Das große Wohnmobil-Handbuch. Michael Hennemann. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Michael Hennemann
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Сделай Сам
Год издания: 0
isbn: 9783747103708
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montiert werden. Durch Druckluft lassen sich die Gummipuffer in der Höhe auf die jeweilige Beladung anpassen. Das übernimmt ganz komfortabel ein 12-V-Kompressor, der üblicherweise in der Heckgarage untergebracht wird und sich ganz bequem durch ein Bedienteil im Fahrerhaus fernsteuern lässt. Da die beiden Gummibälge getrennt voneinander mit Luft befüllt werden können (sogenanntes Zwei-Kreis-System), ist sogar ein Ausgleich von seitlichen Lastunterschieden möglich. Gleichmäßig beladen sollte man das Wohnmobil selbstverständlich dennoch.

      Während die Zusatzluftfedern als Unterstützung der Serienfederung dienen, werden bei einer Vollluftfederung (ab ca. 6 000 € + 1 500 € Montage + TÜV) die serienmäßigen Stahlfederelemente komplett durch Luftbälge ersetzt. Tatsächlich handelt es sich um ein ganzes System aus Luftbälgen, Stoßdämpfern, Sensoren und Steuergerät. Die Niveausensoren messen ständig die Höhe und das Steuergerät nivelliert automatisch die Vorder- und Hinterachse, um ein optimales Federungsverhalten zu erzielen und die Straßenlage sowie Kurvenstabilität zu erhöhen.

      Das System kann aber noch viel mehr und über ein Bedienteil kann das Fahrzeug bei Bedarf beliebig angehoben oder abgesenkt werden. So lässt sich das Fahrzeug auf dem Stellplatz bei kleineren Unebenheiten ohne weiteres Zubehör waagerecht ausrichten oder einseitig absenken, um den Wassertank vollständig zu entleeren. Bis zu einer Geschwindigkeit von 30 km/h kann die Niveauregulierung sogar während der Fahrt erfolgen. So lässt sich z. B. bei der Auffahrt auf eine steile Fährrampe gezielt das Heck anheben, um den Böschungswinkel zu erhöhen, damit das Hinterteil nicht aufsetzt.

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      DIE RICHTIGE BEREIFUNG

      Der Bereifung eines Wohnmobils wird zu Unrecht oft wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei stellen die Reifen die Verbindung zwischen Wohnmobil und Fahrbahn her und verdienen daher besondere Beachtung. Der Unterschied zwischen Sommer- und Winterreifen liegt zum einen in der Gummimischung, deren Haftfähigkeit für niedrige bzw. hohe Temperaturen optimiert ist, zum anderen in der Profilart. Sie ist bei Winterreifen (zu erkennen an dem Symbol einer Schneeflocke vor einem stilisierten Berg auf der Reifenflanke) für eine höhere Haftung auf Matsch, Schnee und Eis ausgelegt. Ganzjahresreifen stellen einen Kompromiss zwischen beiden Reifentypen dar.

      Gesetzlich vorgeschrieben ist in Deutschland eine Mindestprofiltiefe von 1,6 mm, allerdings empfehlen Experten als Sicherheitsreserve eine Profilstärke von 3 bis 4 mm, denn mit geringer werdender Profilstärke lässt die Traktion der Reifen spürbar nach. Eine entscheidende Rolle für die Verkehrssicherheit spielt zudem der Reifenluftdruck. Ein zu geringer Luftdruck belastet den Reifen und erhöht den Kraftstoffverbrauch.

      AUFBAUFORMEN

      Wohnmobil ist nicht gleich Wohnmobil und ganz grob lassen sich fünf Aufbauvarianten unterscheiden: Campingbus, Kastenwagen, Alkoven, Teilintegrierter und Vollintegrierter. Dabei hat jeder Typ seine Vor- und Nachteile. Auf den folgenden Seiten finden Sie die wichtigsten Grundlagen, um entscheiden zu können, welche Fahrzeugkategorie am besten zu Ihren Vorstellungen passt.

       Campingbusse

      Der „Bulli“ ist der Inbegriff des kompakten Campingbusses schlechthin. Inzwischen gibt es aber zahlreiche interessante alternative Minivans, die sowohl im Campingurlaub wie auch im Alltag jede Menge Freude bereiten.

      Der kompakte Campingbus ist quasi der Urahn des Wohnmobils. Bereits in den 1950er-Jahren machte die Firma Westfalia den ersten VW-Bus mit einem Ausbausatz zum rollenden Urlaubsdomizil. Noch heute genießt der „Bulli“, inzwischen in der sechsten Generation, einen legendären Ruf unter Campingfreunden. Zu den serienmäßigen California-Varianten gesellt sich eine lange Liste alternativer Ausbauer, deren Angebote zwar nicht zwangsläufig günstiger sind, dafür aber sehr maßgeschneiderte Lösungen für die unterschiedlichsten Ansprüche bieten. Von der Minimalausstattung für den Wochentrip oder Festivalbesuch bis zum Expeditionsmobil mit Allradantrieb und Komplettausstattung ist alles möglich.

