sowohl Schwächeparasiten als auch eine Zeit lang symptomlose „Endophyten“ im noch grünen Rindengewebe, weswegen die Publikationen mit T. KOWALSKI zu diesem Komplex gewissermaßen das Bindeglied zwischen reinen „Parasiten“ und mutualistischen oder neutralen Endophyten bilden. Spätere Arbeiten mit Pilzisolationen aus der gesunden, grünen Astbasis zeigten dann, dass tatsächlich zahlreiche der Astreinigerpilze schon lange vor dem Absterben des Astes im grünen Gewebe vorhanden sind und somit einen Besiedlungsvorteil gegenüber anderen Pilzen haben (KOWALSKI & KEHR 1994).
Neuere Arbeiten zu Blatt- und Nadelpilzen
Seit etwa 30 Jahren dominiert, neben der Arbeit an den einschlägigen Fachbüchern, die Forschung an zahlreichen blatt- und nadelbewohnenden Pilzen die Arbeit von PROF. BUTIN. Der für Deutschland erste Fund der Dothistroma-Nadelbräune, einer Koniferen-Nadelkrankheit von weltweiter Bedeutung (BUTIN & RICHTER 1983), ermöglichte einem Doktoranden seine Dissertation und mehrere Veröffentlichungen zu diesem Thema (PEHL & BUTIN 1990, 1992). Neue Erkenntnisse ergaben sich auch zur Kabatina-Nadelbräune der Tanne, die vor allem im Weihnachtsbaumanbau bei bestimmten Tannenarten bedeutsame Schäden verursacht (BUTIN & PEHL 1993), eine neue Rhizosphaera-Art an der für die waldbauliche Zukunft wichtigen Douglasie (BUTIN & KEHR 2000) sowie das neuartige Ceratobasidium-Nadelsterben