Darkest Blackout. Justin C. Skylark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Justin C. Skylark
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894315
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wie das Treiben am Nationalfeiertag ablief, denn er wohnte hier! «Und ich habe die Russ gesehen.» Dylan grinste breit. «Aber es ist nichts passiert.»

      Nein, er erzählte mit Absicht nicht, wie laut und auffällig sich die Schulabgänger verhalten hatten. Er erwähnte nichts von den Saufgelagen und wilden Orgien, die er vor den Lokalen und in den Seitenstraßen beobachtet hatte. Das ansonsten so saubere und anständige Viertel um Aker Brygge und den Tjuvholmen hatte sich zu einer Partymeile transformiert.

      Er hatte Schnapsleichen in Hauseingängen gesehen und Jugendliche in Schuluniform, die sich in den geschützten Häuserecken erleichtert hatten. Da war Fremdschämen angesagt gewesen.

      But – so what? Er konnte erhobenen Hauptes hier stehen und versichern, als Einziger die Kontrolle über sich behalten zu haben.

      Thor schien das nicht zu beeindrucken. «Hast du getrunken?», fragte er stattdessen.

      «Nein!», schrie Dylan entrüstet. «Natürlich nicht!»

      Dem ungeachtet kam Thor die Stufen hinab. Er stoppte vor Dylan, fasste mit einer Hand an dessen Hinterkopf, zog in zu sich heran und startete einen festen Kuss, der so eindringlich war, dass er schmerzte. Seine Zunge schob sich zwischen Dylans Zähne, er zwängte sie in die warme Mundhöhle und erforschte sie kurz und knapp.

      Dylan riss sich los. «Bist du bescheuert?»

      Thor trat zurück und bewegte den Mund, als ließe er den Kuss wie einen Wein im Abgang auf sich wirken. Schließlich nickte er. «Stimmt.»

      «Was hast du denn gedacht? Dass ich mir die Birne dichtknalle? Aus der Phase bin ich raus.»

      «Du musst aufpassen, Perk.»

      «Ja, das weiß ich», erwiderte Dylan. «Ich bin auch nur geblieben, um auf Erik aufzupassen.»

      «Erik?» Thor brach in donnerndes Lachen aus. «Du kannst mir glauben, der kommt jedes Jahr erst am nächsten Tag von den Festlichkeiten zurück: volltrunken und meist nicht allein. Der benötigt keinen Aufpasser.»

      Dylan stockte der Atem. Für einen Moment war er sprachlos. In seinen Augen hatte Erik sehr wohl jemanden gebraucht, der auf ihn aufpasste. Ohne eine Begleitperson wäre er sicher viel früher in einer der Kneipen versackt. Er hätte mit Sicherheit noch mehr getrunken, noch mehr Flirts angefangen und vielleicht sogar die Orientierung verloren. Es war gut, dass er, Dylan, ihn begleitet hatte, oder?

      Ein plötzlicher Zweifel stellte sich ein. Hatte Erik ihn womöglich an der Nase herumgeführt? Hatte er sich mit Absicht benommen, als benötigte er Hilfe? Nur, damit Dylan sich um ihn kümmerte? Ihn vom Komasaufen abhielt, ihn zu den Toiletten begleitete, ihn in den Menschenmassen suchte, ihn umarmte und umklammerte, ihn nach Hause brachte?

      «Nun …» Dylan suchte nach Worten, denn Thor sah ihn noch immer herausfordernd an. «Bjarne war nicht die ganze Zeit dabei. Irgendjemand musste die Übersicht behalten.»

      «Bjarne? Sein Stecher …» Thor schüttelte den Kopf. Eine Geste, die Dylan nicht nachvollziehen konnte.

      «Ja, Erik lebt nicht monogam, das wissen wir beide», lenkte er ein. «Aber deswegen musst du unseren Ausflug nicht verurteilen.» Er hob die Hände an. «Was willst du eigentlich? Bist du eifersüchtig oder was ist los?»

      «Du hast dich nicht herumzutreiben», antwortete Thor. «Das ist los!»

      «Ach, willst du mir jetzt vorschreiben, was ich zu tun habe?», keifte Dylan.

      «Du weißt, was passieren kann», erwiderte Thor. Von Dylans Wut ließ er sich nicht mitreißen. Abgesehen davon, hatte er nicht auch recht?

      Gezwungenermaßen musste Dylan an die Schlägerei mit den Jugendlichen denken; an den Überfall in Las Vegas, bei dem er beinah vergewaltigt worden war. Ja, er hatte das Händchen dafür, in unangenehme Situationen zu geraten und so etwas in der Art wollte er tatsächlich nicht mehr erleben.

