In seinem Arbeitsvertrag versprach Heinrich Flaesch, „auch zur Erhaltung guter Meister und Gesellen behälflich zu sein“. Tatsächlich kamen in der Folgezeit noch mehrere Puddler aus Eisenschmitt zur JHH,216 als in den 1840er Jahren die in der dortigen Nachbarschaft gelegenen Hüttenwerke immer mehr Arbeiter entließen und die Verdienste anderswo besser waren.217 Zu den Zuwanderern gehörte auch Mathias Flaesch, der sich in einem Arbeitsvertrag vom 24. März 1846 für weitere zwei Jahre verpflichtete, auf dem Puddelwerk in Oberhausen als Meister „in den bisherigen Lohnsätzen und bekannten sonstigen Bedingungen“ zu arbeiten. Flaesch war zur Einhaltung der „bestehenden Fabrikordnung“ verpflichtet, die Firma versprach, ihm „stets Arbeit zu geben“.218
Mittlerweile besaß die JHH überregionale Bedeutung. Wilhelm Lueg stellte 1836 stolz fest: „Das Werk erfreut sich auch der Aufmerksamkeit der hohen Staatsbehörden und selbst seine Königliche Hoheit der Kronprinz und Prinz Friedrich von Preußen nahmen dasselbe in Augenschein. Der Besuch seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen hatte am 23. Oktober 1833 statt.“219 Extra für diesen Besuch ordnete noch am 21. Oktober der Duisburger Landrat eilig die Instandsetzung der Straße von Düsseldorf über Sterkrade nach Wesel, speziell des Teilstücks von Sterkrade durch die Heide nach Hiesfeld an.220 Am 6. August 1845 besuchte der Kronprinz, nun als König Friedrich Wilhelm IV., erneut das Werk.221
Vom Pott zur Lok: Die Produktvielfalt der 1830er und 1840er Jahre
Immer noch war ein wichtiger Produktionszweig der JHH der Guss von Potteriewaren. Neben der von Musterbüchern222 präsentierten Vielzahl der Dinge des täglichen Bedarfs nahm man nun aber auch Gegenstände für den Bausektor wie Dachrinnen, Balkone, Fensterrahmen und Fenstergitter sowie Tore, Türgestelle und Monumente in das Lieferprogramm auf. Auch die Herstellung von Gewichten blieb ein wichtiger Produktionszweig und erreichte sogar einen neuen Höhepunkt, als nach der Gründung des ▶ Deutschen Zollvereins 1833 nun in dessen Geltungsraum einheitliche Gewichtsmaße eingeführt wurden.223
Arbeitsvertrag für Heinrich Flaesch vom 3. Juli 1836
Contract zwischen der Hüttengewerkschaft Jacobi Haniel & Huyssen u. dem Puddelmeister Heinr. Flaesch aus der Eisenschmidt
1) Die Hüttengewerkschaft engagiert den Heinr. Flaesch als Puddelmeister um auf dem neu angelegten Puddlingswerk zu Oberhausen zu arbeiten; Flaesch verspricht als Meister treu u. fleißig zu arbeiten u. überall das Interesse seiner Gewerkschaft wahrzunehmen, u. nicht allein während seinen Arbeitsstunden (nämlich 12 Stunden á 24 Stunden) seine Pflicht zu thun, sondern auch zu anderen Zeiten, u. wenn’s nöthig, auch Sonntags bei Reparatur der Öfen etc. thätig zu sein. Ferner auch allen andern Meistern und Gesellen mit seinem Rath zur Seite zu stehen u. besonders zu unterweisen. Ueberhaupt verspricht der Meister Flaesch als erster Meister auf alle vorkommenden Arbeiten im Puddlingswerke ein wachsames Auge zu haben und überall zum Besten zu rathen und zu helfen.
Derselbe verspricht auch zu Erhaltung guter Meister u. Gesellen behülflich zu sein u. nach Kräften dafür zu sorgen, dass gute Waare fabriziert wird bei möglicher Ersparniß auch nach Möglichkeit Einigkeit unter den Leuten zu erhalten.
2) Dagegen verspricht die Hüttengewerkschaft dem Meister Flaesch monatlich 40 Thaler Preus. Ct. Lohn zu zahlen, dabei freie Wohnung u. Brandt u. Licht zu geben wie auch ein Stück Land für Garten.
3) Dieser Vertrag kann von beiden Theilen aufgekündigt werden. Die Aufkündigung muß aber drei Monat vorher erfolgen, bevor der Contract aufgelöst ist. Sollte eine solche Aufkündigung erfolgen, so verspricht Mstr. Flaesch während der drei Monaten gerade so zu arbeiten u. sich zu betragen, als wenn nicht gekündigt wäre.
