Planetenmonster : 9 Science Fiction Abenteuer Sammelband. Alfred Bekker. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Alfred Bekker
Издательство: Автор
Серия:
Жанр произведения: Научная фантастика
Год издания: 0
isbn: 9783956179761
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      7

      Phillis von den Sternen sah sich anerkennend um, als sie mit Fina in der Zentrale der DARWIN materialisierte.

      „Tolles Schiff. Wahrlich!“

      „Sag einmal“, meinte Fina vorsichtig, ohne auf das Lob eingehen zu wollen: „Ich will jetzt nicht aufdringlich wirken, aber mal im Ernst: Heißt du wirklich Phillis von den Sternen?“

      Phillis musste lachen.

      „Natürlich nicht. Diesen Namen habe ich mir selber gegeben. Damals, nach meiner ersten Begegnung mit dem Zeitreisenden.“

      „Er ist dir begegnet?“, rief Fina verblüfft.

      „Ja, ich war noch ein Kind, und er zwang mich dazu, meine Heimatwelt zu verlassen. Indem er mich zur Gejagten machte. Dank meiner Fähigkeit war es mir ein Leichtes, Sicherheitssysteme zu überwinden und als blinder Passagier an Bord eines Raumschiffes meine Welt zu verlassen. Da ich sowieso gezwungen war, mir einen anderen Namen zuzulegen, nannte ich mich einfach Phillis von den Sternen. Damit mich niemand jemals fragte, woher ich wohl stammte. Weil eben von den Sternen.“

      Sie lachte abermals.

      Fina reagierte geradezu entsetzt:

      „Da kannst du noch lachen? Aber das ist doch eigentlich furchtbar: Der Zeitreisende hat dich als Kind zur Geächteten und Verfolgten gemacht? Aber wieso denn das?“

      Phillis wurde schlagartig ernst. Sie betrachtete Fina, als würde sie diese jetzt erst sehen.

      „Eigentlich haben wir ja jede Menge Zeit, nachdem durch die Phasenverschiebung der Tracker gar nicht mehr angepeilt werden kann von den Kriegsschiffen des Kartells. Also warum sollte ich es dir nicht erzählen? Mit knappen Worten allerdings nur, denn es ist tatsächlich eine ziemlich umfangreiche Geschichte:

      Der wahre Grund für das Vorgehen des Zeitreisenden erfuhr ich erst vor nicht allzu langer Zeit, als ich längst schon mit meiner Crew auf dem namenlosen Schiff unterwegs war. Der Zeitreisende hat damals nämlich in die Zeitlinie eingegriffen und dadurch absichtlich ein Paradoxon ausgelöst. Das wiederum hat die von ihm gewünschte Phasenverschiebung verursacht, die auf mich begrenzt blieb, weil ich ungesehen und unbemerkt den Planeten verlassen habe.

      Sonst hätte es weit größere Auswirkungen gehabt. Denn von diesem Zeitpunkt an gab es mich gleich zweimal. Also einmal in jeder Phase.

      Wenn man so will: Als Phillis von den Sternen war ich sozusagen die Kopie, und das Original blieb derweil ganz normal zurück und führte ein völlig anderes Leben, eben das Originalleben. Damit ich als die Kopie eines Tages mit Unterstützung meiner Crew dorthin zurückkehrte, um mir selber zu helfen, das Schlimmste von meiner Welt abzuwenden.“

      „Wie bitte?“, rief jetzt Fina fassungslos. „Und dann?“

      „Und dann haben sich die beiden Phasen, Zeitlinien oder wie auch immer man es nennen möchte, wieder vereint und somit das Original mit der Kopie. Seitdem bin ich gewissermaßen zwei Personen in einer. Ich habe in der Tat sämtliche Erinnerungen an beide Leben. Und weil ich dadurch eben nicht mehr das Original bin und auch nicht mehr die eigentliche Kopie, nenne ich mich weiterhin Phillis von den Sternen. Was würde denn besser zu meiner Situation passen?“

      Phillis lächelte entwaffnend.

      Fina war sprachlos ob dieser Eröffnung. Sie hatte Mühe, das Ganze zu verarbeiten, wie man ihr deutlich ansehen konnte.

