Auf Pad im 4x4 Camper: Camping in Namibia. Berhard Vogt. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Berhard Vogt
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Книги о Путешествиях
Год издания: 0
isbn: 9783947164172
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auf- und gegen 18 Uhr wieder untergeht. Auch wenn Sachsen-Anhalt diesen Slogan bereits für sich vereinnahmte, so ist Namibia sicherlich das „Land der Frühaufsteher“. Dies wird am deutlichsten auf einer der vielen Gästefarmen des Landes. In den frühen Morgenstunden kommen die Farmarbeiter am Farmhaus zusammen, um mit dem Farmverwalter oder Vorarbeiter den Arbeitseinsatz des Tages zu besprechen. Kurz danach laufen auch schon die ersten Maschinen bzw. Fahrzeuge an und der Arbeitstag beginnt lautstark. Aber auch Touristen können den Langschläfer jäh aus den schönsten Träumen reißen. Die Camps in den Nationalparks sind komplett eingezäunt als Vorsichtsmaßnahme gegen unliebsame und gefährliche Tiere. Der einzige Zugang erfolgt über ein Tor (gate), das während des Tages geöffnet, während der Nacht verschlossen ist. Die Öffnungszeiten des gates richten sich nach Aufgang bzw. Untergang der Sonne. Darum herrscht auf den Campingplätzen innerhalb der Parks meist schon gegen 5 Uhr die erste Aufbruchstimmung, die einem festen, ungeschriebenen Ritual folgt. Nach dem Gang zur Toilette wird das Feuer für den morgendlichen Kaffee entfacht – entweder fauchen Gasbrenner auf, oder mit noch müder Lungenkraft wird das Lagerfeuer des letzten Abends wiederbelebt. Danach wird das Zelt geräumt und wieder zusammengefaltet. Kurz vor 6 Uhr machen sich die ebenfalls noch kalten Diesel-Fahrzeuge auf dem Weg zum gate und starten zum morgendlichen game drive. Die Eile am Morgen macht insofern Sinn, als dass die Hauptaktivitätszeiten der Tiere nachts und in den kühleren Morgen- bzw. Abendstunden liegen. Die heißeren Stunden des Tages verbringen die Tiere mit möglichst wenig Bewegung und zumeist im Schatten.

       Rotstock-Berg in den Morgenstunden

       Der Tag beginnt früh in der Namib.

      Es ist ratsam, dem Beispiel der Tiere zu folgen! Nach einem frühen Start in den Tag (es muss ja nicht immer zum Sonnenaufgang sein!) sollte die kühle, frische Luft des Morgens genutzt werden. Zu tun und zu erleben gibt es genug! Die normale Camper-Routine (Nachtlager und Zelt zusammenpacken; Frühstück zubereiten etc.) sollte auf das Fahrzeug und die Camper-Ausstattung ausgeweitet werden. Wie sieht es in den Tanks von Treibstoff und Brauchwasser aus? Was machen die Lebensmittelreserven samt Trinkwasser? Welche Wege erwarten uns und unser Fahrzeug heute (ggf. Kontrolle des Reifendrucks)? Wo liegt das heutige Ziel? Welche lohnenswerten Stopps liegen auf der Etappe? Wo kann man wahrscheinlich mit Karte zahlen? Wie viel Bargeld verbleibt?

      Im Idealfall sind all diese Fragen schon am Vorabend geklärt worden, so dass mehr Zeit darauf verwendet werden kann, die nähere Umgebung zu erkunden, sei es nun der Weg in den Souvenirladen (curio shop), der zweite Kaffee im Restaurant oder ein morgendlicher Spaziergang. Persönlich würde ich mich für Letzteres entscheiden, u. a. um die farbenprächtige Vogelwelt Afrikas zu bestaunen. Auf jeden Fall schadet körperliche Bewegung nicht, zumal ein paar Stunden Fahrt auch an diesem Tag sicherlich warten.

      300 bis maximal 400 Kilometer am Tag sind ein vertretbarer und gebräuchlicher Fahrdurchschnitt. An einigen Tagen dürfen die Etappen kürzer sein, beispielsweise an den Ruhetagen mit zwei Übernachtungen an einem Ort. Dagegen können es sicherlich auch einmal mehr Kilometer werden auf den wenigen Asphaltstraßen des Landes und bei eintönig, langweiliger Umgebung. Die dazu aufzuwendende Fahrtzeit richtet sich stark nach dem Zustand und der Beschaffenheit der Straße und dem persönlichen Fahrrhythmus (z. B. Pausen). Regelmäßige Stopps und längere Pausen sollten auf jeden Fall eingeplant und auch abgehalten werden. Unzählige Fotomotive warten am Straßenrand nur darauf, vom Hobbyfotografen abgelichtet zu werden. Ein Shop mit kalten Getränken kann nach stundenlanger, heißer Fahrt der sprichwörtlichen Oase in der Wüste gleichen. Viele kleine Stopps ersetzen dabei aber nicht eine längere Mittagspause – bevorzugt im Schatten und mit einem kleinen Snack (Obst, Biltong etc.) und ausreichend Flüssigkeit versehen.