      «Sehr aufmerksam von dir, mich daran zu erinnern, dass ich Scheiße gebaut habe!», gab er trotzdem zum Besten.

      «Vergisst du anscheinend auch ständig», erwiderte sein Partner.

      Dylan seufzte tief und beließ es dabei. Darüber zu streiten erschien ihm nicht sinnvoll, vor allem, da auch für Thor das Thema erledigt schien. Wortlos griff der nach den Hundeleinen und stieg in seine Boots. «Ich geh mit den Hunden», sprach er gedämpft.

      Dylan fuhr sich über das erhitzte Gesicht. «Jetzt schon?»

      «Der Tag ist angebrochen», erwiderte Thor und erinnerte ihn abermals daran, dass er länger außer Haus gewesen war als erwartet. Inzwischen war der helle Streifen am Horizont orange geworden. Die Luft hatte sich erwärmt. «Abgesehen davon wartet im Café eine Menge Arbeit auf mich.» Thor nahm die Hunde an die Leine und stiefelte die Treppe hinab, wohingegen sich Dylan am Geländer nach oben zog. «Ich komme später nach und helfe dir.» Die Müdigkeit zwang ihn zu einem erneuten Gähnen.

      «Wird nicht nötig sein, Perk.»

      ***

      Der Klingelton seines Handys weckte ihn. Wieder hatte er verschlafen und diesmal lag es nicht nur daran, dass er des Nachts keinen Schlaf gefunden hatte.

      Innerlich rügte er sich, denn Stunden waren vergangen, die er an der Seite seines Partners hätte verbringen können – anstatt im Bett.

      Es war Emma, die anrief. Unverzüglich nahm er das Gespräch entgegen. «Ja?»

      «Entschuldige die Störung», meldete sie sich.

      «Oh, du störst nicht.» Er schob die Bettdecke zur Seite, richtete sich auf und bemühte sich, nicht verschlafen zu klingen. «Es ist hoffentlich nichts passiert?»

      «Nein!», versicherte sie sofort.

      «Okay.» Er atmete erleichtert aus und unterdrückte ein Gähnen. «Tut mir leid, es wurde spät gestern … der Nationalfeiertag …»

      «Oh, ja!» Sie klang fröhlich. «Hast du dir den Festzug angesehen?»

      «Ja, der war großartig», erwiderte er. Träge rutschte er an die Bettkante. «Der ganze Tag war … besonders …» Mit Wehmut dachte er daran, dass das Event vielleicht noch schöner gewesen wäre, hätte Thor ihn begleitet. «Wenn du ihn sprechen möchtest», fuhr er in Gedanken an seinen Partner fort. «… er ist in der Stadt, bei den Renovierungsarbeiten.»

      «Es freut mich, zu hören, dass er weiterhin so tüchtig ist, aber nein, ich wollte dich sprechen», antwortete sie. Eine Pause folgte, bevor sie ihr Anliegen erläuterte. «Ich wollte mich entschuldigen. Bei unserem letzten Gespräch habe ich dich oft unterbrochen und nicht aussprechen lassen, dabei hattest du allen Grund, mir von deinen Sorgen zu berichten.»

      «Oh!» Ihre Ehrlichkeit erstaunte ihn, trotzdem wehrte er ab. «Das ist nett von dir, aber du hattest recht. Du bist seine Bewährungshelferin und nicht mein Kummerkasten.»

      «Du hast eine schwere Zeit hinter dir.»

      «Das stimmt, aber das Schlimmste ist überstanden. Ich muss einfach lernen, mich nicht ständig in den Mittelpunkt zu stellen.» Es erschreckte ihn, das von sich zu geben, obwohl er inzwischen wusste, dass er bisweilen übertrieb und seine Gefühlsausbrüche zu intensiv ausfielen.

      «Kinder von Alkoholikern haben oftmals Probleme mit der Selbstkontrolle», gab sie zu denken. Er seufzte daraufhin, denn es war niederschmetternd, wie leicht sie ihn durchschaut hatte. Eine Antwort fand er nicht.

      «Dylan? Bist du noch dran?»

      «Ja, ja, natürlich …» Er fuhr sich über das Gesicht.

      «Du bist aber weiterhin in Behandlung, ja?», vergewisserte sie sich. «Es ist eine schwierige Zeit für Thor. Da ist es wichtig, dass du ihm stärkend zur Seite stehst und nicht daran zerbrichst.»

      «Ich komme klar», sprach er leise.

      «Ist jemand für dich da?», fragte sie nochmals.

      «Also, hier in Norwegen habe ich