Jenny Marx. Marlene Ambrosi. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Marlene Ambrosi
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Биографии и Мемуары
Год издания: 0
isbn: 9783942429559
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scheitern oder man harmonierte nicht. Das lag nicht nur an den anderen Mitbewohnern, sondern auch an dem geistreichen, aber sehr von sich überzeugten jungen Herrn Doktor und seiner Frau, der Ex-Baronesse. Frau Marx war nicht wie die anderen Ehefrauen, sie war kein biederes Hausmütterchen, sondern eine gleichberechtigte Frau, die für sich die Teilnahme an den politischen Debatten in Anspruch nahm. Sie arbeitete sich in die Themen ein, mit denen ihr Mann sich beschäftigte, und vermutlich äußerte sie mit Verve ihre Meinung. Sie brachte die weibliche Sicht ein, gab pragmatische Hinweise, lieferte Geistesblitze – eine ideale Ergänzung zu ihrem Mann, der problematisierte, theoretisierte und systematisierte. Ihrem Mann gefiel es, wenn seine Frau seine Anliegen mit ihren Argumenten stützte, und sie war stolz, ihren Ehemann in exponierter Position an den „Deutsch-Französischen Jahrbüchern“ mitarbeiten und „Die heilige Familie“ und die „Kritik der kritischen Kritik“ entstehen zu sehen. Kurz: Jenny und Karl Marx vermittelten den Eindruck, das ideale Paar, ein Traumpaar, zu sein: jung, gut aussehend, geistreich, verliebt und das erste Kind erwartend.

      Jenny und Karl Marx erkannten bald die unterschiedlichen Ansichten und Ziele innerhalb ihres Bekanntenkreises. Für sie blieb es nicht beim Feindbild Preußischer Staat, sondern ihr Kreis der Missliebigen erweiterte sich um Personen, mit denen sie bisher durchaus in freundlicher Verbindung gestanden hatten. Marx entzweite sich zuerst mit Ruge. Nachdem im Januar 1844 das erste Doppelheft der „Deutsch-Französischen Jahrbücher“ mit zwei Artikeln von Karl Marx „Zur Kritik der Hegelschen Rechtsphilosophie. Einleitung“ und „Zur Judenfrage“ erschienen war, kam es nicht mehr zur Herausgabe weiterer Hefte. Dies lag nicht nur an den stärker werdenden Differenzen zwischen Ruge und Marx, sondern auch an der Tatsache, dass kein Franzose an dem länderübergreifenden Projekt mitwirken wollte. Von den französischen Sozialisten wurden die deutschen Emigranten kritisch beäugt und zumeist abgelehnt. Vor allem der rigorose Atheismus schreckte sie ab; Sozialismus und Christentum mussten aus französischer Sicht keine Gegensätze sein, sondern konnten einander durchaus bedingen.

      Höchstes Glück und größte Sorgen

      Mai bis Dezember 1844

      Die Krönung ihres Glückes war für Jenny und Karl Marx die Geburt von Tochter Jenny Caroline am 1. Mai 1844. Aus Freude und Erleichterung, dass Mutter und Kind gesund waren, ließ Großmutter Caroline am 4. Mai in der „Trier’schen Zeitung“ verkünden: „Das(s) meine Tochter Jenny Marx in Paris am 1. Mai von einem gesunden Mädchen glücklich entbunden, zeige ich meinen theilnehmenden Freunden ganz ergebenst an“. In Trier wusste man nun, dass Frau Marx in Paris lebte und trotz fortgeschrittenen Alters wenige Monate nach der Heirat ein Mädchen bekommen hatte.