4) Sobald das Puddlingswerk zu Oberhausen in regelmäßigende Gange u. Betriebe ist beabsichtigt die Hüttengewerkschaft das Puddeln zu verdingen u. pr. 1000 Th. [?] zu bezahlen. Meister Flaesch verspricht dann mit dem Accord auch zufrieden zu sein u. zu wirken, dass ordentliche nicht zu hohe Awarde [?] geschlossen sein wogegen er immer dann noch einen festen Zusatz von der Gewerkschaft zu erwarten hat, wenn dieselbe bis dahin immer mit seinen Leistungen u. Betragen zufrieden war.
Gutehoffnunghütte den 3. July 1836
pp. Jacobi Haniel & Huyssen
Lueg
Heinrich Flaesch
(Quelle: RWWA 130 – 20002/2)
Arbeitsvertrag mit Benjamin Bamford und Thomas Lambert (Übersetzung)
Vertrag zwischen der Gesellschaft mit dem Namen Jacobi, Haniel & Huyssen an der Gutehoffnungshütte in Oberhausen und den beiden Puddelmeistern Bamford & Lambert.
Die Gesellschaft Jacobi, Haniel & Huyssen stellt mit diesem [Vertrag] die beiden Puddelmeister Bamford & Lambert, welche bereits zur Probe sechs Wochen an den Oberhausener Eisenwerken arbeiteten, für sechs Monate bis Mai 1838 an und jene akzeptieren diese Anstellung zu den folgenden Bedingungen:
1) Die Puddelmeister Bamfort & Lambert verpflichten sich von nun an als Meister bei den Eisenwerken Oberhausen zu arbeiten. 12 Stunden jeden Tag als gewöhnliche Tagesarbeit; gutes Eisen zu machen, wozu meistens 1064 Pfund Roheisen für 1000 Pfund Puddelluppen und 899 Pfund Steinkohle für 1000 Pfund fertige Luppe (Brammen) verbraucht werden sollte.
Kleine Reparaturen im Puddelofen sind zu erledigen ohne Vergütung für diese.
2) Helfende Hände bestellt und bezahlt die Gesellschaft.
3) Die Löhne sind festgelegt auf 12 francs pro 1000 kg gleich mit 3 Th. 6 Silbergr. Preußisches Geld pro 2140 Pfund preußisches Gewicht für gute Luppen oder Brammen. Minderwertige und rissige Luppen oder Brammen bleiben unbezahlt.
4) Wenn die Arbeit durch drohende Unfälle unterbrochen werden muss, ist die Gesellschaft nicht verpflichtet irgendwelche Vergütungen für das bleiben zu zahlen.
5) Die Löhne, wenn Englisches Frischeisen benutzt wird, benötigen dann nur 2140 Pfund preußisches Gewicht wegen ihrer leichteren Arbeit.
6) Wenn die Puddelmeister gegen diesen Vertrag verstoßen sollten und allgemein ihre Arbeit nicht regelmäßig ausführen, oder sie sogar, gegen den Wunsch der Gesellschaft ihren Vertrag kündigen sollten, bevor dieser beendet ist, setzt sich jeder von ihnen einem Bußgeld von 20 Th. aus. Zur Sicherheit sollen diese 20 Th. nach und nach vom Lohn zurückbehalten werden, aber zurückgezahlt werden wenn dieser Vertrag erfüllt ist.
Die Pässe müssen beim Büro des Bürgermeisters in Holten hinterlegt werden.
Oberhausen 13. November 1837
Benjamin Bamford
Thomas Lambert
Arbeitsvertrag für Mathias Flaesch vom 24. März 1846
Der Puddelmeister Math. Flaesch aus Eisenschmidt erbietet (?) sich hiermit von jetz an zwei Jahre als Puddelmeister in den bisherigen Lohnsätzen und bekannten sonstigen Bedingungen bei Herren Jacobi, Haniel & Huyssen in Arbeitet zu bleiben und endlich die vorkommenden Arbeiten nach der bestehenden Fabrikordnung auf dem Puddlingswerk zu Oberhausen auszuführen. Dagegen verspricht die gedachte Gewerkschaft die bestehenden Lohnsätze nicht zu vermindern und dem p. Flaesch stets Arbeit zu geben. Bei Verhinderungen in der Arbeit erhält Flaesch wenn er Tagelohnarbeit verrichten will 12 a 15 Sgr Tagelohn.
Die Gewerkschaft zahlte heute dem Ms. Flaesch zwanzig Thaler Vorschuß oder Darlehn, worüber derselbe hiermit quittiert, und verspricht durch monatliches Einlassen von zwei Thaler an dem verdienten Lohn bei gedachter Gewerkschaft die Schuld vor und nach wieder abzutragen.
Oberhausen den 24ten März 1846
Mathias Flaesch