Wyatt Earp Staffel 7 – Western. William Mark D.. Читать онлайн. Newlib. NEWLIB.NET

Автор: William Mark D.
Издательство: Bookwire
Серия: Wyatt Earp Staffel
Жанр произведения: Языкознание
Год издания: 0
isbn: 9783740941321
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ich keinen Grund habe, mit euch zu kämpfen, und daß ich keine Zeit habe mit euch zu kommen.«

      Wortlos wandte der Rote sein Pferd und ritt zu den anderen zurück.

      Der Häuptling hörte sich die Antwort des Weißen an, trug dem Boten dann wieder etwas auf und schickte ihn erneut zu dem Weißen hinüber.

      »Der Häuptling sagt, daß du ein kluges Blaßgesicht bist, denn wer ohne Hoffnung auf Erfolg kämpfen muß, hat keinen Grund mehr zu kämpfen. Es ist allerdings ein Irrtum von dir, daß du keine Zeit habest, denn du wirst ungefähr noch drei Tage Zeit haben. Dann stirbst du.«

      Ohne eine Antwort abzuwarten, wandte sich der Indianer um.

      Fieberhaft überlegte der Missourier, ob er diesen Mann festhalten und versuchen sollte, ihn als Geisel zu benutzen. Aber er wies diesen Gedanken rasch wieder von sich. Mit dreimal zehn Indianern vor sich und vielleicht noch einem Dutzend im Kreuz war tatsächlich jeder Kampf sinnlos.

      Jetzt kam der Häuptling selbst heran. Drei Schritte vor dem Weißen hielt er sein Pferd an und hob das Gewehr.

      »Woher kommt der weiße Mann?«

      »Von Balan.«

      »Dann gehört er zu den Männern, die meinen Späher angegriffen haben.«

      »Du irrst dich. Und ich bin sicher, daß du deinen Späher fragen wirst.«

      Ganz sicher hatte dieser Apachentrupp in irgendeinem Lager festgesessen. Es war in den siebziger Jahren, als die großen Reservate angelegt wurden, nicht selten vorgekommen, daß ganze Indianertrupps ausbrachen, um mordend, plündernd und sengend durch das Land zu ziehen und so Rache an dem weißen Mann zu nehmen, der für die großen ›Menschenpferche‹ für den roten Mann geschaffen hatte. Aber seit sechs, sieben Jahren hatte sich das gegeben. Die Indianer waren still geworden und schienen sich in ihr unvermeidliches Schicksal ergeben zu haben. Es war nicht zuletzt das Verdienst des großen Häuptlings Cochise, der es verstanden hatte, nicht nur die Apachen, sondern auch viele andere Stämme dazu zu bewegen, Ruhe zu halten.

      Eines Tages hatte man dann von einem Unterchief gehört, von einem Mescalero Apachen namens Geronimo, der sich von Cochise losgesagt hatte und den Kampf gegen die Blaßgesichter fortsetzen wollte. Dieser Geronimo hatte seinen roten Brüdern mit seinem ›Freiheitskampf‹ alles andere als Nutzen gebracht. Denn dieser Kampf war nutzlos. Und ein so kluger Mann wie er wußte das. Sinnlos opferte er Menschenleben, um sein persönliches Machtbedürfnis zu befriedigen.

      Daß der Mann, der jetzt auf dem Hügel hielt, Geronimo sein sollte, glaubte Wyatt nicht, obwohl ihm über das Geschick dieses berühmt-berüchtigten Rebellen nichts wirklich Genaues bekannt war. Es gingen so viele Gerüchte über Geronimo durchs Land, daß man am Schluß tatsächlich nicht mehr wußte, was man überhaupt glauben sollte.

      Die Legende ließ den roten Geronimo immer wieder auftauchen; ob er tatsächlich noch lebte, oder ob es immer ein anderer war, den die weißen Behörden dann kurzerhand für Geronimo hielten, schien niemand genau zu wissen.

      Wyatt Earp hatte immer bezweifelt, daß sich irgendein aufständische Indianerboß den großen Namen des roten Rebellen zulegen würde, um draus irgendeinen Nutzen zu ziehen. Ein Indianer-Chief, dem es gelungen war, Aufsässige um sich zu scharen, hatte ganz sicher darauf verzichtet, den Namen irgendeinen anderen Indianers zu benutzen, sondern im Gegenteil dafür gesorgt, daß sein eigener Name bekannt wurde.

