Perry Rhodan-Paket 61: Mythos (Teil1). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845333458
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Wandstrukturen, über Ziegel und über Leitungen erzählen?«

      »Schon gut, schon gut.« Der Mann winkte ab. »Ihr seid die Fachleute. Nehmt euch Zeit. Heute Abend erwarte ich einen präzisen Zeitplan für die weiteren Untersuchungen. Aber das oberste Zeitlimit liegt bei einer Woche, mehr nicht.«

      »Womöglich geht es sogar schneller. Zeit ist Leben, wie du selbst gesagt hast.« Climba deutete eine Verbeugung an und kletterte über die Absperrschnur. Sie musste sich gegen den Wind stemmen, der in dieser schwindelerregenden Höhe besonders stark pfiff.

      Ihr Herz klopfte laut, als sie ins Dunkel der Felspassage trat und der Kerl von der Meldestelle hinter ihr zurückblieb. Nun zählte ausschließlich das Relikt.

      »Wir sind gleich da«, flüsterte sie ergriffen. »Ein echtes Observatorium.«

      »Hoffen wir's!«, flüsterte Okeno zurück.

      Niemand wusste, wer die Observatorien errichtet hatte. Sie stammten aus einer Zeit lange vor der Besiedlung von Honams Verborgenheit durch Terraner. Die Technik war der ihren ähnlich, aber nicht identisch. Die Werkstoffe, die Legierungen, die technischen Lösungen – alles war irgendwie anders.

      Climba kurbelte ihre Stirntaschenlampe an und ging vorsichtig in die Dunkelheit hinein. Wasser tropfte von der Decke, etwas knirschte unter ihren Fußsohlen.

      »Rechts!«, sagte Okeno.

      Ja. Sie sah die Zeichen ebenfalls. Spuren von glasiertem Gestein. Solche, die sie bei den drei anderen Observatorien ebenfalls entdeckt hatten. Die Schalen der Gebäude waren unter großem Druck in den Felsen gepresst worden.

      Climbas Herz klopfte immer lauter. Der Boden war glatt, wie bearbeitet. Rechts von ihr lagen ein Hammer, ein Meißel und ein Pinsel. Ihr Verbindungsmann war bei seinen Arbeiten bis hierher vorgedrungen und keinen Schritt weiter.

      Sie tastete über die Wand vor sich. Das glasierte Gestein war porös. Sie brauchte bloß mit den Fingern daran zu kratzen, schon löste es sich, kleine Körnchen kullerten zu Boden.

      »Sieh dir die Wand dahinter an«, sagte Okeno mit Ehrfurcht in seiner Stimme. »Sie ist so sauber. So frisch. So heil.«

      Sie nahm Hammer und Meißel zur Hand und bearbeitete die glasierte Felsschicht.

      Nach ersten zögerlichen Schlägen drosch sie immer fester zu, bis ihre Handgelenke schmerzten.

      »Lass mich mal!« Okeno nahm ihr ganz sanft Hammer und Meißel ab. Die Berührung war sehr angenehm und beruhigend. Ganz anders als die von Melstein.

      Melstein ... Sie liebte ihn so sehr, dass es schmerzte, aber ständig lag diese Liebe unter der Lupe von Fremden, wurde von Klammern gehalten und mit Skalpellen seziert. Sie wusste nicht, wie sie das überleben sollte. Mit Okeno war dagegen alles so ... unkompliziert, weil niemand davon wusste außer ihnen. Er lebte sein Leben, sie lebte ihr Leben, dazwischen liebten sie einander ohne Worte, ohne Verstehen, nur im Moment des Hier und Jetzt, dann arbeiteten sie wieder, gemeinsam oder allein.

      Die Momente der Liebe waren so kostbar ...

      Manchmal fragte sie sich, wie es sein konnte, zwei Menschen so rückhaltlos zu lieben, jeden auf eigene Weise. Dann dachte sie an ihre Kinder – auch die waren so unterschiedlich, und auch die liebte sie, jedes einzelne, jedes unabdingbar. Obwohl auch diese Liebe stets nur unter dem Blick des Triumvirats gedeihen durfte.

      Der Klang des abspringenden Gesteins endete.

      Sie sah den zufriedenen Ausdruck auf Okenos Gesicht. »Sieh nur!«

      Dort, wo die beiden gehämmert hatten, war eine größere zusammenhängende Fläche des Gesteins freigelegt. Und dort war nun ein haarfeiner Riss zu sehen.

      Nein – kein Riss, erkannte Climba. Dafür war die Linie zu gerade. War es möglich ...

