Die Melodie unserer Zukunft. Anne Barwell. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Barwell
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238510
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begann. »Kann ich Nannerl mit in die Küche nehmen und ihr ein paar Leckerli geben, Onkel Joel?«

      »Sicher.« Joel verdrehte die Augen. »Ich schwöre, diese Katze liebt dich und deinen Dad mehr als mich. Sobald einer von euch da ist, ist es, als würde ich nicht existieren. Die Leckerlis sind an ihrem üblichen Platz, aber gib ihr nicht zu viele, auch wenn sie darum bettelt.«

      »Werde ich nicht, Onkel Joel.« Isabel hüpfte aus dem Raum, dicht gefolgt von der Katze.

      »Nannerl?«, fragte Marcus. Es schien ein seltsamer Name für eine Katze zu sein – außer er übersah etwas.

      »Sie ist ein Weibchen, also konnte ich sie nicht Wolfgang nennen«, sagte Joel, als würde er mit dieser Antwort alles erklären.

      »Hm?«

      »Wolfgang«, wiederholte Joel. »Amadeus Mozart«, fügte er hinzu, als Marcus ihn noch immer ratlos ansah.

      »Oh«, sagte Marcus. Er war nicht sicher, was er sagen sollte, um nicht so unwissend zu klingen, wie er sich fühlte.

      »Sie war Mozarts Schwester.« Joel runzelte die Stirn. »Du hast kein Interesse an Musik, oder?«

      »Nicht an klassischer Musik«, korrigierte Marcus. »Ich mag Musik so gern wie jeder andere auch. Ich habe nur nicht so viel Ahnung davon wie du. In meinem Beruf habe ich dafür nicht so viel Verwendung.«

      »Oh, richtig. Ja.« Joel hielt inne, als würde er krampfhaft versuchen, sich zu erinnern, womit Marcus sein Geld verdiente.

      »Ich mähe Rasen, mache Gartenarbeiten und Gelegenheitsarbeiten. Hatte mein eigenes Unternehmen in Hokitika, aber hier oben werde ich für jemand anderen arbeiten. Zumindest vorerst. Es hängt davon ab, wie sich alles entwickelt.« Marcus war nicht sicher, warum er so weit ins Detail ging. Er hatte nur vorgehabt zu sagen, dass er Rasen mähte. Seine Hoffnungen für die Zukunft waren seine Privatsache und es war nicht so, als wäre ein Mann, den er nur ein paar Mal getroffen hatte, daran interessiert.

      »Ah ja. Jetzt erinnere ich mich.« Joel verzog das Gesicht. »Dann sollte ich mich vermutlich für den Zustand meines Gartens entschuldigen. Ich habe nicht oft die Gelegenheit, mich darum zu kümmern, weil ich so viel Zeit in der Schule verbringe und nachmittags hier unterrichte. Am Wochenende verbringe ich einen Tag damit, mich um Schulangelegenheiten zu kümmern und meistens regnet es dann am anderen.«

      »Ich könnte deinen Rasen für dich mähen«, sagte Marcus; die Worte kamen über seine Lippen, bevor er realisierte, was er tat.

      Joel sah beschämt aus. »Ich könnte dich nie darum bitten!« Seine Augen wurden einen Moment glasig, bevor er knallrot anlief. »Du würdest… ich meine…« Er atmete tief durch. »Ich würde dich natürlich dafür bezahlen.«

      »Wenn du möchtest, aber das ist nicht nötig«, sagte Marcus er hatte absolut nicht vorgehabt, Geld dafür zu verlangen. Joel war ein Freund von Darin und es war offensichtlich, dass Isabel in ihn vernarrt war. Er hatte seinem Schwager einen Gefallen tun wollen, aber wenn Joel sich wohler damit fühlte, ihn zu bezahlen, würde er nicht protestieren. »Es scheint, als hättest du viel zu tun, und ich dachte, ich könnte helfen. Ich versuche nicht, Aufträge an Land zu ziehen.«

      Er war nicht sicher, was Brendan von ihm denken würde, wenn er neue Kunden annahm, ohne es vorher mit ihm zu besprechen, aber das war etwas, was er am Wochenende tun konnte. Und so wäre Joel ebenfalls da und sie könnten…

      Marcus schluckte. Was zur Hölle tat er hier? Er pflegte seine Aufträge nicht dazu zu nutzen Männer aufzureißen. Besonders nicht, wenn sie sehr gut mit Mitgliedern seiner Familie befreundet und höllisch sexy waren.

      Er pflegte überhaupt keine Männer aufzureißen. Punkt. Er war nach Wellington gekommen, um neu anzufangen, nicht wegen einer weiteren Beziehung. Dennoch, es konnte nicht schaden, neue Freunde zu finden, oder? Das war es, was Menschen taten, und wenn er Joel bei den Abendessen mit der Familie sehen würde, wäre es einfacher, wenn sie gut miteinander auskamen. Sie hatten sich nie wirklich kennengelernt, wenn Marcus Wellington früher besucht hatte. Ein paar Unterhaltungen beim Abendessen zählten nicht.

