Wie angelt man sich einen Prinzen?. Rachel Hauck. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Rachel Hauck
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Религия: прочее
Год издания: 0
isbn: 9783865068774
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ich mal an.« Sie lachte und legte eine Hand auf Gigis Arm. »Ich weiß nicht, ob ich das schon gesagt habe, aber: danke. Dein Stellenangebot hat mich gerettet.«

      Gigi drückte ihre Hand, während sich die Türen schlossen, und sie fuhren schweigend in die Lobby aus Glas und Fliesen mit den hohen, nackten Stahlträgern hinunter.

      Sie winkten dem Nachtwächter, Jones Parker, eine gute Nacht zu. »Gute Nacht, Miss Beaumont. Wiedersehen, Miss Del Rey. Passen Sie gut auf sich auf. Es heißt, ein Tropensturm käme auf uns zu.«

      »Und das am zehnten Juni«, sagte Gigi. »Nun, das ist wohl der Preis, den wir für unseren Sonnenschein und die schönen Winter hier in Florida bezahlen.«

      »Ja, Ma’am. Es heißt, er bringe massenhaft Wind und Regen. Anna nennen sie den Sturm. Er soll wohl am Wochenende auf die Küste treffen.«

      Corina trat hinaus in den warmen, taufeuchten Abend, hinein in die steife Brise, die sich vom Indian River her über die Schneise der U.S. 1 Bahn brach.

      »Lass uns vorbereitet sein, Corina. Kann sein, dass wir das Büro morgen früher schließen müssen.«

      Corina fing an, über den Parkplatz zu ihrem schwarzen, klassischen ‘67er GTO zu gehen, der unter der bernsteinfarbenen Straßenlampe auf sie wartete. »Vergiss nicht, deinem Chefredakteur Bescheid zu sagen.«

      Gigi lachte. »Du lässt nicht locker.« Dann streckte sie die Arme nach Corina aus. »Du weißt, dass ich dir das Allerbeste wünsche. Deine Mutter und ich sind schon so lange befreundet, aber ich –«

      »Ist schon okay, Gigi. Das weiß ich doch.«

      »Gut.« Gigi machte sich auf den Weg zu ihrem Wagen, der an der anderen Seite des Gebäudes stand. »Dann hör auf, auf der Sache herumzureiten.«

      »Niemals. In einem halben Jahr wirst du mir sagen, dass ich von Anfang an recht hatte.« Wenn nicht schon vorher.

      »Wie du meinst, Süße, wie du meinst.«

      Als sie an ihrem Auto angekommen war, schloss Corina die Tür auf, warf ihre Handtasche über die Fahrersitzbank aus rotem Leder und hielt das Gesicht in den Wind. Sie liebte Stürme. Also, echte, natürliche Stürme, keine emotionalen. Von Letzteren hatte sie für den Rest des Lebens genug.

      Ein Tropensturm wäre neu für sie. Neben den Sicherheitseinrichtungen ihres Penthouses hatte der Bauherr garantiert, dass das Gebäude einem Hurrikan der Kategorie 4 standhalten würde.

      Corina legte den Kopf in den Nacken und betrachtete den Himmel. So klar und schön, frisch und windig, ohne einen Hinweis auf einen Tropensturm zwischen den glitzernden Sternen.

      »Corina?«

      Beim Klang der vertrauten Stimme fuhr sie herum. Ihr Herzschlag ging durch die Decke. Stephen?

      Sicher doch. Da drüben, im Licht der Parkplatzbeleuchtung und im Schatten der Königspalmen, stand Stephen Stratton, Prinz von Brighton, mit den Händen in den Taschen seiner Jeans. Über seinen Augen, die glänzten wie Kristalle, zerzauste ihm eine Windböe nach der anderen das ohnehin schon widerspenstige Haar.

      »Oh nein …« Sie fiel gegen ihr Auto und versuchte, zu Atem zu kommen. »Was machst du hier?«

      »Ich habe es bei der Wohnung versucht, aber dein Rezeptionist hat mir gesagt, du seist noch nicht von der Arbeit zu Hause. Also bin ich hierhergekommen.« Er ging ein paar Schritte auf sie zu. »Wie geht es dir?«

      »Wie es mir geht? Du bist viertausend Meilen geflogen, um mich zu fragen, wie es mir geht?«

      »Gut schaust du aus.« Der zweite Teil seiner Bemerkung fiel leiser aus, und in seiner Stimme klang ein heiserer Unterton mit. »So schön wie eh und je.«

      »Fünfeinhalb Jahre.« Sie ballte ihre Hände zu Fäusten. »Kein Piep von dir. Kein Anruf, kein Brief, nicht einmal eine SMS oder eine E-Mail.« Sie bemerkte eine Bewegung im Schatten, wo sich ihnen eine breite, stämmige Figur näherte. »Du hast einen Bodyguard?«

      »Thomas.« Stephen wies mit der Hand über seine Schulter auf ihn.

