Robertson spürte ein Prickeln in seinem Unterleib, das sich fortsetzte an den glücklicherweise durch das Lendentuch verdeckten Stellen. Das straff um seine Hoden gebundene Seil schien die Wirkung noch zu verstärken.
Verlegen senkte er den Blick.
Ein tiefes, warmes Lachen der dunklen Schönheit verriet ihm, sie hatte dennoch etwas bemerkt. Doch bevor er etwas sagen konnte, war sie wieder verschwunden.
Wie alt mochte sie wohl sein? Ihr Körper war voll ausgebildet, an der Grenze zur vollständigen Reife, wie eine Knospe, die ganz kurz vor dem Aufbrechen steht. Wäre sie eine Engländerin, hätte er sie auf etwa Mitte 20 geschätzt; aber sie war gewiß jünger.
Und weshalb hatte sie ihm etwas zu essen und zu trinken gebracht, so wie es ihre Rolle als Frau auch in Europa mit sich gebracht hätte? Hätte nicht in einem von Frauen regierten Stamm ein Mann diese Aufgabe übernehmen müssen? Oder hatte reine Neugier sie angetrieben? Er hatte längst bemerkt, wie interessiert man im gesamten Stamm auf seine helle Haut und seinen überschlanken Körper reagierte, der nichts von der muskulösen Kraft der männlichen Schwarzen ausstrahlte.
Die merkwürdigen Zeichen auf dem Leder hatten auf einmal jeden Reiz für ihn verloren. Es pulsierte etwas in ihm, das sich mit wissenschaftlichen Erkenntnissen einfach nicht bescheiden wollte.
Er beschloß, nach draußen zu gehen. Wer weiß, vielleicht sah er sie dort, und vielleicht hatte er sogar die Gelegenheit, mit ihr in Kontakt zu kommen …
8
UNRUHIG WÄLZTE ER SICH AUF DEN DÜNNEN MATTEN HERUM, die ihm auf einmal unbequemer erschienen als der nackte Boden, unbequemer als jedes Lager, auf dem er sich jemals zur Ruhe gebettet hatte; obwohl die dünne Unterlage, die ihn während der Expedition begleitet hatte, gewiß nicht weicher gewesen war.
Wieder einmal war es unerträglich heiß in der Nacht, und wieder einmal konnte er nicht schlafen. Diesmal allerdings war es noch eine Hitze ganz anderer Art, die ihn wach hielt; weit schwerer zu verkraften als die für einen Europäer so unpassenden Temperaturen.
Ja, er hatte sie gesehen, als er sich zu den anderen gesellt hatte, die vor dem, was er in Gedanken bei sich Kochzelt nannte, im Kreis um ein Feuer herumgesessen hatten. Sie war eine derjenigen Frauen gewesen, die eine Geschichte erzählt hatten.
Obioma hatte ihm zunächst getreulich alles übersetzen wollen, doch irgendwann hatte er unwillig abgewinkt. Es war nicht wichtig, was sie erzählte; wichtig war nur, ihrer Stimme zu folgen, die ihn verzauberte, betörte in einem Ausmaß, wie er es vorher noch nie gekannt hatte.
Die ganzen Verlockungen Afrikas schienen in ihrem Tonfall zu liegen; das dunkle Grollen eines Raubtierschreis, das bunte, schwüle Übermaß der Pflanzenvielfalt, die Glut der sengenden Sonne, die Leben spenden konnte ebenso wie Leben verbrennen, und die mysteriöse Schwärze der Nacht.
Er wollte nicht wissen, welche Worte sie benutzte, er wollte sich tragen lassen allein von ihrer Stimme in ein geheimnisvolles Land, das ihm ebenso außerhalb seines Körpers zu liegen schien wie innerhalb.
Die Bezauberung hatte sogar die unangenehmen Gedanken an Miß Longherd verdrängt, die ganz in der Nähe an ihrem Pfahl gewiß Höllenqualen litt. Das Feuer warf tanzende Schatten auf sie, die ihre Gesichtszüge verzerrten und es aussehen ließen, als werde ihr Körper von wilden Zuckungen erfaßt.
Am Schluß hatte er beinahe gar nicht mehr an sie gedacht, nur noch darüber nachgegrübelt, wie er es erreichen konnte, mit dieser unbekannten Schönen zu reden. Oder nein, nicht zu reden – wie hätte er sich ihr auch verständlich machen sollen? –, aber sie wenigstens noch einmal aus der Nähe anschauen zu dürfen.
Natürlich war es ihm nicht gelungen. Als sich eine Gelegenheit ergeben hatte, beim allgemeinen Aufbruch, war er zu schüchtern gewesen, sich ihr zu nähern, und dann war die Chance verpaßt, und Obioma hatte ihn zur Hütte für Gäste gebracht, in der er einstweilen untergebracht war. Es war dieselbe, in die man ihn vorher ohnmächtig getragen hatte.
