Wyatt Earp Box 15 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Box
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740976538
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Es wollte einfach nicht in seinen wolligen Schädel hinein, daß man hier so tatenlos herumsitzen sollte, wenn der Mörder seiner geliebten Herrin ungestraft entkam.

      Plötzlich sprang er so heftig auf, daß der Alte erschrak, und rief: »ich hab’s, Vater!«

      »Was hast du?«

      »Ich habe gefunden, wen ich gesucht habe!«

      »Und wen hast du gesucht?« fragte Tom langmütig.

      »Der Mann, der Oregon Jack fangen wird.«

      »Wer sollte das tun, wenn es der Sheriff nicht kann? Ach, Junge, du bist ein Träumer…«

      »Nein, Vater. Ich habe die ganze Zeit nachgedacht, und auf einmal fiel es mir ein. Du mußt an Wyatt Earp schreiben!«

      »Was…? Wie kommst du denn darauf?«

      »Ist er denn nicht ein Freund von uns?«

      »Doch, schon, wir waren sehr froh, als er neulich hier bei uns im Hause war und mit Miß Jenny gesprochen hat. Er hat sogar mit uns beiden gesprochen. Aber was sollten wir ihm denn schreiben, Sam? Er hat selbst Arbeit und Ärger genug. Als er hier war, hatte er einen Bandit nach Farmington gebracht. Du siehst, er hat immer alle Hände voll zu tun.«

      »Ich weiß, aber wenn ich es richtig überlege, dann frage ich mich, weshalb er überhaupt nach Santa Fé geritten ist, wenn er nach Farmington wollte.«

      »Er war ja schon dort, Junge, und befand sich auf dem Rückweg, als er hierherkam.«

      »Dann frage ich mich«, beharrte der schokoladenfarbene Boy, »weshalb er wohl über Santa Fé geritten ist, das doch ziemlich weit südlich liegt, wenn er aus dem Westen kam, wo ja Farmington liegt, und hinauf nach Nordosten wollte, zurück nach Dodge.«

      Der Alte kramte seine Maiskolbenpfeife aus der Tasche, stopfte sie mechanisch, setzte den Tabak aber nicht in Brand.

      Schmerzendes Würgen saß in seiner Kehle, es kam nicht von der Prügelei. Es kam aus dem Herzen. Der plötzliche Tod seiner Herrin hatte den greisen Mann wie ein Hammerschlag getroffen. Ohne sie schien ihm sein ganzes Leben sinnlos und zerstört zu sein.

      »Schade, daß ich nicht gut schreiben kann, Dad, sonst würde ich an den Marshal schreiben.«

      »Nun sei doch endlich davon still, Junge.«

      Der Knirps stand auf und ging zur Tür. Er hatte beide Hände auf den Drehknopf gepreßt.

      »Er hat doch zu ihr gesagt, daß er wiederkäme«, meinte er verzagt.

      »Wer? Zu wem?«

      »Der Marshal zu Jenny.«

      »Wann?«

      »Als er sich von ihr verabschiedete.«

      »Das kann ich mir nicht vorstellen.«

      »Ich habe es aber gehört. Er hat es ganz deutlich gesagt. Ich stand in der offenen Küchentür und wollte gerade hinein. Da hörte ich die Stimme des Marshals und blieb stehen, wo ich stand. So habe ich jedes Wort, das die beiden miteinander sprachen, genau verstehen können.«

      »Und was hat der Marshal gesagt?«

      »Daß er wiederkommt. Und Miß Jenny hat ganz nahe vor ihm gestanden und hat gefragt: Wann? Da hat er gesagt: Bald.«

      Der Alte stand ärgerlich auf. »Aber Junge, was ist denn plötzlich in dich gefahren? Was redest du denn da zusammen! So etwas kann man doch nicht einfach dahersagen. Unsere Herrin ist tot – und Wyatt Earp ist ein großer Sheriff. Und wenn du jemand anderem so etwas erzählen würdest, können wir in Teufels Küche kommen.«

      »Ich sage es doch nur dir, Dad.«

      Der Alte stand vor ihm. »Kann ich mich darauf verlassen, Sammy?«

      »Felsenfest, Dad.«

      Tom nickte. »Hole mir Papier, Feder und Tinte.«

      Der Junge rannte davon und brachte nach wenigen Minuten das Gewünschte.

