Heimat-Heidi Staffel 4 – Heimatroman. Stefanie Valentin. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Stefanie Valentin
Издательство: Bookwire
Серия: Heimat-Heidi
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740980597
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er ernst. Das mag ich net. Er soll halt respektieren, daß ich ein Madel bin, das erobert werden und net einfach aufgelesen werden will.«

      Heidi überlegte einen Moment, dann nickte sie. »Das ist ein sehr gutes Argument. Du mußt keine Angst haben, daß ich dich verrat’. Aber wenn du magst, dann kannst mit mir reden. Denn ab und zu hilft das der eigenen Seel’.«

      Während Christl sich bedankte, waren Lenz und seine Spezln auf dem Nachhauseweg. Sie waren derart schlechter Laune, daß sie einen Zaun niederrissen, einem Auto die Reifen zerstachen und ein ungesichert abgestelltes Motorrad mitgehen ließen.

      »Laß das Motorrad stehen«, sagte Lenz einen Kilometer weiter, »es gehört dem Unterrainer-Hannes. Wenn der mitkriegt, daß du es mitgenommen hast, krempelt er dich um.«

      Einen Kilometer weiter zweigte ein Steig ab, dem Lenz folgte und die anderen folgten ihm. Mit gesenkten Köpfen trotteten sie hintereinander her und betraten schließlich ein Gasthaus, dem man schon von außen ansah, daß es eine Spelunke war.

      »Ihr schaut aus, als hätt’ euch wer Wasser ins Bier gegossen«, begrüßte sie Gregor Laubacher.

      Gregor war der Junior, Ferdl der Senior des Gasthauses, das einen üblen Ruf hatte. Hier verkehrten vor allem Kleinganoven, es sei denn, ein Fremder verirrte sich einmal dort hinein.

      Die wenigen Gäste saßen mit eingezogenen Häuptern da und schienen allesamt vermeiden zu wollen, daß man sie sah.

      »Bring uns Bier«, sagte Lenz, der mit einer Kopfbewegung zu einem Tisch zeigte. »Und dann läßt uns bitt’schön in Ruhe.«

      Es dauerte eine ganze Weile, bis das Bier kam, und bis dahin sagte keiner am Tisch auch nur ein Wort.

      »Was heut’ passiert ist«, sagte Lenz, als er einen guten Schluck Bier getrunken hatte, »das wird nie mehr passieren.«

      »Was ist denn eigentlich passiert?« fragte der Spindeldürre.

      »Ich mein’, haben die anderen beiden nun beim Toni auf uns gewartet oder haben sie’s net.«

      »Daß die da waren, war Zufall«, brummte Lenz. »Diese blöden Idioten…!«

      »Ich glaub’ net, daß die beiden, die uns am Abend vorher schon dumm gekommen sind, rein zufällig auf der Alm beim Schall-Toni waren«, entgegnete einer seiner Spezl.

      »Ach? Und wie haben sie sich verständigt?« wollte Lenz wissen. »Wer außer uns hat denn gewußt, daß wir heut’ zum Toni wollten, he? Wer?«

      »Ich weiß es net«, erwiderte der Angesprochene, »aber einen derartigen Zufall gibt es net. Außerdem haben wir oft genug darüber geredet, daß irgendwer was mitbekommen haben muß.«

      Danach dachte Lenz nach, was eine ganze Weile dauerte. Dabei trank er zwei große Gläser Bier und er rauchte zwei Zigaretten. Dann nickte er.

      »An dem, was du gesagt hast, ist was dran«, brummelte er schließlich.

      Seine vier Spezln blickten ihn an, jedoch keiner sagte ein Wort, alle warteten darauf, daß Lenz jetzt eine Lösung parat hatte, die ihr arg lädiertes Image wieder herstellte.

      Doch Lenz ließ sich Zeit, und zwar soviel Zeit, daß es seinen Spezln zu lange wurde.

      »Was ist jetzt?« fragte schließlich der Spindeldürre. Er wurde immer mehr zum Redner der anderen.

      »Was heißt, was ist jetzt?« fuhr Lenz ihn an.

      »Ich bin mir total gelinkt vorgekommen«, entgegnete der Spindeldürre. »Du hast gekniffen und zwar auf eine ganz blöde Art.«

      Lenz stand auf und ging auf seinen Widersacher zu. Er blieb direkt vor ihm stehen, doch der wich keinen Millimeter zur Seite, sah ihn vielmehr herausfordernd an.

