Zwischen Elbe und Aller erstreckt sich eine der größten und letzten zusammenhängenden Heideflächen Mitteleuropas. Doch die Lüneburger Heide ist keine natürlich gewachsene Landschaft, sie entstand durch Menschenhand. Früher bedeckten Birken-, Kiefern-, Eichen- und Buchenwälder die Region. Da die Bauern ihr Vieh zum Weiden unter die Bäume trieben, wurde der Wald immer lichter. Für den Ackerbau und die holzintensive Eisenverhüttung rodete man ausgedehnte Gebiete. Es entstanden offene Flächen, auf denen sich die genügsame Besenheide ansiedelte. Im 18. Jahrhundert erstreckten sich solche Heidelandschaften noch über weite Flächen Europas. Als dann die Heidebauernwirtschaft nach und nach aufgegeben wurde, eroberte der Wald große Teile der Landschaft zurück. Heute sind 35 % der hiesigen Naturparkregion wieder von Wald bedeckt.
TOP 5 WANDERWEGE DER REGION
Heidschnuckenweg, 223 km – der beliebte Wanderweg führt in Nord-Süd-Richtung durch die Lüneburger Heide,
Heidepanoramaweg, 7,5 km – einer der schönsten Wege durch die Südheide, www.lueneburger-heide.de/natur/artikel/7672
Im Himmelreich, 9,5 km – die mittlere Tour des W23 entlang der Lutter und der Lachte, www.lueneburger-heide.de/natur/etappe/9164
Naturerlebnispfad Südheide – Das Gold der Heide, 6,6 km – entlang des ehemaligen Kieselgur-Abbaugebiets Oberohe durch das »Gold der Heide«, www.lueneburgerheide.de/natur/tour/20619
Urwald im Lüß, 7,2 km – auf schmalen Waldpfaden durch Buchen- und Eichenmischwald, www.lueneburger-heide.de/natur/etappe/9170
4 HEIDSCHNUCKENWEG
Etappen von Hamburg nach Celle
»FINDLING, HUTEWALD, HEIDE – DIE LÜNEBURGER HEIDE IST EINE KULTURLANDSCHAFT, DIE ÜBER JAHRTAUSENDE DURCH DEN MENSCHEN GEPRÄGT WURDE.«
Die Heidschnucken sind nicht nur flauschige Zaungäste, sie übernehmen in der Heide einen wichtigen Job. Die genügsame Landschafrasse grast sich durchs Gelände und hält so den Boden für die Besen- und Glockenheide frei. Der nach diesen Heidebewohnern benannte Heidschnuckenweg führt auf 223 Kilometern von Hamburg-Fischbek in der Nordheide bis nach Celle im Süden der Heide. Entlang der Strecke zeigt sich die Vielfalt der Landschaft. Hier lassen sich weitläufige Heideflächen erleben, immer wieder durchzogen von knorrigen Wacholderhainen wie dem Wacholderwald bei Schmarbeck. Der Weg führt durch das Büsenbachtal mit dem sprudelnden Heidebach, durch grüne Kiefernwälder im Tiefental und hinauf auf den Wilseder Berg. Es geht entlang mystischer Moore und durch idyllische Heidedörfer, die mit ihren reetgedeckten Häusern nostalgischen Charme versprühen. Auch wenn die Blütezeit zweifellos das Highlight des Jahres markiert, gibt es auch außerhalb des Spätsommers den Heidezauber zu erleben. Im Winter, wenn der Nebel über die Sträucher zieht und nur vereinzelt Besucher unterwegs sind, zeigt sich die Lüneburger Heide besonders stimmungsvoll. Einzelne Etappen des Fernwanderwegs bieten sich perfekt als Tageswanderungen oder für ein sportliches Wochenende an. Eine der abwechslungsreichsten ist die zweite Etappe von Buchholz in der Nordheide nach Handeloh. Der 15 Kilometer lange Weg bringt Wanderer zunächst direkt in die Hölle. Das tief eingeschnittene, dicht bewaldete Tal ist dunkel, die Ränder fallen steil zur Schlucht ab. Doch kaum hat man die dramatisch-schöne Höllenschlucht verlassen, lichtet sich der Wald und öffnet sich zur typischen Heidelandschaft. Vorbei an schlanken Birken und knorrigen Wacholderstauden führt der Weg hinauf in himmlischere Gefilde auf den Brunsberg. Vom Gipfel zeigen sich das schöne Panorama eines Großteils der Nordheide und das Naturschutzgebiet rund um den Brunsberg. Auf schmalen Pfaden wird der Pferdekopf überwunden, ein Holzsteg, unter dem der Büsenbach sprudelt, leitet den restlichen Weg nach Handeloh ein.