      Der Mann mit der schwarzen Feder, der jetzt vor dem Missourier hielt, musterte ihn aus kalten Augen. Dann sprangen seine Lippen wie Gesteinsbrocken auseinander, und er erklärte im gutturalen Tonfall seiner Rasse:

      »Ich bin Geronimo.«

      Der Indianer suchte die Wirkung dieses Namens auf den weißen Mann zu beobachten. Aber obgleich Wyatt Earp einen Augenblick verblüfft war, war ihm jedoch nicht das geringste anzumerken.

      Sollte er sich so getäuscht haben? Well, Ausnahmen bestätigen die Regel. Natürlich konnte es entartete Typen auch unter den Indianern geben, Männer, die sich den großen Namen zulegten, um sich an der Furcht zu weiden, die andere davor empfanden. Aber ein solcher Mann besaß keinen Stolz.

      Der Missourier durchforschte das Gesicht des Roten. Es war steinern, eckig und wirkte abweisend. Der erfahrene Westläufer aus Dodge City glaubte in den Augen des Roten und in seiner Haltung echten Stolz zu sehen. Sollte dieser Mann wirklich der berüchtigte Geronimo sein?

      Aber dieser Erwägung widmete der Marshal kaum einen Gedanken. Für ihn war nur die scheußliche Lage wichtig, in der er sich befand. Oben auf der Frenclyn Ranch waren Luke Short und der junge Jonny Saunders gefangen, und er saß hier von Indianern umringt in der Klemme.

      Der Blick des Indianers, in dem eine Spur von Erwartung gelegen hatte, wurde wieder vollends finster.

      »Kennt mich der weiße Mann nicht?«

      »Nein, aber ich habe von dir gehört.«

      »Das ist gut. Dann weißt du, was dir bevorsteht. Ich kämpfe für die Freiheit meines unterdrückten Volkes…«

      »Yeah, ich weiß«, unterbrach ihn Wyatt schroff.

      »Wagt der weiße Mann das etwa zu bezweifeln?«

      »Ich weiß, daß Cochise für die Freiheit des roten Volkes gekämpft hat und noch immer kämpft.«

      Der Indianer warf den Kopf herum und blitzte den Marshal an.

      »Was fällt dir ein? Nenn mir diesen Namen nicht ein zweites Mal, sonst töte ich dich auf der Stelle!«

      In diesem Augenblick wußte der Missourier, daß der Indianer wirklich Geronimo war. Nur der einstige Unterführer Cochises, der von dem großen Apachenhäuptling verstoßen worden war, konnte so bei Nennung des verhaßten Namens reagieren.

      Wyatt sah ihn unerschrocken an. »Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, Geronimo. Aber da du überhaupt mit mir gesprochen hast, habe ich dir geantwortet.«

      Der Indianer suchte das Gesicht des Weißen zu durchforschen. Dann griff er in seine Satteltasche und brachte ein ziemlich neues Nelson-Glas zum Vorschein.

      »Ich habe oben im Gras gelegen und dich mit dem Teufelsauge schon eine Weile beobachtet. Du hast ein sonderbares Gesicht. In deinen Augen ist etwas, das sonst in den Augen der weißen Männer fehlt – wer bist du?«

      »Mein Name ist Earp.«

      Wieder warf der Häuptling den Kopf herum und sah Wyatt forschend an. »Wie heißt du?«

      »Earp.«

      »So wie der Sheriff?«

      »Genauso.«

      Geronimo stieß das Fernglas wieder in die Satteltasche. Ohne den Missourier wieder anzusehen, fragte er heiser:

      »Bist du etwa der Sheriff Earp?«

      »Yeah. Das heißt, ich bin einer davon, meine beiden Brüder sind auch Sheriff.«

      Der Indianer hob den Blick nach Westen, wo jetzt ein violettfarbener Ton den ganzen Horizont bedeckte, und sagte mit einer sonderbaren Selbstverständlichkeit:

      »Du bist Wyatt Earp!«

      Der Marshal schwieg.

      »Weshalb antwortest du nicht? Bist du zu stolz, mir zu antworten? Well, ich glaube, daß du Wyatt Earp bist; aber ich bin ebenso berühmt wie du und ebenso stolz.«

      Wieder schwieg der Marshal.

      Auch Geronimo schwieg jetzt. Stumm und reglos verharrten oben die Indianer, als seien sie aus dem Hügel heraus in den Abendhimmel gewachsen.

      Erst nach einer vollen Minute brach der Häuptling das Schweigen.

      »Dann bist du es also gewesen, der meinem Späher in der Schenke beigestanden hat.«

      Anstatt einer Antwort fragte der Missourier:

      »Kann ich jetzt weiterreiten?«

      »Weiterreiten?« kam es heiser