      »Was soll das?« herrschte Lenz ihn an, aber seiner Stimme war reichlich Unsicherheit beigegeben.

      »Das frag’ ich dich«, erwiderte der Hochaufgeschossene. »Ich will von dir genau wissen, wie es weitergehen wird. Und kommt noch mal vor, was heut’ droben auf der Alm vorgekommen ist, dann ist gleich gar Schluß.«

      »Mit was ist dann Schluß?« Plötzlich hatte Lenz wieder an Sicherheit gewonnen. »Ist das, was du veranstaltest, so was wie eine Palastrevolution?«

      Der Dünne lachte kurz und höhnisch auf. »Paläste gibt’s nur, wo Könige sind. Und ich seh’ keinen weit und breit…!«

      *

      »Na, Schwesterherz?« Lissi begrüßte Christl, als die nach Hause kam, auffallend freundlich.

      »Was ist denn mit dir los?« erwiderte die daraufhin dann auch, denn eine solche Begrüßung war zwischen ihnen ganz und gar ungewöhnlich.

      »Wieso?« Lissi lächelte ihre Schwester amüsiert an. »Ist’s dir unangenehm, wenn ich dich freundlich begrüß’?«

      Christl schüttelte den Kopf. »Nein, warum sollt’ es mir unangenehm sein? Es ist höchstes ungewohnt. Gar so viel Herzlichkeit hat’s bei uns ja net gegeben, oder?«

      »Das stimmt allerdings«, murmelte Lissi, »ich hab’ das schon oft bedauert.«

      »Wieso? Hast du’s vermißt?«

      »Ja, hab’ ich«, antwortete Lissi, »vor allem, wenn andere ganz locker davon erzählt haben.«

      »Redest du jetzt von deinen Schulfreundinnen und wie’s bei ihnen zu Haus’ gewesen ist«, fragte Christl, »oder redest darüber, wie sie mit einem Freund umgegangen sind, wenn es denn einen gab.«

      »Ich glaub’, man kann das eine net vom anderen unterscheiden«, antwortete Lissi. »Wie man’s zu Hause lernt, so kann man später damit umgehen.«

      »Willst du damit was ausdrücken…?« Christl sah ihre Schwester fragend an.

      Die zuckte mit den Schultern. »Vielleicht, ja.«

      »Und was willst ausdrücken?«

      »Daß wir alle drei möglicherweise Probleme mit dem anderen Geschlecht haben«, antwortete Lissi.

      »Probleme mit dem anderen Geschlecht?« Christl wiegelte den Kopf. »Wie meinst du das denn?«

      »Daß wir alle drei noch keinen festen Freund hatten«, antwortete Lissi. »Die Moni ist siebenundzwanzig, du vierundzwanzig und ich zwanzig. Da müßten die Burschen doch gleich reihenweise anstehen. Und was ist? Ich seh’ keinen.«

      »Ganz stimmt das net«, erwiderte Christl.

      »Du und der Schall-Toni…? Meinst du das?« Lissi sah ihre Schwester fragend an.

      Die zuckte mit den Schultern. »Ich mag ihn sehr, ja.«

      »Aber…?«

      »Ach, irgendwie komm’ ich mit seiner lockeren Art net zurecht. Ich weiß einfach net damit umzugehen.« Christl lachte kurz auf. »Wie du hörst, es könnt’ also schon was dran sein an dem, was du eben erklärt hast.«

      Dann sagten beide lange nichts. Bis Lissi sich räusperte.

      »Dieser Michl«, sagte sie, »kennst du den?«

      »Du meinst den Berner-Michl?«

      Lissi nickte. »Ja, den mein’ ich.«

      Christl schüttelte den Kopf. »Nein, ich kenn’ ihn nicht. Ich hab’ ihn vor ein paar Tagen zum erstenmal gesehen. Ein fescher Bursch, wenn du mich fragst.«

      »So?« Lissi tat erstaunt. »So genau hab’ ich nicht hingeschaut.«

      »Wenn du nicht so hingeschaut hast, wieso fragst du dann nach ihm?«

      »Nur so«, antwortete Lissi. »Schließlich hat er das studiert, was ich studieren möcht’.«

      »Du willst wirklich nach München und Jura studieren?« Christl musterte ihre Schwester genau.

      Die nickte. »Ja, das möcht’ ich. Ich kann mir eigentlich gar nichts anderes