TIPPS & INFOS
SEHENSWERT: Der Heidegarten liegt am Rande des Schneverdinger Landschaftsschutzgebiets in Höpen und zeigt in Schaugärten über 130 verschiedene Heidearten, www.lueneburger-heide.de/natur/sehenswuerdigkeit
AKTIV: Von April bis Oktober besteht die Möglichkeit, an einer geführten Wanderung teilzunehmen durch den Heidegarten und den Höpen, ein Landschaftsschutzgebiet am Stadtrand von Schneverdingen mit allen Facetten der Heide.
EINKEHR: Lüneburg hat nach Madrid die größte Kneipendichte Europas. Im Wasserviertel rund um den Stintmarkt oder in der Kneipenmeile Schröderstraße reihen sich Wirtschaften, Bars und Bistros aneinander.
INFO: www.lueneburg.de;www.heidschnuckenweg.de
Im Büsenbachtal bei Handeloh gibt es dieses zuckersüße Café im reetgedeckten Schafstall.
Das Büsenbachtal ist eines der schönsten Naherholungsgebiete der Lüneburger Heide.
5 LÜSSWALD
Urwald in der Heide
7500 Hektar Wald – mit dieser Ausdehung gehört der Lüßwald im Naturpark Südheide zu den größten zusammenhängenden Waldgebieten Deutschlands. Als in der Umgebung die Heideflächen noch bis zum Horizont reichten, stand der Wald hier unangetastet. Bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts wurde der Lüßwald als königlicher Bannforst erwähnt. Die Nutzung als »Köngliche Höltzung« kam der Natur zugute. Das Holzfällen war verboten, sodass sich im urigen Lüßwald bis in unsere Zeit uralte Buchen, Eichen und Douglasien erhalten haben. Heute bildet der Lüßwald in seiner Mischung aus Naturwaldreservat und neuen, forstwirtschaftlich genutzten Flächen ein einzigartiges Ökosystem. Pflanzen, die nicht mehr allzu häufig vorkommen, wie Moosglöckchen oder der Sprossende Bärlapp, sind hier heimisch. Die große Menge an Totholz und alten Bäumen bietet unzähligen Insekten, unter anderem dem Hirschkäfer, aber auch dem Rotwild und scheuen Vogelarten wie dem Schwarzstorch und Sperlingskauz beste Lebensbedingungen. Um Fauna und Flora zu schützen, darf das ausgewiesene Naturwaldreservat nicht betreten werden. In diesem Waldabschnitt wurde seit 1973 jegliche Nutzung eingestellt. Der Wald bleibt seitdem sich selbst überlassen. Doch die Wanderwege im Lüßwald führen direkt am geschützten Bereich entlang. Vom Pfad aus kann man den besonderen Reiz dieses Waldes ganz aus der Nähe erleben.
TIPPS & INFOS
AKTIV: Gleich mehreTouren führen durch das Wandergebiet W8: Die kurze Tour mit 7,2 km ist der Walderlebnispfad »Der Urwald im Lüß«, die mittlere Tour misst 10,8 km, die lange Tour 14,5 km. Ausgangspunkt für die drei Wanderungen ist der Parkplatz Lüßwald an der L280.
AUSSICHT: Vom Haußelberg bei Müden (Örtze) im Naturpark Südheide eröffnet sich ein weiter Panoramablick. Perfekt, um von hier den Sonnenauf- oder -untergang über der Heide zu beobachten.
SPEZIALITÄT: Unbedingt probieren: Den kräftig-würzigen Heidehonig lobten schon die Römer als Delikatesse.
INFO: www.lueneburger-heide.de
Der seltene Hirschkäfer