Perry Rhodan-Paket 62: Mythos (Teil2). Perry Rhodan. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Perry Rhodan
Издательство: Bookwire
Серия: Perry Rhodan-Erstauflage
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783845353784
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Ein Raumjäger. Er befindet sich in direktem Anflug auf die OCHVRUR.«

      Die Topsiderin streckte den linken Arm aus, als wollte sie etwas packen, das dort in der Luft hing. »Falls das Schiff angreift, ist das ein kriegerischer Akt.«

      »Ein einzelner terroristischer Akt, den die Liga verurteilt«, widersprach Ghizlane.

      »Überlass die Deutung mir. Kümmere dich lieber darum, deine Probleme in den Griff zu bekommen.«

      »Wir versuchen, den Raumjäger abzufangen.«

      »Wenn er mein Schiff erreicht, werde ich ihn zerstören und einen kriegerischen Akt von terranischer Seite an die Gelegemutter melden.«

      »Wir bitten dich, davon Abstand zu nehmen.«

      »Soll ich ein Beiboot schicken und euch helfen, in eurem System aufzuräumen?«

      »Das wird nicht nötig sein«, sagte Jindo.

      Die Topsiderin schwieg kurz. »Das Ultimatum steht. Ich erwarte zum Ablauf der Frist die Auslieferung der TESS QUMISHA und vor allem diejenige Perry Rhodans.«

      Sie unterbrach die Verbindung, ohne auf eine Reaktion zu warten.

      *

      Nigella Schöman und Ove Heller holten tatsächlich auf, und genau wie von Jindo prognostiziert, ging die Pilotin noch vor dem Onryonen in eine Linearetappe. Den Werten der Ortung zufolge würde Allocnar mindestens weitere vier Minuten benötigen, um die nötige Eintauchgeschwindigkeit zu erreichen.

      Schöman nutzte ein riskantes Manöver. Sie hatte Kurs und Tempo des Flüchtenden offenbar exakt berechnet und fiel wenige Zehntausend Kilometer vor ihm, genau in seiner Bahn, wieder aus dem Linearraum – das war kaum mehr als ein Katzensprung bei diesen Geschwindigkeiten. Sie wendete in einer engen Kurve und feuerte ohne jede weitere Warnung.

      Die erste Salve ging fehl, die zweite erwischte den gestohlenen Raumjäger, richtete jedoch keinen nennenswerten Schaden an.

      »Kommandant!«, rief Nigella Schöman über Funk. »Ich kann Allocnar nicht länger schonen. Es bleiben nur Sekunden. Habe ich Erlaubnis, den Gleiter nicht nur manövrierunfähig zu schießen, sondern zu zerstören?«

      Jindo zögerte.

      »Kommandant?«

      Er sah Ghizlane an. Sie schüttelte den Kopf.

      »Zerstören«, sagte Jindo mit tonloser Stimme.

      Ghizlane schwieg dazu. Sie verstand seine Entscheidung. Die Konsequenzen, falls der Raumjäger die OCHVRUR angriff, waren unabsehbar – die Echsen könnten es tatsächlich als Kriegserklärung interpretieren. Hokknos Worte hatten eine klare Sprache gesprochen.

      Nigella Schöman feuerte.

      Und verfehlte den Jäger.

      Einen Augenblick später raste der Onryone vorbei, und Schöman hatte zu sehr Geschwindigkeit verloren, um an eine weitere Verfolgung auch nur zu denken.

      Es blieben zwei Minuten, bis Eccpre Allocnar in den Linearraum wechseln konnte.

      »Ich gehe in acht Sekunden in die Linearetappe«, meldete in diesem Augenblick Ove Heller.

      Ghizlane ballte unwillkürlich die Hände zu Fäusten. Es war die letzte Chance, den Onryonen doch noch abzufangen.

      »Drei Sekunden«, sagte Heller. »Eine.«

      Im nächsten Augenblick verschwand das Symbol seines Jägers aus dem Holo, um einen Atemzug später wieder aufzutauchen – kurz vor dem gestohlenen Raumjäger, aber zur Seite versetzt.

      Zu weit abgeschlagen.

      »Was ist ... ich habe ...« Ove Heller stieß einen Fluch aus. »Kommandant, ein Berechnungsfehler.«

      Jindo schloss die Augen. »Ich werde erneut mit Hokkno in der OCHVRUR sprechen, ich muss ...«

      »Warte!« Ghizlane packte ihn an Arm. Mit der anderen Hand zeigte sie dorthin, wo soeben zwei Raumjäger der später losgeschickten Staffel aus dem Holo verschwunden waren.

