Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia. Berhard Vogt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Berhard Vogt
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783947164172
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wenn sich die Pferde an der Wasserstelle zu Garub mit anderen Wildtieren wie Oryxantilopen und Straußen vergesellschaften. Eigentlich gibt es im Südlichen Afrika keine wildlebenden Pferde, und die hier herrschenden klimatischen Bedingungen sind alles andere als ideal für Pferde. Die ersten Pferde kamen als Arbeits- und Reittiere mit den europäischen Siedlern ins Südliche Afrika. Von welchen Pferden die nun wilden Pferde von Garub abstammen, weiß niemand mit Gewissheit zu sagen, Theorien dazu gibt es viele. Das Überleben der Tiere in der ansonsten lebensfeindlichen Umgebung wurde durch die absolute Sperrung des Großraumes über 80 Jahre hinweg (Diamanten-Sperrgebiet) begünstigt. Des Weiteren gab es bei Garub ein Bohrloch für Wasser, mit welchem die nahe gelegene Eisenbahnlinie mit Wasser versorgt wurde. Daraus entwickelte sich eine Tränke, die sich zum zentralen Anlauf- und Aufenthaltspunkt der Wildpferde entwickelte. Heute lassen sich bei Garub von einem hölzernen Unterstand aus die Wildpferde an der Tränke beobachten. Wer dorthin gelangen möchte, sollte auf der Nationalstraße B4 von Aus nach Lüderitz fahren. Ca. 20 Kilometer nach Aus führt ein kleiner Schotterweg nördlich zur schon erwähnten Tränke.

      Die heutige Population umfasst etwa 250 bis 300 Tiere, die durch Dürrejahre und die zunehmende Zahl an großen Beutegreifern (v. a. Tüpfelhyänen) gefährdet sind. Seit den 1990er-Jahren kümmern sich das Umweltministerium und private Organisationen um die letzten Wildpferde (www.wild-horses-namibia.com).

      Lüderitz, ein kleiner Ort im Nichts, macht eher einen verschlafenen und nüchternen Eindruck. Der Stadt sieht man noch immer ihre deutsche Geschichte an, in deren Verlauf Lüderitz vor allem als Landungsbrücke, Hafenstadt und Versorgungsstützpunkt wichtig war. Als Anfang des 20. Jahrhunderts Diamanten in den Dünen um Lüderitz gefunden wurden, hatten Lüderitz und vor allem Kolmannskuppe ihre Blütezeit. Kolmannskuppe war das Hauptquartier des Diamanten-Sperrgebiets, das mit einer exzellenten, gar luxuriösen Infrastruktur aufwarten konnte – die Diamanten machten es möglich. Auch wenn heute immer noch Diamanten gefördert werden (allerdings nur noch über Offshore-Gewinnung im Meer), ist die große Goldgräberstimmung vorüber und Kolmannskuppe nur noch eine Geisterstadt, die von glorreichen Zeiten vergangener Tage zeugt.

       Neuzeit trifft auf Geisterstadt: mit dem Wohnmobil in Kolmannskuppe.

      Bis man in Swakopmund wieder auf den Atlantik stößt, folgt man dem Verlauf der Namib-Wüste von Süd nach Nord. Diese erstreckt sich über 2000 Kilometer als langer, schmaler Streifen entlang der afrikanischen Atlantikküste von Angola bis nach Südafrika, d. h. entlang der gesamten namibischen Küste. Dieser Teil der Namib ist eingebettet in den Namib-Naukluft National Park und damit wohl in eine der typischsten und epischsten Landschaften Namibias. Der Park bietet mit der Namib Section, der Naukluft Section, Sesriem, Sossusvlei und Sandwich Harbour sehr unterschiedliche geologische Zonen und Lebensräume. Pflanzen und Tiere haben sich auf beeindruckende Weise an das Leben in dieser unwirtlichen Umwelt angepasst. Die Naukluft Section besteht aus steinernen Ebenen, die an Mondlandschaften erinnern, sowie aus dem Naukluft-Gebirge, das sich rund 1000 Meter über die Umgebung erhebt. Der größte touristische Anziehungspunkt innerhalb des Parks sind aber zweifelsohne das Sossusvlei und das Deadvlei mit seinen riesigen Dünen. Hier entstanden Fotos, die Namibia international bekannt gemacht haben und stetig für Sehnsucht und Fernweh sorgen (www.sossusvlei.com).

