Lange Zeit …! Ein Wort, das vielleicht »für immer« bedeutete …?
Bezüglich der an Bord vorhandenen Instrumente verzeichnete Gordon in seinem Notizbuch: Zwei Barometer; ein hundertteiliges Weingeist-Thermometer; zwei Schiffsuhren; mehrere jener kupfernen Trompeten oder Hörner, welche im Nebel benützt werden und deren Ton auf sehr weite Entfernungen hinausdringt; drei Fernrohre mit schwächerer und stärkerer Vergrößerung; einen Deckkompass (im Häuschen) und zwei tragbare kleinere dergleichen; ein »Stormglass«,1 welches herannahende Stürme vorher meldet; mehrere englische Flaggen, ohne das Sortiment von Flaggen und Wimpeln zu rechnen, deren man sich auf dem Meere zur Verständigung von einem Schiff zum anderen bedient. Endlich fand sich hier auch ein Exemplar jener Halketts-Boote, d.h. jener kleinen Fahrzeuge aus Kautschuk, die sich in Form eines Reisesackes zusammenlegen lassen und zur Überschreitung eines Flusses oder Binnensees recht wohl genügen.
Was die Werkzeuge betraf, so enthielt der Arbeitskasten des Tischlers davon ein ganzes Sortiment, abgesehen von den Säcken mit Nägeln, den Schraubenziehern, Holz- und Metallschrauben und Eisenvorräten jeder Art, welche zu gelegentlichen kleinen Reparaturen der Yacht bestimmt waren. Knöpfe, Nähfaden und Nadeln fehlten ebenfalls nicht, denn in der Voraussicht häufig notwendiger Ausbesserungen hatten die Mütter der Zöglinge hierfür ausreichend gesorgt. Außerdem liefen die Schiffbrüchigen keine Gefahr, des Feuers entbehren zu müssen, denn neben einem großen Vorrat an Streichhölzchen mussten die Zündschnüre und Feuerstähle auf lange Zeit hinaus genügen, sodass sie in dieser Hinsicht völlig beruhigt sein konnten.
An Bord befanden sich ferner in großem Maßstabe entworfene Land- und Seekarten, welche freilich, da sie sich nur auf die Küsten Neuseelands bezogen, hier im unbekannten Lande nutzlos erschienen. Zum Glück hatte Gordon einen allgemeinen Atlas der Alten wie der Neuen Welt mitgenommen, und zwar den »Großen Stieler«, der bezüglich der neueren Geografie allen übrigen ähnlichen Werken voransteht. Die Bibliothek der Yacht zählte überdies viele gute englische und französische Bücher, meist Reiseschilderungen und ältere wissenschaftliche Arbeiten, ohne von den beiden berühmten Robinsons zu reden, welche Service ebenso, wie einst Camoëns seine »Lusiaden« gerettet hatte — und dasselbe galt auch von Garnetts Ziehharmonika, welche die Stöße bei der Strandung heil und gesund überstanden hatte. Neben vorgenanntem Lesestoff fanden sich endlich alle Schreibbedürfnisse, Federn, Bleistifte, Tinte und Papier, und schließlich ein Kalender des Jahres 1860, in welchem Baxter jeden verflossenen Tag zu streichen übernahm.
»Es war am 10. März«, sagte er, »als unser armer ›Sloughi‹ auf die Küste geworfen wurde. Ich streiche also den 10. März, sowie alle schon vergangenen Tage dieses Jahres.«
Zu erwähnen wäre hier noch eine Summe von fünfhundert Pfund in Goldstücken, welche im Geldschrank der Yacht vorgefunden wurde. Vielleicht fand dieses Geld einmal Verwendung, wenn die jungen Schiffbrüchigen etwa einen Hafen erreichten, von dem aus sie nach der Heimat zurückkehren konnten.
Gordon beschäftigte sich dann mit sorgfältiger Aufnahme der im unteren Raum verstauten Fässer. Verschiedene derselben, welche mit Gin, Ale und Wein angefüllt gewesen waren, hatten durch die Stöße bei der Strandung so arg gelitten, dass ihr Inhalt völlig ausgelaufen war. Nach diesem nicht wieder zu ersetzenden Verluste empfahl es sich also doppelt, mit dem Restbestand sorgsam umzugehen.
Der Raum des Schoners barg aber immer noch etwa hundert Gallonen Weißwein oder Sherry, fünfzig Gallonen Gin, Brandy und Whisky; vierzig Tonnen Ale, jede zu fünfundzwanzig Gallonen (1 Gallone englisch gleich 4½ Liter), und mehr als 30 Flaschen mit verschiedenen Likören, die in ihrer dichten Strohverpackung den Stößen an den Klippen unbeschädigt widerstanden hatten.
Man ersieht hieraus, dass den fünfzehn früheren Insassen des »Sloughi« für eine gewisse Zeit kein Mangel an eigentlichen Lebensbedürfnissen drohte, und es erübrigte sich festzustellen, ob auch das Land selbst noch einige Hilfsmittel lieferte, um jene nicht allein in Anspruch nehmen zu müssen. War es nämlich eine Insel, auf welche der langandauernde Sturm sie verschlug, so durften sie kaum hoffen, dieselbe je wieder verlassen zu können, wenn nicht etwa ein Schiff in die Nähe derselben kam, dem sie ihre Anwesenheit zu erkennen zu geben vermochten.
Eine Reparatur der Yacht, die Ausbesserung ihrer bis in den Grund gelockerten Rippen wie die Dichtung der leckgewordenen Verplankung, überstieg ebenso ihre Kräfte, wie es die Benutzung von Hilfswerkzeugen erfordert hätte, die ihnen nicht zu Gebote standen. An die Herstellung eines neuen Fahrzeugs aus den Trümmern des alten konnten sie aber gar nicht denken, und wie hätten sie, bei ihrem Mangel an Kenntnissen in der Schifffahrtskunde, es ermöglichen sollen, durch den Stillen Ozean nach Neuseeland zurückzusegeln? Vielleicht wäre es mittels der Boote des Schoners tunlich gewesen, ein Festland oder eine andere Insel zu erreichen, wenn sich in der Nähe dieses Teils des Stillen Ozeans eine solche befand. Die beiden Boote wurden aber durch den Wogenschlag weggerissen, und an Bord lag nur noch die Jolle, welche höchstens zu kürzeren Fahrten längs der Küste genügte.
Gegen Mittag kamen unter Führung Mokos die Kleinen nach dem »Sloughi« zurück. Durch ernsthafte Durchführung ihres Vorhabens hatten sie sich wirklich nützlich zu machen verstanden, denn sie brachten einen reichlichen Vorrat an Schalentieren mit, deren Zubereitung der Schiffsjunge sofort in die Hand nahm. Eier musste es wohl auch in großer Menge geben, denn Moko hatte sich von dem Vorhandensein unzähliger essbarer Felsentauben überzeugt, welche in den Löchern und Spalten des hohen Steilufers nisteten.
»Das ist schön!« rief Briant; »so werden wir an einem der nächsten Morgen eine Jagd veranstalten, welche sehr erfolgreich auszufallen verspricht.«
»Ganz gewiss«,