Wyatt Earp Staffel 7 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740941321
Скачать книгу
dem Kutschbock saß, wollte wissen, woher die Steine eigentlich kämen.

      Ric Hellmers zog die Schultern hoch, wie so oft, wenn der Junge ihn in diesen Tagen etwas gefragt hatte.

      Der Tod des Bruders hatte auch ihm gewaltig zugesetzt. Ihm und auch seiner Frau.

      Pat war sehr still geworden.

      Nur der kleine Jim hatte in seiner Kindlichkeit das Erlebnis von Kansas City längst abgeschüttelt. Mit wachen Augen nahm er alles in sich auf, und es war wieder wie damals bei der

      Abfahrt das ganz große Abenteuer für ihn.

      Er hatte von den anderen Straßenjungen in der Milfordstreet am Ostrand Southamptons viele wilde und blutige Geschichten über den amerikanischen Westen gehört und sie sich tiefer eingeprägt, als den Hellmers lieb war.

      Mit einer geheimen bangen Sehnsucht hatte er auf die Indianer gewartet.

      Sie sollten furchtbar grausam sein; aber dennoch hatte er gehofft, er würde sie wenigstens einmal von weitem sehen können. Aus sicherer Entfernung.

      Aber sie waren ausgeblieben. Und er wußte nicht, daß das ein Glück für ihn und seine Familie war.

      Und von weißen Desperados hatten sie ihm schon in England und auch auf dem Schiff erzählt.

      Auch sie waren nirgends zu sehen.

      Das war ein noch größeres Glück für den Treck, und der kleine Jimmy Hellmers wußte es nicht.

      Er hatte schon auf dem Schiff zum erstenmal den Namen des großen Sheriffs Wyatt Earp gehört; einer der Matrosen hatte ihn ausgesprochen. Er hatte abends an der Reling im Kreise seiner Kameraden auf Taurollen gesessen und eine spannende Geschichte erzählt, die er erlebt haben wollte, und in der der Sheriff Earp eine große Rolle spielte. Er hatte einen gefährlichen Banditen gestellt.

      Auch den Namen Doc Holliday hatte Jim damals gehört; er war in der Geschichte des rothaarigen irischen Matrosen Morgan O’Keefe vorgekommen.

      In St. Louis dann hatte ein Mann auf dem Wagenplatz von Wyatt Earp gesprochen.

      Jim hatte mit heißen Wangen zugehört.

      Dann war unterwegs mehrfach von dem Marshal die Rede gewesen. Jim wußte nun, daß dieser Wyatt Earp einer der berühmtesten Gesetzesmänner dieses Landes war.

      Plötzlich überraschte der Junge seinen Vater mit der Frage:

      »Können wir nicht nach Dodge City fahren?«

      »Weshalb denn das?«

      Jimmy druckste eine Weile herum, dann erklärte er:

      »Weil da Wyatt Earp ist.«

      Der alte Hellmers schüttelte den Kopf.

      »Das hätte wenig Sinn, Jim. Du hast ja gesehen, was der Sheriff von Kansas City für einen Toten übrig hatte. Er schickte einen grünen Polizeihelfer, einen Burschen, der uns sagte, daß sein Boß andere Sorgen hätte, als sich um einen Ermordeten zu kümmern.«

      »Er sagte: um einen Toten, Dad.«

      Der Engländer blickte seinen Sohn verblüfft an.

      »Was hast du gesagt?« fragte er mit belegter Stimme.

      »Der Deputy in Kansas City sagte, daß sich der Sheriff nicht um einen Toten kümmern könnte.«

      Hellmers blickte wieder nach vorn, sein Gesicht war hart geworden, als wäre es aus Holz geschnitten.

      »Dein Onkel ist ermordet worden, Jim!« Er hatte es rauh gesagt, fast schroff.