      Sie fielen vor dem Onryonen in den Normalraum und eröffneten ein perfekt synchronisiertes Sperrfeuer.

      Eine Salve erwischte den gestohlenen Jäger. Diesmal blieb der Treffer nicht wirkungslos. Die kleine Maschine wurde zwar nicht zerstört, doch der Schaden ließ den Antrieb ausfallen.

      Zwar raste der gestohlene Jäger weiter, beschleunigte jedoch nicht mehr.

      In dieser Geschwindigkeit würde es eine halbe Ewigkeit dauern, bis der Jäger die OCHVRUR jenseits der Plutobahn erreichte. Zeit genug, ihn mit Prallfeldern und Traktorstrahlen abzufangen und abzubremsen. Und den Dieb zur Rede zu stellen, der nach wie vor auf keinen Funkanruf reagierte.

      Die Gefahr war gebannt.

      Ghizlane hielt noch immer Jindos Arm umklammert. Nun ließ sie ihn los. »Vielleicht solltest du dich bei Hokkno melden und ihr mitteilen, dass du das Problem ganz nach ihren Wünschen selbst gelöst hast.«

      Er sah zufrieden aus. »Hervorragende Idee.«

      *

      Drei Stunden später war es den Raumjägern gelungen, die Maschine des Onryonen zu stoppen und aufzubringen.

      Das kleine Enterteam bestand aus Ove Heller und den beiden Piloten der Staffel, die den Flüchtenden gestellt hatten – der altgediente Vortan Jorkenson und Maikel Wirdach, ein vielversprechender Kadett im letzten Ausbildungsjahr.

      Sie nahmen Eccpre Allocnar ohne jeden Widerstand in Gewahrsam. Dessen erste Aussage stellte sie vor ein Rätsel: »Ich konnte seit dem Start nichts tun! Der Raumjäger ist ohne mein Zutun geflogen, die Funkanlage war tot!«

      Wenn man dem Onryonen Glauben schenkte, war die Positronik des Raumjägers also manipuliert gewesen. Eine Einschätzung, die das Enterteam kurz darauf bestätigte. Es gab einen fest programmierten Kurs, und der Onryone hätte ein Spezialist im Umgang mit dem Jäger sein müssen, um diesen Autopiloten zu umgehen.

      Diese Entwicklung trug nicht gerade dazu bei, Licht ins Dunkel zu bringen.

      Jindo befahl, Allocnar zurück nach Luna zu schaffen. Er wollte ihn persönlich verhören. Ghizlane bat, daran teilnehmen zu dürfen, und er stimmte zu.

      *

      Eine knappe Stunde später saßen Jindo und Ghizlane mit Allocnar in einem kahlen Zimmer der lunaren Einsatzbasis. Ein im Boden verankerter Metalltisch und drei Stühle bildeten die einzigen Einrichtungsgegenstände. Obwohl der Onryone keine ernsthafte Gefahr darstellte, befand sich ein TARA-C im Raum, ein Standard-Kampfroboter. Die Maschine diente auch als klare Stellungnahme, um Allocnar unmissverständlich klarzumachen, dass die Lage für ihn ernst war.

      Eccpre Allocnar bat darum, die grelle Beleuchtung zu dämpfen, da sie ihn in den Augen schmerzte. Onryonen hassten Kunstlicht.

      Jindo dämpfte die Helligkeit, aber nur so weit, dass ihr Gast zwar an keinen direkten körperlichen Symptomen mehr litt, die innere Unruhe jedoch allen Erfahrungswerten nach bleiben musste. Allocnar hatte es nicht verdient, mit Samthandschuhen angefasst zu werden.

      »Was hattest du vor?«, fragte Ghizlane.

      »Das Reich Ryo zu suchen.« Der Onryone hielt seinen lackschwarzen Kopf gesenkt. Die Ohren ragten am Hinterkopf aus dem gewellten, dunklen Haar.

      »Wie hat du es geschafft, den Raumjäger zu stehlen?«

      Allocnar sah auf. Seine Augen glänzten golden. »Einer eurer Leute hatte Mitleid mit mir. Er hat mir Zugang verschafft und mir versichert, ich könnte die Maschine mit einfachen Sprachbefehlen steuern. Ich ... ich wusste nichts über die Technologie, und schon gar nicht, dass der Jäger einem programmierten Kurs folgen wird!«

      Es klang naiv, beinahe kindlich – aber es passte perfekt ins Gesamtbild.

      Der Onryone war eigentlich kein Täter, sondern das Opfer einer Intrige. Jemand hatte ihn genutzt, um einen