3. Der Feldherr aber war in großer Sorge wegen des Überganges über den Fluss, denn er war sehr angeschwollen und hatte keine Brücken, und hätte man eine solche darüber schlagen wollen, so würde der Feind sie wohl daran gehindert haben; Schiffe aber waren auch keine vorhanden. Da aber verhieß ihnen Gott, er werde den Fluss abschwellen lassen, sodass sie ihn überschreiten könnten. Deshalb führte Jesus nach zwei Tagen das Heer und das ganze Volk in folgender Ordnung hinüber. Voran gingen die Priester mit der heiligen Lade, dann folgten die Leviten, welche die Hütte und die zum Opferdienst bestimmten Geräte trugen. Hinter den Leviten zog dann das ganze Volk nach Stämmen, die Weiber und Kinder in der Mitte, damit sie nicht von der Strömung fortgerissen würden. Da nun die Priester zuerst hineinschritten und das Flussbett passierbar fanden, weil das Wasser nicht tief war und der Kies, den der langsamer strömende Fluss nicht mit Gewalt fortriss, ihnen festen Boden gewährte, so setzten auch alle anderen mutig über. Denn sie sahen, dass der Fluss sich so verhielt, wie Gott ihnen vorhergesagt hatte. Die Priester aber blieben in der Mitte des Flusses stehen, bis die ganze Menge hinüber war und sich in Sicherheit befand. Dann erst schritten auch sie ans Gestade und überließen den Fluss wieder seiner Strömung. Sobald aber alle Hebräer hinüber waren, schwoll der Fluss sogleich wieder an und erlangte seine frühere Höhe.
4. Die Hebräer zogen darauf fünfzig Stadien weiter und schlugen das Lager zehn Stadien von Jericho entfernt auf. Jesus aber baute aus den Steinen, die die einzelnen Stammesoberhäupter auf sein Geheiß im Flussbett aufgehoben hatten, einen Altar zum Andenken an das Zurückweichen des Flusses und opferte darauf. Hier feierte man auch das Paschafest, weil man jetzt alles in Überfluss besaß, woran man früher Mangel gelitten hatte. Denn da die Saaten der Chananäer reif waren, mähte man dieselben ab, und auch sonst machte man Beute. Das Manna aber, das sie vierzig Jahre lang genossen hatten, ging ihnen damals aus.
5. Obgleich nun die Israeliten alles weit und breit verwüsteten, rührten sich die Chananäer nicht, sondern hielten sich hinter ihren Mauern. Jesus beschloss daher, sie zu belagern. Und am ersten Tage des Festes trugen die Priester die rings von bewaffneter Mannschaft umgebene Lade unter dem Schall von sieben Hörnern um die Mauern der Stadt, indem sie das Volk zur Tapferkeit anspornten; die Ältesten aber folgten hintendrein. Alsdann kehrten sie ins Lager zurück, ohne etwas anderes getan zu haben, als die Hörner zu blasen. Als sie das sechs Tage nacheinander getan hatten, versammelte Jesus am siebenten Tage das Heer und das ganze Volk und verkündete ihnen die frohe Nachricht, dass die Stadt fallen werde, denn Gott werde noch an dem nämlichen Tage die Stadtmauern von selbst, ohne jede Anstrengung vonseiten der Belagerer, zusammenstürzen lassen. Zugleich befahl er ihnen, sie sollten alle, die sie festnähmen, mit dem Schwerte umbringen, und sie sollten sich weder von Ermüdung noch von Mitleid und Milde bewegen lassen, Schonung zu üben. Auch sollten sie die Feinde nicht aus Gier nach Beute entschlüpfen lassen, sondern alles Lebendige niedermachen und nichts zu ihrem eigenen Nutzen verwenden. Was sie von Gold und Silber vorfänden, sollten sie zusammenhäufen, um es als Erstlinge von der Beute der zuerst eroberten Stadt Gott darzubringen aus Freude über ihr Glück. Nur die Rachab und deren Verwandte sollten sie in Sicherheit bringen wegen des Eides, durch den die Kundschafter sich ihr verpflichtet hätten.
6. Nach diesen Worten stellte Jesus das Heer in Schlachtordnung und führte es auf die Stadt an. Und man zog wieder rings um die Mauer unter Vorantritt der Lade und der Priester, die mit Hörnerschall das Heer zum Sturm anfeuerten. Als sie so siebenmal die Stadt umkreist hatten, standen sie ein wenig still, und plötzlich stürzten die Stadtmauern ein, ohne dass die Hebräer Sturmgeräte oder irgend eine andere Gewalt gebraucht hätten.
7. Die Hebräer drangen darauf in die Stadt ein und töteten alle Bewohner derselben, denn diese waren über den plötzlichen Einsturz der Mauern entsetzt und dachten nicht daran, Widerstand zu leisten. Und so wurden sie teils auf den Straßen, teils in den Häusern niedergemacht, und nichts wurde verschont bis auf die Weiber und Kinder. Und die ganze Stadt war mit Leichen gefüllt, da keiner lebend entkommen war. Darauf legten die Hebräer Feuer an und zerstörten die Stadt und alles ringsum. Die Rachab aber nebst den Ihrigen, die sich in die Herberge geflüchtet hatten, entrissen die Kundschafter der Gefahr. Und Jesus ließ sie zu sich führen und dankte ihr dafür, dass sie die Kundschafter gerettet habe, versprach ihr auch für ihre gute Tat den gebührenden Lohn. Bald danach beschenkte er sie mit Ackerland und ließ ihr auch sonst alle Ehren antun.
8. Was in der Stadt vom Feuer verschont geblieben war, ließ Jesus von Grund aus zerstören. Auch verfluchte er alle, die etwa die zerstörte Stadt wieder aufbauen wollten; der, welcher den ersten Stein zur neuen Stadtmauer legen würde, sollte seinen Erstgeborenen verlieren und, wenn er sie vollende, auch noch seinen jüngsten Sohn dazu. Diesen Fluch hat Gott später in Erfüllung gehen lassen, wie ich gelegentlich zeigen werde.
9. Bei der Zerstörung der Stadt wurde eine ungeheure Menge Silber, Gold und Erz aufgehäuft, da niemand den Befehl zu übertreten oder etwas zu seinem Vorteil zu verwenden sich getraute. Diese Beute übergab Jesus den Priestern, die sie als besonderen Schatz aufbewahren sollten. So verhielt es sich mit der Zerstörung von Jericho.
10. Ein gewisser Achar, Sohn des Zebedias aus dem Stamme Judas, hatte einen Königsmantel gefunden, der ganz mit Gold durchwirkt war und an Goldmasse zweihundert Sekel wog. Und da er dachte, es sei unbillig, dass er das, was er nach so großen Gefahren als seinen Gewinn einheimsen könne, zu seinem Nachteil Gott opfern müsse, der dessen doch auch nicht bedürfe, machte er in seinem Zelte eine tiefe Grube und vergrub den Mantel in dem Wahn, er könne ihn so vor Gott ebenso wie vor seinen Gefährten verbergen.
11. Der Ort, wo Jesus das Lager errichtet hatte, hieß Galgala, das ist »Freiheit.« Denn nach Überschreitung des Flusses hielt man sich von aller Mühsal,