      Wenn der Beifahrer, gelangweilt vom Navigieren und dem Blick auf die Karte, langsam murrt und des Fahrers Konzentration und Aufmerksamkeit stetig nachlässt, ist es Zeit für einen Wechsel in der Fahrerkabine. Das Fahren in Namibia kann gerade in den ersten Tagen und je nach Strecke sehr anstrengend sein. Die höchste Konzentration wird vom Fahrer eingefordert. Zunächst geht es darum, sich an den Linksverkehr zu gewöhnen. Ist diese Hürde gemeistert, warten z. T. staubige, löchrige Pisten mit schwer einsehbaren Kurven und Kuppen und uneinsichtigen Fahrzeugen und Tieren. Auch die hohe Sonneneinstrahlung und die ungewohnte Hitze vermindern die Konzentrationsfähigkeit und körperliche Fitness beachtlich. Da hilft neben dem Griff zur (Trink-)Flasche nur die Einsicht zum Stoppen und Verweilen.

      In einem so dünn besiedelten Land wie Namibia ist das Zusammentreffen mit anderen Personen schon etwas Besonderes, auch wenn es sich nur um das entgegenkommende Fahrzeug handelt. Ein Gruß per Handgeste gehört da zum guten Ton. Auf Begegnungen anderer Art sollte man sich in ganz Namibia einstellen: Anders als in anderen afrikanischen Ländern ist in Namibia auch außerhalb der großen Schutzgebiete mit Wildtieren zu rechnen.

       Verdienter Ausklang des Tages: der Sundowner!

      Kreuzende Haus- und Wildtiere sind der Hauptgrund dafür, dass von Fahrten in der Dämmerung bzw. nachts unbedingt abgesehen werden sollte. Die Tagesetappe muss so geplant sein, dass das Tagesziel sicher und entspannt bis maximal am späten Nachmittag erreicht werden kann. Denn auch beim Einchecken vor Ort sollte keine Eile entstehen. Vielmehr kann die entspannte Atmosphäre genutzt werden, um sich bei einem kühlen Getränk über die Örtlichkeiten zu informieren. Die Gastgeber werden gern Auskunft erteilen und mit Geheimtipps aufwarten. Und vielleicht gibt es ja auch einen Swimmingpool als verdiente Belohnung für den harten Fahrtag? Nach Besichtigung und Bezug des Campingplatzes stehen je nach Uhrzeit die Erkundung der näheren Umgebung oder das Errichten des Nachtlagers an. Denn für die unverwechselbaren afrikanischen Sonnenuntergänge sollte das Lagerfeuer schon angefacht und ein kühles Getränk griffbereit sein. Der Sundowner gehört zum Südlichen Afrika wie das Bier zu Deutschland.

       Morgendliche bzw. abendliche Checkliste für die nächste Etappe

      • Treibstoff (Tank/Doppeltank/Tankstellen in der Umgebung)

      • Trinkwasser

      • Lebensmittel

      • Brauchwasser

      • Reifen/Reifendruck

      • Route der nächsten Etappe

      • Highlights/Stopps auf der nächsten Etappe

      • Ziel/Unterkunft auf der nächsten Etappe

      • Bargeldsituation vs. Kartenzahlung

      Ist der lange, teils langweilige Flug erst einmal überstanden, liegt Namibia als riesiger Abenteuerspielplatz vor den Augen, Händen und Füßen unserer Kinder. Die grellen Farben, fremden Gerüche und vielen bunten Tiere ziehen nicht nur die kleinen Besucher Afrikas in ihren Bann. Dabei gilt Namibia als sicherstes Reiseland Afrikas – ein großes Land mit wenigen Einwohnern und einer niedrigen Kriminalitätsrate. Kinder prägen das Gesellschaftsbild im Südlichen Afrika; sie sind allgegenwärtig und zumeist gern gesehen. Der alltägliche Umgang mit Kindern drückt sich in Gelassenheit und Selbstverständlichkeit aus. So sorgen z. B. schreiende Kinder für keinerlei Aufregung oder gar Kopfschütteln in der Öffentlichkeit. Mit Englisch als Amtssprache gestaltet sich die Verständigung im Alltag sowie im Notfall außerdem sehr einfach. Dank der deutschstämmigen Familien und Unternehmen im Lande kommt man auch mit Deutsch ziemlich weit. Derart fühlen sich auch kleinere Kinder heimisch, während die Großen ihre Englischkenntnisse ausprobieren können. Überzeugend ist auch die Infrastruktur des Landes. In den Supermärkten und Drogerien der großen Städte bekommen Eltern alle nötigen Dinge für den Nachwuchs, in den Apotheken hilfreiche Arzneien bei kleineren und größeren Wehwehchen. Sollte es dennoch einmal nötig sein, stehen zumindest in den größeren Städten Krankenhäuser