Soulmates: Ruf der Freiheit. J.L. Langley. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: J.L. Langley
Издательство: Bookwire
Серия: Soulmates
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783958235298
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dieser überwältigende Blumenduft. Hatte sie in dem Parfüm gebadet? Was machte sie da überhaupt? Remi sah auf und bekam einen ziemlich guten Ausblick geboten. Himmel, der Frau fiel gleich etwas aus ihrer weißen Bluse. Remi wandte den Blick von ihren Brüsten ab, nur um gleich darauf ihrem zu begegnen.

      »Ihre Kellnerin heißt Sally, sie kommt sofort zu Ihnen.« Sie zwinkerte. »Aber lassen Sie es mich wissen, falls es da etwas gibt, das ich für Sie tun kann.«

      Hatte ihre Stimme schon so einschmeichelnd geklungen, als sie sie vorhin begrüßt hatte? Remi nickte und schenkte ihr ein höfliches Lächeln. Normalerweise hätte er zurückgeflirtet, aber unter den gegebenen Umständen war er nicht in der Stimmung.

      Außerdem sagte ihm ihr Geruch nicht zu. Und das war eindeutig zu skurril, um länger darüber nachzudenken. Die Verrücktheiten, die damit einhergingen, ein Werwolf zu sein, hörten nie auf, ihn zu erstaunen.

      Sterling grinste von einem Ohr zum anderen und klimperte mit den Wimpern. »Oh, das wird er, da bin ich mir ganz sicher.«

      Remi biss sich auf die Unterlippe, um ein Lachen zu unterdrücken, und zog eine Augenbraue in Richtung der Kröte hoch. Die Platzanweiserin lächelte Sterling an, ehe sie Remi noch mit einem letzten Blick bedachte und dann verschwand.

      Remi wartete, bis sie außer Hörweite war. »Was sollte das denn?«

      Sterling zuckte mit den Schultern, aber seine Augen leuchteten vor Schadenfreude. »Hab nur versucht, dir zu helfen. Die steht total auf dich. Außerdem hast du mich schon immer als Frauenmagnet benutzt. Da dachte ich, ich dreh das noch ein bisschen höher. Du brauchst eine Freundin.« Sterling wickelte das Besteck aus der dunkelgrünen Stoffserviette.

      »Ich benutze dich nicht als Frauenmagnet. Du scheinst sie nur immer von alleine anzuziehen.« Was absolut der Wahrheit entsprach. Remi hatte Sterling nie mitgenommen, um die Aufmerksamkeit von Frauen auf sich zu ziehen.

      Nichtsdestotrotz hatte er sehr schnell herausgefunden, dass ein Teenager, der ein Kind mit sich herumschleppte, genau das tat. Scheiße, sogar als Remi Anfang zwanzig und Sterling in der Grundschule gewesen war, hatte er noch Telefonnummern zugesteckt bekommen und Angebote erhalten, bei denen er Sterling für gewöhnlich die Ohren zuhalten musste.

      »Und ich brauche keine Freundin.« Ganz besonders keine, die in Parfüm badete.

      »In letzter Zeit hattest du nicht gerade viele Dates.«

      »Und wann genau wurdest du zu meinem Aufpasser ernannt?«

      »Ich dachte…« Erneut zuckte Sterling mit den Schultern. »Sorry. Ich hab nur versucht, zu helfen. Du scheinst einsam zu sein. Du hängst kaum noch mit Chay rum und bleibst neuerdings lieber für dich allein – außer, du bist mit mir zusammen. Sie war hübsch, oder?«

      Remi langte über den Tisch und griff nach Sterlings Hand. Er musste das hier auf der Stelle im Keim ersticken. Das Letzte, was er jetzt gebrauchen konnte, während er versuchte zu lernen, ein Werwolf zu sein, war eine Freundin.

      »Sie war ganz okay. Aber ich meine das ernst. Wenn ich ein Date will, organisier ich mir selbst eins.«

      »Du solltest mit Chays Assistentin ausgehen. Tina ist nett.« Sterling grinste.

      Aus irgendeinem unerfindlichen Grund tauchte Tinas Bruder, Jake, vor seinem inneren Auge auf. Jake war groß, dunkel und auf eine wilde, raue Art attraktiv. Und außerdem sprach er Remis Geruchssinn an.

      Remis Schwanz wurde hart und er hätte schwören können, dass er Jake riechen konnte, aber es war nur seine Einbildung. Selbst wenn Jake tatsächlich im Restaurant gewesen wäre: Wer hätte bei den ganzen Leuten hier drinnen überhaupt irgendetwas riechen können? Und warum zur Hölle wurde er immer hart, wenn er an Jake dachte? Jake war ein Mann.

      Remi stöhnte. Er sollte seinen Bruder davon abhalten, für ihn den Verkuppler zu spielen, und nicht versuchen, seine seltsamen Reaktionen auf einen anderen Mann zu analysieren. »Sterling…«

      »Hmmm, was will ich denn essen?« Immer noch lächelnd, wandte Sterling den Blick ab, schnappte sich die Speisekarte und schlug sie auf. Ein rötlicher Fleck blitzte unter dem Ärmel seines langärmligen Shirts hervor. Es sah aus wie...

