Darkest Blackout. Justin C. Skylark. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Justin C. Skylark
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783960894315
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      «Dann holen wir uns Leute aus England», beschloss Dylan. «Das wird teurer aber sicher nicht schlechter.»

      «Wer soll das bezahlen, Perk?», erwiderte Thor. «Ich bin jetzt schon am Limit.»

      «Ich unterstütze dich», versicherte Dylan.

      «Dein Geld nehme ich nicht», sagte Thor. Nicht zum ersten Mal.

      Dylan seufzte. «So viel haben wir in Amerika gar nicht ausgegeben.» Er dachte an sein eigenes Vermögen, das trotz der Auszeit gestiegen war. Die Einnahmen von Plattenverkäufen waren weitergelaufen. «Du hast doch sicher Rücklagen», meinte er demzufolge.

      «Ich bin pleite, Perk», verdeutlichte Thor mit Nachdruck. «Die Renovierung kostet und ich bekomme keinen Kredit. Dazu musste ich eine satte Geldstrafe begleichen.»

      Dylan erstarrte. «Pleite?», wiederholte er. Ein kleiner Schock übermannte ihn. Doch augenblicklich verstand er, weshalb Thor nicht mehr versuchte, sich gegen die Sanktionen aufzulehnen. Er war in Geldsorgen und tat alles dafür, um aus der misslichen Lage herauszukommen. «Das wusste ich nicht», fügte Dylan hinzu und rätselte laut. «Aber du hast das Wohnmobil verkauft. Das war einiges wert. Wo ist das Geld?»

      «Ich dachte, ich lande im Knast», erklärte Thor. Er drehte sich einem Beistelltisch zu und drückte die Zigarette in einem Aschenbecher aus. «Ich habe es sicher angelegt.»

      «Okay, aber Aktien kann man verkaufen, oder nicht? Das Geld ist nicht weg.»

      Thor fasste an seinen Bart am Kinn. Eine verlegene Geste. Er machte wenige Schritte über den Teppich und ließ sich mit der Antwort Zeit.

      «Ich habe keine Aktien gekauft», gestand er schließlich. Vor dem Fenster zum Hinterhof blieb er stehen und blickte hinaus.

      «Sondern?», bohrte Dylan nach.

      «Ich habe das Geld Mr. Miller übertragen», sagte Thor mit ruhiger Stimme, nahezu belanglos. In Dylan sorgte die Antwort jedoch für eine Überraschung.

      «Mr. Miller?», wiederholte er perplex und fasste sich an die Brust. «Etwa … für die Ranch?»

      Thor drehte seinen Kopf und sah ihn an. Ein sanftes Lächeln huschte über sein Gesicht. «Ja.»

      «Samt Lore?»

      «Samt Stallungen und Lore.»

      «Holy shit!» Dylan griff sich an die Stirn. Sein Herz machte einen erfreuten Sprung, kaum dachte er an das Haus in Nevada, in dem sie während ihres Amerikaaufenthalts mehrere Monate gelebt hatten. «Das ist der Wahnsinn!» Er gluckste vor Freude. «Du glaubst nicht, wie sehr mich das freut.»

      Thor zwinkerte. Mit einer Hand strich er zärtlich über Dylans Wange. Eine sinnliche Geste, ein Zeichen der Zuneigung. Dieses Empfinden in Wort zu fassen, fiel ihm schwer, doch es war klar, dass er die Ranch aus einem bestimmten Grund gekauft hatte.

      «Vielen Dank.» Dylan ergriff die Hand und hauchte einen Kuss darauf.

      «Schon gut», erwiderte Thor und zog die Hand zurück.

      Trotzdem brachte die Neuanschaffung Beklemmung mit sich.

      «Jetzt versteh ich das Ganze», sprach Dylan leise.

      Thor wiegelte ab. «Mr. Miller kam mir preislich entgegen, aber es fehlt noch ein letzter Abschlag. Zudem fallen Kosten an. Das Anwesen wird weiterhin von einer Person kontrolliert und instand gehalten. Die Tiere müssen versorgt werden.» Sein Gesicht erlangte die bekannte Härte zurück.

      Dylan nickte. Ihm war bewusst, was es hieß, die Ranch in Schuss zu halten, einschließlich der Pflege der Hühner und der Stute Lore. «Sobald du wieder reisen darfst, fahren wir hin, okay?»

      «Ja», sagte Thor knapp, aber sein Gesichtsausdruck signalisierte, dass bis dahin noch einige Zeit vergehen musste.

      ***

      Es war der 17. Mai: ein besonderes Datum in Norwegen. Dylan stand extra früh auf, um den Nationalfeiertag mit all seinen Feierlichkeiten mitzuerleben. Er verspürte Aufregung, denn an diesem Tag war die ganze Nation auf den Beinen. In Oslo wurde das Event mit einer stundenlangen Parade und der Aufwartung des Königshauses vor dem Volk gebührend gefeiert.

