»Und? Das ist die Moni, sie ist doch superfesch, oder?« Hans sah Michl fragend an.
Der nickte. »Das kann man wohl sagen.«
»Dann laß uns mal aussteigen«, sagte Hans und kletterte schon aus dem Wagen.
»Servus, Moni…!«
»Servus.«
»Das ist der Berner-Michl«, stellte Hans seinen Begleiter vor, »er ist der Enkel vom alten Gustl, der früher mal im Weißbachtal gelebt hat.«
Moni zweigte ein knappes Lächeln ab und gab Michl die Hand. »Der Vater hat davon erzählt.«
»Ist er da?« wollte Hans wissen.
»Ja, er sitzt in der Stube und liest die Zeitung«, antwortete Moni. »Wenn ihr zu ihm geht, dann bring ich euch einen Kaffee, oder was mögt ihr sonst?«
»Kaffee ist schon recht«, antwortete Hans.
Während Moni in der Küche verschwand, gingen Hans und Michl in die gute Stube.
»Der Herr Karner…!« Der Tannhofer-Max stand auf, um Hans zu begrüßen. Dann sah er Michl an. »Und du bist der Enkel vom alten Gustl. Du siehst ihm recht ähnlich, Bub. Kommt’s herein. Die Moni ist sicher…!«
»Sie kocht schon Kaffee«, sagte Hans. »Ich wollt’ dir dein Geld bringen. Ich hab’ jetzt alles Holz verkauft und hier…«, dann griff er in die Tasche und gab dem Tannhofer einen Zettel, auf dem sehr sauber aufgestellt war, wem wieviel des Holzes überlassen worden war.
Der Tannhofer-Max nahm seine Lesebrille, setzte sie auf und las, was der Hans geschrieben hatte.
»Respekt«, sagte er schließlich. »Da hast ein ganzes Eck mehr bekommen als ich gehofft hab’.«
Man sah dem Hans an, wie sehr ihn das Lob freute. Dann nahm er einen Briefumschlag aus der Tasche und gab ihn dem Tannhofer.
»Da ist jetzt alles Geld drin, was das Holz gebracht hat«, sagte er.
»Du hast dir das, was vereinbart war, noch net genommen?« Max Wagner sah den Hans fragend an.
Der schüttelte den Kopf
Da öffnete der Tannhofer den Umschlag, zählte das Geld nach, zählte zweitausend Mark ab und gab sie Hans. »So, das war vereinbart und das…«, er legte ihm weitere tausend Mark hin, »das bekommst für deine saubere Arbeit.«
Doch Hans schüttelte den Kopf. »Das war net vereinbart. Und ich will nur das, was mir zusteht. Dank’ schön!« Dann steckte er die zweitausend Mark ein und lächelte zufrieden.
»Das andere geht aber auch in Ordnung«, sagte der Tannhofer-Max.
Aber Hans schüttelte den Kopf. »Nein, mehr nehm’ ich net.«
Der Tannhofer sah ihn an und lächelte. »Ist schon recht, Bub, dann beim nächsten Mal wieder.«
Dann wandte er sich an Michl. »Du hast Jura studiert oder studierst es noch?«
Michl nickte. »Ich hab’…!«
»Und was machst jetzt?«
»Ich bin als Referendar am Amtsgericht in Kempten.«
Max Tannhofer nickte ein paarmal, so als wolle er seine Anerkennung aussprechen, dann fragte er: »Kann ein junges Madel von grad’ mal Zwanzig auch Jura studieren?«
Michl nickte. »Sicher…!«
»Ich mein’ net, ob es das gibt«, erwiderte der Tannhofer, »sondern ob das Madel die gleichen Chancen hat wie ein Bursch’.«
Michl nickte noch mal. »Ganz sicher. Da gibt es keinen Unterschied.«
»Einen Moment mal…!« Der Tannhofer stand auf, ging zum Fenster und öffnete es. »Lissi…!«
»Ja?«
»Kannst mal grad’ reinkommen?«
Lissi nickte und als sie in die Stube kam, sah sie zuerst rasch die beiden Besucher an, dann ihren Vater. »Du hast mich gerufen.«
Der zeigte auf Michl. »Das ist der Michl. Er ist der Enkel vom alten Gustl im Weißbachtal, du hast ihn nimmer gekannt. Der Michl hat in München Jura studiert und ist jetzt als Referendar am Amtsgericht in Kempten.«
»Aha?« Lissi lächelte Michl an. Dann sah sie ihren Vater an. »Schön, und was weiter?«
»Sonst nix…!«
»Dann kann ich ja wieder gehen.« Lissi lächelte noch mal unverbindlich, dann hatte sie die Stube wieder verlassen.