      Das Übelkeitsgefühl, das Remi bis dahin verbannt hatte, kehrte mit aller Macht zurück. Es fühlte sich an, als hätte ihm jemand ein Messer ins Herz gerammt. Er packte Sterlings Hand und der ließ die Karte fallen.

      »Was –?«

      Remi zerrte den Ärmel beiseite und begutachtete die Blutergüsse. Sie entsprachen exakt der Form einer Hand. Jemand hatte Sterling am Handgelenk festgehalten – kräftig festgehalten. Weiter oben an seinem Arm wurden die Flecken größer.

      Übelkeit stieg in Remis Hals hoch und ließ ihn hart schlucken. Er biss die Zähne zusammen und seine Sicht trübte sich. Wenn dieser Hurensohn Sterling wehgetan hatte…

      »Wann? Wann ist das passiert? Hat Dirk dich geschlagen? Wo bist du sonst noch verletzt?« Er knurrte, obwohl er – sehr erfolglos – versuchte, die Wut aus seiner Stimme herauszuhalten.

      Prügel, die er in der Vergangenheit bekommen hatte, geisterten durch sein Bewusstsein. Die Angst, der Schmerz und die Wut hatten mit dem Alter nicht nachgelassen. Es war schon schlimm genug, dass Sterling Zeuge der Gewalt ihres Vaters gegenüber ihrer Mutter und hin und wieder sogar gegenüber Remi geworden war, aber Remi würde um nichts in der Welt zulassen, dass der Bastard seinen kleinen Bruder schlug.

      »Antworte mir.«

      Sterlings Augen weiteten sich erschrocken. Langsam schüttelte er den Kopf. »Er hat mich nicht geschlagen.«

      Noch nicht. Ihr Vater hatte Sterling noch nicht geschlagen, aber er würde es tun. Remi stand kurz davor, sich zu übergeben. Sogar jetzt noch, nach all der Zeit, hatte er panische Angst davor, dem alten Sack gegenüberzutreten, und hasste sich selbst für diese Schwäche. Irgendwie hatte er sich selbst eingeredet, dass schon alles in Ordnung kommen würde, wenn er nur der vorbildliche Sohn war. Er hatte versprochen, sich zu benehmen, solange Sterling nicht verletzt wurde, aber jetzt hatte er seinen Bruder aufgrund seiner eigenen Angst in diese Lage gebracht. Er hätte sich den Kleinen schon vor Jahren schnappen und mit ihm weglaufen sollen. Warum hatte er bloß geglaubt, dass das Arschloch seinen Teil der Abmachung einhalten würde?

      Remi schloss die Augen und nahm einen tiefen Atemzug. Ein warmer, frischer Geruch stieg in seine Nase und ein Gefühl der Ruhe überkam ihn. Nein, nicht wirklich Ruhe, er war alles, nur nicht ruhig. Es war seltsam, eher ein Gefühl der Sicherheit, als würde sich seine körperliche Anspannung ein wenig lösen, wenn sich nicht sogar der Nebel um seinen Kopf ein wenig lichtete.

      Eine Hand legte sich auf seine Schulter. »Remi. Ein Glück, dass ich dir hier über den Weg laufe. Ich hab etwas für dich, kannst du mit nach draußen kommen?«

      Remi sah auf und direkt in ein kantiges Gesicht mit fast schwarzen Augen. »Jake, hey, äh…« Es war Jake gewesen, den er zuvor gerochen hatte.

      Mit einem kurzen Blick auf Sterling legte Jake eine Hand um Remis Oberarm und zog daran. »Entschuldigst du uns kurz für einen Moment?«

      Sterling murmelte etwas, aber Remi war zu beschäftigt damit, sich zu fragen, warum Jake ihn von seinem Platz zerrte, um die Worte zu verstehen. Ihm schwirrte der Kopf, sodass er kaum mitbekam, wo oben und unten war. Für einen ausgebildeten Feuerwehrmann eine ziemliche Seltenheit, aber in Anbetracht der Umstände und Jakes Nähe bezweifelte Remi, dass ihm das irgendjemand zum Vorwurf machen konnte. Nicht, dass er irgendjemanden wissen lassen würde, was Jake für eine Wirkung auf ihn hatte…

      Stolpernd kam Remi auf die Füße. Er hatte gar keine andere Wahl, so wie Jake weiterhin an ihm herumzerrte. Was zur Hölle? Warum führte Jake ihn aus dem Diner? Auf halbem Weg zur Tür mobilisierte Remi genug Kraft, um seinen Arm zurückzuziehen.

      »Was –?«

      »Deine Augen. Komm schon.«

      Hä? Seine Augen? Fuck. Alles um ihn herum war schwarz-weiß. Was vermutlich Jakes Schuld war. Jedes Mal, wenn Jake nur noch einen Meter von