Meine Wasserkur. Sebastian Kneipp Kneipp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sebastian Kneipp Kneipp
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783849660390
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konnten.

      Als zweite abhärtende Übung wird mit beiden Nummern gewöhnlich verbunden das Eintauchen der Arme bis zu den Achseln (s. Abhärtungsmittel S. 29). Neben Stählung der Natur verordne ich diese eine ganze (aus zwei Teilanwendungen bestehende) Anwendung speziell gegen kalte Füße.

      Die Nummer 3, das eigentliche Halbbad ist wohl zu beachten; ich empfehle dieses allen Gesunden auf das eindringlichste. Die Unterleibsschwächen und Unterleibskrankheiten — und deren Zahl ist Legion, deren Ursache im Grunde nur eine: Mangel an Abhärtung, Verweichlichung — werden durch sie im Keime erstickt, die schon seßhaften beseitigt. Diese Halbbäder kräftigen den Unterleib, erhalten und mehren die Kraft. Tausende und Tausende von Menschen tragen eine, zwei, mehr Leibbinden und anderes. Machen die es besser? Oft schlimmer; sie binden die Verweichlichung, das Gebrechen erst recht sozusagen in den armen Leib hinein. Man probiere einmal langsam, aber entschieden unser Halbbad! Die Klagen über Hämorrhoiden, Windkolik, Hypochondrie, Hysterie usw. werden sich in Bälde bedeutend mindern, Übel, die jetzt im kranken und geschwächten Unterleib ihr geistverrückendes Spiel treiben.

      Gesunden gebe ich den Rat, sie sollen morgens beim Aufstehen den Oberkörper waschen, nachmittags oder abends sodann unser Halbbad nehmen. Haben sie zur Waschung in der Frühe keine Zeit, so mögen sie im Halbbade selbst die Waschung des Oberkörpers (der Brust und des Rückens) vornehmen.

      Über den Gebrauch der einen oder anderen unserer drei Anwendungen in Krankheitsfällen mögen Beispiele ein Wort sagen.

      Ein junger Mann wurde durch den Typhus derart geschwächt, daß er zu jeder Arbeit unfähig war. Längere Zeit hindurch kniete er jeden 2. oder 3. Tag 1, später 2–3 Minuten ins Wasser.

      Er erholte sich von Woche zu Woche mehr und wurde kräftig wie früher.

      Jemand leidet an heftigen Kongestionen, die vom Unterleibe (es kommt dieses häufig vor) ausgehen. Er wäscht den einen Tag den Oberkörper kräftig ab, den andern Tag kniet er ins Wasser. So setzt er es eine geraume Zeit fort und wird frei.

      Magenleiden, die von Blähungen, verhaltenen oder versessenen Winden herrühren, werden ebenso geheilt.

      Das Austreiben solcher Gase, die nach Krankheiten zu den belästigendsten Übeln gehören können, ist ein Spezifikum, d. i. eine ganz besondere Wirkung unseres Halbbades.

      III. Sitzbäder.

      Die Sitzbäder kommen kalt und warm zur Verwendung.

       1. Das kalte Sitzbad

      wird in folgender Weise genommen.

      Die eigens für die Sitzbäder gefertigte Sitzbadewanne (Fig. 2) oder in deren Ermangelung das weite, nicht tiefwandige Gefäß aus Holz, Blech oder Zink (Fig. 3) wird zum vierten oder fünften Teile etwa mit Kaltwasser angefüllt. In diese Wanne setzt man sich ausgekleidet wie auf einen Stuhl derart, daß der halbe Unterleib bis in die Nierengegend und die obere Hälfte der Schenkel in das Wasser kommen. Die andere Schenkelhälfte gegen die Knie zu und die Füße kommen außer Wasser zu stehen (Fig. 4). Wer schon einige Praxis hat, braucht sich nicht ganz auszukleiden. Die Dauer eines Bades beträgt eine halbe bis drei Minuten.

      Fig. 2.

      Fig. 3.

      Fig. 4.

      Diese kalten Sitzbäder gehören nebst den Halbbädern zu den bedeutsamsten und wirksamsten Anwendungen speziell für den Unterleib. Sie sind Luft (Gas) ausleitend, die schwache Verdauung und den Stuhlgang befördernd, den Blutumlauf regelnd, stärkend und deshalb bei Bleichsucht, Blutfluß und ähnlichen Zuständen, bei Unterleibsgebrechen der delikatesten Art nicht genug zu empfehlen. Niemand braucht die naßkalte, nur 1–2 Minuten dauernde Anwendung zu fürchten. Gut und nach Vorschrift ausgeführt kann dieselbe niemals schaden.

