Der Bergpfarrer Paket 4 – Heimatroman. Toni Waidacher. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: Toni Waidacher
Издательство: Bookwire
Серия: Der Bergpfarrer Paket
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740975739
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starb, würde er es mit ins Grab nehmen.

      *

      »Ich hab’ da eine Bitte«, sagte Sebastian zu seinem Bruder, als der Polizist und dessen Frau ins Pfarrhaus gekommen waren.

      »Worum geht’s denn?« fragte Max.

      Der Bergpfarrer erzählte es ihm, sein Bruder schürzte die Lippen. Es war keine ungewöhnliche Bitte, mit der Sebastian an ihn herantrat. Schon öfter hatte Max solche Nachforschungen für ihn betrieben.

      »Ich kenn’ den Gruber«, sagte er schließlich. »Er war droben am Jägerstieg, als er mir über den Weg lief.«

      »Du hast mit ihm gesprochen?«

      »Ja, er wollte wissen, ob ich in der Gegend einen Brandnerhof kenne. Aber da oben gibt’s ja nur den Hirschlerhof.«

      »Hm, wenn er gewußt hätt, daß dein Name Trenker ist, hätt’ er dich gewiß net gefragt.«

      Max machte ein erstauntes Gesicht.

      »Wie kommst’ darauf?«

      Der Geistliche berichtete von der Begegnung mit Franz Gruber am Abend zuvor.

      »Jeden fragt er, nur mich net.«

      »Das ist wirklich seltsam«, meinte der Beamte. »Was könnt’ denn dahinterstecken?«

      »Ich vermute, es geht um eine alte Rechnung«, sagte Sebastian. »Allein sein Name deutet darauf hin, daß jemand aus seiner Familie von hier stammt. Der Mann selber ist hier net geboren, denk’ ich. Es wär’ mir eine große Hilfe, wenn du etwas über den Josef Gruber herausfinden könntest.«

      »Gleich Montagfrüh mach’ ich mich daran«, versprach Max und hob schnüffelnd die Nase. »Was gibt’s denn Gutes?«

      Der Bergpfarrer lächelte. Die Appetit seines Bruders war geradezu legendär. Wenn andere beim Essen längst aufgegeben hatten, langte er noch einmal zu. Dabei machte Max eine gute Figur. An seinem Körper war nicht ein Gramm überflüssiges Fett.

      »Laß dich überraschen«, antwortete Sebastian. »Wir erwarten übrigens noch einen Gast.«

      »So? Wen denn?« wollte der Polizist wissen.

      »Eine Frau Hofmann«, erklärte der Geistliche. »Andrea Hofmann. Sie war vor drei Jahren mit dem Georg Mäder befreundet, als sie hier in Urlaub war. Aber irgendwie ging die Sache zu Ende, als sie wieder abreisen mußte. Es gab nur noch einige Mal telefonischen Kontakt, dann hörten sie nix mehr voneinander. Jetzt ist Andrea wieder zurückgekommen, aber Georg schaltet auf stur und will sie net sehen.«

      Max lächelte.

      »Und du willst wieder mal Schicksal spielen«, meinte er.

      »Schicksal spielen ist net die richtige Bezeichnung«, entgegnete sein Bruder. »Ich will dem Glück der beiden nur ein bissel auf die Sprünge helfen. Georg hat Andrea nie vergessen, da bin ich sicher. Aber wenn er so reagiert, dann

      gibt’s da bestimmt irgendwelche Mißverständnisse, die aus dem Weg geräumt werden müssen, und dabei will ich helfen.«

      »Er ist jedenfalls net mit einer anderen verbandelt«, stellte der Polizist fest.

      »Richtig«, nickte Sebastian. »Und das ist für mich ein eindeutiges Indiz für die Richtigkeit meiner Annahme.«

      Claudia kam aus der Küche, wo sie letzte Hand mit angelegt hatte.

      »Frau Tappert ist soweit«, sagte die Journalistin, die in Garmisch Partenkirchen beim »Kurier« arbeitete.

      Der Bergpfarrer sah auf die Uhr.

      »Dann müßt’ sie gleich hier sein«, meinte er.

      Im selben Moment klingelte es an der Haustür, und er ging, um zu öffnen.

      »Herzlich willkommen«, begrüßte er die Sekretärin. »Schön, daß du da bist.«

      »Guten Abend, Hochwürden«, lächelte Andrea Hofmann. »Vielen Dank für die Einladung.«

      Sebastian machte die Besucherin mit Claudia und Max bekannt.

      »Ich denk’, ihr könnt schon mal Platz nehmen«, sagte die Journalistin und ging in die Küche.

