Der Aufschläger bleibt ¾–1 Stunde liegen; muß nach Vorschrift die Anwendung, welche in diesem Falle durch Kälte wirken soll, fortgesetzt werden, so muß auch der indessen warm gewordene Aufschläger erneuert, d. i. von neuem naßgemacht werden.
Sobald die vorgeschriebene Zeit verstrichen, entfernt man die nassen Tücher, kleidet sich an und macht Bewegung, oder man bleibt noch eine kleine Zeit im Bette liegen.
Die Anwendung des Oberaufschlägers wirkt speziell auf die Austreibung versessener Gase im Magen und Unterleib.
Diese wie die folgenden Übungen erfordern, daß der Körper warm sei.
2. Der Unteraufschläger.
Dem Oberaufschläger entspricht der Unteraufschläger, der, wenn beide Anwendungen sukzessive, d. i. nacheinander geschehen, zuerst an die Reihe kommt. Dabei ist folgendes zu bemerken:
Da auch der Unteraufschläger im Bette zu nehmen ist, legt man, um das Naßwerden der Matratze oder des Strohsackes zu verhüten, über das Leintuch ein anderes Linnenstück, darüber der Breite nach eine Wolldecke („Kotze“).
Dasselbe mehrfach (2–3fach) zusammengelegte, vorher durchnäßte und ausgewundene, rohe Linnenzeug wird der Länge nach so auf die Wolldecke ausgebreitet, daß es vom letzten Halswirbel an die ganze Wirbelsäule, den ganzen Rücken hinunterreicht. Darauf legt man sich mit dem Rücken, schlägt, um sich luftdicht abzuschließen, die ausgebreitete Wolldecke nach beiden Seiten ein und deckt sich mit Wolle und Federbett gut zu. Auch der Unteraufschläger soll drei Viertelstunden gebraucht und im Verlängerungsfalle erneuert, von neuem eingetaucht werden, da er wie der Oberaufschläger nur durch Kälte wirken soll. Die Verhaltungsmaßregeln nach der Anwendung sind dieselben wie die oben angegebenen.
Zur Stärkung des Rückgrates, des Rückenmarkes, bei Rückenschmerzen, bei Hexenschuß ist der Unteraufschläger eine vorzügliche Anwendung. Beim Hexenschuß z. B. kenne ich viele Fälle, in denen zwei solcher Aufschläger, in einem Tage gebraucht, das Übel gänzlich gehoben haben.
Auch bei Anstauungen von Blut, in der Fieberhitze wirkt der Unteraufschläger sehr gut.
In welchen einzelnen Fällen er zu gebrauchen und wie oft er zu erneuern sei, das wird bei den einzelnen Krankheiten gesagt werden.
3. Ober- und Unteraufschläger zusammen genommen.
Wie nacheinander, so können diese beiden Anwendungen auf einmal zur selben Zeit genommen werden.
Man bereitet den Unteraufschläger vor, wie Nr. 2 besagt, desgleichen den Oberaufschläger, den man neben das Bett legt. Ausgekleidet liegt man sodann auf den Unteraufschläger und appliziert sich den zur Seite parat (fertig) liegenden Oberaufschläger. Das Zudecken mit Wolldecke und Federbett geht leicht. Ist jemand zur Stelle, so kann er beides, Federbett und Wolldecke, zu beiden Seiten gut einschlagen, daß nirgends die frische Luft Zutritt hat. Wichtig ist bei dieser Doppelanwendung, daß die der Breite nach unter dem Unteraufschläger aufgeschlagene Wolldecke so groß ist, daß sie gleich einer Binde beide nassen Aufschläger einhüllen kann.
Die Dauer der Anwendung beträgt zum mindesten ¾, zum höchsten eine Stunde.
Bei großer Hitze, dann wieder bei Gasen, bei Kongestionen, bei Hypochondrie und anderen Leiden tut dieselbe vorzügliche Dienste.
Der Name „Batzerei“ darf uns nicht aus der Fassung bringen. Wende sie ruhig an, diese etwas mühsame Kur, sie wird dir manchen Batzen ersparen.
4. Auflage auf den Unterleib.
Der Patient liegt zu Bett.
Ein 4 bis 6fach zusammengefaltetes Linnentuch wird in Wasser getaucht, ganz ausgewunden (so daß es nicht mehr trieft), auf den Unterleib (Magengegend und abwärts) gelegt und mit Wolldecke und Federbett sorgfältig zugedeckt. Die Anwendung kann ¾–2 Stunden dauern. Bei einer Dauer von zwei Stunden indessen soll die Auflage nach der ersten Stunde erneuert, d. i. von neuem eingetaucht werden.