      »Das dachte ich auch nicht, und danke. Aber selbst wenn es eine einmalige Sache ist, würde ich dich, wie gesagt, natürlich bezahlen.«

      Isabel kam in den Raum zurück, die Katze folgte ihr. Nannerl schnurrte laut und strich um Marcus' Beine. Er bückte sich, um sie zu streicheln, ohne darüber nachzudenken. »Oh schau, Onkel Joel, Nannerl mag ihn!« Sie gab Marcus ein Glas Wasser. »Es ist ziemlich heiß hier drinnen, oder? Ich dachte, du willst vielleicht etwas trinken.«

      Joel sah Isabel und dann Nannerl an. »Diese Katze ist normalerweise sehr zurückhaltend«, sagte er. »Hast du ein paar Leckerlis in Marcus' Tasche geschmuggelt, Issy?«

      Isabel grinste, ein Bild der Unschuld, aber Marcus glaubte es keine Sekunde. Ihr Gesichtsausdruck erinnerte ihn zu sehr an den ihrer Mutter. »Natürlich nicht! Nannerl hat nur einen neuen Freund gefunden. Nicht wahr, Kätzchen?«

      Joel lockerte seine Schultern und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. An diesem Tag war viel los gewesen und die Musik für die Chorprobe dieser Woche zu transponieren, hatte länger gedauert, als er erwartet hatte. Das Stück in seiner ursprünglichen Tonlage zu belassen, wäre einfacher für ihn gewesen, aber nicht für die Kinder, die in der vergangenen Woche mit den hohen Tönen zu kämpfen gehabt hatten. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sah auf die Uhr an der Wand des Klassenraums. Mist. Er hatte schon wieder bis nach der Abendbrotzeit gearbeitet.

      Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken zum vergangenen Abend zurückwandern. Obwohl er sich wie ein völliger Idiot verhalten hatte, als Marcus aufgetaucht war, nahm er an, dass er die Situation einigermaßen gerettet hatte, nachdem er es geschafft hatte, sich zu beruhigen.

      Joel war stolz darauf, dass er in den meisten Situationen Ruhe bewahren konnte, aber aus irgendeinem Grund hatte er sich wie ein hormongesteuerter Teenager verhalten, als er Marcus getroffen hatte. Er hatte seit Jahren nicht mehr derart geplappert – eine übrig gebliebene Angewohnheit seiner Kindheit, die er lange hinter sich gelassen hatte – oder zumindest nicht mehr seit dem letzten Mal, als er Marcus gesehen hatte. Und als Marcus dann angeboten hatte, sich um seinen Garten zu kümmern, hatte sich Joel ihn sofort mit freiem Oberkörper und schweißfeuchten Bauchmuskeln vorgestellt.

      Die meisten Kinder, mit denen er aufgewachsen war, wurden still, wenn sie nervös waren. Nicht Joel. Er goss einen Schwall verbalen Durchfalls über jeden aus, der zuhörte. Sein Vater hatte ihm gesagt, dass er an seinem Selbstbewusstsein arbeiten und sich sagen müsste, dass er die Anerkennung von anderen Menschen nicht brauchte, um der Mann zu sein, der er sein wollte.

      Joel schnaubte. Er hatte seit Jahren nicht mehr an diese Unterhaltung gedacht. Er hatte zu seinem Vater aufgesehen und sie hatten sich nahegestanden. Joel hatte viel von seinem Vater gehalten, einem Mann mit starkem Willen, der dennoch liebevoll war und versprochen hatte, seinen Sohn zu schützen, egal was ihm begegnete.

      Leider hatte er Joel niemals auf die damals undenkbare Situation vorbereitet, die jetzt seine Realität war. Sein Vater liebte ihn. Warum hatte er Joel also aus dem Haus geworfen, weil er schwul war? Der Versuch, die beiden Männer, die einer sein sollten, in Einklang zu bringen, bereitete Joel Kopfschmerzen. Wie konnte jemand, der ihn liebte, so wütend darüber sein, wer er war?

      Und was war aus dem Versprechen seines Vaters geworden, Joel zu beschützen? Oder zählte er sich selbst nicht als Bedrohung? Sicher, Claude Ashcroft war Joel gegenüber nicht gewalttätig geworden, aber Joel hatte die Wut in den Worten seines Vaters gehört. Ein paar Tage nach seinem Highschoolabschluss war Joel bei Darin aufgetaucht, er hatte nirgendwo anders hingehen können, und war zu aufgewühlt gewesen, um darüber nachzudenken, wie sein Leben weitergehen sollte. Darin hatte ihn unterstützt und hatte ihn erinnert, dass sie darüber gesprochen hatten, zusammenzuziehen, bevor sie ihr Studium begannen, warum sollten sie also nicht sofort nach einer Wohnung suchen?

      Joel seufzte. Es war nie eine gute Idee, an das letzte Mal zu denken, das er seinen Vater gesehen hatte. Es war besser, sich auf etwas snderes zu konzentrieren und weiterzumachen.

      Nach