Die Melodie unserer Zukunft. Anne Barwell. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Anne Barwell
Издательство: Bookwire
Серия: BELOVED
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958238510
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aber es regnete auch oft und das nicht nur im Winter.

      »Noch zehn Minuten und dann sind wir daheim.« Darin zog auf die linke Spur hinüber und fuhr von der Autobahn herunter. »Wir haben ein bisschen umgeräumt, seit du das letzte Mal da warst. Ella ist auf einem Entrümpeltrip, pass besser auf, wo du etwas ablegst, sonst verschwindet es, bevor du blinzeln kannst. Sie hat dieses Buch gelesen.« Er wandte sich an Isabel. »Wie heißt es noch mal?«

      »Magic Cleaning. Es geht ums Aufräumen«, sagte Isabel. »Ich finde es toll.«

      »Ich habe ihr schon gesagt, dass sie nicht mal in die Nähe meiner Garage gehen darf«, murmelte Darin. Er räusperte sich. »Ja, es ist toll.«

      Marcus war beeindruckt, wie Darin es schaffte, dass sein Kommentar beinahe ernst gemeint klang.

      »Das sagt mir nichts.« Marcus hatte den aktuellen Roman von Lee Child in seinem Handgepäck. Er hatte geplant, ihn auf dem Flug zu lesen, um sich von der Reise abzulenken, aber als die Flugbegleiterin Tee und Anzac-Kekse serviert hatte, hatte es nicht mehr lang bis zum Landeanflug gedauert. »Vermutlich sowieso nicht mein Ding.«

      »Guter Plan.«

      Etwa fünf Minuten später bog Darin nach links auf die Cuba Street ab und dann nach rechts, bevor er in die Einfahrt des älteren Hauses im Bungalow-Stil fuhr.

      »Ihr habt den Garten in Ordnung gebracht und der Rasen sieht toll aus«, sagte Marcus. Das war immer das Erste, was ihm an einem Grundstück auffiel. Eine Nebenwirkung seines Berufs, vermutete er.

      Der Garten war viel größer als in seiner Erinnerung, aber bei seinem letzten Besuch war der Vorgarten ein Dschungel aus einer willkürlichen Zusammenstellung von Sträuchern gewesen, und es hatte überwältigend nach Lavendel gerochen.

      Der Lavendel war immer noch da, aber er war zurechtgestutzt worden. Rosenbüsche säumten eine Seite der Einfahrt und Kletterrosen in verschiedenen Farben wanden sich am Zaun entlang. Der Rasen war ordentlich gemäht und es war weit und breit kein Unkraut zu sehen.

      »Wir haben unsere ganze Freizeit darauf verwendet, diesen Teil des Gartens ordentlich aussehen zu lassen.« Darin öffnete den Kofferraum, um Marcus' Koffer herauszunehmen, aber Marcus war schneller. »Hinter dem Haus sieht es immer noch aus wie im Dschungel.«

      »Ich würde gern dabei helfen, wenn das okay ist«, sagte Marcus.

      »Ich hatte gehofft, dass du das sagen würdest!« Ella tauchte hinter ihnen auf.

      Marcus drehte sich um und zog seine Schwester in eine Umarmung. »Ella! Es ist schön, dich zu sehen.« Sie hatten sich immer nahegestanden und der Altersunterschied zwischen ihnen betrug nur ein Jahr.

      »Lass dich ansehen, kleiner Bruder.« Ella sah ihn selbstzufrieden an, als Marcus angewidert das Gesicht verzog.

      »Hör auf mit dem klein, große Schwester«, murmelte er. »Du siehst gut aus, Ella.«

      Ella nickte abwesend. »Hmm«, sagte sie. »Du hast abgenommen und du hast dunkle Augenringe. Dagegen müssen wir was tun.«

      »Ihr habt mir schon eine Bleibe gegeben, bis ich eine eigene Wohnung finde«, protestierte Marcus, mehr um sich selbst zu schützen als alles andere. Er kannte diesen Blick. Sie hatte bereits einen Plan geschmiedet. Er sah sich um, bereit, Darin um Unterstützung zu bitten, aber er und Isabel waren passenderweise bereits im Haus verschwunden.

      »Das macht Familie so«, sagte Ella. Sie senkte die Stimme. »Keine Sorge, ich habe ihnen nicht viel erzählt. Keine Details, nur dass du für einen Neuanfang herkommst. Wir sind für dich da, Marcus. Du bist nicht allein.«

      »Ich weiß. Danke.«

      Seine Eltern hatten ihn ebenfalls unterstützt, aber sie hatten Garth immer gemocht, daher wollte Marcus ihre Beziehung zu ihm nicht verschlechtern. Die Milchfarm, die Garth mit seinem Bruder bewirtschaftete, war seit zwei Generationen im Besitz der Kenways, er würde die Gegend also in naher Zukunft nicht verlassen. Marcus hatte entschieden, dass es sinnvoll war, wenn er derjenige war, der umzog – er konnte nicht von Garth erwarten, dass er aufgab, was er und seine Familie aufgebaut hatten, während Marcus überall tun konnte, was er liebte.

