Meine Wasserkur. Sebastian Kneipp Kneipp. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Sebastian Kneipp Kneipp
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783849660390
Скачать книгу
Wasser von 25–26° R. bringt man eine Hand voll Salz und die doppelte Quantität Holzasche. Nach gehöriger Mischung benützt man das Fußbad ungefähr 12–15 Minuten.

      Zuweilen gebe ich — es muß solches stets besonders verordnet werden — so ein Fußbad mit einer Temperatur bis zu 30°, jedoch stets mit darauffolgendem kalten Fußbad von der Dauer einer halben Minute.

      Die Fußbäder dienen vortrefflich überall da, wo wegen Kränklichkeit, Gebrechlichkeit, mangelnder Körperwärme usw. strenge und kalte Mittel nicht leicht gebraucht werden können, da zu geringe oder gar keine Reaktion stattfindet, d. h. das kalte Wasser wegen Blutmangels zu wenig Wärme entwickelt.

      Es sind die eigentlichen Fußbäder für schwächliche, blutarme, nervöse, sehr junge und sehr alte, vorherrschend für Frauens-Personen und erweisen sich sehr wirksam bei allen Störungen im Blutumlaufe, bei Kongestionen, Kopf- und Halsleiden, Krämpfen usw.

      Sie leiten, ziehen das Blut nach den Füßen und wirken beruhigend.

      Solchen, die an Fußschweiß leiden, empfehle ich dieselben nicht.

      Bei unserem Landvolke sind diese warmen Fußbäder allbekannt und deren Wirkungen, wie der häufige Gebrauch zeigt, allgemein bekannt.

      b) Ein heilkräftiges Fußbad ist das Heublumen-Fußbad.

      Man übergießt („schwellt an“) eine kleine Schürze (3–5 Hand voll) Heublumen[5] mit strudelndem Wasser, deckt das Gefäß zu und läßt die ganze Mischung bis zu der angenehmen Fußbadwärme von 25–26° R. erkalten.

      Es ist ganz gleichgültig, ob die Heublumen selbst im Fußbade verbleiben, oder ob nach Entfernung derselben der Absud allein zur Verwendung komme. Gewöhnliche Leute lassen der Einfachheit und Zeitersparnis wegen in der Regel alles beisammen.

      Diese Fußbäder wirken auflösend, ausleitend und stärkend und dienen sehr gut bei kranken Füßen, des weiteren bei Fußschweißen, bei offenen Schäden, bei Quetschungen aller Art (ob durch Schlag, Stoß, Auffallen usw. entstanden, ob blutend oder blutunterlaufen), bei Geschwülsten, bei der Fußgicht, bei Verknorpelungen an und bei Fäulnis zwischen den Zehen, bei Nagelgeschwüren, bei Verletzungen durch zu enge Schuhe usw. Im allgemeinen kann gesagt werden: diese Fußbäder dienen all jenen Füßen vortrefflich, deren Säfte mehr krankhaft und zur Fäulnis neigend als frisch und gesund sind.

      Ein Herr litt entsetzlich an der Fußgicht. Er schrie vor Schmerzen. Ein solches Fußbad mit Fußwickel, der in den Absud getaucht war, benahm nach einer Stunde die gräßlichen Schmerzen.

      c) An das Heublumenfußbad schließt sich enge an das Haberstrohfußbad.

      In einem Kessel werde Haberstroh eine halbe Stunde lang gesotten und der Absud zu einem Fußbade von 25–26° R. verwendet, in dem man 20–30 Minuten aushält.

      Nach meinen Erfahrungen sind diese Fußbäder unübertroffen, wenn es sich um Auflösung aller möglichen Verhärtungen an den Füßen handelt. Sie dienen somit bei Verknorpelungen, Knoten usw., den Folgen von Gicht, Gliedersucht, Podagra, bei Hühneraugen, bei eingewachsenen faulenden Nägeln, bei durch Gehen entstandenen Hitzblattern. Selbst offene, eiternde Füße und durch zu scharfen Fußschweiß verwundete Zehen können in diesem Fußbade behandelt werden.

      Ein Herr schnitt sich das Hühnerauge aus. Die Zehen entzündeten sich; ein bösartiges Geschwür ließ an Blutvergiftung denken. Täglich drei Haberstrohfußbäder und bis über die Fußknöchel reichende Fußwickel, in solchen Absud getaucht, heilten den Fuß innerhalb vier Tagen.

      Einem Kranken drohten sämtliche Zehen eines Fußes wegzufaulen. Geschwülste, dunkelblau gefärbt, legten wiederum die Besorgnis vor Blutzersetzung nahe. Die Fußbäder und Fußwickel halfen in kurzer Zeit wieder auf die Beine.