      Phillis klopfte ihr beruhigend auf die Schulter.

      „Wir sind halt schon ein ziemlich illustrer Haufen, zugegebenermaßen, aber eigentlich kann man das auch von euch sagen. Immerhin, wenn man bedenkt, dass ihr alle vor über neuntausend Jahren geboren wurdet.... Also, wenn das keine reife Leistung ist...“

      Jetzt konnte auch Fina wieder lachen.

      Doch dann wurde auch sie schlagartig wieder ernst.

      „Darf ich dir noch eine Frage stellen?“

      „Nur zu, Fina. Wo drückt denn jetzt noch der Schuh?“

      „Nun, diese Derwinia. Das ist ja eine wahre Sexbombe, wenn du diese Umschreibung verzeihst. Wobei du ja auch so eine Art Sexbombe bist mit deiner knappen Lederbekleidung, die dich wie eine Kampfamazone erscheinen lässt...“

      Sie verstummte betroffen und musterte Phillis voller Unbehagen, darauf hoffend, diese würde eine solche Beschreibung nicht gleich negativ auffassen.

      Aber Phillis lachte nur mal wieder.

      „Ich verstehe“, reagierte sie leichthin. „Du willst wohl auch noch wissen, wie Derwinia es geschafft hat, als die vielleicht größte Terroristin zu gelten bis vor rund hundert Jahren?“

      Fina sah sie nur ausdruckslos an.

      Phillis fuhr fort:

      „Sie hat eine seltsame Begabung. Wenn man das überhaupt Begabung nennen kann. Obwohl niemand erklären kann, wie es funktioniert, noch nicht einmal sie selbst: Derwinia macht auf alles und jeden stets ganz automatisch den allerbesten Eindruck. Außer auf Mutanten, die dagegen immun sind, wohlgemerkt. Aber sogar technische Systeme reagieren ausschließlich positiv auf sie. In jeglicher Situation.

      Und wenn sie es darauf anlegt, verstärkt sich der Effekt. Wenn Derwinia also unsichtbar erscheinen will, dann ist sie das auch. Für jeden und alles, sogar für technische Systeme. Das heißt konkret: Kameras nehmen sie einfach nicht mehr auf, Ortungseinrichtungen versagen komplett.“

      Fina wirkte erschüttert.

      Phillis sah das und winkte beruhigend ab.

      „Keine Bange, wie gesagt, auf uns wirkt das nicht. Auch nicht auf dich. Wir sehen Derwinia, wie sie wirklich ist, nicht als Trugbild.“

      „Beruhigend zu wissen!“, gestand Fina aufatmend.

      „Nicht wahr?“, meinte Phillis lächelnd und gab sich sichtlich einen Ruck. „Aber jetzt sollten wir mit der Arbeit beginnen.“

      Wie das im Einzelnen aussah, führte sie sogleich Fina vor: Phillis machte es sich im Kommandosessel Sovies gemütlich, schloss die Augen und schien im nächsten Moment tief und fest zu schlafen.

      Gleichzeitig erwachte das Schiff zu wahrhaft gespenstischem Leben. So etwas hatte Fina noch nie zuvor erlebt. Sie spürte förmlich die Anwesenheit einer mächtigen Wesenheit, die das gesamte Schiff durchdrang, als wäre sie das Schiff selbst.

      Nicht bedrohlich, aber dennoch beeindruckend – und zugegebenermaßen auch ein wenig gruselig.

      Das war die ganz besondere Fähigkeit von Phillis von den Sternen?

      Fina hätte niemals auch nur für möglich gehalten, dass es so etwas überhaupt geben könnte.

      Und jetzt glaubte sie gern, dass nur Phillis es schaffen konnte, den eingebauten Tracker zu neutralisieren. Wie auch immer. Sie zweifelte nur daran, dass sie das jemals selber begreifen würde. Trotz ihrer technischen Affinität.

      Und eigentlich assistierte sie dabei ja überhaupt nicht. Eben nicht so wie angekündigt. Sie fühlte sich eher als nutzlose Statistin.

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