      Der Junge erwiderte:

      »Wir sagen das, Daddy. Aber die Männer in Hutchinson, denen ich es erzählte, sagen, er wäre nicht ermordet worden.«

      »Unsinn. Dieser Bandit hat ihn kaltblütig ermordet. Da gibt es nichts zu reden. Es war Mord, blanker Mord.«

      Es blieb eine Weile still zwischen Vater und Sohn, dann fragte Jimmy:

      »Wenn es Mord war, Vater, weshalb sind wir dann nicht in Kansas City geblieben?«

      »Was hätten wir da noch tun sollen, Junge? Wir hätten kein Recht bekommen, weil es in diesem Land kein Recht gibt!«

      Aber der kleine Jim glaubte seinem Vater zum ersten Mal in seinem jungen Leben nicht. Daß die Menschen hier rauh und rücksichtslos waren, das hatte er inzwischen begriffen. Aber er hatte auch etwas versucht, was sein Vater offenbar nicht mehr versuchen konnte: sich in die Neue Welt einzuleben. Er hatte mit dem Jungen und den Halbwüchsigen in Hutchinson gesprochen und ihre Antworten auf seine Fragen zu verstehen versucht.

      »Wenn dein Onkel zur Hüfte gegriffen hat – was du ja sagst, Jim, dann hat der andere nicht gesetzlos gehandelt, wenn er nach dem Anruf ›Ziehe!‹ geschossen hat…«

      Alle hatten das gleiche gesagt.

      Und immer wieder hatte er anderen Menschen dieselbe Frage gestellt: »Ist mein Onkel Fred ermordet worden oder nicht?«

      Niemand hatte ihm geantwortet: Ja, er ist ermordet worden.

      Der kleine Jim Hellmers hatte lange über diese Dinge nachgedacht. Und heute sprach er zum erstenmal mit dem Vater darüber. Er war fast etwas erschrocken über die Ansicht, die der Vater immer noch hatte.

      Mit der Mutter, mit Tante Leony und mit Mike würde er nie über diesen Punkt sprechen.

      Aber mit Pat, das hatte er sich jetzt vorgenommen.

      Heute abend noch wollte er mit ihr sprechen.

      Er mußte an diesem Abend ziemlich lange auf eine Gelegenheit warten.

      Sie hatten das Lager mitten in der Savanne in einer winzigen Mulde aufgeschlagen.

      Pat hatte lange mit der Zubereitung des Abendessens zu tun; sie half den beiden Frauen. Vor allem versuchte sie ständig, ihre Mutter zu entlasten.

      Leony Hellmers hatte ihren Schmerz zwar stumm in sich hineingefressen – aber sie kränkelte seit dem gewaltsamen Tod ihres Mannes.

      Endlich hatte Pat die Arbeit beendet und kam hinter den Wagen, wo sie den kleinen Neffen bei dem Schäferhund wußte.

      »Jimmy…?«

      »Ja!« kam die Stimme des Knaben aus der Dunkelheit.

      Pat setzte sich neben ihn auf das Klappbett, auf dem sich der heuchlerische Jerry Newton viele Meilen hatte mitnehmen lassen.

      Es war eine Weile still zwischen den beiden jungen Menschen.

      Pat war siebzehn geworden, und der kleine Jim war genau zehn Jahre alt.

      »Ich wollte dich was fragen, Pat…«

      »Ja?«

      »Wer ist eigentlich Doc Holliday?«

      »Doc Holliday?« Das Mädchen versuchte, in der Dunkelheit das Gesicht des Jungen zu erkennen. »Wie kommst du denn darauf? – Ich glaube, er ist ein Gambler.«

      »Was ist das?«

      »Ein Mann, der – der Karten spielt, nehme ich an.«

      »Und damit kann man berühmt werden?«

      »Ist er denn berühmt?«

      »Nun, die Jungen in Hutchinson sprachen von ihm, die Männer auf den Pferdewechselstationen, wo wir gerastet haben – und du hast ja auch schon von ihm gehört.«

      Pat lächelte schwach.

      »Weißt du, Jim, ich würde mir über diese Dinge keine weiteren Gedanken machen. Das ist doch noch nichts für dich.«

      »Du kennst also seinen Namen und weißt doch nicht, wer er ist?« beharrte der Bursche.

      »Ja – das heißt, ich weiß schon, wer er ist. Er ist ein Spieler und ein Revolvermann.«

      »Ein Revolvermann? Wie kommst du denn darauf?«

      »Ich