      Okenos Gesicht strahlte geradezu vor Aufregung. Er war ebenso besessen von dem Gedanken, ein erhaltenes Observatorium zu finden wie sie. Vor ihnen lagen womöglich Antworten auf die größten Geheimnisse von Honams Verborgenheit.

      Er nahm ihre Hand und führte sie zu dem Riss. Flach lag ihre Handfläche auf dem Fels, seine Hand wie eine warme, schützende Schicht darüber.

      Dann ertönte eine Art Klicken – und der Fels vor ihnen gab zögerlich nach. Ein bislang unsichtbares Tor öffnete sich nach innen in einen kurzen Gang, die glasierte Schicht zerplatzte, Steinbröckchen prasselten zu Boden. Aber das waren auch die einzigen Geräusche, die zu hören waren.

      Licht flammte auf, sodass Climba gegen die plötzliche Helligkeit anblinzeln musste, und leuchtete den kurzen Gang aus, der nun vor ihnen lag.

      Türen gingen nach beiden Seiten. Alles war klinisch sauber, alles schien noch zu funktionieren.

      Wie für die Ewigkeit gebaut ...

      »Komm«, sagte sie und betrat ein Gebäude, das es gar nicht geben durfte ...

      *

      »Ewiges Leben ... ja, was wäre schon ewig ohne die Medizin?

      Siehst du mich?

      Siehst du, was ewiges Leben aus mir gemacht hat?

      Es fesselt mich an sich.

      Es ist wie eine Sucht. Ich weiß, wie schlecht es ist, aber es ist großartig.

      Ich werde sie alle überleben, diese Niederen, die nichts als ihren verwelkenden Körper haben, während meiner immer größer und lebendiger wird. Nichts und niemand hat Bedeutung. Ich lebe schon so lange, aber bin noch immer so jung, verglichen mit jenen Zellaktivatorträgern, die von ES selbst die Unsterblichkeit erhielten. Wahrscheinlich würde ich neben ihnen nur die zweite Geige spielen, träte ich ins Licht. Sie würden mich nie als gleichberechtigt anerkennen; das würde ich schließlich auch nicht, wenn ich an ihrer Stelle wäre.

      Anfangs dachte ich, als Unsterblicher wäre man ... beliebt. Unsterblichkeit wird schließlich nicht jedem verliehen. Es käme darauf an, ein Leben zu füllen, dessen Gaben auszuschöpfen. Wie bitter wurde ich enttäuscht!

      Die Menschen kamen nicht zu mir, weil sie mich liebten. Sie kamen nicht, um meine Geschenke anzunehmen.

      Sie kamen, weil sie neidisch waren. Weil sie mich aussaugen wollten. Wenn ich so weitergemacht hätte, wäre ich längst vertrocknet, eine blutleere Hülle, ein wandelnder Leichnam.

      Es war gut, dass ich die Augen geöffnet habe. Dass ich sie alle durchschaue, wie sie da sind. Die, die mir so unendlich unterlegen sind. Die, die mit mir um Macht streiten könnten. Die, denen ich mich nicht offenbare. Selbst dich, dich durchschaue ich. Für dich bin ich ein Prestigepatient. Leugne es nicht! Und doch bist du mein Freund, mein einziger loyaler Freund. Das ist selten, weißt du? Glaub nicht, dass dir das Privilegien verschafft außer dem einen, wertvollsten von allen: mich zu erhalten, mich tagtäglich sehen zu dürfen.

      Und die anderen Unsterblichen ... ja, sie haben größere Reiche, über die sie gebieten. Reginald Bull. Oder Vetris-Molaud. Sie könnten meine kleine Kupferwelt mit ihren Titanstahlhänden zerquetschen. Sie sind es einzig und allein, die zu fürchten wären ...

      Wie? – Ja, was du sagst, hat seine Berechtigung. Ich muss ihnen nichts beweisen, ich muss sie überflügeln. Das ist mein Weg. Mein Gemenator mag schlechter sein, aber ich bin besser. Ich werde es schaffen. Das alles ist nichts anderes als ein Wettbewerb, bei dem es nur einen einzigen Sieger geben kann.

      Schau mich nicht so an!

      Und jetzt frag nicht länger, sondern tu deine verdammte Pflicht! Ich weiß, dass es wehtun kann.«

      aus: Zanoshs Protokolle der Unsterblichen:

      Buch der Triumvirn: Spartakus Schmitt

      9.

      Bannershees Stern

      Der Paau schwebte lautlos vor Rhodan her, auf eine Schleuse der BJO BREISKOLL zu. Kein Geräusch war aus dem Schrankkoffer zu hören, nicht das geringste Surren.

      »Du