Sämtliche Werke von Shakespeare in einem Band: Zweisprachige Ausgabe (Deutsch-Englisch). William Shakespeare. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Shakespeare
Издательство: Bookwire
Серия:
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9788075833631
Скачать книгу
unter seinen Riesenbeinen,

       Und schaun umher nach einem schnöden Grab.

       Der Mensch ist manchmal seines Schicksals Meister:

       Nicht durch die Schuld der Sterne, lieber Brutus,

       Durch eigne Schuld nur sind wir Schwächlinge.

       Brutus und Cäsar – was steckt doch in dem Cäsar,

       Daß man den Namen mehr als Euren spräche?

       Schreibt sie zusammen: ganz so schön ist Eurer;

       Sprecht sie: er steht den Lippen ganz so wohl;

       Wägt sie: er ist so schwer; beschwört mit ihnen:

       Brutus ruft Geister auf so schnell wie Cäsar.

       (Jubelgeschrei.)

       Nun denn, im Namen der gesamten Götter,

       Mit was für Speise nährt der Cäsar sich,

       Daß er so groß ward? Zeit, du bist entehrt.

       Rom, du verlorst die Kraft des Heldenstamms.

       Welch Alter schwand wohl seit der großen Flut,

       Das nicht geglänzt durch mehr als einen Mann? Wer sagte jemals, wenn er sprach von Rom, Es faß ihr weiter Kreis nur einen Mann? Nun ist in Rom fürwahr des Raums genug: Find't man darin nur einen einzgen Mann. O, beide hörten wir von unsern Vätern: «Einst gab es einen Brutus, der so gern Des alten Teufels Hof als einen König Geduldet hätt in Rom.»

      Brutus.

       Daß Ihr mich liebt, bezweifl' ich keineswegs;

       Worauf Ihr bei mir dringt, das ahn ich wohl;

       Was ich davon gedacht und von den Zeiten,

       Erklär ich Euch in Zukunft. Doch für jetzt

       Möcht ich, wenn ich Euch freundlich bitten darf,

       Nicht mehr getrieben sein. Was ihr gesagt,

       Will ich erwägen; was Ihr habt zu sagen,

       Mit Ruhe hören und gelegne Zeit,

       So hohe Dinge zu besprechen, finden.

       Bis dahin, edler Freund, beherzigt dies:

       Brutus wär lieber eines Dorfs Bewohner,

       Als sich zu zählen zu den Söhnen Roms

       In solchem harten Stand, wie diese Zeit

       Uns aufzulegen droht.

      Cassius.

       Ich bin erfreut, daß meine schwachen Worte

       Dem Brutus so viel Funken nur entlockt.

      Cäsar und sein Zug kommen zurück.

      Brutus.

       Das Spiel ist aus, und Cäsar kehrt zurück.

      Cassius.

       Wenn sie uns nahn, zupft Casca nur am Ärmel,

       Er wird nach seiner mürr'schen Art Euch sagen,

       Was von Belang sich heut ereignet hat.

      Brutus.

       Ich will es tun. Doch seht nur, Cassius,

       Auf Cäsars Stirne glüht der zornge Fleck,

       Die andern sehn gescholtnen Dienern gleich.

       Calpurnias Wang ist blaß, und Cicero

       Blickt mit so feurigen und roten Augen,

       Wie wir ihn wohl im Kapitol gesehn,

       Wenn Senatoren ihn im Rat bestritten.

      Cassius.

       Casca wird uns berichten, was es gibt.

      Cäsar.

       Antonius!

      Antonius.

       Cäsar?

      Cäsar.

       Laßt wohlbeleibte Männer um mich sein,

       Mit glatten Köpfen, und die nachts gut schlafen.

       Der Cassius dort hat einen hohlen Blick;

       Er denkt zuviel: die Leute sind gefährlich.

      Antonius.

       O fürchtet den nicht; er ist nicht gefährlich, Er ist ein edler Mann und wohlgesinnt.

      Cäsar.

       Wär er nur fetter! – Zwar ich fürcht ihn nicht;

       Doch wäre Furcht nicht meinem Namen fremd,

       Ich kenne niemand, den ich eher miede

       Als diesen hagern Cassius. Er liest viel;

       Er ist ein großer Prüfer und durchschaut

       Das Tun der Menschen ganz; er liebt kein Spiel,

       Wie du, Antonius, hört nicht Musik;

       Er lächelt selten, und auf solche Weise,

       Als spott er sein, verachte seinen Geist,

       Den irgend was zum Lächeln bringen konnte.

       Und solche Männer haben nimmer Ruh,

       Solang die jemand größer sehn als sich;

       Das ist es, was sie so gefährlich macht.

       Ich sag dir eher, was zu fürchten stände,

       Als was ich fürchte; ich bin stets doch Cäsar.

       Komm mir zur Rechten, denn dies Ohr ist taub,

       Und sag mir wahrhaft, was du von ihm denkst.

      (Cäsar und sein Gefolge ab; Casca bleibt zurück.)

      Casca.

       Ihr zogt am Mantel mich; wollt Ihr mich sprechen?

      Brutus.

       Ja, Casca, sag uns, was sich heut begeben,

       Daß Cäsar finster sieht.

      Casca.

       Ihr wart ja bei ihm; wart Ihr nicht?

      Brutus.

       Dann fragt ich Casca nicht, was sich begeben.

      Casca.

       Nun, man bot ihm eine Krone an, und als man sie ihm anbot, schob er sie mit dem Rücken der Hand zurück: so –; und da erhob das Volk ein Jauchzen.

      Brutus.

       Worüber jauchzten sie zum andern Mal?

      Casca.

       Nun, auch darüber.

      Cassius.

       Sie jauchzten dreimal ja; warum zuletzt?

      Casca.

       Nun, auch darüber.

      Brutus.

       Wurd ihm die Krone dreimal angeboten?

      Casca.

       Ei, meiner Treu, wurde sie's, und er schob sie dreimal zurück; jedesmal sachter als das vorige Mal; und bei jedem Zurückschieben jauchzten meine ehrlichen alten Freunde.

      Cassius.

       Wer bot ihm die Krone an?

      Casca.

       Je nun, Antonius.

      Brutus.

       Sagt uns die Art und Weise, lieber Casca.

      Casca.

       Ich kann mich ebensogut hängen lassen, als euch die Art und Weise erzählen: es waren nichts als Possen, ich gab nicht acht darauf. Ich sah den Mark Anton ihm eine Krone anbieten – doch eigentlich war's keine rechte Krone, es war so 'ne Art von Stirnband – und wie ich euch sagte, er schob sie einmal beiseite; aber bei alledem hätte er sie nach meinem Bedünken gern gehabt. Dann bot er sie ihm nochmals an, und dann schob er sie nochmals zurück; aber nach meinem Bedünken kam es ihm hart