»Sonst ist sie net so spröde«, sagte ihr Vater, was sich anhörte wie eine Entschuldigung.
Kurz darauf brachen Hans und Michl wieder auf. Eine ganze Weile redeten beide kein Wort, bis Hans Michl ansah und fragte: »Und? Was sagst du zu den beiden Madeln?«
»Fesch sind sie«, antwortete der.
»Aber? Da kommt doch noch ein aber…?«
»Feschheit ist net alles«, antwortete Michl.
»Es hat nur so ausgeschaut, als wenn sie spröde wären«, erklärte Hans. »Die Moni ist immer ziemlich still, aber die Lissi, also…!«
»Was ist mit der Lissi?«
»Die hat Temperament.«
Michl lachte kurz auf. »Davon war net viel zu spüren.«
»Das hat garantiert an dir gelegen.« Hans grinste. »Hast net mitbekommen, wie sie plötzlich ganz stolz wirkte.«
Michl stutzte. »Und das hat mit mir zu tun?«
»Na klar.«
»Das versteh’ ich nicht.«
»Du hast sie beeindruckt.«
Michl lachte. »Jetzt hör aber auf. Erstens war ich net drauf aus, wen zu beeindrucken und zweitens ist sie ein blutjunges Madel.«
»Na und? Hättest du vielleicht was dagegen, wenn dein Madel blutjung wär’?«
Michl legte die Stirn in Falten, verschränkte die Arme vor der Brust und schüttelte den Kopf, bevor er schließlich sagte: »Hör auf mit dem Blödsinn…!«
*
Die Scherben hatte einer von Lenz’ Kumpanen der Christl gegeben und als die wissen wollte, was sie damit solle, hatte er geantwortet, sie solle sie dem Tannhofer-Toni ins Essen mischen, wenn er mal herunter in den Bergerhof komme.
Christl hatte sich natürlich keinen Reim darauf machen können und daher die Heidi gefragt, ob sie nicht mal telefonieren dürfe?
»Der Lenz und seine Spezln sind zurück«, sagte sie als Erklärung, »einer hat mir eine Tüte mit Scherben gegeben. Scherben von Biergläsern. Ich hab’ keine Ahnung, was das zu bedeuten hat.«
Heidi nickte. »Sicher kannst anrufen. Aber wenn es für den Toni net gut ausgegangen wär’, dann würd’ der Lenz eingekehrt sein.«
Wenige Minuten später kam Christl zurück, aber sie hatte nichts erfahren können.
»Sein Telefon streikt wieder mal«, sagte sie, »daß er auch nie daran denkt, sich ein neues zu holen.«
»Bist du in Sorge um ihn?« Heidi lächelte das hübsche Mädchen fragend an.
Das schüttelte zuerst den Kopf, doch dann nickte es. »Wenn du mich net verrätst, dann kann ich’s ja zugeben.«
»Wer soll denn net wissen, daß du in den Toni verliebt bist?«
»Er natürlich.«
»Der Toni soll’s net wissen? Warum denn grad er net?«
»Weil er… na ja, weil er dann halt zu sicher sein könnt’.«
»Du