      Während Sossusvlei uns deutlich ein klares Bild von Namibia vermittelt, könnten Teile der Küstenstadt Swakopmund auch gut und gerne in Deutschland stehen. Die während der Kolonialzeit erbauten Gebäude im Jugendstil und die vielen deutschstämmigen Läden und Geschäfte kreieren auch heute noch eine deutsche Atmosphäre. Doch Swakopmund ist keineswegs ein lebendiges Museum, sondern ein modernes Seebad, das vor allem vom Tourismus lebt. Während der Sommerferien rund um Weihnachten wird die Stadt von nationalen (und südafrikanischen) Gästen geradezu belagert. Das touristische Angebot in und um Swakopmund ist groß; nicht umsonst ist die Stadt an der Küste Teil fast jeder Namibia-Reise.

       Deutsche (Bäder-)Architektur in Swakopmund

      Auf dem Weg von Swakopmund nach Twyfelfontein warten noch zwei biologische Besonderheiten auf den naturbegeisterten Besucher:

       Nicht unbedingt schön, aber einzigartig: Welwitschia mirabilis

      • In den Wüstenflächen rund um Swakopmund gibt es eine eigentümliche und urtümliche Pflanzenart zu bestaunen: Welwitschie (Welwitschia mirabilis). Dieser Wüstenspezialist kann mehrere hundert Jahre alt werden, bildet dabei aber nur ein einziges Blattpaar aus. Die beiden Laubblätter können über drei Meter lang werden. Am Blattende sterben sie ab, verwittern und geben der Pflanze damit ein archaisches Erscheinungsbild. Die Welwitschie schmückt u. a. das Wappen Namibias, das Wappen der Stadt Swakopmund und das Wappen der Region Kunene.

      • 115 Kilometer nördlich von Swakopmund ragt das sogenannte Cape Cross (Kreuzkap) als Landspitze in den Atlantik hinein. Auf dem flachen und kargen Küstenabschnitt befindet sich eine große, berühmte Kolonie des Südafrikanischen Seebären (Arctocephalus pusillus). Lange Zeit wurden diese Ohrenrobben unkontrolliert bejagt; heutzutage tummeln sich wieder über 1,5 Millionen Seebären an afrikanischen Küsten. Das Robbenreservat Cape Cross Seal Reserve allein beheimatet bis zu 200.000 dieser Tiere. Als Gesundheitspolizei fungieren hier Schakale und Braune Hyänen, die die verletzten und toten Tiere beseitigen. Für Besucher wurden Stege angebracht, von denen die Tiere beobachtet werden können – den typischen Fisch-Meeres-Robben-Duft und den Lärm aus zehntausenden Mäulern gibt es gratis dazu. Die Cape Cross Seal Reserve kann täglich von 10 bis 17 Uhr besichtigt werden (Eintritt 50 NAD, Fahrzeug 10 NAD). Die einzige hier verfügbare Übernachtungsmöglichkeit ist die Cape Cross Lodge (www.capecross.org).

       Cape Cross: steinerne Nachbildungen der padrão von Diego Cão (1486)

       Holzstege am Cape Cross

      Von der Küste geht es in nordöstlicher Richtung weiter – über ein Kulturgut von nationaler und internationaler Bedeutung, dem UNESCO-Weltkulturerbe Twyfelfontein – zu einem der berühmtesten Nationalparks Afrikas, dem Etosha National Park. Bereits 1907 wurden der Etosha National Park als Wildreservat Nr. 2 unter Schutz gestellt. Seit dieser Zeit hat sich der Nationalpark aufgrund seiner Wilddichte und der guten touristischen Infrastruktur zu einer der Hauptattraktionen Namibias entwickelt. Zugang zum Nationalpark erhält man über eines der Zugangstore (gates). Hier werden Besucher samt Fahrzeug registriert; die allgemeinen Parkregeln müssen unterzeichnet werden. Eine der wichtigsten Regeln besagt, dass man das Fahrzeug innerhalb des Nationalparks nur an wenigen, geschützten Stellen verlassen darf. Des Weiteren muss ein Camp erreicht sein, bevor die Tore des Parks geschlossen werden. Informationen über die genauen Öffnungszeiten der gates (offen von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang) und die letzten Tierbeobachtungen bekommt man an der Rezeption einer der drei staatlichen Restcamps Okaukuejo, Halali oder Namutoni. Hier müssen auch die Gebühren für Eintritt und Übernachtung entrichtet werden (www.etoshanationalpark.org/de).

       Etosha National Park: Gedränge am Wasserloch

       Blick vom Waterberg Plateau