      Zusammen mit der Haushälterin kam sie kurz darauf zurück. Sophie Tappert hatte wieder einmal alle Register ihrer Kochkünste gezogen. Schon die Vorspeise war ein Augen- und Gaumenschmaus. Doch zuerst schenkte Max einen Aperitif ein. Der Sherry schimmerte goldfarben in den Gläser. Er war trocken und schmeckte köstlich.

      Dann servierte die Haushälterin, von Claudia unterstützt, ein leckeres Gericht aus kroßgebackenen Blätterteigbrötchen, die mit einem Ragout aus Krabben, Fischstückchen und Champignons in einer hellgelben Sahnesauce gefüllt waren. Die Zutaten hatte Sophie in einem Fischfond gar ziehen lassen, ohne sie zu kochen, und die Brühe anschließend mit einem Gemisch aus Sahne und Eigelb gebunden. Als Blickfang lag ein dunkelgrüner Dillzweig auf dem Teller. Dazu wurde ein leichter Weißwein getrunken, dessen Säure den Geschmack der Sauce unterstützte.

      »Das schmeckt herrlich!« sagte Andrea, ehrlich begeistert.

      Max schielte zu der Haushälterin hinüber, die schmunzelnd aufstand und ihm eine zweite Portion aus der Küche holte.

      Während des Essens unterhielten sie sich über den bevorstehenden Tanzabend. Claudia freute sich, mal wieder ausgelassen mit ihrem Mann feiern zu können.

      »Georg wird wohl net da sein«, sagte Sebastian zu Andrea. »Liesl meint, er wird wohl kaum vor morgen abend von der Jagd zurückkommen.«

      Die junge Frau nickte. Sie hatte es nicht anders erwartet. Nachdem Pfarrer Trenker am Morgen in die Pension gekommen war und von seinem Besuch auf dem Mäderhof berichtet hatte, war Andrea in die Stadt gefahren und hatte einen Einkaufsbummel gemacht. Zwar hatte sie genügend Sachen mitgebracht, darunter auch welche, die sie getrost zu so einem Ereignis, wie dem Tanzabend, anziehen konnte, aber ihr stand der Sinn nach etwas Neuem. In einem Modegeschäft fand sie ein schickes Kleid aus leichtem Stoff. Es war cremefarben und mit hübschen, kleinen Blumen bedruckt. Darüber hatte sie einen Blazer gezogen und trug als einzigen Schmuck eine Perlenkette, die aus dem Nachlaß ihrer Mutter stammte. Andrea war mit ihrem Aussehen sehr zufrieden gewesen, als sie sich im Spiegel betrachtete.

      Als Hauptgang kamen saftig gebratene Rehnüßchen auf den Tisch. Die Haushälterin hatte das Filet ein paar Stunden zuvor mit frischgemahlenem Pfeffer und grob zerstoßenen Wachholderbeeren eingerieben. Kurz vor dem Servieren der Vorspeise wurden die Nüßchen in einem Gemisch aus Butter und Öl angebraten und dann die Pfanne bei niedriger Temperatur ins Rohr geschoben, wo das Fleisch langsam weiter schmorte und dabei innen saftig und rosa blieb.

      Nun hatte Sophie Tappert die Pfanne wieder herausgenommen, ein Gläschen Kognak hineingegossen und mit einem Streichholz angezündet. Nachdem die Flamme verloschen war, nahm die Haushälterin das Fleisch heraus und stellte es auf einen Teller warm. In die Pfanne kam ein Glas Rotwein, es war derselbe, der zum Essen serviert wurde, und der Bratenfond wurde gewürzt und abgeschmeckt. Zum Schluß schlug die Köchin ein paar Stücke eiskalte Butter darunter, die die Sauce auf diese Weise, ganz ohne Mehlzugabe, sämig und glänzend machte.

      Als Beilage wurden Herzoginkartoffeln und gedünsteter Wirsing gereicht.

      Die Esser am Tisch waren begeistert. Max strahlte über das ganze Gesicht, als er sich ein zweites Mal nahm, und auch die anderen aßen von diesem Gericht mehr, als sie es sonst taten.

      Den Abschluß bildete ein Zitronensouffle. Das war eine heikle Angelegenheit, weil diese Köstlichkeit aus geriebener Zitronenschale, dem Saft, Zucker und Ei schnell in sich zusammenfiel, wenn es nicht gleich serviert wurde. Sophie Tappert hatte das Souffle erst in die Backröhre geschoben, als man mit dem Hauptgang zu Ende war. Es brauchte etwa zwanzig Minuten, bis es in der Form hochgestiegen und gar geworden war. Aber diese kleine Pause schuf wieder Platz in den Mägen und war nicht unwillkommen.

      *

      Wie an jedem Samstagabend herrschte auf dem Saal im Löwen ein