Der neue Landdoktor Paket 1 – Arztroman. Tessa Hofreiter. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Tessa Hofreiter
Издательство: Bookwire
Серия: Der neue Landdoktor
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980672
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in das Doktorhaus einbringen würde.

      Ihr Problem war allerdings, dass sie über keinerlei hausfrauliche Fähigkeiten verfügte. Sie konnte nicht kochen und hielt es grundsätzlich nicht mit dem Leben einer modernen Frau vereinbar, sich um Küchenbelange zu kümmern. Ihre eigene Mutter, Carola Holzer, hatte die Familie zwar pflichtschuldig bekocht, aber niemals Zweifel daran aufkommen lassen, dass sie mit ihrem Leben eigentlich etwas ganz anderes vorhatte. Von ihr konnte sie keine Hilfe erwarten. Frau Holzer hatte sehr deutlich gemacht, dass sie nicht eine Sekunde in der Küche verschwenden würde, wenn sich ein berühmter Autor in ihrem Haus aufhielt!

      Nun stand Miriam im örtlichen Supermarkt, der ihrer Schulfreundin Fanny Lechner gehörte. Es sollte ein Essen mit alpenländischen Spezialitäten geben, und Miriam hatte entsprechend eingekauft. Sie beobachtete ihre ehemalige Klassenkameradin, die sich gerade mit einer jungen Mutter mit Zwillingsbabys unterhielt. Es ging um das unsäglich langweilige Thema Gemüsebrei, aber Fanny war ganz bei der Sache.

      Das passt zu ihr, dachte Miriam ungeduldig, sie ist und bleibt einfach dieser spießige häusliche, mütterliche Typ.

      Als die hübsche junge Frau den Einkauf abrechnete, schenkte Miriam ihr ein strahlendes Lächeln. »Ich freue mich, dass ich wirklich alles in deinem Geschäft gefunden habe, was ich für meine Einladung brauche. Dein Angebot ist so vielfältig, Fanny. Allein vom Bergkäse führst du sieben verschiedene Sorten, das ist toll.«

      Die junge Frau nickte freundlich und tippte weiter die Waren in ihre Kasse ein.

      »Und wie man so hört, vollbringst du am Herd wahre Wunder. Aber wir haben uns ja damals schon gefragt, weshalb du nicht in einem Restaurant arbeiten wolltest, sondern das Geschäft der Eltern übernommen hast. Erinnerst du dich noch an die Apfelstrudel, die du gebacken hast, wenn wir ein Klassenfest gefeiert haben? Sie waren einfach göttlich!«

      Fannys Mundwinkel zuckten. »Miriam, was willst du wirklich?«, fragte sie amüsiert.

      Miriam blieb nichts anderes übrig, als die Katze aus dem Sack zu lassen. »Ich brauche morgen Abend eine gute Köchin!«, sagte sie gerade heraus. »Und da hab ich an dich gedacht.«

      »So, hast du.« Fanny schmunzelte. »Und wie hast du dir das genau vorgestellt?«

      »Du kommst am Nachmittag zu uns, so ein Menü vorzubereiten kostet ja schon Zeit«, antwortete Mariam eifrig. »Und dann kochst du, aber aufzutragen brauchst du es nicht, das übernehme ich.«

      »So, am Nachmittag also. Und dafür schließe ich dann mein Geschäft.« Fannys Stimme klang noch immer leicht amüsiert, aber in ihren dunklen Augen lag ein Ausdruck von beginnendem Ärger, den Miriam allerdings übersah. »Ich nehme an, während du mit deinen Gästen den Abend genießt, räume ich dann die Küche auf. Und verschwinde diskret kurz vor Mitternacht, nachdem ich noch schnell die letzten Gläser gespült habe.«

      »Das wäre perfekt, Fanny!« Miriam atmete erleichtert auf. »Und natürlich sollst du das nicht umsonst tun müssen, ein Trinkgeld wäre schon drin.«

      »Tja, Miriam, dieses nette Angebot wirst du leider jemand anderem machen müssen, denn ich werde mich nicht für dich in die Küche stellen!«

      Miriam fiel aus allen Wolken. »Aber Fanny, warum denn nicht?«

      Die junge Frau schob den gefüllten Korb mit den Einkäufen zur Seite, um Platz für ihre nächste Kundin zu machen. »Wenn ich dir das wirklich erklären muss, dann bist du noch dümmer, als ich bisher dachte!«, sagte sie resolut.

      Fassungslos wandte Miriam sich an die Bekannte, die hinter ihr an der Kasse stand. »Hast du das gehört?«, fragte sie empört.

      »Hab ich«, antwortete Traudel und bemühte sich, ihr Grinsen unter Kontrolle zu halten.

      »Da fragt man einmal um Hilfe und wird dermaßen abgeschmettert!« Miriam rauschte tief beleidigt ab.

      Traudel und Fanny wechselten einen amüsierten Blick. »Ich bin gespannt, was die Gute letztendlich auf den Tisch bringen wird«, sagte Traudel.