      Dank seines angenehmen, Pkw-ähnlichen Fahrgefühls blieb der VW-Bus als Basisfahrzeug lange Zeit konkurrenzlos. Die übrigen Autobauer konzipierten ihre Kleintransporter dagegen eher als Nutzfahrzeuge, die sich durch lärmende Motoren und andere Unannehmlichkeiten als Grundlage für Freizeitmobile disqualifizierten.

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       Campingbusse verzichten in der Regel auf ein Bad und bieten mit Schlafdach bis zu vier Schlafplätze.

      Glücklicherweise hat sich das in den letzten Jahren geändert und so gibt es inzwischen zahlreiche interessante Alternativen in der Bulli-Klasse. Konkurrenz belebt bekanntlich das Geschäft und so haben die neuen Anbieter viel frischen Wind und interessante neue Ideen in die Szene gebracht.

      Unabhängig vom Basisfahrzeug kombinieren Campingbusse eine komplette Campingausstattung mit absolut alltagstauglichen Abmessungen, wodurch auch der Kraftstoffverbrauch im Vergleich zu einem großen Wohnmobil geringer ausfällt. Mit einer Länge von maximal 5,50 m lassen sie sich selbst in Innenstädten problemlos manövrieren und passen auf jeden Parkplatz. Morgens die Kinder in die Kita bringen, nach dem Büro am Freitag spontan einen Campingplatz ansteuern oder auch mal ein größeres Möbelstück transportieren? Mit einem Campingbus ist das alles kein Problem.

      Die Wohnausstattung umfasst in der Regel einen Kochbereich mit Kochstelle, Kühlschrank und Spüle. Fahrer- und Beifahrersitz sind drehbar und werden nach dem Parken in den Wohnraum integriert. Die Sanitärausstattung beschränkt sich in den allermeisten Fällen auf eine tragbare Toilette („Porta Potti“) – eine Duschmöglichkeit gibt es allerdings oftmals nur in Form einer Außenbrause.

      Grundsätzlich ist das Raumangebot in einem Campingbus naturgemäß begrenzt, und bei der Suche nach dem perfekten Gefährt gilt es, zunächst zu klären, wie viele Personen maximal mitfahren sollen, wie viele Schlafplätze benötigt werden und ob der Fokus eher auf der Nutzung im Alltag oder beim Einsatz als Campingfahrzeug liegt.

      Minimalausbauten wie California Beach oder Mercedes Activity bieten eine sehr flexible Nutzung des Innenraumes mit bis zu sieben Sitzplätzen und großem Stauraumangebot für den Alltag. Der Aufwand, um einen Campingtrip zu starten, fällt allerdings etwas höher aus, da zunächst die Campingausstattung an Bord gebracht werden und das Küchenmodul installiert werden muss.

      Die Mehrzahl der „vollwertigen“ Campingausbauten basiert auf dem klassischen Ein-Raum-Grundriss, was heißt, dass alle Aktivitäten des täglichen (Camping-)Lebens in einem Raum stattfinden, und je nachdem, ob gerade Essen, Schlafen oder Sitzen ansteht, muss umgebaut werden.

      Mit nur zwei Personen an Bord, lässt sich so recht komfortabel leben: Nach dem Ankommen muss einfach nur das Aufstelldach in Position gebracht werden und man bekommt tagsüber Stehhöhe bei der Arbeit in der Küche und für die Nacht zwei bequeme Betten im Obergeschoss. Fahren auch Kinder oder mehr als zwei Erwachsene mit, muss zum Schlafen zusätzlich die Sitzbank unten im Fond umgebaut werden.

      Maximalen Campingkomfort bietet der Zwei-Raum-Grundriss, wie man ihn zum Beispiel beim Ford Nugget findet: Hier ist der Innenraum in zwei separate Bereiche für Kochen/Spülen sowie Schlafen/Wohnen unterteilt, und der Küchenbereich mit Kochfläche, Spüle und Kühlschrank lässt sich unabhängig davon nutzen, ob im vorderen Teil die Liegefläche oder Sitzgruppe aufgebaut ist. In Verbindung mit einem festen Hochdach reduzieren sich die täglichen Umbau- und Umräumarbeiten dann auf ein Minimum – nur in die Tiefgarage kommt man damit natürlich nicht mehr.

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       Ausgebaute Kastenwagen stellen die kompakteste Form eines „vollwertigen“ Wohnmobils dar.