Kurz bevor Obioma gegangen war, hatte Robertson sich eher höflichkeits- als interessehalber nach seinen ehemaligen Gefährten erkundigt, die ihm im Laufe weniger Stunden fremd geworden waren, so, als hätte er nicht viele Tage in ihrer Gesellschaft verbracht. Obiomas Auskunft, es gehe ihnen gut, sie seien zusammen in einer Hütte, unter Bewachung, stellte ihn zufrieden; mehr wollte er gar nicht wissen.
Aber als er dann im Dunklen auf der Matte lag, fiebrig und schlaflos, sehnte er sich nach ihrer Anwesenheit. Nach der Anwesenheit von Menschen, die die schreckliche Einsamkeit einer Nacht in der Fremde mit ihm teilten. Auch wenn er sich nie viel mit Dellingham oder den Brüdern Liaud unterhalten hatte – sie waren doch immer dagewesen. Nun war er allein. Fast beneidete er die anderen darum, miteinander eine Hütte zu teilen, obwohl der Preis dafür die Gefangenschaft war, während er sich ersichtlich frei bewegen durfte.
Die merkwürdigen Geräusche, die von draußen kamen, machten ihm angst. Es waren Tierlaute, die er sämtlich nicht kannte, deren Klang keinerlei Vertrautheit besaß. Die Fremdartigkeit allein schien ihm von Gefahren zu künden, und er hatte genug gelesen und von Hegel erfahren, um zu wissen, daß durchaus echte Gefahren im Urwald lauerten.
Wiederholt kam es ihm vor, als höre er Schritte in der Nähe der Hütte; erschrocken versuchte er sich zusammenzurollen, doch nichts geschah.
Endlich kam der widerspenstige Schlaf in Wellen heran, die immer wieder zurückliefen und ihn aufschrecken ließen, bis sie ihn irgendwann vollends überrollten.
Schwarze, bemalte Gestalten tanzten in seinen Träumen um ein flackerndes Feuer herum, in dem Miß Longherd mittendrin an ein Kreuz gefesselt dastand. Seltsamerweise schien ihr Körper jedoch nicht zu brennen, sondern glühte lediglich im Widerschein der Flammen. Auf einmal reckte sie den Kopf, sah ihm direkt in die Augen, und rief seinen Namen, Robertson; einmal, zweimal, und ein drittes Mal, allerdings mit einem merkwürdigen fremdartigen Akzent.
Er fuhr hoch – und stieß gegen etwas Weiches, das einen unverkennbaren Schmerzenslaut ausstieß.
»Oh, Verzeihung«, stammelte er und tastete mit den Händen. Erkennen konnte er nichts.
Ein Lachen erklang – und er erstarrte. Er kannte dieses Lachen. Genauso hatte sie sich über seine doch so gut verborgene Erektion amüsiert, die unbekannte Schöne.
Diesmal blieb ihr nichts verborgen; ihre Hände strichen wie Schmetterlingsflügel über das, was er durch sein Herumwälzen vollständig entblößt hatte. Sanfte Fingerspitzen lösten erst das Tuch und darauf den Knoten des Seils, an dem der Knochen hing, den sie beiseite warf. Er konnte das Aufschlagen hören.
Und dann war es jäh vorbei mit aller Sanftheit. Sehr energisch, sehr fest bewegten sich die Finger an seinem Schaft herauf und herunter, und stöhnend fiel er zurück, überließ sich der unglaublichen Sensation, die sich wie ein Feuerball in seinem Bewußtsein ausdehnte und alles andere verbrannte; Müdigkeit, Hitze und Angst.
Ganz flüchtig dachte er an Sophie, seine keusche, unnahbare Verlobte, die sich noch nie von ihm anderswo hatte berühren lassen als an den Händen und, beim Tanzen, um die Taille, und die seinen Körper noch nie für berührenswert gehalten hatte; schon gar nicht an dieser Stelle.
Sehr schnell spürte er den Saft aufsteigen und drängen. Aber noch ehe diese Flut sich ihren Weg bahnen konnte, schwang sich ein schlanker, fester Körper über seine Hüften, die Hände hielten inne in ihrer Tätigkeit, und stattdessen wurde sein Glied auf einmal umschlossen von warmer Feuchtigkeit, die ihn gierig begrüßte.
Nur wenige Male bewegte sie sich auf ihm wie im Sattel eines galoppierenden Pferdes, dann bäumte er sich auf und ergoß mit einem heiseren Schrei seinen Samen in die willige Höhle.
Zitternd, keuchend und ächzend blieb er liegen, spürte zu seiner Enttäuschung, wie sie sich erhob.
War das etwa alles gewesen? Sie hatte ihn benutzt wie einen Gegenstand, mit seiner Erregung und seiner Lust gespielt, als sei er ein