      In manchen Fällen verordne ich bei den genannten Fußbädern (man lese die einschlägige Stelle bei: „Warmes Vollbad“ S. 57) wie bei den warmen Vollbädern den dreimaligen Wechsel. Den Abschluß bildet auch hier wie dort das Kalte. Eine stete Ausnahme bildet jedoch das oben unter a erwähnte 25 bis 26° warme Fußbad mit Beigabe von Asche und Salz. Dasselbe hat den Zweck, das Blut in verstärkter Weise von oben nach unten zu ziehen und daselbst zu verteilen. Wer auf dieses warme Fußbad also noch ein kaltes folgen ließe als Abschluß, der würde das stark nach den Füßen geleitete Blut abermals von unten nach oben zurückschrecken, und es würde dasselbe keineswegs mehr in so ausgiebiger Menge in die Füße hinabfließen, in der es durch das warme Wasser mit Asche und Salz hinabgezogen wurde. Die erste, gewollte Wirkung würde auf diese Art wenigstens teilweise aufgehoben und der Zweck vereitelt. Auf das warme Fußbad mit Beigabe von Asche und Salz folgt also nie ein kaltes.

      d) An eine besondere Art von Fußbädern, die mehr fester als tropfbar flüssiger Natur sind, möchte ich hier nur erinnern. Wer in die Möglichkeit ihres Gebrauches gesetzt ist, verschmähe dieselben nicht! Ich habe sie oft, sehr oft mit großem Erfolge angewendet.

      Man lege in ein Gefäß (Fußkübel) den noch warmen Malztreber. Die Füße bohren sich leicht ein und fühlen sich in der wohltuenden Wärme bald heimisch. Das Bad kann 15 bis 30 Minuten währen. — Noch stärker wirken die Trebern der Weintrauben. Das sogenannte „Trebernhocken“ ist in den Weingegenden beim Volke bekannt und das Trebernbad von den Landleuten als sehr günstig wirkend erprobt.

      Wer an Rheumatismus, Gicht oder ähnlichen Übeln leidet, wird die Heilwirkung am besten spüren.

      Eine Bemerkung, welche für sämtliche Fußbäder gilt, ist folgende: Bei Personen, die mit Krampfadern behaftet sind, sollen die Fußbäder nie weiter als bis zu den beginnenden Waden reichen und die Temperatur von 25° R. nicht übersteigen.

      Fußbäder mit einfachem warmem Wasser, ohne jede Beimischung, nehme und verordne ich nie.

      II. Halbbäder.

      Im allgemeinen verstehe ich unter Halbbädern jene Bäder, welche den Körper im höchsten Falle bis zur Mitte des Unterleibes, ungefähr bis zur Magengegend herauf bespülen, aber sehr oft unter diesem höchsten Wasserstande bleiben. Ich mußte ein Mittelding haben zwischen den Vollbädern, die mir zu viel, und zwischen den Fußbädern, die mir zu wenig bieten. Für dieses Mittelding wählte ich mit Verlaub den Namen Halbbäder.

      Die Anwendung kommt in dreifacher Art vor:

      1. ins Wasser stehen, so daß dieses reicht bis über die Waden oder über die Knie;

      2. ins Wasser knien, so daß die ganzen Schenkel mit ins Wasser kommen;

      3. ins Wasser sitzen. Die dritte Art nur verdient mit Recht den Namen des eigentlichen Halbbades; es reicht bis zur Mitte des Unterleibes, bis in die Nabelgegend.

      Alle drei Anwendungen, die stets nur in kaltem Wasser vorgenommen werden, zählen in erster Linie mit zu den Abhärtungsmitteln. Sie betreffen demnach Gesunde, die noch stärker, Schwächlinge, die stark, Rekonvaleszenten, die vollends gesund und stark werden wollen. In Krankheitsfällen muß ihr Gebrauch speziell und ausdrücklich vorgeschrieben sein, sonst soll man damit keine Versuche anstellen, sie könnten unter Umständen nicht gut ausfallen.

      Bei jeder Art des Verwendens, sie betreffe Gesunde oder Kranke, ist die Anwendung stets eine Teilanwendung, d. h. sie kommt nur in Verwendung mit anderen Anwendungen vor und darf die Gebrauchszeit ½–3 Minuten nie übersteigen.

      Die Nummern 1 und 2, ins Wasser stehen und ins Wasser knien, habe ich bei solchen Personen, die an Kraft durch die verschiedensten Ursachen gänzlich heruntergekommen waren, beim Beginne der Wasserkur stets mit großem Erfolge angewendet. Ich will diese Ursachen nicht nennen, sondern nur andeuten, daß es viele gibt, welche den Druck des Wassers bei Vollbädern anfangs ohne die unangenehmsten Folgen nicht ertragen können. Man gehe über diesen Punkt nicht mit vornehmem Naserümpfen oder mit Lachen hinweg. Ich wäre gerne bereit, nicht einige, nein, Hunderte von schlagenden, lebendigen Beispielen aus den verschiedensten Klassen und Ständen anzuführen. Gerade solche (wegen zu großer Schwäche und Armseligkeit) Kranke haben mich auf diese zwei Anwendungen gebracht; ihr Zustand erforderte