      »Ihr als ›wichtiger Bergmoosbacher Persönlichkeit‹ wird schon etwas einfallen«, antwortete Fanny augenzwinkernd. »Wir haben ja eine Reihe sehr guter Restaurants im Ort.«

      Und genau dorthin war Miriam jetzt auf dem Weg. Vor kurzem hatte in einer bekannten Villa ein besonderes Restaurant eröffnet, das ›Esszimmer‹. Sein junger Besitzer, der Koch Felix Messner, hatte einen sehr guten Ruf, und die Plätze in seinem gemütlichen Restaurant, das buchstäblich das Esszimmer seines Wohnhauses war, waren immer ausgebucht.

      Miriam saß in seinem Büro und musste überrascht feststellen, dass Felix Messner ein harter Verhandlungspartner war. Er erklärte sich zwar bereit, ihr so kurzfristig ein komplettes Menü nach Hause zu liefern, aber das wollte er nur unter seinem eigenen Namen servieren, Miriam konnte es nicht als ihres ausgeben. Und er nannte gepfefferte Preise!

      Die junge Frau Holzer knirschte innerlich mit den Zähnen. So viel Aufwand und Kosten für ein einziges Essen! Außerdem wusste alle Welt, dass Felix Messner vor Kurzem eine sehr große Erbschaft gemacht hatte und eigentlich nicht mehr auf eigene Einkünfte angewiesen war. Sie konnte sich dazu eine Bemerkung nicht verkneifen, aber Felix lächelte nur entspannt.

      »Frau Holzer, Sie können das Essen selbstverständlich auch selber kochen und servieren, das dürfte doch kein Problem für Sie sein«, antwortete er freundlich.

      Der farbenprächtige Papagei, der im Hintergrund auf seiner Stange herumturnte, schnarrte: »Rehrücken. Rehrücken.«

      Miriam wurde nervös. Hörte das blöde Federvieh etwa richtig zu?

      Sie wollte nur noch nach Hause und sich um die Tischdekoration kümmern! »In Ordnung, Herr Messner, dann liefern und servieren Sie bitte wie abgesprochen.«

      »Es wird mir ein Vergnügen sein, Frau Holzer.«

      *

      Am Freitagabend schloss Elli pünktlich ihr Geschäft, ging unter die Dusche und stand dann verführerisch nach Körperpuder duftend vor dem geöffneten Kleiderschrank. »Keine Ahnung, was ich anziehen soll!«, klagte sie Freundin Anna und Dante ihr Leid. »Es soll hübsch sein, aber nicht übertrieben festlich. Vielleicht das schöne Dirndl? Nein, darin hat er mich schon gesehen und in meinem grünen Lieblingskleid auch. Mein schwarzes Flatterkleid kennt er auch schon und das kurze aus Brokat ist zu festlich. Ich denke, ich nehme dieses hier!« Sie zog ein figurbetontes rotes Kleid mit extravagantem, schrägem Halsausschnitt vom Bügel. Als Rothaarige ein Kleid dieser Farbe zu tragen, war gewagt, aber alles passte perfekt zusammen.

      Elli schlüpfte in das Kleid und passende Schuhe, flocht ihre Haare und befestigte schmale Ohrgehänge aus geschliffenem, dunkelgrünem Glas. Sie musterte sich abschließend im Spiegel und stellte zufrieden fest: »Gefällt mir.« Dann drückte sie zärtlich den kleinen Dante an sich und kuschelte ausgiebig mit ihm. »Du wirst jetzt mit Anna hinübergehen und deine Freundin Betty besuchen. Nachher hole ich dich wieder ab.«

      Hebamme Anna, die auf Ellis Bett gesessen und der Kleiderauswahl geduldig zugeschaut hatte, grinste. »Du hast eben von einem ›er‹ gesprochen, als du deinen Schrank durchforstet hast. Darf ich fragen, wen genau du damit meinst?«

      Elli schaute ehrlich überrascht aus. »Tatsächlich? Hab ich gar nicht gemerkt. Aber wenn du schon so direkt fragst: ich meinte Til.«

      »Hm! Den ›selbstverliebten Fatzke‹, der dir ›zu schön und zu grantig‹ ist?«

      »Na ja, er ist schon manchmal komisch, aber eben nicht nur. Ich hab auch andere Seiten an ihm kennengelernt und ich muss sagen, dass mir die gut gefallen. Ich freue mich wirklich darauf, heute Abend mit ihm auszugehen.«

      Wie aufs Stichwort erklang die Türklingel. Elli verteilte Küsschen an ihre Freundin und Dante und sauste zur Treppe. Über die Schulter warf sie ihrer Freundin noch einen letzten, liebevollen Blick zu. »Nicht traurig sein, dass diese Miriam dich nicht eingeladen hat. Ich wette, Sebastian säße viel lieber neben dir als neben ihr! Ich werde dir von ihren vergeblichen Flirtversuchen brühwarm berichten! Dazu trinken wir Prosecco und lästern