Diese Auflage leistet gute Dienste bei Magenbeschwerden, bei Krämpfen, auch wenn es gilt, das Blut von der Brust und vom Herzen wegzuleiten.
Sehr oft wird zum Eintauchen und Netzen des Tuches statt des Wassers Essig verwendet, wohl auch, wie solches im besonderen im dritten Teile angegeben ist, ein Absud von Heublumen, Zinnkraut, Haberstroh usw.
Um den Essig zu sparen, gebe ich die Essig-Auflagen in der Art, daß ich zuerst ein zweifach gefaltetes Linnen, in halb Wasser und halb Essig eingetaucht, auf den bloßen Leib lege und darüber dann ein 2–4fach gefaltetes, nur in Wasser getauchtes Tuch breite. Das Zudecken geschieht wie oben.
Sehr oft bin ich gefragt worden, welche Grundsätze ich befolge bezüglich der Eisauflagen, des Aderlassens u. a. Dieselben mögen hier in Kürze ihre Stellung finden.
Wer mit gerunzelter Stirne einem Feinde zur Versöhnung die Hand bietet, wird schwerer zu Werke kommen, als wer ihm freundlichen Antlitzes und frohen Herzens die Hand reicht. Dieses Bild will mir nicht übel dünken da, wo es sich um die Anwendung von Eis oder um Wasser handelt. Von jeher habe ich die Eis-Auflagen, namentlich auf die edelsten Körperteile (Kopf, Augen, Ohren usw.) zu den schroffsten und gewaltsamsten Mitteln gerechnet, welche überhaupt zur Anwendung kommen können. Sie gehen der Natur nicht helfend an die Hand, daß sie anfange, selbst wieder zu arbeiten; sie erzwingen gewaltsam etwas von ihr, und das muß sich rächen. Eistuch und Eisbeutel, und wie die Dinge heißen, sind in meiner Werkstätte unbekannte Größen und sollen es auch für alle Zukunft bleiben. Man stelle sich nur einmal die kolossalen Gegensätze vor: drinnen im Körper die Glühhitze, draußen der Eisberg, dazwischen das leidende Glied, das von beiden bearbeitete Organ von zartem Fleisch und Blut. Die Ergebnisse solcher Arbeit habe ich stets nur mit großem Bangen erwartet und mein Bangen war in den meisten Fällen sehr gerechtfertigt.
Ich kenne einen Herrn, der ein ganzes Jahr hindurch bei Tag und bei Nacht auf einem Fuße Eis-Auflagen zu tragen hatte, ohne jede Unterbrechung. Fürwahr, da müßte ja geradezu ein Wunder geschehen, wenn diese Eisscholle nicht alle Hitze, aber auch die unentbehrliche Naturwärme davontragen sollte! Von Heilung des Fußes war keine Spur zu sehen.
Aber, entgegnet mir jemand, in vielen Fällen hat’s in der Tat geholfen. Mag sein, daß das Übel den Zwangsmitteln nicht widerstehen konnte. Welches waren indessen die Folgen? Unzählige sind zu mir gekommen mit teilweisem Verluste des Gesichtes, mit größerer oder geringerer Taubheit, mit Rheumatismen der verschiedensten Art, besonders mit Kopfhaut-Rheumatismus und sonstiger großer Empfindsamkeit des Kopfes usw. Woher das alles? „Ja, da und dort und dann,“ so lauten die Antworten, „hat solches der leidige Eisbeutel getan, dieses Übel trage ich nun schon seit so und so vielen Jahren.“ Gewiß, und die meisten werden es tragen bis zum Ende ihrer Jahre.
Noch einmal sei es gesagt: ich spreche durchaus gegen jede Eis-Auflage und behaupte dagegen, daß das Wasser, richtig angewendet, jedwede, auch die stärkste Hitze, in welchem Teile oder Organe des Körpers dieselbe immer wüte, zu dämmen und zu tilgen imstande ist. Wenn eine Feuersbrunst nicht mehr durch Wasser gelöscht werden kann, dann kann sie auch nicht durch Eisschollen gelöscht werden. Das sieht ein jeder sehr gut ein.
Ich sagte soeben: Hilfe wird bringen, wer das Wasser richtig anwendet. Darunter verstehe ich freilich nicht, daß man z. B. bei einer Entzündung am oder im Kopf, wie man sonst die Eisplatte, den Eisbeutel auflegt, nun möglichst viele nasse Kopfwickel, Auflagen usw. gebrauchen müsse. 100 Eisplatten und Kopfwickel werden das Zuströmen