      Außer mit der Person zusammen zu sein, die er einmal geliebt hatte und von der er gedacht hatte, dass sie ihn ebenfalls liebte.

      Um die Dinge noch schlimmer zu machen, schien Garth sehr interessiert daran zu sein, weiter Anteil an Marcus' Leben zu haben, wenn nicht als Partner, dann als Freund. Er hatte Garth gesagt, dass er ein wenig Abstand zwischen ihnen brauchte, aber Garth schien es nicht zu verstehen. Marcus hatte versucht, es zu erklären, aber er war wirklich schlecht in diesen Dingen, also war es einfacher, alles hinter sich zu lassen und Garths Versuche, ihn zu kontaktieren, zu ignorieren. Zumindest vorerst.

      »Du denkst schon wieder darüber nach.« Ella schob ihn ins Haus. »Ich denke, ein bisschen Ablenkung ist genau das, was du brauchst.«

      Darin erwartete sie an der Tür. »Ich bringe Marcus zu seinem Zimmer«, schlug er vor. »Ich habe nach dem Abendessen gesehen und es dauert noch etwa zehn Minuten, also habe ich Wasser aufgesetzt. Marcus, bist du immer noch so süchtig nach Kaffee?«

      »Manche Dinge ändern sich nie.« Marcus schnupperte. »Hmmm, das Chili riecht wunderbar. Kann ich irgendwie helfen?«

      »Keine Sorge«, sagte Ella. »Du wirst dir deinen Unterhalt verdienen, indem du meinen Garten in Ordnung bringst. Der Teil hinter dem Haus ist so groß, dass ich nicht hinterherkomme.« Sie zwinkerte ihm zu, aber er wusste, dass sie ihn nur neckte. Er hatte auf jeden Fall vor auszuhelfen, wo immer er konnte, und ihr Garten war genau die Ablenkung, die er brauchte.

      »Ich bring dich zu deinem Zimmer, Onkel Marcus, und dann kann Daddy dir den Rest zeigen. Ich lerne jetzt Klavier.« Isabel führte Marcus den Flur entlang und holte kaum Luft, bevor sie weitersprach. »Ich mag es total und Onkel Joel ist ein guter Lehrer.«

      »Joel? Der Trauzeuge deines Vaters?«, fragte Marcus. Das Hochzeitswochenende war in seiner Erinnerung etwas verschwommen und an diesem Abend hatte er sich total betrunken. Die beiden kannten sich seit Jahren oder so. Der Mann war süß, aber Marcus hatte ihm nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, nachdem Garth sich in die Unterhaltung eingemischt hatte, und sie beendet, kaum dass sie angefangen hatte. Wenn Marcus nach Wellington gekommen war, hatte er Joel noch ein paar Mal getroffen und seine Gesellschaft bei den gemeinsamen Abendessen der Familie genossen. Joel hatte sehr offen auf ihn gewirkt und schien leidenschaftlich zu sein. Nachdem Marcus seinen ersten Eindruck von süß zu heiß korrigiert hatte, hatte er schnell einen emotionalen Schritt rückwärts gemacht und sich in Erinnerung gerufen, dass er Garth liebte und ihre Beziehung ihm wichtig war.

      »Ja, genau der. Er kommt immer noch jeden Freitag zum Abendessen, du wirst ihn also sowieso bald wiedersehen.« Isabel öffnete die Tür am Ende des Flurs und Marcus spähte hinein. »Oder vielleicht sogar noch früher, wenn du mich morgen zu meiner Klavierstunde bringst. Mum muss etwas für den Elternabend vorbereiten und Daddy hat einen Auftrag, den er beenden muss, deshalb wird er lang arbeiten.«

      »Hmm«, sagte Marcus abwesend und musterte den Raum, der einige Monate lang sein Zimmer sein würde. Er wollte ganz sicher sein, dass es die richtige Entscheidung gewesen war hierherzuziehen und dass sein neues Unternehmen funktionieren würde, bevor er sich entschloss, ein Zuhause zu suchen.

      Bei seinem letzten Besuch war das Ellas Näh- und Bastelzimmer gewesen, in dem Materialien sich übereinander gestapelt und eine Nähmaschine in der Ecke gestanden hatte. Regenbögen und pinke Einhörner hatten die Wände geziert, da die Vorbesitzer den Raum als Kinderzimmer genutzt hatten.

      Jetzt war er geschmackvoll eingerichtet; die Wände waren cremeweiß gestrichen und ein paar Leinwanddrucke, die, wie er vermutete, die Landschaft der Gegend zeigten, hingen an den Wänden. Er sah sie sich genauer an und erkannte den Blick auf den Hafen und das Settlers Museum, das an der rechten Seite in das Foto ragte. Das Zimmer fühlte sich sehr friedlich an und er konnte nicht anders als laut zu seufzen und zu nicken. Er stellte seine Tasche in der Ecke neben dem Bett ab. Er konnte sich vorstellen, hier zu wohnen. Das würde gut passen.

      »Oh,