      »Was machst du hier?« Sie verschränkte die Arme und ging in Kampfstellung gegenüber dem Mann, den sie einst geliebt hatte. Von ganzem Herzen. Vorbehaltlos. Mit einer Leidenschaft, von der sie vorher nicht gewusst hatte, dass sie sie besaß.

      »Ich bin wegen einer heiklen privaten Angelegenheit hier.«

      »Du bist viertausend Meilen geflogen, um mit mir über eine heikle Angelegenheit zu sprechen? Was ist mit Brightons Telefondiensten los? Verweigert dir der Palast immer noch ein E-Mail-Konto? Hast du vergessen, wie man SMS schreibt?«

      »Brightons Telefondienste funktionieren tadellos. Und das ganze Königshaus ist auf dem aktuellsten Stand der Technik. Aber die Angelegenheit, wegen der ich hier bin, ist keine Sache für ein Ferngespräch oder eine E-Mail zwischendurch.« Stephen sah sich um und humpelte näher. Sein linker Fuß steckte in einer Gehschiene. »Wäre es möglich, dass wir uns bei einer Tasse Tee in deiner Wohnung zusammensetzen?«

      Corina machte eine Geste zu den Palmen hin. »Ich glaube, der Parkplatz kann ganz gut verkraften, was du mir zu sagen hast. Wenn ich mich recht erinnere, standen wir bei unserem letzten Gespräch vor einem Rugby-Stadion. Du hattest verschwitztes Rugbyzeug an.«

      Er seufzte, beugte sich vor, um im dämmrigen Licht seine Finger zu betrachten, und ihre gespielte Selbstsicherheit bröckelte. Ihre Knie wurden weich, ihr Herz ohrfeigte ihren Kopf – rechts und links – und mahnte einen höflicheren Umgangston an.

       Er ist hier.

       Auf meinem Parkplatz.

      Fünfeinhalb Jahre hatte sie darauf gewartet, dass er sich meldete.

      Jetzt stand er hier, gerade mal einen Meter von ihr entfernt. Er sah so gut und so selbstbewusst aus wie immer, und wie sehr sie sich auch anstrengen mochte, um ein Fünkchen gerechten Zorn zu verspüren, in seiner Gegenwart fühlte sie sich wie Wachs. Sie wollte ihre Arme um seinen Hals schlingen. Ihn küssen. Ihn lieben mit allem, was sie in ihrem Herzen für ihn aufbewahrt hatte.

      Aber er hatte sie fallengelassen. Er war ihrer nicht würdig.

      »Ja, ich bin mir sicher, dass der Parkplatz und die Palmen und Büsche unser Gespräch bestimmt wohlwollend aufnehmen werden. Trotzdem bitte ich um ein wenig Gnade. Wir sind heute Abend erst angekommen und stecken ein bisschen im Jetlag. Wenn du mir den Gefallen nicht tun möchtest, dann denk doch bitte an Thomas.« Er zeigte auf seinen geschienten Fuß. »Und mein verletzter Knöchel könnte eine Stütze gebrauchen.«

      Corina sah ihn einen Moment lang an, überlegte und besann sich auf das kühne Blut der Del Reys, das durch ihre Adern floss. »Das ist unglaublich. Jahrelang höre ich nichts von dir, und dann kommst du an und besitzt die Dreistigkeit, Forderungen zu stellen. Einmal ein Prinz, immer ein Prinz.«

      »Einmal eine amerikanische Millionärstochter, immer eine amerikanische Millionärstochter. Ich appelliere an deine Gnade und an deinen Charme. Und an die Tugenden deines Südstaatenerbes.«

      Am liebsten hätte sie über seinen Versuch, sie zu beschwichtigen, gelacht. Aber er war schon immer schlagfertig gewesen, frech und gewitzt. Außer, wenn er in düsterer, mürrischer Stimmung und kampfmüde war.

      »Wie hast du mich gefunden?«

      »Das war nicht schwer. Du versteckst dich ja nicht gerade.«

      »Miss Del Rey?« Jones rief von der Lobby herüber und trat in die Nacht heraus. »Ist bei Ihnen alles in Ordnung?«

      »Ja, Jones, vielen Dank!«

      »Sind Sie sicher?«

      Corina betrachtete die Konturen von Stephens Gesicht, die vom Licht der Straßenlaternen hervorgehoben wurden. Seine Brust und seine Arme waren dick und breit, weit muskulöser und praller als damals, als sie vor sechs Jahren seinem Heiratsantrag zugestimmt hatte. Sie sammelte ihre Aufmerksamkeit,