      Der Alte machte sich an die Arbeit.

      Er teilte dem Marshal Earp im fernen Dodge mit, was sich soeben in Santa Fé ereignet hatte.

      *

      Die Depesche war in Dodge City angekommen. Sie hatte bei dem Marshal einen tiefen Schmerz ausgelöst. Noch am gleichen Tag hatte er sich mit Doc Holliday auf die Bahn gesetzt.

      Anfangs wollten sie wie immer die Pferde nehmen, aber da Eile jetzt not tat, hatte sich der Missourier für die Bahn entschieden.

      Auf der Strecke Dodge City – Santa Fé fuhr die schnellste Lok, die es im ganzen Westen gab. Und da die Ankunfts- und Abfahrtszeiten damals nur ungefähr eingehalten werden konnten, versprach der Lokführer dem Marshal sein möglichstes zu tun.

      In Santa Fé würden sie schon gute Pferde mieten können, wenn es notwendig war, dachten die beiden.

      *

      Es war dunkel geworden.

      Auf der großen Station von Santa Fé brannten mehrere Windlichter. Der Dodge City-Express war soeben auf der Station eingelaufen. Eine ganze Reihe von Fahrgästen stiegen aus.

      Zwei hochgewachsene Männer in dunklen Anzügen passierten als erste den Perron und gingen raschen Schrittes zur Mainstreet hinauf.

      Der eine von ihnen hatte ein braunes, markantes Gesicht, gutgeschnitten, männlich, herb, beherrscht von einem dunkelblauen Augenpaar. Sein Haar war dunkel und kräftig: Einem genauen Betrachter wäre sicherlich aufgefallen, daß ein sonderbarer tiefer Ernst auf diesem Gesicht lag. Es war ein hochgewachsener breitschultriger Mann, dessen Gang kraftvoll und federnd war: Wyatt Earp, der Marshal von Dodge City.

      Sein Begleiter war fast ebenso groß wie er selbst, hatte ein blaßblaues, feingeschnittenes, aristokratisches Gesicht und Augen, die eisblau schimmerten.

      Dieser Mann war der Georgier Doktor John Henry Holliday.

      Die beiden gingen ein Stück die Mainstreet hinunter und sahen schon von weitem, daß in der »Fegefeuer-Bar« kein Licht brannte.

      Wortlos gingen sie auf die Schenke zu.

      Auf einer Bank neben der Tür, gespenstisch von den anderen Lichtern der Straße beleuchtet, saß ein Mann und starrte vor sich hin.

      »Mister Tom!«

      Beim Ton dieser Stimme schrak der Neger zusammen und sprang sofort auf.

      »Wyatt Earp!« kam es dumpf aus seiner Kehle. »Marshal! Aber das kann doch nicht sein… Ich muß mich irren. Wir haben kein Licht, weil…«

      Der Missourier trat auf ihn zu.

      »Ich bin es. Sie haben schon richtig gesehen.«

      Hastig griff der Neger die Hand des Marshals und hielt sie mit beiden Händen fest.

      »Mister Earp! Welch eine Freude…, dabei haben wir gar keinen Grund zur Freude…«

      »Ich weiß.«

      »Nein, Sie können das Schreckliche doch noch gar nicht wissen.«

      »Sie haben mir doch eine Depesche geschickt.«

      Da wurden die Augen des Schwarzen noch größer und schimmerten wie zwei Kugeln in der Dunkelheit.

      Der Alte dachte an die Worte des kleinen Sam. Sollte der Junge am Ende doch recht haben und der Marshal die schöne Jenny Black tatsächlich geliebt haben?

      »Ja, Mister Tom, deshalb sind wir gekommen.«

      Der Neger drückte auch die Hand des Georgiers.

      »Und der Doc ist dabei! Jetzt sind die Tage des Mörders gezählt. Ich weiß es. Jetzt wird er nicht mehr weit kommen. Ach, es ist fürchterlich…, entsetzlich, Mister Earp.«

      »Können wir ins Haus gehen?« fragte der Missourier.

      »Natürlich, noch hat mich