      Um Erkältungen vorzubeugen, um gefeit, gekräftigt, unempfindlich zu werden gegen den häufig so arg mitspielenden Temperaturwechsel, nehme man öfters solche Sitzbäder, am besten nachts vom Bette aus. Man erwacht zu irgend einer Stunde, steigt schnell ins Sitzbad (das Auskleiden bleibt erspart) und sofort, ohne abzutrocknen, wieder ins Bett. Vor oftmaligem Gebrauche hintereinander möchte ich jedoch warnen, weil dadurch das Blut zu sehr in die Sitzteile geleitet wird und so Hämorrhoiden großgezogen werden; 2–3 mal in der Woche geht an.

      Wem der gesunde ruhige Schlaf fehlt, schon beim Beginn der Nachtruhe, wer nachts aufwacht und nicht wieder einschlafen kann, wer überhaupt an Schlaflosigkeit leidet, benütze fleißig das kalte Sitzbad. Die Sitzungen während je 1–2 Minuten benehmen die Aufregung und verschaffen angenehme Ruhe.

      Ein Patient vermochte geraume Zeit hindurch selten länger als 1–2 Stunden zu schlafen und wälzte sich, alle möglichen Gedanken aufgreifend, in immer tiefere Aufregung hinein. Diese Bäder brachten ihm den heißersehnten Gast.

      Wer in der Frühe mit eingenommenem Kopfe, wer matter aufsteht, als er zur Ruhe ging: beiden rate ich dringend diese Anwendung.

      Auch allen Gesunden sei dieselbe hiemit nochmals aufs wärmste empfohlen.

       2. Das warme Sitzbad

      bereite ich niemals mit warmem Wasser allein. Dasselbe ist bei mir stets entweder

      a) ein Zinnkraut-Sitzbad oder

      b) ein Haberstroh-Sitzbad oder

      c) ein Heublumen-Sitzbad.

      Die Zubereitung der drei Bäder geschieht auf eine und dieselbe Weise. Man gießt strudelndes Wasser über das Kraut und läßt die Mischung auf dem Feuer eine Zeit aufkochen. Sodann rückt man das Kochgefäß aus der Hitze weg, läßt den Absud samt dem Kraut abkühlen, bis er die Badetemperatur von 24 bis 26°, selten 30° R. erreicht hat, und schüttet beides, Absud und Kraut, in die bereitstehende Sitzbadewanne. So ein Sitzbad darf eine Viertelstunde währen, und da es schade wäre, den Absud alsdann wegzugießen, lasse ich denselben noch zu zwei weiteren Anwendungen benützen. Die eine geschieht 3–4 Stunden später als die erste, die andere eine Stunde später als die zweite Anwendung, beide im kalten Absude, je zu 1–2 Minuten.

      Solche Kräutersitzbäder erlaube ich wöchentlich höchstens zwei- bis dreimal, öfters nur im Wechsel mit kalten oder in Fällen, wo es sich um die Heilung eines tief eingewurzelten Übels handelt, wie bei hervorragenden Hämorrhoidalleiden, bei Mastdarmfisteln, Blinddarmbeschwerden und ähnlichem.

      Bruchleidende brauchen sich durch ihr Gebrechen von der Benützung dieser Bäder nicht abhalten zu lassen.

      a) Das Zinnkraut-Sitzbad dient speziell und hauptsächlich bei krampfhaften, rheumatischen Zuständen der Nieren und der Blase, bei Gries- und Steinleiden, bei Beschwerden im Urinieren (Wassermachen).

      b) Das Haberstroh-Sitzbad ist ein vorzügliches Bad bei allen gichtischen Leiden.

      c) Das Heublumen-Sitzbad hat mehr allgemeine Wirkung und wird in Ermangelung von Zinnkraut und Haberstroh bei allen oben angeführten Unterleibsleiden angewandt, wenn auch weniger wirksam. Gute Dienste hat es mir stets geleistet bei der Auflösung von Anstauungen im Unterleibe, bei der Behandlung von äußeren Geschwülsten, Geschwüren (Gürtelausschlag), bei hartem Stuhlgang, bei Hämorrhoiden, bei krampfhaften und kolikartigen Erscheinungen (Windkolik).

      IV. Vollbäder oder Ganzbäder.

      Auch diese Bäder werden unterschieden in kalte und warme Vollbäder. Jede Art dient sowohl den Gesunden als den Kranken.