      Er hatte sich in Schale geworfen: Mit einem dunklen Jackett und Seidenhemd, nur die schwarze Jeans war ein bequemes Kleidungsstück, denn er rechnete damit, mehrere Stunden auf den Beinen zu sein.

      «Du willst wirklich nicht mit?», fragte er Thor zum wiederholten Mal.

      «Nei.» Fahlstrøm saß im Wohnbereich, rauchte eine Zigarette und sah seinen Partner mit finsterer Entschlossenheit an.

      «Aber du liebst doch dein Land.»

      «Ich kann mein Land auch lieben, ohne Fähnchen zu schwingen. Außerdem darf ich nicht den ganzen Tag durch die Stadt rennen.» Mit einem Fingerzeig auf seine Fußfessel erinnerte er daran, dass er sich nur in einem begrenzten Umfeld zu einer festgelegten Zeit fortbewegen durfte.

      «Wenn du dich in der Nähe des Cafés aufhältst, wird es niemand merken.»

      «Ich habe ‹nein› gesagt», erwiderte Thor.

      «Dann eben nicht!» Dylan hob die Nase in die Höhe und steckte Geldbörse und Handy ein. «Keine Ahnung, wann ich wiederkomme …»

      Thor lachte dunkel. «Vermutlich erst, wenn du einen Sonnenbrand hast.» Er drückte die Zigarette im Aschenbecher aus. «Pass auf die Russ auf.»

      Dylan stutzte, denn er hatte einiges über den Nationalfeiertag gelesen: Dass es Straßensperrungen gab, meterlange Umzüge aller Schulklassen, dass die Menschen Waffeln und Eis im Überfluss konsumierten, dass man sich am Schloss Sitz- und Stehplätze kostenlos reservieren konnte, um dem König aus nächster Nähe zuzuwinken, aber von den Russ hatte er noch nie zuvor gehört.

      «Das sind die Schulabgänger», erklärte Thor mit einer Stimmlage, als würde er von der Mafia sprechen. «Während der Umzüge benehmen sie sich noch gesittet, aber danach …»

      Dylan grinste. «Kann ich mir vorstellen, dass die feiern. Das stört mich nicht. Außerdem hab ich Erik dabei.»

      «Dann pass erst recht auf.» Thors Tonfall blieb konzentriert. Während Dylan überlegte, ob er sich die Worte zu Herzen nehmen sollte, klopfte es an der Tür, die sich kurz darauf öffnete.

      «Können wir los?», fragte Erik. Er lugte lediglich mit dem Kopf durch den Türspalt. Wollte er etwas verbergen? «Später fahren die Bahnen nicht mehr nach Plan.»

      «Ich bin bereit.» Dylan hob die Hand zum Abschied, zwinkerte Thor zu und zog die Tür weiter auf. Er betrachtete Erik in voller Montur und sofort entwich ihm ein bewundernder Pfiff. «Wow, du siehst abgefahren aus!»

      Erik steckte in einer norwegischen Tracht, der sogenannten ‹Bunad›. Dazu gehörten nach Tradition nicht nur Hose, Weste, Hemd und Schal, sondern auch ein Hut und ein Jackett.

      Die gold-schwarz gemusterte Weste war aus Seide und besaß silberne Knöpfe. Die Jacke aus schwarzer Wolle war halblang und ebenfalls mit Manschettenknöpfen ausgestattet. Das weiße Hemd hatte einen Stehkragen, um den sich ein blauer Seidenschal rankte.

      «Ja, findest du?» Erik grinste bescheiden. Nach wie vor hielt er Abstand. Befürchtete er vonseiten Thors einen negativen Kommentar?

      «Sicher!» Dylan zückte sein Handy, öffnete die Fotoapp und drückte auf den Auslöser. «Das senden wir an Tony. Der wird sich ärgern, dass er nicht eher angereist ist.»

      Sie nahmen den Mietwagen und fuhren die Sognsveien hinab bis zur Haltestelle Sognsvann. Dort angekommen reihten sie sich in die Ansammlung von Menschen ein, die per T-Bane in die Stadt fahren wollten. Da die Station gleichzeitig die Endstation war, ergatterten sie sogar einen Sitzplatz. Aber nach wenigen Zwischenstopps füllte sich die Bahn. Dylan kam ins Staunen. Die meisten Menschen trugen norwegische Fahnen mit sich. Rucksäcke, Taschen, Kinderwagen und sogar Hunde waren festlich mit den drei Farben, angeordnet mit einem blauen Kreuz, weißer